Stadt Land Vollpfosten – Das Brettspiel

2012 im Norden von Deutschland nach einer Schnapsidee gegründet und mit einem einfachen Trinkspiel (“Klattschen”) in die Spielewelt gestartet, haben die Denkriesen inzwischen mit Stadt Land Vollpfosten eine allgegenwärtige Spielemarke mit vielen Ausgaben in Deutschland etabliert. Dazu gehört auch Stadt Land Vollpfosten – Das Brettspiel von Denis Görz und Ricardo Barreto.

Erfolgsgeschichte angetrieben vom beliebten Spielprinzip

Ebenso wie das auf dem klassischen Stadt Land Fluss basierende Spiel eine Erfolgsgeschichte ist, so ist es auch der Werdegang der eigenen Firma. Anfangs noch als 2-Mann-Unternehmen gestartet, entwickeln sich die Denkriesen in knapp über 10 Jahren zum 40 Personen umfassenden Unternehmen mit eigenem Firmensitz. Dass man 2023 als einer der Hauptsponsoren mit einem über 200 qm großen Stand auf der Spiel in Essen auftrat und im gleichen Jahr den Hamburger Gründerpreis abräumte, stellte sicher den aktuellen Höhepunkt in der Firmengeschichte dar.

Frei nach dem Motte “Wer rastet, der rostet” plant man nun aber die Internationalisierung, um die eigenen Produkte auch in anderen Ländern anzubieten. Mit Whiners, Piagnucoloni oder Mızmızlananlar könnte das Spiel Jammerlappen schon bald in Großbritannien, Italien oder der Türkei im Geschäft liegen und auch hier für gesellige Spielrunden in den Familien sorgen.

Stadt Land Vollpfosten – ein Brettspiel für Spielmuffel?

Nach den bereits rezensierten Kladden der Reihe Stadt Land Vollpfosten Kladden und Stadt Land Vollpfosten – Das Kartenspiel folgt nun auch Stadt Land Vollpfosten – Das Brettspiel. Auch hier gilt wieder beim Design, dass das Produkt für die breite Masse zugänglich sein soll und man möglichst direkt nach dem Auspacken losspielen kann. Selbst Spielmuffel sollte man damit an den Tisch bringen. Ob das gelingt, mag ich schwer beurteilen, da ich mir nicht die Freizeit damit versaue, Spielmuffel ans Spielen zu bringen. Es sei denn, sie fragen danach.

Denkbar ist es aber. Denn auch Stadt Land Vollpfosten – Das Brettspiel ist das Spielprinzip wieder recht einfach: Es wird in Teams bestehend aus mindestens zwei Personen gespielt. Diese bewegen ihre Spielfiguren über ein klassisches Spielbrett, dessen Felder den Modus und die Zeit für das aktive Team angeben. Eine Ausnahme stellt hierbei der Modus “Wortgefecht” dar, weil hier alle Teams gleichzeitig gegeneinander spielen.

Auf den Feldern selbst würfelt man mit dem 28-seitigen Buchstabenwürfel einen Buchstaben für die aktuelle Runde aus. Das gegnerische Team zieht nun eine Karte mit Kategorien vom Kartenstapel. Anschließend versucht das aktive Team, in der vorgegebenen Zeit zu jeder Kategorie möglichst einen Begriff mit dem gewürfelten Anfangsbuchstaben zu finden. Am Ende der Spielrunde bewegt das aktive Team seinen Spielmarker so viele Felder auf dem Spielbrett vor, wie es Begriffe gefunden hat.

Von nachtaktiven Tieren über „typisch Papa“ hin zu Por*ostars

Simple as that! Beim Spiel befinden sich bereits 60 Kategorienkarten. Da muss man dann “ein nachtaktives Tier” benennen, “eine Antagonistin oder einen Antagonist” finden, sich an “etwas in der Sauna” erinnern oder den Namen eines YouTube-Stars kennen.

Wer das Spiel mit Kids spielt, kann auch auf die 60 Karten starke Juniorerweiterung zugreifen. Hier gilt es dann Antworten auf Kategorien wie “ein Körperteil”, Typisch Papa”, ”Das ist scharf”, “Das lebt in der Kälte” oder “Eine Stadt in Deutschland“ zu finden.

Hat man die Kinder abends ins Bett verfrachtet und die trink- und spielfreudigen Nachbarn rücken einem auf die Pelle, kann man sich noch die Karten der Rotlicht Erweiterung (“Jetzt wird’s dreckig”) um die Ohren hauen. Natürlich dürfen dabei nicht Kategorien wie “Ein anderes Wort für ‘Penis’”, “Damit kann man sein Bier öffnen”, “Etwas Hartes”, “Opas Lieblingsschnaps” und “Etwas im Pornofilm” fehlen. Die Nummer gehört natürlich auf jedes Pfarrfest.

Sprachlosigkeit und Häme

Wenn ich Stadt Land Vollpfosten – das Brettspiel in der einen oder anderen meiner Spielgruppen auf den Tisch bringen würde, müsste ich vermutlich die Karten fressen und mit dem Spielwürfel runterspülen. Da werden einem auch moderne Klassiker wie Codenames, Decrypto, Secret Identity oder das noch frische Ghostwriter übel genommen.

In anderen Gruppen hingegen wird jede neue Stadt Land Vollpfosten Kladde frenetisch gefeiert, die Kartenspiele der Denkriesen von Jammerlappen bis Arschmallows bis zur Unkenntlichkeit des Spielmaterials durchgenudelt und da kommt auch das Brettspiel gut weg. Das sind die Gruppen, wo man nicht müde wird, in unterschiedlichen Disziplinen Sem um Sem unters Volk zu bringen. Und das sorgen die Produkte auch für den Spielspaß, den das norddeutsche Spieleimperium hervorrufen will. Es ist vor allem der Zeitdruck, der einen auch hier wieder bis zur Sprachlosigkeit und für zarte Häme bei den Mitspielern sorgt. In Schlepptau immer der eine oder andere Lacher, weil man unter dem Druck der Sekunden Begriffe raushaut, die nicht wirklich passen wollen oder aber die … „etwas unüberlegt“ gewesen sein könnten. Denkt an etwas Hartes, mit dem man sein Bier öffnen kann!

Stadt Land Vollpfosten – Das Brettspiel ist ein durchdachtes Prinzip

Dass das alles nicht sonderlich innovativ ist, geschenkt. Es hat sein Zielpublikum, es ist von Anfang bis Ende gut durchdacht und gut gemacht. Es bringt Leute an den Tisch, die gemeinsam eine gute Zeit haben und den alltäglichen Ballast mal für ein paar Stunden loslassen wollen. Mit der Einfachheit von Klassikern wie Tabu oder Cranium. Dahingehend bin ich gespannt, welches alte Lied die Denkriesen zukünftig noch in modernem Gewand vertonen.