Infos zu Abyss
- Titel: Abyss
- Verlag: Asmodee, Bombyx
- Autor: Bruno Cathala, Charles Chevallier
- Spieleranzahl (von bis): 2-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 14
- Dauer in Minuten: 45
- Jahrgang: 2014
Wenn man sich das Cover der Spieleschachtel, oder besser gesagt Schachteln, denn es gibt deren fünf bei identischem Inhalt, ansieht, sei die Frage gestattet: Ist das noch ein Spiel oder doch schon ein Kunstobjekt? Abyss von Bruno Cathala und Charles Chevallier (Bombyx/Asmodee) fällt auf. Ein seltsames Wesen, irgendwo zwischen Menschenaffe, Fisch und Kröte grummelt uns direkt an. Ansonsten nichts, kein Spieletitel, kein Spielautor oder Verlagslogo stören das düstere, aber nichtsdestotrotz schöne Bild. Thematisch geht es bei Abyss hinab in die Tiefen der Meere, die bislang in spielerischer Hinsicht eher unterrepräsentiert waren.
Worum geht es beim Brettspiel Abyss
Die Aufgabenstellung ist dann aber eher klassischer Natur. Der Unterwasserkönig dankt dankenswerterweise ab und die anstehende Vakanz soll durch einen der bis zu vier Spieler ausgefüllt werden. Nachfolger wird der Spieler mit dem größten Einfluss, über Wasser auch Siegpunkte genannt. Diese gibt es vor allem durch das Anwerben von Edlen und durch Kontrolle von Orten. Edle gehören einer von sechs Gilden an, die jeweils eine bestimmte Fähigkeitsausrichtung haben. So sind die Soldaten gut darin, den Mitspielern das Unterwasserleben schwer zu machen, während die Botschafter es erleichtern, Orte in Besitz zu nehmen. Orte erhält man über Schlüssel, die auf den meisten Edlen abgebildet sind und geben am Spielende für diverse gesammelte Karten Extrapunkte.
Wie wird das Brettspiel Abyss gespielt?
Um einen Edlen von der eigenen Sache zu überzeugen, werden Unterwasserpersonal (Verbündete) und gegebenenfalls Finanzen (Perlen) benötigt. Beides erhält man durch Erkundung. Dazu wird jeweils eine Karte aufgedeckt, die im Normalfall einen typischen Meeresbewohner wie Tintenfische oder Seepferdchen zeigen und einem Wert zwischen Eins und Fünf besitzen. „Vorkaufsrecht“ haben aber die reihum nachfolgenden Spieler. Möchte jemand die Karte haben, bezahlt er dem aktiven Spieler eine Perle (später zwei oder drei) und das Spiel beginnt von neuem. Erst wenn alle Mitspieler dankend abgelehnt haben, könnte der Spieler den Verbündeten aufnehmen, oder er entscheidet sich dafür, weiter zu erkunden, mit der selben Vorgehensweise. Erst wenn der vierte keinen Abnehmer fand, muss der aktive Spieler den nächsten Verbündeten auf die Hand nehmen. Neben freundlichen Geschöpfen tummeln sich auch einige Monster in dem Erkundungsstapel. Trifft man auf diese, bleibt die Wahl sofort eine Belohnung einzustreichen (Punkteplättchen, Perlen oder Schlüssel) oder weiter zu erkunden und vielleicht später noch viel mehr zu profitieren. Nicht erworbene Verbündete wandern in getrennten Ablagestapeln in den Rat und können dort später in einer alternativen Aktion erworben werden.
Nachdem ein Spieler den siebten Edlen erworben hat oder die Auslage nicht mehr ausreichend bestückt werden kann, endet das Spiel und Edle, Orte, Monster und einige Verbündete geben hoffentlich ausreichend Punkte, um den Unterwasserthron zu besteigen.
Wie gut ist das Brettspiel Abyss?
So sehr Abyss mit seiner recht düsteren Optik auch nach „Kennerspiel“ aussieht, es täuscht, das Brettspiel ist einfach und leicht zugänglich. Es spielt sich mit seinen drei Kernaktionen (Erkunden, Verbündete am Rat besorgen, oder Edle anwerben) sehr flott, die Aktionen sind kurz oder im Falle des Erkundens so angelegt, dass alle Spieler gleichzeitig involviert sind. Die Erkundungsaktion ist dann auch das Sahnestück des Spieles. Mit jedem Aufdecken, laufe ich Gefahr, dass entweder nur uninteressantes Getier zum Vorschein kommt, oder mir der anvisierte Krebs oder Tintenfisch dann doch vor der Nase weggeschnappt wird. Erkunde ich zu ausgiebig, landen viele Tiere im Rat und können von den Mitspielern dann einfach im Vorbeischwimmen abgegrast werden.
Es gilt also eine gewisse Balance zwischen gesundem Risiko und dem Vermeiden von Vorlagen zu wahren. Das ist leichter gesagt als getan, denn bei Abyss spielt der Zufall eine entscheidende Rolle. Ich kann noch so nach einer bestimmten Karte jammern, wenn sie nicht kommt, kommt sie nicht. Perlen lassen sich dann zwar als Jokerwährung einsetzen, aber auch an die muss ich erst einmal gelangen. Auch bei den Orten spielt Fortuna eine große Rolle. Habe ich drei Schlüssel zusammen, muss ich einen Ort an mich nehmen. Da kann ein offen ausliegender (zu Beginn nur einer) sehr gut passen oder ich ziehe bis zu vier Orte, von denen ich mir dann einen aussuchen muss, der Rest wandert in die Auslage und vergrößert der Angebot an die nachfolgenden Spieler. Je nachdem, welche Karten im Laufe des Spiels gesammelt wurden, sind einige Orte wahre Punkteschleudern, andere hingegen Rohrkrepierer. Da man nicht sicher sein kann, welche Orte ins Spiel kommen, kann man nur sehr begrenzt gezielt spielen. Häufig fällt einem der Sieg so quasi vor die Füße, ohne dass man so recht etwas dafür kann. Damit muss man umgehen können.
Abyss kaufen oder nicht?
Abyss ist aber kurzweilig und abwechslungsreich genug (wechselnde Auslage bei Edlen und Orten), damit dies nicht negativ ins Gewicht fällt. Es spielt sich in allen Spielerzahlen gut, wobei die Erkundungsaktion tendenziell bei drei oder vier Spielern etwas spannungsreicher ist. Beim Material wird nicht nur optisch geklotzt. Man hätte sich bei den Perlen auch mit einfachen Pappplättchen begnügen können. Asmodee spendiert den Spielern aber Perlen, die wie Perlen aussehen, und eine kleine Muschel zur Aufbewahrung. Und damit bekommt man nebenbei noch eine kleine Erweiterung spendiert. Einmal nicht aufgepasst und die kleinen Biester rollen oder springen vom Tisch, auf das man sich als Perlentaucher fühlen kann. Mehr Spiel geht kaum.
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