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Allein gegen niemanden

Person spielt Solospiele - generiert mit dall-e

Heute spiele ich mal solo

Wer allein spielt, muss nicht immer auf seine Mitspieler warten. So (ähnlich) hob vor kurzem ein Verlag eines seiner Spiele hervor, das die Spieleranzahl „1 bis …“ ausweist, also auch solo gespielt werden kann.

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Da ist was Wahres dran, wenngleich das so klingt, als wäre schon die Tatsache ein Makel, dass man mit mehreren Leuten am Tisch sitzt und man dabei auf andere Rücksicht nehmen muss. Zugegeben: So mancher Mitspieler strapaziert die Nerven seiner Konkurrenten in der Art, dass man sich wünscht, es gäbe ein wirksames Mittel, das beispielsweise zu langes Denken schmerzhaft bestraft. Aber immerhin leben in der Regel Spiele davon, dass nicht einer allein Takt und Marschrichtung vorgibt und die anderen nur „mitspielen“. Je größer die Spieltiefe, desto mehr versinkt jeder in seinem Plan und muss womöglich zwischendurch daran erinnert werden, dass bald die Sonne aufgeht.

Mehr Spiele mit Solovarianten

Seit der Corona-Pandemie, in der besonders Familien wieder vermehrt an den Spieltisch zurückgekehrt sind, haben eingefleischte Gruppenspieler gemerkt, dass eine Solovariante eines Spiels eine Zeit lang eine Alternative sein kann. Eine Alternative zu: Gar nicht spielen. Die Hersteller haben das ebenso schnell wie dankbar aufgenommen. Und tatsächlich hat sich die Anzahl der Gesellschaftsspiele, die solo – gut! – spielbar sind, erheblich gesteigert.

Niemanden hat das zum Glück davon abgehalten, sich nach Entlassung aus der Einzelhaft wieder in den gewohnten Gruppen einzufinden. Das spricht dafür, dass doch irgendein Widerspruch, eine andere Herangehensweise, ein echter Gegner eben keine noch so gute Solospielregel ersetzen. Und es beweist, dass man Spielen nicht auf das haptische Erlebnis begrenzen möchte. Ich würde sogar behaupten, man habe sich bestimmt ab und zu gewünscht, es gäbe eine Downtime, die man dazu nutzen kann, das taktische Gegrübel der Gegner zu durchleuchten – dauere diese auch noch so lange.

Spielmaterial als Gemälde, generiert mit dall-e

Das Ziel ist das Ziel

Im Spiel gegen das Spiel geht es fast immer nur um Höchstpunktezahlen. Genau genommen gewinnt man noch nicht mal, denn wo einer gewinnt, muss es auch Verlierer geben. Vielmehr kann man oft in einer Tabelle ablesen, wie gut man war, wenn man eine bestimmte Benchmark erreicht hat. Das Spiel als Gegner aber lässt es gefällig über sich ergehen und fordert dich bestenfalls non-verbal heraus, es sogleich besser zu machen. Wie arrogant. Eine einpolige und daher unbefriedigende Kommunikation. Keiner jammert, was für Fehler er gemacht hat. Keiner triumphiert ob der ausgeklügelten Strategie, die gar nicht zu schlagen war. Es sind die Emotionen, die fehlen. Auch in Bezug auf Wartezeiten.

Kein Ärger ohne Gegner

Ja, warten musste man nicht und man konnte sich auch nicht darüber aufregen. Und das bringt uns zum Anfang zurück. Ist die Lösung der Solospielvarianten wirklich eine gute? Mir machen nur die wenigsten Solospiele Spaß, was nicht daran liegt, dass sie nicht richtig funktionieren. Im Gegenteil. Doch genau das, was mich am meisten aufwühlt, also, wenn es mal wieder nicht weitergeht, weil einer nicht weiß, dass er schon wieder dran ist, oder ein Mitspieler den Eindruck erweckt, er habe einen biologischen Systemabsturz erlitten, oder gar, dass ich verloren habe, das vermisse ich bei Partien mit mir allein. Von einem Sieg gegen starke Gegner ganz zu schweigen.

Solospiel als Lernhilfe

Zumindest einen guten Grund gibt es für mich doch, ein Spiel allein zu spielen. Man lernt es so besser kennen, als nur die Regel zu lesen. Will ich also meinen Mitspielern beim nächsten Spieleabend das Spiel näherbringen, macht es sich gut, wenn man das Spielmaterial, die Mechanismen und Abläufe schon mal aus der Praxis kennt, auch wenn nicht alles 1:1 mit dem Mehrspielerspiel übereinstimmt.

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25 Kommentare

Riemi
Riemi 7. Juni 2023 at 20:45

Danke Axel. Du sprichst mir aus der Spielerseele.

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Nicole 9. Juni 2023 at 17:03

Ich frage mich was so ein Artikel soll. Kann doch jeder machen wie er will. Es gibt inzwischen so viele Spiele, die solo super funktionieren und bei denen es eben nicht nur um eine Punktejagd geht.

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Michael Weber
Michael Weber 9. Juni 2023 at 10:03

Es gibt Unterschiede zwischen Solospiel und Solospiel. Ist ein Gesellschaftsspiel krampfhaft auf einen oder zwei Menschen hingebogen, ist es unsinnig. So verständlich es aus Sicht des Verlages, Spieleerfinders oder der Fans ist: Wenn ein Spiel nicht ohnehin für eine besimmte Gruppengröße gedacht ist, wirkt es unsinnig und macht in der Regel nur mäßig(er) Spaß.

Ist die Variante oder das ganze Prinzip aber Teil des natürlichen Entwicklungsprozesses, sind solche Solospiele oder Solovarianten prima. Speziell Escape-, Krimi-, Logik-, Rätsel-, Abenteuerspiele sind so prima machbar und zwar mit Spaß.

Das Problem ist eben, dass viele Titel nur hingbogen werden. Ich will nicht gegen einen Automaten spielen, wenn dieser nur andere Leute simuliert. Es muss natürlich wirken. Besonders schlimm sind die Gesellschaftsspiele, die mit einer weiteren virtuellen Person mit Pseudo-Entscheidungswegen als James oder Marie mitmachen (decke zwei Karten auf, nehme die Linke für James oder Marie, wenn sie Bedingung xyz erfüllt …).

Kurz: Doch, Solospiele und Solovarianten können Spaß machen. Die meisten sind aber einfach nicht gut (genug). Allerdings hat sich die Qualität in den letzten Jahren deutlich verbessert.

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Christian S. 9. Juni 2023 at 14:06

Ich verstehe die Diskussion nicht, wird ja keiner gezwungen Solo zu spielen. Ich habe hier das Gefühl, dass hier Solospieler als Spieler zweiter Klasse oder so dargestellt werden, zumindest das scheinbar wenig Verständnis da ist, dass Leute auch gerne Solo spielen. Alle mögen unterschiedliche Spiele (auch bei Mehrspielerspielen) und das ist doch gut so, schließt sich ja auch nix aus. Manchmal mag ich die natürlich emotionalere große Runde, manchmal mag ich allein vor mich hinpuzzeln. Am Wochenende werde ich mit meiner Familie zusammen spielen, nächste Woche bin ich auf Dienstreise, da werden 2-3 kompakte Solospiele eingepackt bevor ich den ganzen Abend im Hotelzimmer aufs Handy starre… Also jeder so wie man es mag. 😀

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Axel Bungart
Axel Bungart 9. Juni 2023 at 16:40

Nein, es soll niemand degradiert oder auch nur eingestuft werden.

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Markus 9. Juni 2023 at 14:59

Ach Gottchen, schon wieder jemand, der einem unterschwellig mitteilen will, dass Solospiele niemals Multiplayerspiele ersetzen können. Wird das nicht langsam langweilig?🙄

Ich bin Vielspieler, und zwar RichtigVielspieler. Laut BG Stats hatte ich letztes Jahr 1.262x Brettspiele gespielt. Ich spiele viel mit meiner Frau und (wenn sie mich lassen) mit meinen Kindern, jeden Mittwoch und Sonntag mit unterschiedlichen Gruppen und 2x im Monat organisiere ich Brettspielabende in unserer Firma. Ich spiele sehr gerne mit anderen und trotzdem spiele ich mehr als 60% solo und liebe es. Erstens kann ich dadurch spielen, wann immer ich will (sofern ich die Zeit habe), so lange ich will (ich gehe selten vor 1 Uhr ins Bett, mein Freundeskreis deutlich früher), kann so schnell oder so langsam spielen wie ich will und immer genau das Spiel spielen, das ich in dem Moment gerne spielen möchte.
Beides hat seine Daseinsberechtigung, beides ist toll, und es ist extrem begrüßenswert, dass immer mehr Spiele einen Solomodus verpasst bekommen und es dazu auch immer mehr reine Solospiele gibt. Und trotzdem nimmt niemand dem Autoren seine Multiplayerspiele weg.

P.S.: Allein dieser Satz zeigt übrigens, dass der Autor das Thema bestenfalls flüchtig gestreift, sicherlich aber nicht ordentlich recherchiert hat: „Im Spiel gegen das Spiel geht es fast immer nur um Höchstpunktezahlen.“ Diese „beat your own highscore“-Mechanik war früher gang und gäbe, heute gibt es aber haufenweise Spiele, in denen man entweder gegen Bots (Automas) antritt oder wie bei Videospielen gegen das Spiel selbst. Zu meinen Lieblings-Solospielen gehören Final Girl, Villen des Wahnsinns, Arkham Horror LCG, Isofarian Guard, Hadrian’s Wall und viele mehr – keines von denen hat diese „Höchstpunktzahl-Mechanik“.

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Axel 9. Juni 2023 at 16:35

Danke für Deinen Kommentar.
Ich beneide ein bisschen jeden, der sich die Zeit mit Solospielen vertreiben kann, weil es ihm Spaß macht.

Ich wünschte mir würde es mehr Spaß machen. Aber es ist wie sooft: Die einen sagen so, die anderen so. Womit der eine nicht unterschwellig etwas suggeriert, genauso wenig, wie der andere etwa überschwänglich feiert. Oder?

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Susanne 9. Juni 2023 at 17:08

Markus hat schon mal das wichtigste gesagt!
Als Ergänzung: Hast du Axel schon einmal die Idee gehabt, dass es Menschen gibt die einfach alleine leben ? Mein Mann ist nach fast 40 Jahren Ehe verstorben, meine Kinder sind erwachsen und in meiner Umgebung hat niemand Interesse an Spielen die mehr Anspruch haben was über Mensch Ärger Dich nicht oder Monopoly hinaus geht. Spiele wie diese wären für mich Zeitverschwendung!!
Seit es Solospiele gibt, kann ich wieder Dungeon spiele spielen, Kartenspiele spielen, und KEINES davon bietet mir eine Punktejagd , denn eine Punktejagd mag ich weder in einem Spiel mit 4 Spielern noch als Solospielerin.
Es gäbe noch viel dazu zu schreiben…aber eines möchte ich betonen, ich bin den Spieleentwicklern unheimlich dankbar dass es Solomodi gibt, oder Versionen wo Menschen die alleine sind auch weiter ihr Hobby betreiben können, denn mir macht es unheimich viel Spaß und ich habe keine Lust mein Leben wegzuwerfen nur weil ich grad alleine lebe. Alle die Solospieler so von „oben herab“ beobachten sollten sich mal in so eine Situation versetzten und einfach mehr Toleranz walten lassen.
Im übrigen .. nimmt zwingt irgendjemanden Solo spielen zu müssen – -oder ?

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Axel Bungart
Axel Bungart 10. Juni 2023 at 12:34

Hallo Susanne,

Danke für Deinen Kommentar. Da Du so direkt fragst: Nein, habe ich nicht. Ich wollte nicht die Sichtweise von Menschen in verschiedenen Lebenslagen durchleuchten, wie auch hier an anderer Stelle gewünscht oder vermisst. Ich wollte auch gar nichts diskutieren. Es geht mir darum, MEINE Sichtweise darzustellen, was mir auch angesichts der Reaktionen trefflich gelungen scheint.

Aber ich finde es ja sehr interessant und auch positiv, dass sich viele hier mit anderen Meinungen und Aspekten zu Wort melden. Wenn sie dabei nur nicht übersehen würden, dass das IHRE Meinung ist, die, wenn ich sie so vertreten hätte, eine ähnliche Reaktion hätte hervorrufen können, nur eben in die andere Richtung.
Mein Empfinden ist aber anders.

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Nadine C. 9. Juni 2023 at 17:50

In dem Artikel wurde noch etwas ganz andres übersehen. Es gibt auch Menschen, die nicht so gerne unter vielen Leuten sind und daher auch vielleicht eher gerne alleine spielen und es auch begrüssen, dass es so viele unterschiedliche Solospiele gibt. Ich persönlich liebe es, wenn mir ein Spiel eine Geschichte erzählt, so wie Sleeping Gods, Stuffed Fables, Etherfields…. Aber auch mag ich Solospiele wo ich dabei grübeln muss bzw auch so lange grübeln kann wie ich mag, ohne dass ich Zeitdruck habe. Hier kann ich mich ganz im Spiel verlieren, so wie bei Everdell oder auch Terraforming Mars. Da ich alleine lebe kann ich ganz spontan etwas spielen, ohne vorher mich mit Freunden abzusprechen, wenn man denn Zeit hat.
Die meisten meiner Lieblingssolospiele sind Coop-Spiele. Ich ziehe es vor gemeinsam, auch in einer Gruppe, gegen das Spiel zu spielen, als alle gegeneinander. Coop-Spiele, welche Geschichten erzählen und nahtlos zwischen solo spielen und gemeinsam spielen wechseln können sind meine absoluten Lieblinge. Ich bin übrigends kein Fan von Highscore Solo-Spielen, sondern ziehe Spiele mit klaren Gewinnbedingungen vor. Wenn man verliert, verliert man halt und ist weiter angespornt es besser zu machen. Und alleine kann man sich auch ohne Ablenkung besser auf eine neue Strategie konzentrieren 😉

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Ben 9. Juni 2023 at 19:26

Absolut unsinniger Artikel?
Wo soll der hinführen?
Kein Mensch MUSS Solo Spielen aber wie vlt. der Autor des Artikels auch schon mitbekommen hat freuen sich super viele Menschen darüber, dass man fast jedes Spiel heutzutage spielen kann.
Etwas was das Hobby so voranbringt so zu kritisieren ist albern.
Das wäre ja so als würde man einen Artikel über Expertenspiele spielen und sich dann darüber beschweren dass die keinen Spaß machen und nichts für einen sind weil die ja sooo kompliziert sind und man immer ne halbe Stunde bis Stunde Regeln lernen muss bevor man endlich losspielen kann.
Teilweise haben Spiele Solo-Varianten die so gut sind, dass man sie lieber alleine spielt als mit anderen Spielern (Paper Tales z.B.).
Wirklich unsinnig ….

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Michael Weber
Michael Weber 9. Juni 2023 at 20:18

Axel hat hier seine persönliche Sichtweise geschildert. Wie kommt man bitte darauf, dass Solospiele oder Leute abgewertet werden, die Solospiele mögen? Das kann ich aus dem Text überhaupt nicht herauslesen. Er schreibt doch sogar, dass es immer mehr gute Solospiele gibt.

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Lars 9. Juni 2023 at 20:02

Als im Dezember 2019 Harald Schrapers den Untergang des Abendlandes herbeigerufen hatte, weil es immer häufiger Spiele ab 1 Spieler gäbe, hatte Michael Weber von „Reich der Spiele“ in der Facebookgruppe der Brettspielwiese das Folgende geschrieben:
„Spielbox gepaart mit Jury Spiel des Jahres und dann kommt so etwas dabei heraus. Harald Schrapers, von dir hätte ich deutlich mehr erwartet.
Ich glaube, Reich der Spiele war das erste nennenswerte Online-Magzin, das sogar eine eigene Rubrik für Solospiele hatte. Und das aus gutem Grund.“
Wie passt denn diese Aussage zum hier verfassten Artikel?

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Michael Weber
Michael Weber 9. Juni 2023 at 20:08

Lars, das passt prima. Dieser Artikel steht weder gegen Solospiele als solche, noch richtet er sich in irgendeiner Weise gegen Leute, die Solospiele gern spielen. Das war bei Harald Schrapers damals doch etwas anders. Hier erläutert Axel seine Sichtweise auf Solospiele. Wer den Artikel aufmerksam liest, kann das auch genau so erfassen. Da wir zudem für eine breite und meinungsstarke Berichtserstattung mit vielen persönlichen Sichtweisen bekannt sind, passt das außerordentlich gut, ohne auch nur einen Hauch die Bedeutung der Solospiele als Ganzes zu negieren.

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Susanne 9. Juni 2023 at 20:23

Lieber Michael, der Artikel kommt sehr negativ hinüber – alleine schon durch die Aussage man hat keine Emotionen wenn man gewinnt oder verliert..das ist einfach falsch , ich freue mich sehr wenn ich gewinne.. aber da ich alleine bin kann ich mich halt nicht so freuen .. aber das könnte ich auch nicht wenn ich mich über einen Fim freue, oder grad am Handy ein Spiel spiele .. wenn man alleine ist – ist man alleine . Wenn es aber dann Spiele gibt , das einem Freude bringt, weil man grad ein Abenteuer bestanden hat , ist das genauso wertvoll als wenn ich mit 4 Leuten am Tisch sitze.
Es wäre interessanter gewesen , wenn jemand der keine Solospiele mag hinterfragt warum Solospiele so boomen . nur als eine Idee.
Das ist genauso als würde ich mich als Opernfan darüber mokieren warum Schlager so beliebt sind..

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Michael Winckler / Nasgorian 10. Juni 2023 at 20:17

Aus meiner Sicht ist der Artikel über Solospiele einseitig, ungenügend recherchiert und in der Sprache tendenziös. Auch wenn Michael Weber das anders zu interpretieren versucht: Als engagierter Spieler beider Varianten habe ich mich als Solospieler abgewertet und belächelt gefühlt.

„Das Spiel als Gegner aber lässt es gefällig über sich ergehen“
„Es sind die Emotionen, die fehlen.“
„Kein Ärger ohne Gegner“

Allein diese drei Zitate – sie insinnuieren, dass das Partie gegen „das Spiel“ die leicht Variante ist, dass die Solospieler:in das ganz emotionsfrei-lässig runterspielen kann, dass nur ein Mensch im Spiel ein würdiger Gegner ist. Und das mit nicht sonderlich diplomatischen Worten.

Man wird das Gefühl nicht los, als sei der Artikel ohne rechte Tiefe runtergeschrieben worden. Hat Axel Bungart dafür wenigstens drei oder vier moderne Solovarianten getestet? Versucht, die Beliebtheit von Solospielen wirklich zu entdecken? Oder war da erst mal ein provokanter Titel (@Michael Weber: „Allein gegen Niemand“ ist also wertfrei-offen?) und der Text folgte dieser Leitlinie?

Mein eigenes Spielverhalten hat sich in den letzten zwei Jahren (und damit erst gegen Ende von Corona!) gewandelt. Früher fast reiner Gruppen-Brettspieler bin ich jetzt bei 70% Solospieler, 30% Gruppenspieler – und mein Gruppenspielumfang ist durchgehend gewachsen(!!) seit ich solo Spiele.

Gründe gibt es dafür viele (beispielsweise auch, dass ich selbst sehr viel und intensiv spiele und im Solo daher den härtesten Gegener habe – wurde das vom Autor bedacht?).

Aber meine Kernaussage ist eher: Warum diese Frontalgegenüberstellung? Das Spektrum ist kontinuierlich (true solo, multi-solo, kooperativ, duell, mehrspieler-semi-koop, mehrspieler, gruppengeeignet, partytauglich) und das Bashing auf Solospiele und -spieler:innen wirkt für mich vor allem wie: Klickbait.

Das zumindest hatte bei mir Erfolg :-0

Antwort
Axel Bungart
Axel Bungart 11. Juni 2023 at 00:43

Axel Bungart
Lieber Michael Winckler,

danke für Deinen Beitrag.

Den drei Attributen Deines ersten Satzes würde ich überwiegend zustimmen. Der Beitrag ist einseitig, denn er gibt nur meine Meinung wieder. Er ist sogar gar nicht recherchiert, denn es handelt sich nicht um einen Artikel (s. obige Antwort an Susanne), sondern einen Blog, bei dem ich bestenfalls im Innersten meines Körpers basierend auf meinen eigenen Spielerfahrungen (mit Solospielen) recherchiert habe.

Vor diesem Hintergrund halte ich den Ausdruck tendeziös für sehr schlecht gewählt. Ich erkenne darin auch nicht die Diplomatie, die Du selber anmahnst.

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Johannes 11. Juni 2023 at 07:25

Dafür, dass der Beitrag nur die eigene Meinung widerspiegeln soll, werfen sehr viele absolute Aussagen getroffen, die dann ja anscheinend bewusst polemisch formuliert worden. Polemik kann ein Stilmittel sein, um Dinge zu verdeutlichen, auf Probleme hinzuweisen oder mehr aber den Mehrwert abseits von Aufmerksamkeit und Klickbait sehe ich hier in Polemik überhaupt nicht.

Das „gar nicht recherchiert“ wurde, finde ich ziemlich absurd. Dann müsste man meiner Meinung nach deutlich stärker den eigenen Erfahrungsstand schildern. Ich schreibe doch auch nicht nach einer ersten Partie von einem Partyspiel, dass mir Partyspiele generell nicht gefallen und wenn, dann sollte das sehr offen kommuniziert werden.

Ich lese aus dem Artikel Frust gegenüber Solomodi heraus und das kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Du kannst Spiele weiterhin mit anderen spielen und kannst alle Solomodi ignorieren. Es gibt auch keinen Trend, der Multiplayer Spielen verdrängt oder ähnliches. Das liest sich halt, offensichtlich für sehr viele, wie draufhauen ohne zu erklären, wieso man draufhaut

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Sören Textor 13. Juni 2023 at 10:42

Hmm. Ich schrieb es schon auf Facebook, aber gerne noch einmal hier. Auf einer Brettspielseite eine Meinung zu Solobrettspielen zu veröffentlichen, die dann ohne Recherche oder anderweitige Auseinandersetzung mit dem Thema einhergeht, empfinde ich als problematisch. Denn man sollte meinen, dass hier Personen mit einer gewissen Expertise Artikel schreiben. Wenn in einer Autofachzeitschrift ein Redakteur seine Meinung über Elektroautos kundtut und ich nur veraltete Stammtischparolen zu lesen bekomme, dann frage ich mich bei den nächsten Artikeln des Autors erst recht, ob die darin enthaltenen Aussagen überhaupt stimmen.
Würde man hier seine Meinung über SUP-Boards mitteilen, dann gehe ich nicht davon aus, dass der Autor tiefe Kenntnisse bzgl. des Themas hat.
Aber nach wie vor Frage ich mich nach dem Zweck dieses Beitrages … Clickbait, Trollen, …? So zumindest erscheint das Feedback auf FB.

Antwort
Michael Weber
Michael Weber 13. Juni 2023 at 11:43

Sören, bei allem Verständnis. Aber vielleicht solltest du dem Autor des Blogartikels (bei uns stets mit Meinung verbunden) seine Meinung lassen. Er schreibt nicht, dass Solospiele schlecht sind, sondern:

„Mir machen nur die wenigsten Solospiele Spaß, was nicht daran liegt, dass sie nicht richtig funktionieren. Im Gegenteil. Doch genau das, […,] das vermisse ich bei Partien mit mir allein.“

Dieses im ausgelassenen Zitatteil ausführlich begründete Empfinden kannst und darfst du ihm nicht absprechen. Ob er keine guten Solospiele kennt, spielt dabei doch gar keine Rolle. Er mag sie einfach nicht und das schildert er.

Du kannst seine Meinung selbstverständlich kritisieren, aber du darfst sie ihm nicht absprechen. Es wäre für eine Diskussion äußerst hilfreich, zunächst diese Sichtweise als ebenso legitim zu akzeptieren, wie du der Ansicht bist, dass deine Meinung legitim und richtig ist. Sonst ist alles Weitere an Diskussionen witzlos. Genau das findet in der Facebook-Diskussion zusätzlich zu einer extremen Wahrnehmungsverzerrung nicht statt. Das ist kein Clickbait, sondern im Gegenteil: Dort läuft eine Diskussion um Dinge, die weder im Text stehen, noch zutreffen. Das überrascht mich, da das weder gewollt noch zu erwarten war. Das Teilen ist Standard bei uns, sofern es nicht normale Rezensionen sind. Clickbait wäre gewesen: Solospieler haben keine Ahnung und sind soziophob.

Ich verstehe, dass jemand diese Erfahrung nicht nachvollziehen kann, weil diesem Menschen Solospiele Spaß machen. Aber ebenso muss man doch bitte anderen zugestehen, dass sie andere Vorlieben haben. An keiner einzigen Stelle schreibt Axel, dass Solospiele schlecht sind oder nicht funktionieren. Im Gegenteil: Er räumt ein, dass sie gut sind, hervorragend funktionieren. Aber für ihn sind sie eben nichts. Und das ist ein extremer Unterschied zum Jury-Vorsitzenden, der Solospiele durchaus als nicht ganz vollwertige Gesellschaftsspiele (hah, Wortsinn) abgewertet hat.

Gern kannst du Axel Spiele vorschlagen, die besonders gut sind. Ich fürchte nur, dass ihm die trotzdem nicht gefallen werden. Und auch das musst du dann akzeptieren. Denn es geht im gesamten Text nicht um die Frage, ob es gute Titel gibt, sondern dass es IHM keinen Spaß macht. Das sollte eigentlich nicht einmal eine große Diskussion wert sein, gibt aber unserer Leserschaft Einblicke in das Spielerleben (doppelter Wortsinn) und beleuchtet eine weitere Facette, ohne einen Anspruch auf objektive Wahrheit abseits des eigenen Empfinden zu haben. Was du forderst, war weder Intention des Textes, noch ist es erforderlich, diese Dinge in einen persönlichen Blog einzubauen. Begründet ist Axels Meinung dennoch.

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Sören Textor 13. Juni 2023 at 18:52

Nun, hier differieren unsere Ansichten, aber das gehört ja irgendwie auch dazu.Gerne gebe ich zu, dass ich bewusst etwas überspitzte Formulierungen verwendet habe 😉 Axel Bongart kann aber auch gerne selbst antworten. Zumindest haben mir seine bisherigen Antworten durchaus gefallen. 🙂 Dabei belassen wir es der Einfachheit halber. Die Erde dreht sich weiter und das ist gut so.

Axel Bungart
Axel Bungart 14. Juni 2023 at 12:14

Lieber Sören,

danke für Deinen Kommentar hier.

Michael Weber hat das Ganze nicht nur vollumfänglich, sondern auch auf den Punkt beantwortet. Ich schließe mich dem inhaltlich an und wüsste nicht, was ich noch Sinnvolles beitragen kann.

Da Du Dir aber die Mühe gemacht hast, hier auch zu posten: Was kann ich Dir noch beantworten?

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Sören Textor 14. Juni 2023 at 12:24

Hallo Axel. Ich denke, ich bin soweit zufrieden 😀 Fragen hätte ich viele, aber keine, die zum Thema hier passen. Aber dein nächster Artikel kommt bestimmt 😀

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Sören Textor 11. Juni 2023 at 09:27

So eine Meinung ist durchaus legitim. Allerdings basiert diese auf einer ebenso falschen Faktenlage. Man spielt heute solo meist gegen künstliche Gegner, die im optimalen Fall auf die eigenen Entscheidungen reagieren. Reine Highscore-Jagden sind für mich bspw sehr öde.
Darüber hinaus finde ich es schade, dass immer wieder erneut mit der Gesellschaftskeule geschwungen wird. Wieso sollte ein Solospieler weniger soziale Kontakte habe oder wieso muss ein Brettspiel zwangsweise zu mehrt gespielt werden? Klar, reine Solospiele ist nicht jedermanns Sache. 6-12 Personenspiele aber auch nicht.
Die Frage, die sich mir stellt, ist folgende: Welchen Zweck hat der Artikel?

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Sunny 25. Januar 2024 at 14:45

Manche Argumente in diesem Artikel sind schon etwas merkwürdig und lassen darauf schließen, dass vielleicht noch nicht das richtige Spiel dabei war. Aber grundsätzlich stimme ich der Aussage zu, dass es schade ist, wenn ein Spiel mit dem Motto „nie mehr auf andere warten“ damit wirbt…

Gemeinsames Spielen macht doch deutlich mehr Spaß, wenn man die richtigen Leute dafür hat, die gewinnen und verlieren können und einfach Spaß am Spiel haben, ohne dass es darauf ankommt, wer denn nun gewinnt. Und am Ende freut man sich mit dem Gewinner oder weint mit dem Verlierer.

Leider geht es mir oft so, dass viele gar keine Lust auf komplexere Spiele haben oder andere Spielmechanismen als ich mögen. Dazu kommt, dass ich gerade auch eine Trennung durchlebe. Also bald auch alleine lebe und dann niemand mehr für ein spontanes Spiel da ist. Natürlich kann ich auch Spielgruppen besuchen und da versuchen, Anschluss zu finden. Aber ich bin jetzt auch nicht unbedingt der Mensch, dem das leicht fällt, irgendwo Anschluss zu finden. Daher bin ich sehr dankbar für Solomodi bei all den tollen Spielen. Und ich achte mittlerweile beim Kauf tatsächlich darauf, dass Spiele AUCH solo spielbar sind.

Alles in allem gebe ich dir im Grundsatz aber Recht. Nichts kann einem die Gesellschaft ersetzen. Und dennoch sollte es noch viele weitere Spiele mit Solomodus geben…

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