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Foothills

Foothills - Ausschnitt - Foto von Lookout Spiele

Züge und Gleise in Wales … gab es das nicht schon mal? Na klar! Nämlich im Workerplacement-Spiel Snowdonia von Lookout Spiele aus dem Jahr 2012. Gemeinsam mit Ben Bateson hat Tony Boydell, der schon Snowdonia entworfen hat, ein kartenbasiertes Zweispielerspiel entwickelt, das uns wieder in die walisische Landschaft und den Gleisbau entführt. Lookout Spiele bringt es – zurecht – mit der Markierung „Kennerspiel“ auf den Markt. Und wie spielt es sich nun so als Duellspiel?

Wie funktioniert das Kennerspiel Foothills?

Jeder von uns hat eine Kartenleiste mit fünf beidseitigen Aktionskarten. In der Tischmitte liegen verschiedene Strecken (in Form von Karten) aus. Wie von Snowdonia bekannt muss Geröll zunächst beiseite geräumt werden, bevor wir dort Gleise und Stationen bauen dürfen. In unserem Zug wählen wir eine Karte, nutzen die Aktion und drehen sie um (auf der Rückseite ist eine weitere Aktion, die dann in einem der nächsten Züge genutzt werden kann). Es gibt fünf Basisaktionen:

  1.  Ressourcen vom Lager nehmen
  2.  Geröll entfernen
  3.  Gleisbau / Geröll in Stein tauschen
  4.  Eine Station errichten
  5.  Den Vermesser versetzen

Für Stationen gibt es individuelle Belohnungen und oft Sonderaktionsfelder (für den Vermesser), Gleise und beiseite geräumtes Geröll geben jeweils einen Siegpunkt. Setzen wir den Vermesser in die Kneipe, dürfen wir eine unserer Aktionskarten in unseren Wertungsstapel legen und uns eine neue aus dem Vorrat nehmen. Diese bringen auf der Kartenrückseite neue, oft bessere Aktionen mit sich. Außerdem erzielen wir über den Wertungsstapel einen Großteil der Siegpunkte: Am oberen Kartenrand steht, wofür – z.B. Siegpunkte pro Passagier, Station, Ticket oder Gleis. Wir dürfen aber maximal so viele Karten wie Stationen haben.

Das Spiel endet, wenn entweder fünf Strecken fertiggebaut sind oder ein Streckenarbeiter nicht mehr gesetzt werden kann. Diese kommen durch Ereignisse ins Spiel und stellen Fremdfirmen dar, die noch nicht bebaute Streckenabschnitte besetzen.

Foothills: anspruchsvolles Duellspiel mit Aktionsmechanismus

Foothills ist im gehobenen Kennerspielbereich zu sehen und erfordert tiefergehendes taktisches Spielen. Für Familien- und Gelegenheitsspieler, die gerne mal ein Kennerspiel ausprobieren möchten, ist es nicht zu empfehlen. Und das liegt nicht nur an der stellenweise etwas sperrigen Anleitung. Bei Foothills sollte man schon zwei, drei, vier Züge vorausplanen, um die Aktionsketten richtig nutzen zu können. Gerade im fortgeschrittenen Spielverlauf manövriert man sich sonst schnell in eine Sackgasse. Kern des Spiels ist der Aktionsmechanismus mittels Kartendrehen, der durch das Verbessern der Aktionskarten auch gewisse Deckbuildingelemente beinhaltet. Diese sind aber nicht allein im Vordergrund, sondern stehen im Spannungsfeld mit dem Rauslegen der Aktionskarten für den Wertungsstapel. Die Kunst besteht darin, hier die richtige Balance zu finden – und das richtige Timing, denn gegen Spielende kann es vorkommen, dass man rausgelegte Karten nicht mehr ersetzen kann. Dann gilt es gut abzuwägen, welche Aktionen es noch braucht und welche Karten die meisten Siegpunkte bringen.

Gerade im Late Game fühlt sich das Spiel oft etwas sperrig an, wenn man ein, zwei Aktionen machen muss, die eigentlich nichts bringen, aber notwendig sind, um die relevanten Aktionskarten wieder nutzen (drehen) zu können. Dem kann man aber mit den richtigen Aktionskarten im Deck (und entsprechender Planung) gezielt vorbeugen. Wichtig sind hier vor allem auch Karten, die erlauben, weitere Aktionskarten umzudrehen (ohne die Aktion ausführen zu müssen). Auch die Sonderfelder für den Vermesser gilt es richtig einzusetzen.

Taktisch kann es sehr sinnvoll sein, das Spielende gezielt einzuläuten. Das ist aber gar nicht immer möglich. Auch hier kann man sich in eine Sackgasse manövrieren, wenn man die Karten für Gleisbau und Ressourcen zu früh aus dem eigenen Deck nimmt.

Glücksfaktor ist das Nachziehen der Rohstoffe für das Lager – nicht nur bezüglich der verfügbaren Ressourcen (wenn ich unbedingt Stein brauche, nützt mir das eigentlich wertvolle Eisen herzlich wenig), sondern auch hinsichtlich des Spielendes. Die oben erwähnten Streckenarbeiter kommen immer dann zum Einsatz, wenn ein weißes Klötzchen (statt Eisen oder Stein) aus dem Ressourcen-Beutel gezogen wird (=Ereignis).  In manchen Runden kommen diese so gut wie gar nicht vor, wodurch das Spielende nur noch durch viele beendete Strecken (oder eben sehr spät) eingeläutet wird (redaktionell sehr schön umgesetzt sind die haptischen 3D-Prellböcke, die ans Ende jeder fertiggebauten Strecke gestellt werden). Das setzt allerdings voraus, dass zumindest einer der Spieler auch mehrere Gleise baut. Trotz der Sonderanreize auf manchen Strecken (wie z.B.: nach Streckenabschluss erhält derjenige mit den meisten Gleisen Zusatzsiegpunkte) ist der Gleisbau aber je nach Taktik nur bedingt attraktiv. Durch die Kopplung Anzahl Wertungskarten und Anzahl Stationen bringen Stationen meist mehr Siegpunktmöglichkeiten. Baut nun einer der Spieler fleißig Gleise, kann er zwar gezielt(er) das Spielende einläuten, holt den Mitspieler in punkto Stationen und Wertungskarten aber nur schwer wieder ein. Das führte in unseren Testrunden dazu, dass – je nach gewählter Taktik – oft beide nur bedingt Gleise bauen. Wenn dann noch wenig weiße Klötzchen gezogen werden, verzögert sich das Spielende und Foothills kann zäh werden. Und wenn man das Spielende taktisch einläuten will, kann man eben auch mal Pech haben und es klappt trotz gutem Kartenmanagement nicht zügig (sofern man strategisch nicht von Beginn an auf den Gleisbau setzt).

Wie gut ist das Kennerspiel Foothills für zwei?

Gesellschaftsspiel Foothills - Foto von Lookout Spiele

Snowdonia-Fans machen mit Foothills nichts falsch. Redaktionell und illustrativ ist es schön umgesetzt und die Spielmechanismen sind handwerklich solide und greifen gut ineinander, auch wenn es nichts bahnbrechend Neues ist. Das ab und an zähe Spielgefühl gegen Ende durch fehlende Ereignisse und geringen Gleisbau (der natürlich auch von den Spielern und ihrer jeweiligen Taktik abhängt) dämpft den Wiederspielreiz etwas. Variabilität ist durch den Spielaufbau (es werden immer zwei zufällig gezogene Strecken nicht verwendet und auch die Auswahl der Ersatzkarten variiert) aber durchaus gegeben.

Der Kartendrehmechanismus in Kombination mit dem Ablegen der Aktionskarten für die Wertung und den Deckbauelementen ist interessant zu spielen und Foothills wird bei uns sicher ab und an auf den Tisch kommen. Allerdings nicht in Dauerschleife und nicht abendfüllend.

Infos zu Foothills

  • Titel: Foothills
  • Verlag: Lookout Spiele
  • Autor: Tony Boydell, Ben Bateson
  • Spieleranzahl (von bis): 2
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 30
  • Jahrgang: 2019

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1 Kommentar

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Axel Bungart 26. Juni 2020 at 12:08

… ist das Stichwort. Wir haben vor kurze an einer Partie Foothills ziemlich genau 3 (drei!) Stunden gespielt. Keiner hat Gleise gebaut, keiner hat Baustoffe aus dem Lager gezogen – womit weder Prellböcke noch Gleisarbeiter ins Spiel kamen und so die Endbedingungen schlicht nicht berührt wurden. Ich habe es zwar noch nicht bis ins Detail durchgerechnet, aber ich bin der Meinung, dass das Spiel sogar ein Dead End haben kann, wenn nämlich zudem noch alle Spieler die entscheidenden Karten abwerfen.

Wir fanden es eigentlich ganz gut, aber die angegebenen 30 Minuten gehen aus meiner Sicht nur, wenn man das Ganze humorlos auf Punkte spielt und im richtigen Augenblick den Schalter auf „Ende“ umlegt. Und dafür finde ich es zu schade.

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