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Die Legenden von Andor: Wiederspielreiz, Schwierigkeitsgrad und eine Erweiterung

Michael Menzel von Michael Menzel

Michael Menzel über sein kooperatives Brettspiel

Kaum ein Gesellschaftsspiel wurde in den letzten Jahren unter so großer Medienbegleitung veröffentlicht wie Die Legenden von Andor von Michael Menzel (Kosmos). Unter anderem gab es ein Alternate Reality Game, bei dem unter Spielerezensenten mit einem Rätselspiel auf die Veröffentlichung aufmerksam gemacht wurden. Entsprechend groß war die Resonanz auf Die Legenden von Andor, bevor es richtig ausprobiert werden konnte. Rund drei Monate nach der Veröffentlichung haben wir Autor und Illustrator Michael Menzel gebeten, noch einmal zu drei Aspekten des kooperativen Brettspiels erneut etwas aus Sicht des Autors zu sagen: Wiederspielreiz, Schwierigkeitsgrad bei 2 Spieler und eine Erweiterung. Hier sind seine Ausführungen:

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Die Legenden von Andor und der Wiederspielreiz

Wer Die Legenden von Andor spielt, stellt schnell fest, dass jede der 5 Legenden ihre eigene Charakteristik hat. Natürlich ist der Wiederspielreiz nicht bei allen Legenden gleich. Legenden 1 und 2 sind bewusst eher wie eine feststehende Geschichte designt und trotz einiger Variablen erlischt ihr Wiederspielreiz, denke ich, wenn sie einmal gewonnen wurden. Beide Legenden dienen dem Kennenlernen des Spiels. Es ist ein bisschen vergleichbar mit einem Computerspiel, das niemand nach dem Tutorial bewerten würde. Weniger erfahrene Spieler brauchen vielleicht 1-2 Anläufe mehr. Aber eben weil sie irgendwann wissen, was sie erwartet, können sie sich daran „hocharbeiten“.

Dann folgt mit Legende 3 ein kooperatives Spiel mit vielen Variablen (zufälliges Auftauchen der Kreaturen, viele verschiedene persönliche Schicksale und 4 verschiedene Endgegner). Hier ist keine Partie wie die andere. Auf legenden-von-andor.de gibt es zudem eine einfache Möglichkeit, den Schwierigkeitsgrad noch zu erhöhen. An dieser Stelle hätten Die Legenden von Andor enden können.

Mit den Legenden 4 und 5 haben der Verlag und ich sozusagen die Erweiterungen für Experten schon gleich mit in die Box gepackt. Legende 4 spielt auf einem eigenen Spielplan mit neuer Siegbedingung und völlig anderem Spielgefühl. Der Zorn des Drachens, Legende 5, ist wie Legende 3 ebenfalls sehr variabel. Hier gibt es völlig neue Elemente, wie z. B. das Gift, das ausnahmsweise das Fortschreiten des Erzählers unterbindet oder die Edelsteine, die die Kreaturen von ihrem Weg abbringen.

Die Legenden von Andor von KosmosIch denke, dass kooperative Abenteuer-Spiele häufig so lange gespielt werden, bis sie gewonnen wurden. Nachdem eine Spielrunde z. B. Reiner Knizias Der Herr der Ringe endlich gewonnen hat, werden die Spieler nicht rufen: „Juhuuu, direkt nochmal!“. Es ist einfach so, dass, wenn man Mittelerde einmal gerettet hat, halt 2 – 3 Spieleabende vergehen, ehe man es erneut versucht. Eben weil man es ja schon geschafft hat. Wichtig für solche Spiele ist, dass genug Variabilität im Spiel ist, dass man sie, wenn man sie erneut spielt, trotz der Erfahrung nicht zwangsläufig gewinnt. Dass der Ring nach Mordor muss und dass man das schon weiß, tut dem Spielspaß keinen Abbruch. Daher denke ich, dass Die Legenden von Andor nach den vielen Stunden, die das Spiel bereits beim einmaligen „Durchspielen“ braucht, noch genug Anreiz hat, es immer wieder zu spielen.

Anpassung des Schwierigkeitsgrads für unterschiedliche Spielerzahlen

Die wichtigsten Eckpunkte für die Anpassung auf die Spielerzahl sind natürlich a) die Anzahl der Kreaturen, die in die Burg eindringen dürfen und b) die Stärke der Endgegner. Beispiel: Ein goldener Schild an der Burg ist bereits von einer Kreatur besetzt und ein Troll bewegt sich jetzt auf die Burg zu.  4 Spieler können sich nun aus 2 Gründen nicht erlauben ihn passieren zu lassen:

  • a) Sie haben keinen goldenen Schild an der Burg mehr frei und können daher keine Kreatur mehr `reinlassen.
  • b) Sie haben später einen viel stärkeren Endgegner als 2 Spieler. Darum brauchen sie die höhere Belohnung durch den Troll.

2 Spieler hingegen können diesen Troll ruhig passieren lassen. Denn sie haben

  • a) noch mehr goldene Schilde an der Burg und
  • b) ihr Endgegner ist viel schwächer als der für 4 Spieler. Das heißt, sie brauchen nicht die hohe Belohnung für den Troll.

Weil der Erzähler bei jedem Sonnenaufgang, aber auch für jede besiegte Kreatur ein Feld weitergeht, also auch für den Troll (den die 4 Spieler besiegen müssen), haben die 2 Helden sozusagen einen ganzen Tag geschenkt bekommen. Auf diese Weise skaliert das Spiel ständig mit. So sind z. B. die Bauern für 2 Spieler häufig nicht erreichbar aber wegen den zusätzlichen goldenen Schilden brauchen sie die Bauern nicht. 4 Spieler hingegen haben die Zeit, die Bauern zu holen, brauchen die aber auch dringend. Belohnungen und Startgeschenke werden häufig auf die Gruppe verteilt, was einfach bedeutet, dass in der Regel 2 Helden mehr pro Kopf bekommen als 4 Helden.

Bei Legende 3 müssen die Helden Schicksalskarten erfüllen, die für alle Spielerzahlen gleich sind. Aber auch hier wird die Schwäche von 2 Spielern ausgeglichen. Denn sie haben den natürlichen Vorteil, dass 2 Schicksale schneller erfüllt sind als 4 Schicksale und sie damit früher wissen, wer ihr Endgegner ist und wo er sie erwartet.

Man kann also sagen, dass 2 Spieler häufig auf Vorteile und Hilfsmittel verzichten müssen, weil sie einfach nicht die Zeit dafür haben, aber sie brauchen diese Vorteile zum Gewinnen der Legende auch nicht. 4 Spieler hingegen dürfen nichts liegen lassen weil sie alle Hilfsmittel benötigen, um ihre Endgegner zu besiegen. Der Druck ist dadurch für alle Spielerzahlen gleich hoch.

Erweiterungen zu Die Legenden von Andor

Ich kann hier zum ersten Mal berichten, dass Die Legenden von Andor weitergeschrieben werden. Im Herbst 2013 erscheint eine erste kleine Erweiterung. Der Titel lautet Die Legenden von Andor – Der Sternenschild.

Ich freue mich riesig auf diese Erweiterung. Die weitere Geschichte der Helden steht eigentlich schon seit Langem fest. Doch hatte ich nicht erwartet, dass ich so bald mit der Entwicklung einer Erweiterung betraut werden würde, um sie zu erzählen.

Michael Menzel

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