Infos zum Spiel Hallertau
- Titel: Hallertau
- Verlag: Lookout Spiele
- Autor: Uwe Rosenberg
- Spieleranzahl (von bis): 1-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
- Dauer in Minuten: 50-140
- Jahrgang: 2020
Angeblich wurde südlich von Ingolstadt, in der Region Hallertau, der erste Hopfen in Mitteleuropa angebaut. Nachprüfen lässt sich das natürlich nicht wirklich, aber belegbar ist zumindest, dass nach dem Landshuter Erbfolgekrieg 1516 in Ingolstadt im Zuge der neuen Landesordnung auch das bayrische Reinheitsgebot für das Bierbrauen erlassen wurde und als Vorläufer für das aktuell gültige Reinheitsgebot fungierte.
Das gleichnamige Brettspiel Hallertau (Lookout Spiele) versetzt uns in das Jahr 1850 und in die Region Hallertau. Die Spieler übernehmen jeweils die Rolle eines Dorfvorstehers und müssen die dorfeigenen Handwerksbetriebe (Zimmerei, Brauhaus, Backhaus, Kühlhaus und Manufaktur) so mit Ressourcen versorgen, dass das Dorf gleichmäßig ausgebaut werden kann. Dafür sind sowohl Arbeiter in verschiedenen, allgemein zugänglichen Tätigkeitsbereichen, als auch Schafzucht und Ackerbau auf den eigenen Feldern notwendig. Wer nach sechs Runden sein Dorf am besten ausbauen und die meisten Siegpunkte erwirtschaften konnte, gewinnt das Spiel.
Vor einer Partie muss allerdings erst einmal das recht umfangreiche Spielmaterial aufgebaut werden und das benötigt ziemlich viel Platz. Dabei nimmt der zentrale Aktionsplan mit seinen 16 Einsatzvierteln fast schon die geringste Fläche ein. Dort wird auch das gewählte Hofkarten- und Einstiegskarten-Deck abgelegt. Jeder Spieler erhält zudem einen Ackerplan, einen Hausplan und einen Stallplan, auf dem sechs Hofkarten verdeckt ausgelegt werden. Diese dienen gleichzeitig als Rundenzähler.
Wie funktioniert der Spielablauf?
Jedes Spiel läuft über sechs Runden, die wiederum jeweils in zehn Phasen unterteilt werden (Viertel, Neue Arbeiter, Einkommen, Aktionen, Neue Karte, brachliegende Äcker, Erntezeit, Melken, Fortschritt, Findlinge). In der ersten Phase werden wie bei einem klassischen Worker-Placement-Spiel Arbeiter aus den Einsetzvierteln des zentralen Tableaus entfernt, um dort wieder neuen Platz zu schaffen. Wie viele und wo genau, das hängt von der Spielerzahl ab.
In der zweiten Phase nimmt jeder Spieler die Hofkarte der aktuellen Runde von seinem Stallplan. Auf dem so freigewordenen Platz finden sich wichtige Informationen für spätere Phasen. Auf der Karte werden die dem Spieler in dieser Runde zur Verfügung stehenden Arbeiter platziert. Die entsprechenden Informationen dazu kommen vom Hausplan.
In der nächsten Phase können die Spieler jeweils ihre bereits ausgespielten Bonuskarten aktivieren und erhalten die darauf verzeichneten Ressourcen bzw. Aktionsmöglichkeiten. Anschließend platzieren die Spieler reihum ihre ihnen in dieser Runde zur Verfügung stehenden Arbeiter entweder auf dem Aktionsplan oder sie tauschen Arbeiter gegen Werkzeuge. Diese Phase läuft solange, bis die Spieler alle ihre Arbeiter komplett verbraucht haben.
Auf den meisten Feldern des Aktionsplanes erhalten die Spieler für den Einsatz ihrer Arbeiter Ressourcen oder können diese gegen andere eintauschen. Zusätzlich ist es auch möglich den eigenen, Acker zu bestellen und Feldfrüchte auszusäen oder sich den Schafen im Schafstall zu widmen.
Nach dem Ende der Aktionsphase nehmen alle Spieler ihre ausgespielte Hofkarte auf die Hand. In der folgenden sechsten Phase kümmern sich die Spieler um ihre Ackerpläne. Alle brachliegenden, sprich, nicht bepflanzten Äcker, verbessern die Qualität ihrer Erträge indem sie auf dem Plan hochgestuft werden. Durch diesen kleinen, thematischen Kniff werden die Vorteile der Zweifelderwirtschaft sehr anschaulich dargestellt. Anschließend folgt schon die Erntephase, in welcher die Feldfrüchte vom Acker in die entsprechenden Vorratstruhen wandern. Danach werden die erschöpften Äcker zurückgestuft.
Schon sind die Spieler in Phase acht, in der sie ihre Schafe auf ihrem Schafplan melken und dafür jeweils Milch erhalten. In Phase neun zahlen sich dann endlich die Bemühungen aus, denn die dorfeigenen Handwerksbetriebe werden mit den dringend benötigten Ressourcen versorgt. Dadurch können sie verbessert (also nach rechts verschoben) werden. Dieses wird allerdings von Runde zu Runde schwieriger, da die entsprechenden Kosten steigen.
Die auf dem Hausplan liegende Haustafel ist an die Handwerksbetriebe gekoppelt und wird mit nach rechts verschoben, wenn alle fünf Betriebe verbessert wurden. Dadurch werden anfangs zusätzliche Arbeiter und später im Spiel noch Siegpunkte generiert. Durch den Einsatz von Werkzeugen können Findlinge, die den Handwerksbetrieben im Weg liegen, verschoben bzw. weitergerollt werden. In der zehnten und letzten Phase einer Runde werden die Findlinge bezüglich der Handwerksbetriebe wieder so ausgerichtet, wie das in der Startaufstellung schon geschehen war.
Nach der sechsten Runde werden die erzielten Siegpunkte auf dem beiliegenden Wertungsblock vermerkt. Wer die meisten davon in den verschiedenen Kategorien sammeln konnte, gewinnt die Partie.
Wie gut ist das Brettspiel Hallertau?
Hallertau ist nach langer Zeit endlich mal wieder ein „großes“ Brettspiel von Uwe Rosenberg, das in derselben Liga wie Ein Fest für Odin oder Caverna spielen will. Ganz typisch für ihn, wird auch hier wieder die Bewirtschaftung eines Bauernhofs thematisiert. So wird zum Beispiel das Prinzip der Zweifelderwirtschaft überaus anschaulich dargestellt. Demgegenüber fehlen aber andere Elemente völlig. So sind Schafe z. B. die einzigen Tiere im Spiel und die Arbeiter benötigen keinerlei Nahrung für ihre tägliche, harte Arbeit.
Mit reichlich und tollem Material gut ausgestattet, kommt bei Hallertau spieltechnisch ein Mix aus Worker-Placement und Ressourcen-Management zum Einsatz. Die Spielregel ist wirklich eingängig geschrieben und sehr gut gegliedert.
Dadurch gelingt der Einstieg in dieses Expertenspiel schnell, zudem gibt es kaum Sonderregeln zu beachten. Natürlich ist es anfangs nicht ganz einfach, sich durch die zehn Phasen einer Runde zu arbeiten, aber mit der Spielerhilfe geht auch dieses recht problemlos. Trotzdem kann es im Spiel gerade in den letzten Runden längere Grübelpausen geben, um den perfekten Zug oder die Zugreihenfolge zu finden.
Nach ein paar Partien merkt man aber leider, dass sich Hallertau merkwürdig repetitiv anfühlt. Wirkliche Abwechslung sucht man vergebens, auch die unterschiedlichen Decks können diese nicht garantieren.
Deshalb optimieren die Spieler vorwiegend ihre Ressourcen, um möglichst perfekte Züge ausführen zu können. Hinzu kommt, dass Interaktion lediglich durch gegenseitiges Blockieren auf dem zentralen Aktionstableau stattfindet und der Glücksfaktor im Spiel recht groß werden kann, wenn man eine passende oder nicht passende Punktekarte zieht. Dazu kommt, dass Hallertau mit der thematischen Einbindung eines Hopfenanbaugebietes suggeriert, dass man in diesem Spiel auch Bier brauen kann, wofür ja Hopfen hauptsächlich gebraucht wird. Aber leider ist es nicht an dem. Insofern ist das Thema leider beliebig austauschbar, zumal sich im Spiel ein paar thematisch merkwürdige und unpassende Regeln finden.
Ich muss gestehen, dass mich Hallertau ein wenig ratlos und unentschieden zurücklässt. Zum einen hat es für ein Expertenspiel eine erfreulich niedrige Einstiegshürde und spielt sich zudem recht problemlos herunter. Zusammen mit der sehr guten Ausstattung und den teilweise spannenden Spielelementen würde das durchaus für eine Empfehlung ausreichen. Gleichzeitig hat Uwe Rosenberg aber auch mit seinen anderen Spielen die Messlatte ziemlich hoch gelegt und an diesen muss sich Hallertau nun mal messen lassen. Insofern stehen die thematische Beliebigkeit, die wirklich sehr geringe Interaktion und der recht lineare Spielverlauf, bei welchem das Glück beim Kartenziehen den entscheidenden Unterschied ausmachen kann, einer wirklichen Empfehlung im Wege. Insofern dürfen Uwe-Rosenberg-Fans bei Hallertau zwar bedenkenlos zugreifen, ansonsten sollte man jedoch seine Spiele genau miteinander vergleichen und sich dann für das am besten passende entscheiden.
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