Reich der Spiele

Caracho

Caracho - Ausschnitt - Foto von moses.Verlag

Fünf Boliden stehen auf der Rennstrecke zum Start bereit, die Motoren dröhnen und atemlose Spannung liegt in der Luft. Wer wird gewinnen? Und haben tatsächlich alle die gleichen Chancen auf den Sieg? Die Fahrzeuge sehen jedenfalls sehr unterschiedlich aus. Das rote wirkt durchaus wie eine schnelle Sportkarre. Dagegen hat das schwarze bei uns längst den Übernamen Leichenwagen erhalten und dürfte eher behäbig unterwegs sein. Und irgendwo dazwischen sind dann noch der blaue Minibus und zwei weitere mehr oder weniger sportliche Vehikel, die ebenfalls am Rennen teilnehmen.

Aber vielleicht ist ja bei Caracho der Ausgang des Rennens gar nicht so entscheidend? Bemerkenswert sind jedenfalls die auffallend unauffälligen Hinterleute (wir Spieler), die das Geschehen beobachten. Und rasch zeigt sich, dass sie sehr unterschiedliche Interessen verfolgen. Es bleibt allerdings abzuwarten, wie sich diese auf den Rennausgang auswirken werden. Und da zeigen sich erstaunliche Reaktionen und Emotionen. Im Kern ist Caracho von Anja Dreier-Brückner und Lisbeth Bos (moses.Verlag)  nämlich ein lupenreines taktisches Würfelspiel. Und da klappt bekanntlich nicht immer alles wie erhofft.

Wie läuft ein Rennen bei Caracho?

Caracho - Rennstrecke - Foto von moses.Verlag

Dabei wirkt zu Beginn alles noch gut überblickbar und klar. Die Wüstenpiste ist kurz und schnurgerade. Einzig zwei schmale, aber tückische Wassergraben verlaufen quer über die Fahrbahn und dürfen nicht unterschätzt werden. Die Hinterleute (wir Spieler) erhalten alle je drei Tippkarten ausgeteilt, von denen sie sich zwei aussuchen und die dritte ablegen. Die beiden zurückbehaltenen Karten verkörpern unsere jeweiligen Interessen am Rennausgang. Denn alle Karten zeigen eines der Fahrzeuge und zwei bzw. vier Siegpunkte für bestimmte Schlussplatzierungen. Nur der fünfte und letzte Platz findet sich auf keiner der Karten und bleibt damit unbelohnt.

So kennen alle vor dem Start ihre Wunsch-Schlussränge für ausgewählte Fahrzeuge beim Zieleinlauf. Nur haben die Gegner eben alle andere Interessen am späteren Rennausgang. Und so ist es mit der vorgängigen Idylle rasch vorbei, sobald der Startschuss gefallen ist …

Der Rennverlauf selber präsentiert sich wohltuend einfach, aber überraschend emotional. In jedem Spielzug werden drei kleine, mit unterschiedlichen Symbolen versehene Würfel geworfen. Der aktive Spieler platziert zwei davon zu zwei unterschiedlichen Fahrzeugen, dann folgt der nächste Spieler, der dasselbe mit drei weiteren Würfeln tut.

Liegen irgendwann zwei Würfel mit identischen Symbolen bei einem der Fahrzeuge, fährt dieses ein Stück weit dem Ziel entgegen, abhängig von seiner Platzierung zu Beginn der Bewegung. In Führung liegende Karren ziehen ein Feld vor, weiter dahinter platzierte dagegen entsprechend mehr, sodass sie auf- oder gar überholen können. Dürfen in einem Zug gleich zwei Fahrzeuge bewegt werden, entscheidet der aktive Spieler über deren Reihenfolge – auch das erlaubt taktische Winkelzüge aller Art. Und landet eines der Fahrzeuge im Wassergraben, braucht es anschließend drei und nicht nur zwei gleiche Würfelsymbole, um sich daraus befreien und weiterfahren zu können. Dann kommen sämtliche Würfel nach dem Vorrücken des Fahrzeuges wieder zurück in den Vorrat.

Sobald vier Boliden das Ziel erreicht haben, decken die Spieler ihre Tippkarten auf. Für passende Platzierungen der Fahrzeuge gibt es die entsprechenden Siegpunkte, worauf gewinnt, wer die meisten davon eingesammelt hat. Und meist folgt dann gleich eine Revanchepartie mit drei neuen Tippkarten und der Hoffnung, dass diesmal alles besser laufen und mehr Punkte eintragen wird. Doch das ist einfacher gesagt als getan.

Lohnt sich das Rennspiel Caracho?

Caracho schaut hübsch aus, ist schnell erklärt und stößt so auf guten Anklang, selbst wenn es gerade in grösseren Runden völlig unberechenbar bleibt. Aber vermutlich macht gerade das den großen Reiz aus, den das Spiel auf alle ausübt. Und wenn im eigenen Zug die Würfel stimmen, steht kleinen Boshaftigkeiten nichts mehr im Wege.

Wichtig ist daher, zumindest am Anfang möglichst zu verschleiern, welche Fahrzeuge man am Ende vorne platziert sehen möchte. Sonst landen diese bei nächster Gelegenheit unweigerlich im nächsten Wassergraben. Der erste mag dabei noch gehen; dieser Rückstand kann meist wieder aufgeholt werden. Anders dagegen der zweite kurz vor der Ziellinie. Wer hier stecken bleibt, fällt meist weit zurück. Aber vielleicht war das ja gerade ein Bolide, den ich gar nicht auf einem der ersten Plätze im Ziel haben wollte?

Caracho - Schachtel - Foto von moses.Verlag

Das sorgt für viel Emotionen und große Spannung bis zuletzt. Denn niemand weiß, welche Tippkarten die Spieler tatsächlich hatten und ob das Rennen zu deren Zufriedenheit verlaufen war. Oft gibt es daher am Ende Überraschungen, wenn die Tippkarten aufgedeckt werden und man sieht, wer eigentlich mit welchen Karren was genau anstellen wollte.

Mit einer kleinen Hausregel geht Caracho übrigens auch zu fünft. Allerdings sollten dazu wie bei anderen solchen Spielen die Tippkarten gedraftet werden. Alle wählen also von den jeweils erhaltenen Karten eine für sich aus und geben die restlichen dem Nachbarn weiter, bis zuletzt alle ein neues Set mit drei möglichst gut passenden Karten haben. So kann wirkungsvoll die Gefahr minimiert werden, dass jemand dreimal dasselbe Fahrzeug oder die gleiche Rangfolge ausgeteilt erhält und so gar nicht das Maximum von acht Siegpunkten erreichen kann. Der Rest der Partie verläuft dann wie gehabt und mit unverändertem Caracho.blank

 

Infos zu Caracho

  • Titel: Caracho
  • Verlag: moses.Verlag
  • Autor: Anja Dreier-Brückner, Liesbeth Bos
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 20
  • Jahrgang: 2019

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