Worker-Placement-Spiele haben ihren Zenit längst überschritten und die einst vorhandene Schwemme ist merklich abgeebbt. Ich habe aber immer noch ein Faible dafür und spiele diese Spielart sehr gerne. Nun halte ich mit Airship City von Masaki Suga (Spielefaible) ein Spiel dieser Art in meinen Händen und bin etwas „entsetzt“ über das nostalgische Aussehen. Eigentlich mag ich ja Retrografiken, aber hier fühlte ich mich an das alte Civilisation erinnert. Was ja nichts heißen soll, denn es geht ja um den Spielspaß, aber das Auge isst bekanntlich mit. Auf alle Fälle ist der Karton optimal gefüllt, was einen wiederum erfreut. Aber als ich die Anleitung in den Händen hielt, dachte ich zuerst: Was soll denn das? Soll ich hier mit einer Lupe lesen? So gab ich diese Anleitung einem unserer Mitspieler, der aber auch über diese schreckliche Schriftgröße und deren Verständnis schimpfte. Er hat sich dann mit Hilfe der englischen Anleitung das Spielgeschehen erkämpft und kam leider nicht umhin, die dazugehörigen FAQ zu lesen. Also der Einstieg fiel erst mal unheimlich schwer, aber was dann folgte, war nicht ohne Reiz. Airship City: Wir bauen hier Luftschiffe, schließen Verträge und bauen Gebäude und das ziemlich lange.
Spielablauf von Airship City
Jeder Mitspieler bekommt sein Spielertableau, auf dem festgehalten wird, wie viele Rohstoffe wir von Holz, Erz, Gold und Getriebe besitzen. Dabei wird am Anfang noch nicht alles freigegeben, da uns Ausbauplättchen die höheren Rostoffmengen erst mal verbauen. Da heißt es auszubauen, um diese von unserem Tableau zu bekommen. Auch andere Bonusabdeckplättchen, lassen sich erst nach dem Erfüllen bestimmter Leistungen vom Tableau entfernen. Am Rand gibt uns eine Leiste vor, in welcher Zeit wir bestimmte Verträge erfüllen sollen, die uns natürlich auch Siegpunkte und Gold einbringen. Jeder bekommt 20 Schenkungsmarker, vier Arbeiter in Luftschiffform und seine Siegpunktmarker.
Zwei große Tableaus in der Mitte des Spieletischs sind unterteilt in ein Schenkungs- und Entwicklungstableau. Auf dem Entwicklungstableau kann man seine gebauten Luftschiffe dann verkaufen, was einem Gold einbringt, aber auch den Verkaufspreis sinken lässt. Gleichzeitig wird da der Rundenablauf und die Siegpunktanzahl dargestellt.
Das Schenkungstableau zeigt uns an, was wir für den Bau von Luftschiffen, die wir der Stadt schenken, benötigen. Gleichzeitig gibt es uns die Kosten für öffentliche Einrichtungen vor und die Vorraussetzungen und Boni für weiter zu bauende Elemente.
Der Clou in dem Spiel für mich waren die Aktionsfelder, die in einem 4×4-Feld ausgelegt werden.
Hier platzieren wir am Anfang zwei unsere Arbeiter im Hafen und können die jeweils um eine Feld verschieben. Sollte ein Arbeiter neben dem anderen liegen, kann man diesen als Brücke nutzen und gleich das benachbarte Feld betreten. Diagonale Züge sind dabei nicht erlaubt. Aber der Clou ist, dass man gegen Abgabe eines Getriebes das ganze Spielfeld wie bei Das verrückte Labyrinth verschieben kann. Entweder waagerecht oder senkrecht. So kommt man auch an entfernte Felder ran, denn am Anfang besitzen wir ja nur zwei Arbeiter.
Die Aktionsfelder erlauben uns unter anderem das Sammeln von neuen Rohstoffen, die wir auf unserem Tableau in der Anzeige hochschieben. Die Werft ermöglicht uns den Bau neuer Luftschiffe, sofern wir die Rohstoffe besitzen. Man muss sich nur entscheiden, was man damit tut. Verkaufen wir diese, bekommen wir eben mehr Geld und der Verkaufpreis dieser Art von Luftschiffen sinkt. Oder wir schenken sie der Stadt, was uns erlaubt, Schenkungsmarker unter das passende Luftschiff zu legen. Wenn wir dabei die meisten Schenkungsmarker unter einem Luftschiff haben sollten, bekommen wir noch einen Marker mehr auf das Mehrheitsfeld des jeweiligen Luftschiffs. Je nachdem, wo wir diese Marker ablegen, bekommen wir dann Boni z. B. beim Gebäudebau, beim Bau ander Luftschiffe oder dem Bau öffentlicher Einrichtungen. Diese Einrichtungen dürfen wir logischerweise nur bauen, wenn man bei den Aktionsfeldern auf das dazugehörige Architekturbüro zieht. Ein Gildenhaus in den Aktionsfeldern ermöglicht uns, für zehn Gold einen neuen Arbeiter einzustellen, sodass man davon am Ende bis zu vier haben kann. Die Werkshalle erlaubt bei Abgabe bestimmter Ressourcen, dass wir Ausbauplättchen von unserem Tableau nehmen können und somit mehr Rohstoffe sammeln können, da unsere Leiste nun verlängert wird. Auch gibt es dafür Siegpunkte. Beim Marktplatz können wir von fünf ausgelegten Vertägen einen erfüllen, was uns wiederum Siegpunkte und Gold einbringt. Nur gilt es hier die abgebildeten Rohstoffe in bestimmter Zeit abzugeben, da uns die Verträge sonst Minuspunkte einbringen. Das Leuchturmaktionsfeld lässt uns zwei Reihen der Aktionfelder verschieben und der Hafen alle unsere Arbeiter an diesem Platz zusammenziehen. Alles ganz schön verzahnt!
Unter bestimmten Bedingungen, bekommt man noch mehr Bonusaktionen auf seinem Feld freigestellt, nur, das würde den Rahmen der Rezension sprengen. Das Ende, das dann nach gut zwei Stunden folgt, erreichen wir, wenn alle Mehrheiten des Luftschiffbaus oder der öffentlichen Einrichtungen mit Markern belegt sind oder die Runde 20 das Spiel beendet.
Fazit: Lohnt sich Airship City?
Schwer grübellastig das Ganze! Denn durch das Schieben der Aktionsfelder muss man immer wieder aufs Neue überlegen, was man eigentlich tun möchte. Denn selten bleiben die Aktionsfelder so liegen, wie wir sie nach dem Beenden unseres Zuges vorgefunden hatten.
Wenn das alles nur nicht so unübersichtlich wäre. Teilweise sooo klein geschrieben, auch auf den großen Tableaus, das man immer wieder bestimmte Sachen übersah. Auch die eigenen Rohstoffanzeigen sind leicht durch Rutschen in Bewegung gekommen. Also, keine lamgärmligen Pullover anziehen und aufpassen, dass alles immer an seiner Stelle liegen bleibt. Das Material ist suboptimal: futzelig und unübersichtlich. Das Spiel ist in seiner Form aber Klasse, nur diese Unübersichtlichkeit lässt einen immer wieder verzweifeln.
So bleibt festzuhalten, dass Airship City ein cooles Spiel ist, das unheimlich viele Optionen bietet und für Vielspieler gehörigen Spielspaß. Aber der muss erst erarbeitet werden.
Und dann seid bloß vorsichtig beim Rüberbeugen über die Tableaus. Allzuleicht verschiebt sich da was. Die Grafik lässt uns in das Ende der 70er oder Anfang der 80er zurückgleiten, das kann man mögen, aber die Unübersichtlichkeit war schon anstrengend.
Am Ende bleibt hier ein Brettspiel, das spieltechnisch zu überzeugen weiß und einige interessante Neuigkeiten einbaut, aber unter dem fitzligen Material und der Unübersichtlichkeit leidet. Aber Vielspieler sollten doch mal eine Testpartie wagen. Denn das Zusammenspiel von Worker-Placement mit Das verrückte Labyrinth macht Spaß und lässt den Adrenalinspiegel ansteigen. Was schnell beginnt, wegen der Anfangs nur zwei Züge, endet in knirschigen Gedankengängen.
Spielanleitung zu Airship City
Infos zu Airship City
- Titel: airship city
- Verlag: Spielefaible
- Autor: Masaki Suga
- Spieleranzahl (von bis): 3-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
- Dauer in Minuten: 75-120
- Jahrgang: 2019
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