Neue Ausgabe des Kartenspiels zum Geburtstag
„Es kann der frömmste nicht in Frieden leben …“ bemerkte Schiller schon in Wilhelm Tell. Das hatte sich auch 2004 noch nicht geändert, als Frederic Moyersoen mit den Grafiken von Andrea Boekhoff sein Saboteur bei Amigo Spiele herausbrachte.
Harmlose, friedliche Zwerge suchen in selbstgegrabenen Stollen nach dem Goldschatz. Sie buddeln gemeinsam, öffnen Türen, steigen Leitern empor und herab und das alles zielstrebig und Hand in Hand. Fast zumindest, denn es gibt immer Neider in den eigenen Reihen. Die gönnen einem nicht das Schwarze unter den Nägeln (was es sicher beim Buddeln ausreichend gibt). Diese Saboteure graben kreuz und quer, bauen Sackgassen, wo Gänge entstehen sollten, und jagen schlimmstenfalls bereits gebaute Gänge in die Luft. Damit nur keiner das Gold findet.
20 Jahre Versteckspiel unter Zwergen
Das ist Saboteur von Amigo Spiele, das 2024 seinen 20-jährigen Geburtstag feiert. Dabei kam das Original und auch das zum 10. Geburtstag 2014 erschienene Saboteur 2 ganz ohne Figuren aus. Bis auf die Gänge, die als Karten ausgelegt werden, spielte sich die Goldsuche überwiegend in den Köpfen ab.
Der Witz des Spiels ist es, dass der oder die Saboteure so lange wie möglich unerkannt bleiben, um somit möglichst effektiv im Untergrund die Aktionen der rechtschaffenden Zwerge zu sabotieren. Logische Folge: Mit zunehmender Spieldauer steigt das Misstrauen der Spieler untereinander und man spekuliert, wer wer ist. Dann spielt man Karten gegen Mitspieler aus, von denen man denkt, dass sie einem nicht gut gesonnen sind, und hindert sie so am Graben. Ob man damit immer den Richtigen trifft, erweist sich meist erst später.
Doch wenn irgendwann die Fronten geklärt erscheinen, geht das Hauen und Stechen erst richtig los. Einer Sabotagekarte erfolgt die Befreiung durch einen Mitspieler, gefolgt von einer neuen Sabotagekarte. Das ist der Zeitpunkt, an dem den Spielern langsam die Karten ausgehen, und auch das ist die Strategie der Saboteure. Wer auch immer am Ende jubelt: Das war ein spannender Wettkampf!
Ein Spiel für größere Gruppen
Saboteur (1 + 2) macht in größeren Runden von bis zu zwölf Spielern am meisten Spaß. Eine Runde ist dabei immer von Spekulationen und Verdächtigungen geprägt, was aber sehr viel Spaß macht. Jemand, der sich durch Anlegen von scheinbar ungünstigen Karten der Sabotage verdächtig macht, kann in Wirklichkeit durch schlechte Handkarten dazu gezwungen sein. Bis man das Gegenteil beweisen könnte, haben sich die Mitspieler oft schon darauf eingeschossen – aller gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz.
Aber auch bei Saboteur – Das Duell (2017), in dem sich nur zwei Zwerge gegenseitig das Leben schwer machen, funktioniert das ganz bravourös, obwohl der Unwissenheitsaspekt hier entfällt. Hier konnten sich die Spieler erstmals Trolle zu eigen machen, um den Gegner aufzuhalten.
Mit den beiden Brettspielvarianten The Lost Mines (2018/2019) und The Dark Cave (2022) versuchten die Herausgeber, die Spielidee und das bis dahin körperlose Spiel mit einem Spielbrett und Figuren zu versehen. Über deren Gelingen könnt Ihr auf unserer Seite nachlesen.
20 Jahre Saboteur: geheim und gemein
Frederic Moyersoen hatte 2001 bei der Erfindung von Saboteur zwei seiner Lieblingselemente in ein Spiel gegossen: geheime Rollen und der Aufbau eines Labyrinths. Nach ein paar Jahren Entwicklung fand es bei Amigo Spiele 2004 einen Abnehmer. Und der Erfolg ließ nicht auf sich warten. Das Kartenspiel wurde weltweit fast fünf Millionen mal verkauft und in mehr als 40 Länder exportiert. Im Ausland ist Saboteur auch besonders beliebt.
Die Jubiläumsausgabe zu zwei Jahrzehnten Spaß
Die 2024 erschienene Jubiläumsversion beinhaltet in einer sehr attraktiven Buchverpackung das Grundspiel, die Erweiterung Saboteur 2 und die Sonderkarten der Saboteur-Weltmeisterschaften von 2016-2023. Mit diesen kann man z. B. Ziel- oder Wegekarten vertauschen, zwei Züge nacheinander machen, die Spielrichtung ändern oder gleich ein Veto gegen eine ausgespielte Karte einlegen.
Darüber hinaus gibt es neben den bereits bekannten Minierweiterungen (Wegezoll, Kleiderkammer, Stollenfest) auch zwei neue: Neue Ziele und Schatztruhen. Unter den neuen Zielen sind solche, die die Zwerge nicht finden wollen (oder sollten), aber auch zusätzliches Gold. Die Schatztruhen findet man zusätzlich zum Goldschatz sozusagen in den Gängen. Doch auch um manche Truhen sollte man lieber einen Bogen machen – wenn man nur wüsste um welche.
Die zusätzlichen Karten und Erweiterungen versprechen auf jeden Fall Abwechslung. Wer Saboteur noch nicht besitzt, bekommt gleich alles in einer Box. Und damit man alle Extras auch schön auseinanderhalten kann, sind die Karten entsprechend gekennzeichnet. Sehr hübsch!
Werbung
Nach neuen Spielen schauen bei:
Amazon
Spiele-Offensive