Reich der Spiele

Mycelia

Mycelia - herrliche Titelillustration, Ausschnitt - Foto von Ravensburger

Naturthemen in Spielen aller Art boomen bekanntlich gerade sehr. Da dürfen selbstverständlich auch Pilze nicht fehlen. Wobei sich Mycelia von Daniel Greiner (Ravensburger) fast mehr um Tautropfen dreht. Aber die sorgen halt schon für deutlich weniger Aufmerksamkeit als Pilze. Und so stehen bei Mycelia eben doch primär Pilze und deren Wohlergehen im Zentrum. Selbst wenn wir im Spiel dann trotzdem fast ausschließlich mit Tautropfen zu tun haben.blank

Worum geht es beim Gesellschaftsspiel Mycelia?

Mycelia ist eine Art Deckbauspiel light für Leute, die noch wenig Erfahrung mit diesem tollen Spielprinzig haben. Alle haben ihr eigenes Kartendeck, das sie mehrmals durchspielen und nach eigenem Belieben mit stärkeren Karten ergänzen können. Grad so, wie dies beim fulminanten großen Bruderspiel Dominion der Fall ist. Mit all seinen unterschiedlichen Spielkarten sorgt es für fast endlose Kombinationsmöglichkeiten und vermittelt so Spielspaß und Wiederspielreiz wie auch bei Small Wordl: World Of Warcraft oder Die Chroniken von Arvel.

Mycelia, Spielmaterial - Foto von Ravensburger

Im Vergleich dazu bleibt Mycelia wesentlich schlanker und gradliniger, andererseits aber auch errkennbar weniger vielfältig und interessant als der Urahn dieses Spielprinzips. Das ist halt der Preis, der für das Eindampfen und Runterschrauben eines anspruchsvolleren Spiels auf ein zugänglicheres Niveau bezahlt werden muss, das auch für Familien- und Gelegenheitsspielefans passt.

Pilze auf der Suche nach den Tautropfen

Damit soll jedoch nichts Grundsätzliches gegen Mycelia gesagt sein. Es besticht durch eine hübsche, für meinen Geschmack jedoch etwas allzu pastellig-süssliche Schachtelgrafik. Wir alle erhalten neben einem identischen Startkartendeck ein Waldtableau und die bereits erwähnten Tautropfen, die nach Vorgabe auf dem Tableau verteilt werden müssen. Von dort aus sollen sie anschließend über die unterschiedlichen Landschaftsfelder zu einem speziellen Schreinfeld auf dem Tableau transportiert werden. Von wo aus sie zu einem noch spezielleren Baumschrein in der Tischmitte abfließen, zumindest teilweise, aber auch wieder zu uns aufs Tableau zurückgelangen.

Mycelia heißt: Das Beste aus den Handkarten machen

Brettspiel Mycelia, typische Handkarten - Foto von Ravensburger

Das alles klingt reichlich verworren, spielt aber für den Rest der Partie keine Rolle mehr. Vielmehr versuchen wir jede Runde ganz einfach, das Beste aus unseren drei Handkarten rauszuholen. Mit ihnen können wir einerseits Tautropfen auf unserem Tableau verschieben. Dazu müssen die jeweiligen Bedingungen erfüllt sein, beispielsweise eine vorgegebene Landschaftsart auf unserem Tableau oder eine genaue Anzahl Tautropfen auf bestimmten Feldern.

Andererseits, und jetzt kommen wir zum Deckbauprinzip zurück, bringen uns verschiedenste der Karten auch Blätter ein, mit denen anschließend zusätzliche Karten mit besseren Eigenschaften erworben werden können. Sie erlauben damit stärkere Aktionen in unseren nachfolgenden Spielzügen und bringen so Schwung ins Geschehen. Schließlich ist Mycelia ja ein Rennspiel und da gilt es schnell zu sein.

Mycelia, das Tautropfen-Tableau - Foto von Ravensburger

Unklare Symbole erschweren den Ablauf

Leider sind die Symbole und Aktionsmöglichkeiten auf den Spielkarten nicht immer auf Anhieb und zweifelsfrei erkennbar. Wiederholtes Rückfragen und Blättern in der Anleitung ist die Folge, was jedoch im Verlauf der Partie durchaus seltener wird und letztendlich kein besonderes Problem mehr ist.

Allerdings hätte man vergleichbare Entwicklungen und Änderungen gerne auch beim Spielablauf gewünscht. Und dort bleiben sie unglücklicherweise aus: Vielmehr werden einzig Tautropfen bewegt und mit Blättern weitere Karten gekauft. Das ist bereits alles. Selbst die Rückflüsse vom Baumschrein in der Tischmitte sorgen einzig dafür, dass Felder nachträglich wieder mit zusätzlichen Tautropfen bestückt werden, die anschließend nochmals zum Schreinfeld auf dem Tableau geleitet werden müssen.

Mycelia geht bis zum letzten Tropfen

Spiel 23 in Essen: Spielszene bei Mycelia - Foto von Riemi
Spiel 23 in Essen: Spielszene bei Mycelia – Foto von Riemi

So wogt das Geschehen mehrere Runden auf und ab, bis nach einer Weile jemand den letzten Tropfen vom eigenen Tableau entfernt hat und gewinnt, sofern nicht jemand anderes noch Gleiches in derselben Runde schafft, worauf dann das größere Restguthaben an Blättern über den Sieg entscheidet.

Kritik: Mycelia bietet sehr spät mehr Anspruch, als es anfangs scheint

Das alles ergibt ein Spiel, das tatsächlich keine allzu großen Anforderungen stellt und so für fast alle passt. Allzu viel zu überlegen muss man jedenfalls kaum, zumindest im Grundspiel. Die jeweils drei Handkarten geben vor, was im nächsten Zug getan werden kann. Auch das Ziel in Form des Schreinfeldes ist klar und unterschiedliche Wege zum Sieg gibt es bei Mycelia eigentlich auch keine.

Das Zusammenspiel der Handkarten ist entscheidend

Entscheidend ist stattdessen das Zusammenspiel der jeweiligen Handkarten mit der jeweiligen Position bzw. Verschiebung der Tautropfen auf meinem Tableau. Schaffe ich es, die Bedingungen für starke Aktionen in späteren Zügen vorzubereiten? Sonst müsste ich einfach auf gut Glück beim Verschieben der Tautropfen hoffen, was sicher weniger erfolgversprechend wäre.

Baukastensystem für wachsende Spielerfahrung

Mit zunehmender Spielerfahrung kann und sollte also durchaus ein wenig geplant werden. Zudem sorgen Karten mit höherem Schwierigkeitsgrad, die zu Beginn aussortiert, später aber nach eigenem Belieben dazugenommen werden können, für zusätzliche Aktionsmöglichkeiten. Ebenso reizvoll ist, dass es neben den Standard- auch individuelle Tableaus mit unterschiedlicher Verteilung der Landschaftsfelder gibt.
Brettspiel Mycelia, Schachtel - Foto von Ravensburger

Das verspricht sehr wohl die gewünschte Abwechslung in Folgepartien. Die grosse Frage ist einfach, wie viele davon es letztendlich geben wird. Dabei ermöglichen die zusätzlichen Elemente durchaus ein interessant(er)es Spiel, als man zu Beginn erwarten würde. Umso bedauerlicher sind daher die kleinen gestalterischen Unpässlichkeiten, die einem noch schnelleren Zugang der angepeilten Familien- und Gelegenheitsspieler zu Mycelia möglicherweise im Wege stehen. Und das wäre wirklich schade.

Infos zu Mycelia

  • Titel: Mycelia
  • Untertitel: Im Tal der tausend Tautropfen
  • Verlag: Ravensburger
  • Autor: Daniel Greiner
  • Spieleranzahl (von bis): 1-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 9
  • Dauer in Minuten: 45
  • Jahrgang: 2023

Werbung
kaufen Prüfen, ob Mycelia vefügbar ist bei:
Amazon
Spiele-Offensive

Mehr Spiele-Themen entdecken

Kommentieren