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Die Chroniken von Avel

Die Chroniken von Avel - Ausschnitt - Foto von Asmodee/Rebel

Ist es einfach Pech? War die Idee zum Spiel schon lange da, bevor die Umsetzung dann so viel Zeit in Anspruch nahm, dass jetzt schlicht alles zu spät kommt? Oder kannte man alles, insbesondere auch den populären Vorläufer, und hat dann dennoch das eigene Spiel in der aktuellen Form veröffentlicht, vielleicht als Weiterentwicklung des bereits Bestehenden und Etablierten? Ersteres wäre bedauerlich, zweiteres dagegen relativ tollkühn und letztlich nicht von Erfolg gekrönt, so hart und unschön das auch klingen mag.

Wie auch immer – ein erster Blick auf Die Chroniken von Avel von Przemek Wojtkowiak (Rebel/Asmodee) und in dessen Anleitung lässt sehr schnell und eindeutig Gedanken an Die Legenden von Andor aufkommen. Das hängt schon mit dem Titel zusammen. Auch das Konzept, der Aufbau und die Zielsetzung von Die Chroniken von Avel weisen eindeutige Parallelen zu Die Legenden von Andor auf. Offen ist hinegen, ob das letztlich gewollt oder unglücklich so geworden ist. Denn eines ist klar – wenn das Original irgendwie heller leuchtet als das spätere Werk, hat dieses ein ziemliches Problem. Und schwierig ist halt leider verschiedenes bei Die Chroniken von Avel …

Wie funktioniert das Gesellschaftsspiel Die Chroniken von Avel?

Es beginnt schon beim Aufbau des Spiels. Bei Die Legenden von Andor müssen das grosse Brett ausgeklappt und einige Plättchen platziert werden, dann kann bereits losgelegt werden. Bei Die Chroniken von Avel sind dagegen unterschiedliche Ortstafeln auszulegen, einige nach Vorgabe, der Rest dann verdeckt und zufällig. Das kann dazu führen, dass gewisse Partien von einer günstigeren Konstellation profitieren, andere dagegen nicht, was Einfluss hat auf den ganzen weiteren Verlauf des Spiels hat, allerdings nicht in einer gesteuerten Weise, sondern völlig zufällig und ungeordnet. Dann gilt es, die Helden vorzubereiten (Näheres dazu weiter unten) und Monster auszulegen – es gibt einiges zu tun, bevor bei Die Chroniken von Avel gestartet werden kann.

Gleich wie bei Die Legenden von Andor muss anschließend auch bei Die Chroniken von Avel gemeinsam eine Burg gegen heranrückende Monster aller Art verteidigt werden. Wir verbessern dazu unsere Ausrüstung und besprechen, wo und wie wir die Feinde auf ihrem Weg zur Burg stoppen wollen. Anders als bei Die Legenden von Andor gibt es allerdings bei Die Chroniken von Avel keine unterschiedlichen Abenteuer in teilweise völlig neuen Szenarien und Landschaften. Stattdessen folgen stets dieselben Aufgaben und Abläufe und einzig der Schwierigkeitsgrad der Partien kann in drei Stufen angepasst werden. Das ist etwas viel Routine und wenig Abwechslung im direkten Quervergleich der beiden Spiele.

Mechanismen im Spiel

Zu Beginn ist die Landschaftsauslage von Die Chroniken von Avel noch weitgehend unbekannt und müssen zuerst die entsprechenden Ortstafeln angelaufen und aufgedeckt werden. Dazu können wir unsere Helden reihum zweimal auf eine angrenzende Tafel bewegen, dort gegebenenfalls Kämpfe gegen dortige Monster austragen oder ihre jeweilige Ortsaktion ausführen lassen. Abkürzungen können die Fortbewegung in der Auslage erleichtern, allerdings nur, wenn sie zu Beginn zufällig in passender Weise ausgelegt wurden.

Die Chroniken von Avel - Material - Foto von Asmodee/Rebel

Bei den Kämpfen schließlich wird viel gewürfelt und gehofft, dass unsere Ausrüstung gegen die jeweiligen Monster ausreichend helfen wird. Ein Monster ist besiegt, wenn es mindestens gleich viele Schadensplättchen wie die eigene Ausdauer hat. Ist das der Fall, erhalte ich eine Belohnung wie auf dem Monsterplättchen angegeben. Erleidet mein Held dagegen zu viel Schaden, scheidet er aus, kann jedoch in der nächsten Runde von der Burg aus erneut ins Geschehen eingreifen.

Wichtig sind zudem die Ortsaktionen der einzelnen Landschaftstafeln. Sie können uns je nachdem Vorteile für spätere Kämpfe gegen die Monster verschaffen, deren Wiederauftauchen an bestimmten Orten verhindern oder ihr Vorankommen auf den vielen Wegen zur Burg erschweren. Zudem können Helden untereinander Gegenstände tauschen, wenn sie gleichzeitig auf derselben Tafel stehen.

Mondleisten und Monster

Auf einer speziellen Mondleiste wird der Fortgang der Partie dokumentiert. Je nach Symbol dort erhalten die Helden alle zu Beginn einer neuen Runde mehr Ausdauer oder aber tauchen zuvor besiegte Monster wieder auf (Sisyphus lässt grüssen!). Andererseits ist das Vermöbeln der Monster halt schon wichtig, um im Ideal- und Erfolgsfall von ihnen Gegenstände und Kleingeld zu erhalten als Grundlage für weitere Materialkäufe im Hinblick auf die abschließenden Kämpfe insbesondere auch gegen das große Biest. Dieses taucht ganz zuletzt auf einer der Ortstafeln auf und marschiert von dort her mit allen übrigen Monstern stets weiter unserer Burg entgegen – der ultimative Härtetest für alle vorangehenden Aufbau- und Abwehrarbeiten!

Zu wenig Spielreiz in wunderschöner Aufmachung

Die Chroniken von Avel - Schachtel - Foto von Asmodee/Rebel

Insgesamt bietet Die Chroniken von Avel so viel Bekanntes und Gefälliges, zugleich aber auch wenig Neues. Zudem zielt es irgendwie an allen Zielgruppen vorbei. Die Aufmachung ist gestalterisch einwandfrei und hübsch anzuschauen. Es gibt einen speziellen Almanach mit einer Beschreibung der Geschichte und Monster von Avel. Zudem können die Charakterzeichnungen auf den dazugehörenden Spielertableaus ausgemalt und die Helden mit Namen versehen werden und alles wirkt wie ein großartiges Familien- oder gar Kinderspiel.

Dem steht jedoch ein ziemliches Regelwerk mit vielen detailverliebten Einzelheiten entgegen und auch die Anforderungen des jeweiligen Schweregrades des Spiels sind keineswegs leicht zu bewältigen, jedenfalls nicht in den ersten Partien. Später läuft dann alles wesentlich glatter ab, allerdings eben nicht interessanter. Damit bleibt Die Chroniken von Avel ein solides, hübsch gestaltetes Abenteuerspiel, allerdings mit kaum Abwechslung und entsprechend wenig Wiederspielreiz, nicht mehr und nicht weniger.

Infos zu Die Chroniken von Avel

  • Titel: Die Chroniken von Avel
  • Verlag: Rebel Studio
  • Autor: Przemek Wojtkowiak
  • Spieleranzahl (von bis): 1-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 60
  • Jahrgang: 2022

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