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Autor Michael Rieneck über das Spiel Santiago de Cuba

Santiago de Cuba von eggertspiele/Pegasus Spiele

Mit der Hilfe Einheimischer kurz zum Verschiffen

Michael, in Essen erscheint bei eggertspiele dein neues Spiel Santiago de Cuba. Titel und erste Beschreibungen legen den Verdacht nahe, dass nicht nur der Name deinem Spiel Cuba ähnelt. Kannst uns bitte sagen, wie sich das Spiel in die Reihe mit Cuba und Havanna einreiht?
„Klar, thematisch gehören die Spiele zusammen. Das ist ja auch so gewollt. Trotz der Komplexität von Cuba war es für eggertspiele ein großer Erfolg. Dazu haben zweifellos auch das anregende Thema und die tollen atmosphärischen Illustrationen von Michael Menzel beigetragen. Santiago de Cuba greift nun beides wieder auf, ist aber ein vollkommen eigenständiges Spiel. Cuba ist – insbesondere mit der Erweiterung El Presidente – ein großes abendfüllendes Strategiespiel. Bei Santiago de Cuba steht dagegen eindeutig die Taktik im Vordergrund. Entsprechend kürzer ist die Spieldauer. Spieler, die das Spiel kennen, werden kaum eine Stunde brauchen. Das Spiel hat wesentlich weniger Regeln, die die Spieler aber trotzdem vor anspruchsvolle Aufgaben stellen. Es gilt wie so oft, aus den sich bietenden Möglichkeiten, das Beste zu machen. Die Situationen, vor denen die Spieler dabei stehen, werden aber nicht von externem Zufall sondern von den Spielzügen der Mitspieler bestimmt.

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Wo liegt der Themenschwerpunkt, um was geht es bei Santiago de Cuba?
„Thematisch geht es wieder um clevere cubanische Geschäfte. Da ist Santiago de Cuba schon sehr an seinen ‚großen Bruder‘ angelehnt. Auch hier gilt es, Siegpunkte durch die Verschiffung von Waren zu gewinnen. Aber natürlich gibt es noch andere Möglichkeiten, an Siegpunkte zu gelangen. Auch Gebäude spielen wieder eine wichtige Rolle. Gesetze gib es diesmal nicht.“

Mit welchen Mechanismen setzt du dieses Thema um und welches sind die wesentlichen Unterschiede zu Cuba?
„Im Kern dreht sich das Spiel darum, Kombinationen aus Cubanern (Einwohnern von Santiago) und Gebäuden der Stadt möglichst effektiv für die eigenen Zwecke zu nutzen. Diese Kombinationen werden zu Beginn des Spiels zufällig auf dem Spielplan ausgelegt und sind in jeder Partie anders. Im Gegensatz zum ‚großen‘ Cuba kann hier theoretisch jeder Spieler jedes Gebäude (und jeden Einwohner) für sich nutzen. Um einen Einwohner zu nutzen, muss ich in meinem Spielzug mit dem Auto – das alle Spieler in ihrem Zug bewegen – zu dem Cubaner hinfahren. Je mehr Felder ich mit dem Auto dabei zurücklege, desto mehr Geld muss ich für meinen Spielzug bezahlen. Da zu jedem Feld ein Cubaner gehört, habe ich also die Wahl zwischen ‚billigen‘ und ‚teuren‘ Spielzügen. Außer Acht lassen sollte ich dabei nicht, dass ich mit meinem Zug gleichzeitig die Möglichkeiten des nächten Spielers beeinflusse. Schließlich muss er das Auto ja von meinem Zielort aus weiterbewegen. Da den Cubanern mit einer Ausnahme drei Gebäude zugeordnet sind, steht auch noch die Entscheidung an, welches Gebäude ich anschließend nutzen will. Nicht zu vergessen: Der Hafen, der sich ebenfalls auf dem Rundkurs durch die Stadt befindet. Wer mit dem Auto hierhin fährt, muss auf die Unterstützung der Einheimischen verzichten, hat aber den Vorteil, als Erster Waren auf das Schiff liefern zu können. Das Schöne dabei ist aus meiner Sicht: Man muss sich stets aufs Neue für ein ‚Paket‘ bestehend aus Cubaner, Gebäude, Hafen und den jeweiligen Kosten für den Spielzug entscheiden. Und das ist keineswegs trivial, spielt sich aber spätestens ab der zweiten Partie angenehm flüssig. Gleichzeitig bieten sich genügend Möglichkeiten, den Mitspielern in die Quere zu kommen. Das Spiel hält nämlich auch ein paar ‚Boshaftigkeiten‘ parat.“

Kannst du den Spielern einen Tipp geben, worauf sie beim ersten Spiel besonders achten sollten? Gibt es einen Knackpunkt, der besonders wichtig ist?
„Nein, einen Knackpunkt gibt es nicht. Allerdings ist schon ein bisschen Analyse gefragt. Ein erfahrener Spieler, der mit den Optionen des Spiels vertraut ist, wird sich wahrscheinlich gegen einen „Neuling“ durchsetzen. Die Bewertung der Kombinationen aus Cubanern und Gebäuden ist das zentrale Element. In diesem Zusammenhang ist das eigene Geldmanagement sehr wichtig. Ohne Geld sind die eigenen Möglichkeiten eingeschränkt. Zu viel Sparsamkeit ist aber auch nicht unbedingt zu empfehlen. Im richtigen Moment kann es sich lohnen, auch mal in einen größeren Schritt zu investieren.“

Wie wird das Spiel ausgestattet sein? Kannst du uns schon etwas zum Material und den Illustrationen sagen?
„Die Ausstattung entspricht dem hohen Niveau, das man von eggertspiele gewohnt ist. Die Illustration gehört aus meiner Sicht zur Ausstattung dazu. Und wie schön Michael Menzel das cubanische Flair mit seinen Bildern vermitteln kann, hat er nun nochmal eindrucksvoll bewiesen.“

Bei diesem Spiel liegt das Thema sehr nah an einem anderen Spiel von dir. Wie gehst du am liebsten an Spiele heran? Wonach entscheidest du, welches Thema oder welcher Mechanismus besonders gut greifen könnten? Hast du auch eine bestimmte Herangehensweise, wie du einen passenden Verlag findest?
„Ich mag es eigentlich lieber, wenn erst das Thema da ist, und ich dann passsende Mechanismen dazu suchen muss. Je besser Mechanismus und Thema zusammenpassen, desto harmonischer ist für mich das Spielgefühl. In letzter Zeit sind ein paar Verlage an mich herangetreten, die ein Spiel zu einem konkreten Thema haben wollten. Das ist natürlich purer Luxus. Ich habe dann versucht, ein Spiel zu machen, das ihren Vorstellungen entspricht. Das klappt natürlich nicht immer, aber es ‚erspart‘ mir bei vielen Projekten die Verlagssuche. Bei Santiago de Cuba war es genauso. Die Idee noch ein kleineres Cuba-Spiel im ‚Speicherstadt-Format‘ zu machen, stammt von Peter Eggert selbst. Er hat mich gefragt und ich hatte sofort Lust dazu.“

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