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Messebericht: Das war die SPIEL ’19

Besucherrekord auf der Spiel 19 - Foto von Merz Verlag

Spielend über die Spielemesse in Essen

„Game over“ heißt es für dieses Jahr mal wieder. Und da werden 209.000 Besucher der SPIEL ’19 nicht sonderlich froh drüber sein. Denn so viele waren es nach Angaben des Friedhelm Merz Verlages in diesem Jahr, die zur weltgrößten Spielmesse strömten. Ein Plus von 10 Prozent zum Vorjahr und ein neuer Rekord! Wir berichteten bereits über mehr Ausstellungsfläche, mehr Aussteller, mehr Neuheiten, mehr Andrang, mehr Stau, na ja – und mehr Umsatz.

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Doch nicht nur in Spiele floss das Geld der Besucher. Die Charity-Aktion „BrettSPIELcake“, initiiert durch den Friedhelm Merz Verlag zu Gunsten des Vereins Balu und Du brachte einen Erlös von über 10.000 EUR, der der Stiftung zufließt. Allen Beteiligten, allen voran den spendenden Verlagen und den Helfern, gilt ein großer Dank für die Unterstützung der Kinder, denen das Geld zugutekommt.

Die SPIEL beginnt

Unser eingespieltes Trio (das zeitweise ein Quartett war) hat sich auch dieses Jahr wieder in die Menschenfluten geworfen, um für Euch von der Messe zu berichten. Nehmt Euch ein paar Minuten, um zu erfahren, was wir gespielt oder auch nicht gespielt und sonst noch erlebt haben,

Etwas anders hatte die Messe begonnen. Am Eingang West, dem Haupteingang der vergangenen Jahre, war der Andrang um einiges übersichtlicher. Wer seine Karte im Vorfeld gekauft hatte, fand hier Einlass. Alle anderen mussten zu den Eingängen Süd und Ost. Das schien aber zumindest am ersten Tag noch nicht allen Mitarbeitern der Messe so klar zu sein, denn unser vierter Mann (mit Karte) wurde ebenso abgewiesen und musste mit einem anderen Eingang vorliebnehmen.

Tag eins auf der Spiel ’19

Während zwei von uns gleich mal Geld auf den Kopf hauen wollen, steigen wir zu zweit bei Piatnik ab und ein in das Spiel Kensington. Wir sollen im Westen Londons ein Haus bauen, ziehen dafür dunkle und helle Fenster mit Mauern aus einem Pulk verdeckter Teile und legen diese aneinander, wenn’s geht. Geht aber nicht immer, was uns stört. Mit Dach auf dem Haus soll es dann wenigstens Punkten geben, aber je mehr Dächer man bereits hat, desto weniger klappt’s mit den Fenstern. Das dauert uns zu lange und daher brechen wir die Partie ab, als unser Quartett wieder vereint und mit den ersten Tüten beladen ist. Hat uns nicht überzeugt. Zu langatmig.

Die Hallen sind an diesem Donnerstag wie immer schon gut gefüllt. Aber dadurch, dass viele Besucher die Messe über den ehemaligen Haupteingang Ost betreten müssen, schwappt die große Welle erst am Nachmittag in die Halle 3. Viele bleiben wohl doch in den Hallen 1 bis 6 hängen, die sie ja größtenteils durchwandern müssen, um in die große Halle zu gelangen. Ein angenehmer Nebeneffekt.

Wir ziehen weiter und kommen bei Queen Games vorbei, wo wir zu einer Partie Queen Collection eingeladen werden. Ein kleines kooperatives Kartenspiel, das man vielleicht auch übersehen hätte, wenn wir nicht am Stand mal ein paar Hände hätten schütteln wollen. Wir sollen Holzpöppel von ausliegenden Karten so umsortieren, dass sie zur Farbe der Karten passen. Dazu sprechen wir uns ab und spielen Karten aus. Am Ende gelingt es uns, nur ein paar Pöppel richtig zu verschieben, werden aber von der Promoter-Queen mit einem „gar nicht so schlecht“ getröstet. Um uns selber noch mehr zu trösten, rechnen wir eben noch schnell aus, dass es ganz sowieso nicht zu schaffen ist, belohnen uns mit ein paar Queenies aus dem Shop und ziehen getrost weiter.

Weit kommen wir nicht: Beim finnischen Verlag Lautapelit stoßen wir auf Amul (kein Schreibfehler), was auf meiner To-Play-Liste steht. Ein Tisch ist sogar frei. Frei von Spielern und frei von Spielen. Der Finne (mutmaßlich!) an der Spielausgabe sagt, dass Amul an einem anderen Tisch gespielt werde. Ich erkläre ihm, dass ein leerer Tisch ohne ein Spiel darauf nur ein leerer Tisch ohne Spiel ist (sinngemäß), was auf einer Spielmesse, auf der nur Spieler, Spiele und Tische eine perfekte Symbiose bilden, keinen Sinn ergibt. Das sieht er tatsächlich ein und gibt uns ein Amul. Kiitos!

Azul - Sommerpavillon - Foto von Axel Bungart

Bei Amul legen wir Karten in einen Markt, nehmen dann wieder eine heraus und legen eine vor uns ab. Das machen wir neun Runden lang und dann hat man gewonnen oder nicht. Klingt banal, ist aber angenehm zu spielen, dauert keine Ewigkeit und unterhält. Einzig der Reihenfolgemechanismus scheint uns an einer Stelle zu haken. Das müsste man noch mal genauer unter die Lupe nehmen. Aber nicht heute, denn wir haben nun Hunger und begeben uns ins Freie zwischen die Hallen 3 und 2, wo der Grillstand neben Würstchen, Grillsteaks und Pommes auch Menschenschlangen produziert. Das Wetter ist messeunfreundlich: Ein herrlicher Herbsttag, den man eigentlich nicht in geschlossenen Räumen verbringen sollte. Man kann eben nicht alles haben.

Das Grillsteak schmeckt, und nach ein bisschen Messepausenpalaver stürzen wir uns wieder ins Treiben. Es treibt uns zu Next Moves und dem neuen Azul (auch kein Schreibfehler). Dort wird nun nicht mehr das Badezimmer sondern der Sommerpavillon gekachelt (!), was sich auch im zweiten Namen des Spiels ausdrückt. Die Kacheln sind jetzt rautenförmig, farbig etwas anders und das Ablagebrett mit sternenförmigen Ablagestellen designt. Nur die Flächen, von denen man die Kacheln nimmt, lassen sofort den typischen Azul-Mechanismus erkennen. Die Spieldauer hat zugenommen, es spielt sich auch etwas anders. Im Gegensatz zum ursprünglichen Spiel ist es ein bisschen zahmer hinsichtlich etwaiger Minuspunkte, die man sammelt. Alles in allem macht es Spaß, ist aber kein Muss. Also ähnlich wie die Buntglasfenster. Der Messepreis von 40 EUR spricht auch nicht direkt für einen Spontankauf, wie ich finde, und daher ziehen wir wieder los.

Wir schauen uns in anderen Hallen um. Zwischen den Hallen 3, 2 und 1 ist besuchertechnisch nun wirklich kein Unterschied mehr zu erkennen. Gedränge herrscht überall. Und wie jedes Jahr empfinde ich es als Zumutung, welch Fahne an Ausdünstungen manche Menschen hinter sich herziehen. Und das am ersten Tag, noch nicht mal abends. Man kann es nicht anders sagen: Die kommen schon stinkend zur Messe, verpesten dort die Luft und belästigen alle um sich herum. Nein – fast alle: Leider kommen die ja nicht alleine.

Schade, dass man sie nicht schon am Fliegenpulk über dem Kopf von weitem erkennt, dann könnte man einen Bogen um sie machen. Mensch, Leute: Körperhygiene ist doch keine Option!

Wir schaffen es aber, weiterzuatmen und auch weiterzugehen, schlendern durch bis zur Halle 6, in der wir uns aber etwas fremd vorkommen. Dennoch: Ich kann mich jedes Mal aufs Neue für die brillant bemalten Tabletop-Figuren und –bauwerke, ja ganze Szenarien begeistern, die dort aufgebaut sind. Die würden auch einen fantastischen Rahmen für so manches Brettspiel abgeben.

Cities Skylines - Foto von Axel Bungart

Vieles auch in den Hallen 4 und 5 sieht irgendwie interessant aus. Man schenkt diesen kleinen Verlagen leider immer weniger Aufmerksamkeit, weil alles mehr wird (s. o.) – nur die Zeit nicht. Die Liste der Spiele, die ich noch sehen will, ist lang und es geht schon auf den Abend zu. So landen wir wieder in Halle 3 bei Kosmos. Das letzte Spiel für diesen ersten Tag lautet Cities Skylines. Ein Spiel, das es in derselben (Cover-) Aufmachung bereits als PC-Spiel gibt. Alle bauen zusammen an einer Stadt. Mit jedem neuen Gebäude verändern sich Parameter, die Einfluss auf das Wohlempfinden in der Stadt haben. Darum geht es letztlich auch: Die Leute sollen glücklich sein! Wenig Kriminalität, wenig Müll, dafür Strom, Arbeit und Geld – dann passt’s. Dazu sollte man sich untereinander abstimmen, was gebaut werden soll. Das klingt nach Unterhaltung, ist aber in Wirklichkeit recht emotionslos und daher etwas dröge. Ganz zu Ende spielen können wir es auch nicht, was nicht wirklich schlimm ist. Wir schleichen zwar ermattet aber schon leicht beseelt aus der Halle.

Tag zwei auf der Spiel ’19

Muss man es noch sagen: Es ist wieder voll. Vielleicht wäre es ja gar nicht die Messe, wenn es nicht voll wäre. An drei von vier Messetagen kann man es sprichwörtlich mit den Händen greifen, dass ein ständiger Zuwachs an Besucherzahlen, den sich die Veranstalter und sehr wahrscheinlich auch die Aussteller wünschen, für die Besucher zunehmend zu einer Belastung wird. Die Rechnung, dass alleine eine größere Ausstellungsfläche die Menschmassen besser aufnimmt, geht nicht auf, denn der überwiegende Teil der Besucher tummelt sich an der Handvoll populärer Verlage in den Hallen 1-3. Alleine diese sind zumindest annähernd dazu in der Lage, eine Menge an Tischen bereitzustellen, die zeitweise für eine gewisse Fluktuation sorgt.

Black Angel - Foto von Axel Bungart

Da kommt so ein Privileg, ein paar Minuten früher in die Hallen eingelassen zu werden, sehr gelegen. Ich reserviere uns einen Patz am Stand von Pearl Games, wo wir Black Angel spielen wollen. Der Titel lässt kaum vermuten, dass es sich dabei um ein Raumschiff handelt, das die Menschheit von der untergehenden Erde retten soll.

Der Farbgebung des Spielplans nach zu urteilen (Pink bis Lila in verschiedenen Schattierungen) hätte ich thematisch auch eher auf irgendwas mit Einhörnern getippt. Aber gut.

Wir sind heute nur zu dritt, daher gesellt sich Phil aus Sheffield (GB) zu uns. Er spricht nur Englisch, weshalb uns das Spiel leider in Englisch erklärt wird. Doch die Erklärbärin macht dies sehr verständlich und auf Nachfrage auch auf Deutsch. Die Erklärung ist umfangreich, die Spielmechanik nicht wirklich intuitiv. Das liegt vielleicht auch an der Grafik, die nur ansatzweise gut unterstützt. Ganz sicher aber an extrem viel Kleinkram, den man sich nebenbei merken muss. Hier ein Plättchen nehmen, dort ein zusätzliches Steinchen legen. Aber nur wenn … und wenn nicht, dann … Das Spiel ist noch nicht mal schlecht, doch der Spielfluss nahezu während der gesamten Spielzeit von Erklärungen zu Details begleitet. Wir sind uns einig, dass das kein Spiel für uns ist und wollen nach drei Runden daher lieber aufhören. Phil ist damit wohl nicht ganz glücklich, aber britisch-höflich genug, um uns mit einem Lächeln zu verabschieden.

Masters Of Renaissance - Foto von Axel Bungart

Weiter geht es erneut durch die Hallen 4 und 5. Bei Cranio Creations war mir bereits auf der Neuheitenschau Barrage aufgefallen. Ein ausladender Spielplan, eine Menge Material und, wie mir nun scheint, ein anspruchsvolles Wirtschaftsspiel. Spieldauer ca. zwei Stunden. Das ist uns für die Messe zu lang, und so probieren wir bei Cranio Masters of Renaissance aus. Man baut Engines, in denen man aus gesammelten Rohstoffen andere macht. Das muss man vor allem deshalb, weil man sonst nicht genug Rohstoffe lagern kann, um dafür neue Karten (= Engines) zu bauen. Das Spiel gefällt uns, weil es den für unser Empfinden guten Mix aus Anspruch und annehmbarer Spielzeit hat. Mit 40 EUR (bei Cranio) ist es kein Schnäppchen, doch das wäre ein Kandidat für einen Spontankauf. Ich beschließe, mich bei anderen Händlern umzusehen, was, wie ich leider erfahren muss, keinen Erfolg hat. Dann muss die Adoption wohl noch warten.

Rush MD Impression - Foto von Axel Bungart

Es ist bereits Nachmittag, und endlich freut sich mal einer, mich zu sehen. Am Stand von Artipia Games in Halle 2 hält man mich offenbar für den lang erwarteten Arzt, der die Operation an der offenen Lunge eines Patienten weiterführen soll. Wenige Sekunden später habe ich bereits einen OP-Kittel an und operiere einer Gummipuppe einen Lungenflügel heraus, assistiert von zwei attraktiven Schwestern. Ob es nun daran lag oder an meiner doch mangelnden Fachkenntnis: Die OP gerät natürlich zum Fiasko! Der Lungenflügel flutscht mir von der Pinzette und landet auf dem Boden. Ich werde das Gefühl nicht los, die Schwestern haben nur darauf gewartet und fallen vor Schreck fast in Ohnmacht. Aber hätten wir alles so viel wie Lungenflügel: Ersatz ist sofort parat. Die OP findet doch noch ein glückliches Ende. Ein wirklich toller Spielstand mit einem kleinen OP-Saal inkl. Geräten und eine einladende Animation. Ob das Spiel Rush M. D. da mithalten kann, können wir leider mangels freien Tisches nicht testen.

Fast gegenüber sehen wir anschließend bei einer Partie Team 3 zu. Hier wird Unmögliches möglich: Ein Stummer erklärt einem Blinden, was dieser mit ein paar geometrischen Figuren bauen soll. Zum Glück gibt es einen Dritten, der sehen und sprechen kann. Er erklärt dem „Blinden“, was der „Stumme“ mit seinen Händen beschreibt, und so kommt das Team sogar zum richtigen Ergebnis. Blind ist der Blinde zum Glück nur, weil er eine Art Schlafbrille trägt. Und auch der Stumme stellt sich nur stumm. Doch die Idee ist wirklich witzig und kann sicher ein lockerer Auftakt zu einem netten Spieleabend sein. Mein erster Spontankauf.

Team 3 - Foto von Axel Bungart

Ein paar Schritte weiter sehen wir bei Bernd Eisenstein und seinem Irongames vorbei. Zu seinem zehnjährigen Jubiläum bringt er Pact heraus. Ein recht einfaches Kartenspiel, bei dem wir Karten sammeln, um damit alleine oder mithilfe von Mitspielern Aufträge zu erfüllen. Aileen erklärt es uns sicher und schnell, und das ist beim Stand von Irongames schon mal eine Erwähnung wert. Pact dauert nur zwanzig Minuten und ist uns vom Spielverlauf eine ganze Nummer zu flach. Allerdings würde ich es gerne noch einmal mit den bereits im Spiel inkludierten Erweiterungsmodulen spielen. Dazu werde ich sicher auch Gelegenheit haben. Doch nun zieht es uns weiter.

In der Mittagspause werden wir auf ein Spiel von Leo Colovini aufmerksam: Castello Methoni. Daher machen wir uns auf zum Korea Pavillon, an dem u. a. der Verlag Mandoo Games das Spiel präsentiert. Diesmal nur zu zweit spielen wir zusammen mit Oliver eine Partie, in die uns die freundliche Erkläbärin bestens einführt. Wir bauen Mauern, um Gebiete abzustecken, errichten Türme und Villen, reißen Mauern ein, um anderen Gebiete zu annektieren, und versuchen so, unsere Gebiete im Wert zu steigern und für andere zu teuer zu machen. Nach einer Weil nimmt das Spiel tatsächlich Fahrt auf und die Gebiete sind umkämpft. Es ist schwer zu erkennen, wer die Nase vorn hat, und so verwundert es auch nicht, dass die Partie nach ca. 40 Minuten mit 55/55/57 sehr knapp ausgeht. Was den Spielreiz angeht, halte ich es wie in der Lidl-Werbung: Kann man machen, muss man aber nicht.

Castello Methoni - Foto von Axel Bungart

Der Tag endet für uns mit einem Gang durch Shops und einem kleinen abstrakten Holzspielchen im Stehen, an denen wir ansonsten leider immer viel zu schnell vorbeigehen und dessen Namen ich mir auch nicht gemerkt habe. Irgendwie schade drum.

Tag drei auf der Spiel ’19

Am dritten Tag wollen wir wieder mehr spielen. Der Freitag war doch etwas mau, was das angeht.

Während ich am Kosmos-Stand auf meine Freunde warte, wird die Halle für die Besucher geöffnet. Die an den ersten Ständen vorbeihetzenden Spielerinnen und Spieler werden von den dortigen Promotern wie bei einem sportlichen Wettkampf angefeuert und begrüßt. Der Mann am Mikro bei Repos Produktion kommentiert das ganze wie bei einem Pferderennen. Auch am Kosmos-Stand wird anfeuernd applaudiert. Sehr lustig, ich muss herzlich lachen.

Wir starten bei Kosmos und dem Harry-Potter-Spiel Kampf um Hogwarts. Wieder ein kooperatives Spiel; das Genre begegnet einem auf der diesjährige Messe wieder an vielen Stellen. Ein Erklärer findet sich an diesem Morgen nicht für uns, doch die Regeln sind kurz und anschaulich. Ein vierter Spieler nimmt den noch freien Platz ein. Wir betreiben Deckbuilding, müssen die Bösewichte im Zaum halten und damit unsere Orte verteidigen. Haben wir ausreichend Blitze ausgespielt, ist der Bösewicht besiegt. Doch die Dunklen Künste sorgen dafür, dass das nicht ganz so einfach ist. Dennoch schlagen wir uns tapfer und besiegen nach rund einer Dreiviertelstunde das Böse.

Kampf um Hogwarts - Foto von Axel Bungart

Der nun dazu stoßende Erklärbär versichert uns aber, dass das erste Abenteuer quasi nur als Teaser dient und es ab der dritten Aufgabe (von sieben) viel schwerer wird. Schön gemacht: Mit jedem neuen Abenteuer erhalten die Spieler auch neue Charakterkarten mit den Gesichtern der Schauspieler, welche immer älter werden. Für Harry-Potter-Fans ein schönes Spiel.

Danach sind wir an diesem Tag wieder zu viert, was die Suche nach einem freien Tisch nicht gerade erleichtert. Doch Beharrlichkeit zahlt sich aus. Bei Ravensburger spielen wir Villainous, was mich optisch aufgrund der Märchencharaktere nicht sonderlich anspricht. Aber das Spiel hat was. Die Aufmachung ist edel, das Material sehr gut und auch das Gameplay kann unterhalten. Unser Erklärbär versucht, uns das Spiel beim Spielen beizubringen. Das klappt einigermaßen und mit ein paar eigenen Regelklärungen können wir das Spiel auch sinnvoll zu Ende spielen. Jeder hat eine spezielle Aufgabe, die er durch Ausspielen von Karten erfüllen kann. Dazu kommt ein interaktives Element, mit dem man den Mitspielern die Pläne vereiteln kann. Eine knappe Stunde dauert das Spiel, in der wir uns nicht gelangweilt haben.

Neta Tanka - Foto von Axel Bungart

Noch vor der Mittagspause erhalten wir einen ungeplanten Platz bei La Boîte de Jeu und spielen Neta Tanka. Unser französischer Erklärbär des Verlags spricht Englisch, was in den meisten Fällen ein Grund ist, lieber einen anderen Platz zu suchen. Aber er gibt sich sehr viel Mühe, erklärt auch ziemlich verständlich, sodass wir uns darauf einlassen. Zunächst warnt er uns aber, dass die Erklärung lang sei, 20 Minuten, das Spiel hinterher aber einfach. Wir bleiben immer noch sitzen. Nach einer Viertelstunde wird der Nebentisch frei, an dem ein It’s a Wonderful World liegt. Das war in den Rankings bei BoardGameGeek freitags noch ziemlich weit vorne und hätte mich sehr interessiert. Für einen Moment ertappe ich mich bei dem Gedanken, lieber dieses Spiel spielen zu wollen. Aber ich fürchte, das würde dem sympathischen Franzosen das Herz brechen und halte meinen Mund.

Nach fast 30 Minuten Erklärung können wir anfangen. Und nach der ersten Runde ist klar: Monsieur hatte recht. Es spielt sich denkbar einfach und rund. Obwohl mir die Grafik anfangs zu wirr vorkam und mir nicht gefiel, ist das Workerplacementspiel eingängig und vor allem thematisch überzeugend. Obwohl ich WP-Spiele zur genüge habe, würde ich das auch noch ein zweites Mal spielen. Merci Monsieur!

In der Mittagspause wollen wir in Halle 7 im neuen Restaurant etwas essen. Doch das Restaurant hat schon geschlossen.

So nutzen wir wenigstens den langen Weg in die Halle 7, um uns in der (noch?) ungenutzten Halle an alte Zeiten zu erinnern. Kaum wiederzuerkennen ist sie, die früher Halle 12 und 11 war. Wo Kosmos früher stand, konnte man sich kaum noch vorstellen. Einzig der grobe Grundriss und die Treppenaufgänge zum Restaurant lassen noch ein paar nostalgische Gedanken aufblitzen.

Zurück im Trubel schauen wir uns beim Klask-Turnier eines der Halbfinals an. Die Deutsche (Diana) scheidet leider gegen einen polnischen Gegner aus. Das Halli-Galli drum herum ist aber schon mitreißend und zieht die Leute an. Klask ist ein Phänomen. So einfach, so unterhaltsam.

Nach einer Weile spielen wir ein kleines Spielchen: Similo von Horrible Games. Einer spielt eine Karte als Hinweis auf einen von zwölf ausliegenden Charakteren aus. Die anderen müssen versuchen, durch Ausschluss die gesuchte Karte herauszufinden. Ein kurzes Spiel, bei dem man einfach oder kompliziert denken kann und man nie zusammenfinden wird, wenn einer im Team einfach aber die anderen kompliziert denken. Oder anders herum. Wir sind nicht geflasht und gehen nach einer Partie weiter.

Da sich auch unser letzter Tag dem Ende neigt, suchen wir noch nach einem freien Platz zum Spielen. Fündig werden wir in Halle 3 bei Schmidt Spiele und Die Inseln im Nebel. Leider müssen wir auch hier die Regeln selber erforschen, was aber angesichts übersichtlichen Regelumfangs lösbar ist. Unsere Tischnachbarn sind zwar nicht sonderlich angetan von dem Gebrüll beim Vorlesen, aber da müssen wir jetzt alle durch.

Nach anfänglichem Stottern kriegen wir das Spiel auch in Gang. Und siehe da: Es macht direkt Spaß. Wir fliegen mit einem Ballon über eine Landschaft, legen Plättchen aus und sammeln damit Punkte. Es hat einen kreativen Fortbewegungsmechanismus, der das Ganze interessant macht. Leider können wir es nicht zu Ende spielen. Doch es hat uns so überzeugt, dass das mein zweiter und letzter Spontankauf wird.

Danach endet die SPIEL ’19 für uns. Leider.

Es war wieder wie eine Kur. Trotz der Umstände mit Anreise im Stau, Gedrängel und dem Mief. Ohne Messe wäre es ein trauriges Jahr. Und deshalb kommen jetzt wieder gewissermaßen zwölf traurige Monate. Am 22.10.2020 geht der Zirkus wieder los. Dann findet die Spiel ’20 statt. Und da sind wir sicher wieder dabei.blank

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