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Exit: Die vergessene Insel

Exit: Die vergessene Insel - Foto von Kosmos

Was würdest du gerne dabeihaben, wenn du auf einer verlassenen Insel strandest? Egal was es ist: Du kannst es ohnehin nicht mitnehmen! Dafür kannst du aber entscheiden, welche Menschen du bei diesem Abenteuer gern an deiner Seite haben möchtest. Exit: Die vergessene Insel (Kosmos) entführt die Spieler in der zweiten Exit-Staffel auf eine Insel, auf der alles giftig ist. Nichts wie wieder weg! Nur wie?

Ehrensache: Dieser Artikel enthält keine Spoiler, die das Rätselvergnügen trüben

Das Exit-Prinzip: ein zerstörbares Gesellschaftsspiel in Staffeln

Im Jahr 2016 kam ein neuer Trend in der Spielewelt auf, der die klassischen Brettspielmechanismen auf den Kopf stellt: Escape-Spiele, die den Live-Escape-Room ins heimische Wohnzimmer bringen. Statt sich in einem Raum voller Rätsel einsperren zu lassen, wird der Spieltisch zum imaginären Raum.

Zu den erfolgreichsten dieser Spiele gehört die Exit-Reihe von Inka und Markus Brand (Kosmos), deren 1. Staffel als Kennerspiel des Jahres 2017 ausgezeichnet wurde. Moment – Staffel? Ja, denn wie bei TV-Serien gibt es mehrere Abenteuer zum selben Prinzip. Der Storytelling-Aspekt ist bei den Exit-Spielen aber eher untergeordnet. Einen Anknüpfungspunkt zwischen den Folgen gibt es ebenfalls nicht. Man kann mit jedem beliebigen Exit-Spiel beginnen.

So spielt sich Exit: Die vergessene Insel

Die Exit-Spiele sind Rätsel-Spiele, die im Spielverlauf die Zerstörung des Spielmaterials erfordern (und daher nur einmal gespielt werden können). Es darf also nach Herzenslust geknickt, zerrissen und bekritzelt werden. Mithilfe einer Decodierscheibe und viel Kreativität müssen zehn bis elf Rätsel auf Karten gelöst werden. Der zugrundeliegende Mechanismus ist bei allen Folgen gleich. Eine detailliertere Beschreibung findet sich in der Rezension zum Kennerspiel des Jahres 2017 Exit – das Spiel: Die verlassene Hütte. Dort wird die Exit-Reihe auch in den Kontext anderer Escape-Spiele gestellt.

Rückwirkende Neuerungen seit Staffel 3

Auch wenn pro Folge eigentlich nur Story und Rätsel ausgetauscht werden: Kosmos hat die Reihe seit dem Erfolg der 1. Staffel weiter optimiert. Staffel 3 führt verschiedene Schwierigkeitsgrade ein (Einsteiger – Fortgeschrittene – Profis), außerdem sind die Spiele nun auf vier statt sechs Spieler beschränkt. Beides wurde auch auf die neueren Auflagen der Spiele aus Staffel 1 und 2 angewandt.

Rätselniveau und Altersangabe: Wie schwer ist die Exit-Folge Die vergessene Insel?

Exit: Die vergessene Insel ordnet der Verlag dabei in den mittleren Schwierigkeitsgrad ein (Fortgeschrittene). Das hat sich in unserer Testrunde so bestätigt. Diese vergessene Insel war eine harte Kokosnuss. Einige der Rätsel sind einfach zu lösen (etwa Bilder- oder Buchstabenrätsel), andere brachten uns ins Grübeln und wieder andere ins Schwitzen. Hin und wieder muss man sehr deutlich um die Ecke denken. Dabei entsprechen die Rätsel oft nicht dem typischen Rätselschema; die Autoren nutzen die Möglichkeiten des Rätselns mit Spielmaterialien kreativ aus. Negativ anzumerken ist allerdings, dass die Lösungen nicht immer eindeutig erkennbar sind (so können manche rätselrelevante Zahlen unterschiedlich interpretiert werden); auch das bildet letztlich aber natürlich eine besondere Herausforderung. Überrascht hat uns am Ende des Spiels, dass wir teilweise auf andere Weise als die vorgesehene zum Ergebnis gekommen sind, etwa indem wir andere Materialien mit demselben Effekt (und dem prinzipiell selben Lösungsweg) verwendet hatten.

Die Altersangabe ab 12 Jahren passt durchaus zum Niveau der Rätsel. Relevant ist vor allem (unabhängig vom Alter) wie viel Rätselerfahrung man mitbringt. Davon abgesehen ist Exit: Die vergessene Insel für rein erwachsene Spielgruppen ebenso gut geeignet wie für Familien mit älteren Kindern. Die Exit-Spiele auf Einsteiger-Niveau sind dagegen laut Verlag bereits ab 10 Jahren geeignet und teilweise speziell auf diese Zielgruppe ausgerichtet (so die Exit-Folge aus Staffel 3 um Die drei ??? – Das Haus der Rätsel).

Für wie viele Abenteurer eignet sich das Escape-Spiel Exit: Die vergessene Insel?

Bei den Exit-Spielen wurde oft kritisiert, dass sie nicht für größere Spielrunden geeignet sind. Als Spiel der 2. Staffel ist Exit: Die vergessene Insel ursprünglich noch für bis zu 6 Spieler vorgesehen. Tatsächlich bieten die kleinen Karten und auch das Buch (etwas größer als DIN A 6) aber nicht allen Spielern genug Einblick, sodass man als Menschentraube über dem Tisch hängt und trotzdem nicht genug sieht (zumal man das Material oft nicht nur lesen, sondern bearbeiten muss).  Da bleibt nur das Reihum-Rätseln, das aber das kooperative Prinzip nachhaltig zerstört.  Kosmos‘ Reaktion einer Beschränkung auf 4 Spieler ist daher nachvollziehbar und sehr löblich.

Zu zweit hat man zwar Zugang zu allen Rätselmaterialien, steht aber öfter auf dem Schlauch und braucht dementsprechend mehr Hilfekarten. Die Rätsel in Exit: Die vergessene Insel erfordern, in alle Richtungen und um die Ecke zu denken. Dynamische, heterogene Gruppen sind daher empfehlenswert und steigern auch den Spielspaß. Da es zu viert bereits wieder eng um den Spieltisch bzw. die Karten wird, kann man zumindest die schreib- und bildbezogenen Rätsel mit der Handykamera auf den Fernseher übertragen, sodass alle besser sehen, worum es geht. Wünschenswert wäre hier eine Ergänzung der Kosmos-Erklär-App um eine Kartenanzeige.

Exit: Die vergessene Insel – atmosphärisches Abenteuer oder pure Rätselei?

Schon Kollege Michael Weber spricht die eher banale Story in Exit – das Spiel: Die verlassene Hütte an. Auch auf der vergessenen Insel kommt keine wirkliche Abenteuer-Stimmung auf. Dafür ist das Storytelling den Rätseln zu stark untergeordnet. Die an sich sehr simple, fast schon klischeebeladene „Geschichte“ bildet ausschließlich die Ausgangsbasis für die Rätsel und ist beliebig austauschbar. Zwar unterstützt die schon erwähnte App die Atmosphäre mit einem passenden Soundtrack, die in Dauerschleife alle paar Minuten wiederholten Inselgeräusche wirken allerdings nur am Anfang stimmig und sind für die Spielzeit von 45 bis 90 Minuten zu eintönig. Dafür ergänzt die App das Spiel sinnvoll mit einem Timer und einem sehr gut gemachten Tutorial.

Wer Rätsel und Escape-Room-Abenteuer mag, wird mit Exit: Die vergessene Insel auf seine Kosten kommen (Exit-Fans sowieso). Die zugehörige Story und die Atmosphäre lassen allerdings zu wünschen übrig. Trotzdem, als besondere Alternative zu einem klassischen Spieleabend oder zum Kino (preislich liegt dieses für mehrere Personen sogar höher) ist ein Ausflug zur vergessenen Insel mit Exit – das Spiel durchaus lohnenswert. Für Escape-Spiel-Anfänger empfiehlt sich allerdings eine weniger anspruchsvolle Folge.

Spielanleitung zu Exit: Die vergessene Insel

Infos zu Exit: Die vergessene Insel

  • Titel: Exit: Die vergessene Insel
  • Verlag: Kosmos
  • Autor: Inka Brand, Markus Brand
  • Spieleranzahl (von bis): 2-6
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 45-90
  • Jahrgang: 2017

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