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Cthulhu: Der Hexer von Salem – Der Teufelsplan des Fu Manchu

Der Hexer von Salem: Der Teufelsplan des Fu Manchu - Foto von Pegasus Spiele

Wenn man unter der Bezeichnung „Pulp“ umgangssprachlich „Schund“ verstehen kann, der dürfte von der Abenteuerserie zum Cthulhu-Rollenspiel Der Hexer von Salem leidlich enttäuscht sein. Mit dem zweiten Abenteuer Der Teufelsplan des Fu Manchu, einem Abenteuer in der Welt des Robert Craven, scheint dieses Genre seine Erfolgsgeschichte fortzusetzen. Von einer billigen Aufmachung kann indes keine Rede sein. Das Coverbild von Les Edwards bietet schon von seiner Optik einen kleinen Vorgeschmack auf den Inhalt. Das Layout ist – wie bei Cthulhu-Publikationen gewohnt – sehr gut und folgt von seiner Aufmachung dem ersten Abenteuer dieser Reihe. Zahlreiche Schwarz-Weiß-Fotos mit dem Konterfei von Boris Karloff aus seinen Zeiten als Frankenstein-Darsteller und anderen mehr oder weniger bekannten Schauspielern aus der gleichen Zeit sollen auf das Abenteuer einstimmen beziehungsweise den Text untermalen, doch erscheint diese Zusammenstellung manchmal zu willkürlich und undurchdacht. Vielleicht hätte man doch besser etwas Zeitgemäßes nehmen sollen. Dennoch sind das Layout und die Gestaltung der 44 Seiten insgesamt ordentlich strukturiert und schlüssig. Im Anhang zum Abenteuer erwarten den Käufer zudem ordentlich und schön gestaltete Handouts, wobei sich der Hersteller den Gag erlaubt hat, auf seiner Homepage eine zum Abenteuer passende und sehr sehenswerte Zeitung „The Gillian“ zum Download anzubieten (Link siehe Herstellerangaben).

Ein Drittel des Heftumfanges nimmt erneut eine Kurzgeschichte aus der Feder von Wolfgang Hohlbein in Zusammenarbeit mit Dieter Winkler ein. Man mag über Wolfgang Hohlbein und seine Romane durchaus geteilter Meinung sein, aber der bisherige Erfolg der Umsetzung seiner Romanidee rund um seinen Protagonisten Robert Craven ins Rollenspiel scheint dem Verlag Recht zu geben. Die im neuen Abenteuer beigefügte Kurzgeschichte „Die Insel des Schreckens“ versteht sich als Fortsetzung zu der Kurzgeschichte „Der Sturmbringer aus dem ersten Abenteuerband Wenn Engel fallen“. Aber auch hier gilt: To be continued …

Das Autorenduo setzt die Geschichte des Hexers aus dem ersten Band fort und bringt Robert Craven sowie seinen Begleiter Plüschow in vermeintlich angenehme Gefilde des Pazifiks. Nachdem die beiden „Helden“ auf einer kleinen Insel stranden, geraten sie schnell in die Fänge von seltsamen Geschehnissen um die großen Alten und einer Unbekannten Schönheit, hinter deren mysteriösen Fassade sich weitaus mehr zu verbergen scheint. Hohe Ansprüche sollten vom Leser nicht an die Geschichte gestellt werden, da sie – ohne auch nur im geringsten mit dem Abenteuer in Verbindung zu stehen – dem Leser nur ein Stück weit vergnügliche Unterhaltung aus der Welt des Hexers bieten soll. Ob es letztlich sinnvoll ist, die fehlende Masse des Abenteuers durch eine Kurzgeschichte abzurunden, mögen die Sammler und Fans entscheiden. Andere Verlage garnieren ihre Abenteuerbände ebenfalls mit mal mehr oder weniger gelungenen Kurzgeschichten. Zumindest für Fans und Sammler wahrscheinlich ein Muss!

Das eigentliche Abenteuer des Heftes wartet mit einem Schurken der ganz besonderen Art auf: Dr. Fu Manchu, seines Zeichens einer der perfidesten, niederträchtigsten und bösartigsten Bösewichter aus der Pulp-Ecke. Dr. Fu Manchu ist eigentlich eine Romangestalt von Sax Rohmer (mit echtem Namen Arthur Henry Sarsfield Ward), der seit seinem ersten Erscheinen 1913 insgesamt 13 Romane mit Dr. Fu Manchu als Protagonisten verfasste. Er ist ein Bösewicht der übelsten Sorte, immer wieder im Versuch, die Welt zu unterjochen, und dessen Versuche nur durch seinen ewigen Gegenspieler, Inspektor Nayland Smith von Scottland Yard vereitelt werden können. Also die ideale Ausgangsbasis für ein Abenteuer voller Action, schillernder Persönlichkeiten, dunkler Geheimnisse, starker Helden und finsterer Schurken die von dem Autorenduo Peer Kröger und Heiko Gill souverän umgesetzt wurde.

Das Abenteuer selbst spielt in London und beginnt damit, wie die Charaktere, die gerade durch die abendlichen Londoner Straßen unterwegs sind, zwei Passanten über den Weg laufen, die laut um Hilfe schreiend auf sie zurennen und von einem Unbekannten verfolgt werden. Nach einem Handgemenge und viel Körpereinsatz machen die Charaktere ihre erste Begegnung mit den „Flickengesichtern“, die im laufe des Abenteuers noch zu weiterer Geltung kommen sollen. Die vermeintlichen Passanten entpuppen sich als gestandene Londoner Ganoven, die die Charaktere zu Rowlf, der eifrigen Lesern als alter Freund von Robert Craven bekannt sein sollte, direkt in die Slums von London führen. Von Rowlfs Hauptquartier aus verschlägt es die Charaktere geradewegs mitten in die Eröffnungsfeier einer neuen Ausstellung im Britischen Museum in London. Und hier beginnt der eigentliche Teufelsplan des Fu Manchu, der nur noch durch die Charaktere verhindert werden kann.

Das Abenteuer ist insgesamt sehr geradlinig strukturiert und bietet keine sonderlich komplizierte Handlung, die einer aufwendigen Vorbereitung für den Spielleiter bedarf. Für den einen oder auch vielleicht mehrere Spielabende bietet es dem Fan des Genre auf jeden Fall großen Spaß, verfügt es doch nicht zuletzt über all die notwendigen Elemente, die den Charme rund um die Hexer-Romane ausmacht und eine gehörige Portion „Pulp“! Als überaus hilfreich erweisen sich die Tipps für den Spielleiter zum jeweiligen Kapitel des Abenteuers, in dem man kurz zusammengefasst die zu erreichenden Ziele der Charaktere übersichtlich nachlesen kann. Gut geeignet für den eiligen Spielleiter oder aber auch für eine völlige Neukonzeption von Szenen oder Ideen.

Erfreulicherweise schließt sich das vorliegende Abenteuer ohne große Probleme an den Vorgänger Wenn Engel fallen an und lässt somit die weitere Entwicklung von Charakteren zu. Anhängern des „klassischen“ Cthulhu sei an dieser Stelle auch weiterhin die Erprobung des neuen Genres ans Herz gelegt – auch wenn diese wahrscheinlich jetzt nur wieder mit dem Kopf schütteln werden. Für wenig Geld bietet dieses Abenteuer ein recht gefälliges, actionreiches und auch stimmungsvoll zu spielendes Szenario. Ich freue mich schon auf den nächsten Erzschurken und andere Trash-Titanen des Genres im Rahmen der Fortsetzung dieser Reihe.

Infos zu Cthulhu: Der Hexer von Salem – Der Teufelsplan des Fu Manchu

  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor: Peer Kröger, Heiko Gill
  • Jahrgang: 2006

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