Das Hobby auf dem Bildschirm
Inka und Markus Brand, Rita Modl, Uwe Rosenberg, Jürgen und Michael Loth und Klaus Teuber. Sie alle eint etwas. Es sind Menschen, die es geschafft haben, hinter die Spieleschachtel zu kommen. Ihre Namen stehen auf den Gesellschaftsspielen. Diese Pappdinger, die für viele Menschen auf der Welt Glücksgefühle, Zufriedenheit oder Entspanntheit bedeuten. Andere finden Gesellschaftsspiele einfach nur doof und lästig. Aber auch die kennen bestimmt Gesellschaftsspiele beim Namen. Auch wenn die Namen der Autorinnen und Autoren auf dem buntbedruckten Spielekarton denen überhaupt nicht auffallen. Und überhaupt? Was sollen das schon für Typen sein?
Was zeigt „Spielerepublik Deutschland“?
Dieses ändert sich mit dem Dokumentarfilm des Bayrischen Rundfunks „Spielerepublik Deutschland“ von Hendrik Maximilian Schmitt. Über die Realisation dieses Projekts, das sei an dieser Stelle verraten, könnte ein eigener Film gedreht werden.
Entstanden ist ein Dokumentarfilm, der viel persönliches aus dem spielerischen Bereich der Protagonisten preisgibt. Erstmal das Warum? Über „wir wollten einmal unser eigenes Spiel in den Regalen sehen“ zu „habe ich schon immer gemacht“ oder „habe ich mir gedacht, das kannst du auch“. Und das alles ist anders als in der Doku-Reihe Willkommen in der Welt der Brettspiele.
Spiele können auch erfunden werden um einfach nur aus dem harten Alltag zu entfliehen. Das alles sind Beweggründe um sich den Verlagen zu stellen, die Gesellschaftsspiele produzieren. Prototypen wollen mit Schere und Klebstoff gebastelt werden. Die dann den Verlagen zugeschickt werden und sehr oft mit einer Absage zurückkommen. Wie es dann in einen aussieht und warum man trotzdem weitermacht. Wie die Kinder der Autorinnen und Autoren ihre Eltern und Kindheit sehen. All dem kommen die Zuschauer sehr nahe.
Der Film zeigt intensive Nähe zum Hobby Gesellschaftsspiele
Das macht „Spielerepublik Deutschland“ aus. Die Nähe. Das Gefühl, hier sind Typen wie du und ich, die einfach durch das Hobby zu Menschen geworden sind, die man kennt. Zumindest auf den Spielemessen dieser Welt. Wie zum Beispiel die Messe: Spiel Essen. Dem spielerischen Nabel der Welt. Außerhalb dieser Welt genießen die Autorinnen und Autoren ein sehr normales Leben.
Einblicke für Fans und alle, die es werden wollen
Den Blick von außerhalb auf die „Spielerepublik Deutschland“ gibt es auch. Von Amerika aus. Auch hier kennt man die Namen von den Autorinnen und Autoren aus Deutschland. Sie haben auch hier Fans. Unter anderen Prominente die für die Spiele richtig brennen. Andere schauen auf den Kritikerpreis Spiel des Jahres und träumen von dem heiligen Gral der es erlaubt, finanziell unbesorgter zu sein. Wie diese Spiele des Jahres entstanden sind, wird natürlich auch gezeigt.
„Spielerepublik Deutschland“ gibt einen Einblick in die deutsche Autoren und Verlagsszene. Ein ehrlicher und offener Einblick. Für Leute die Gesellschaftsspiele mögen, ist das nicht weniger als ein Muss. Für andere, die zumindest Dokumentarfilme mögen, auch. Es darf herzhaft gelacht werden. Es gibt auch sehr nachdenkliche Momente, wenn Klaus Teuber aus der Zeit vor seinem Erfolg erzählt. Er ist in 2023 gestorben. Wenn am Ende des Films sein Foto mit seinen Lebensdaten erscheint, ist das ein sehr emotionaler Moment.
Titelfoto: Hendrik Maximilian Schmitt/U5 Filmproduktion GmbH
2 Kommentare
Sehr schöner Beitrag zu diesen Film. Ich könnte ebenfalls episch darüber etwas schreiben. Mir hat es grundsätzlich sehr gut gefallen. Was ich genau wie der ber Dokureihe des HR suboptimal finde ist, dass überhaupt nicht moderiert oder erklärt wurde. So ist es ein Film, der gezielt die Szene anspricht, aber die Masse der zufälligen Zuschauer anfangs geradezu ratlos zurücklassen könnte. Nicht einmal einen echten Vorspann gibt es. Das ändert aber nichts daran, dass die Arbeit des Spieleerfindens sehr gut dargestellt wurde.
Mein Highlight neben Klaus Teuber ist die Sendung Spielzeit gewesen. Was war das TV seiner Zeit damals voraus. Ein völlig abgefahrenes Kozept. Leute spielen, rauchen und haben volle Gläser neben sich, während Zuschauer anrufen. Warum geht so etwas heute eigentlich nicht? Zumindest ohne Fluppen? Bei der Erklärung zur Idee zu Malefiz habe ich mich weggeschmissen.
Ich war baff, als ich sah, dass das Fernsehen dem Thema Spiel 90 Minuten gibt. So etwas hätte ich nie erwartet. Vielleicht kommt auch dort an, dass Spielen eben schon für viele eine hübsche Freizeitbeschäftigung ist.
Nebenbei fand ich den Beitrag einfach gut, wenn auch häufig gesprungen wurde, was mir schon grundlos vorkam.