Infos zu Dorfromantik – Das Duell
- Titel: Dorfromantik – Das Duell
- Verlag: Pegasus Spiele
- Autor: Lukas Zach, Michael Palm
- Spieleranzahl (von bis): 2
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
- Dauer in Minuten: 30-45
- Jahrgang: 2023
Dorfromantik ist das Spiel des Jahres 2023 und nebenbei ein sehr schönes Computerspiel. Mit Dorfromantik – Das Duell bekommt dieser Titel einen Ableger für … Ja, für was eigentlich? Offiziell für zwei Personen. In der Anleitung gibt es aber einen Hinweis, dass eine Partie auch zu dritt oder viert oder in Teams möglich ist. Aber dazu später mehr.
Vorab kann ich sagen: Anders als der von mir geschätzte Kollege Jörg Königer vom Spieleblog finde ich diese Ausgabe unausgegoren, unhandlich und suboptimal umgesetzt. Während er das Spiel in höchsten Tönen lobt, kommt Dorfromantik – Das Duell bei mir zu einer allenfalls durchschnittlichen Wertung.
Aber fangen wir von vorn an. Die wesentlichen Grundregeln sind mit denen von Dorfromantik identisch und in meiner Rezension nachzulesen. Kurz gesagt: Es entsteht eine Landschaft aus Plättchen. Das Anlegen kennt nur zwei Regeln: Jedes Plättchen muss an ein anderes beliebig angrenzen. Und jeder Fluss und jede Schiene muss fortgeführt werden. Auftragsplättchen bieten Punkteoptionen.
Die großen Unterschiede zum Original
Die Autoren Lukas Zach und Michael Palm haben sich ein paar Neuerungen ausgedacht. Da zwei Seiten um den Sieg kämpfen, erhalten beide einen identischen Satz an Auftragskärtchen, Landschaftskärtchen und Auftragsmarkern. Im Laufe der Partie spielt eine Seite mit offenen Plättchen und eine mit verdeckten. Allerdings nutzen beide Gegenüber stets die gleichen Plättchen und Marker. Aber beide Seiten legen die Plättchen bei Dorfromantik – Das Duell anders an.
Einschub: schwache Anleitung von Dorfromantik – Das Duell
In der ohnehin nicht konsistent formulierten Anleitung (unter anderem gibt es Wechsel zwischen „ihr“ und „du“) wird dieser einfache Umstand unfassbar kompliziert ausgedrückt. Die Regel ist an unnötigen Stellen aufgebläht und die Passagen an den wichtigen Stellen sind leider sehr knapp und nicht besonders hervorgehoben. Das erschwert Einsteigern das Verständnis. Es ist dabei nicht so, dass die Spielregel die Details nicht nennen würde, sie setzt nur falsche Schwerpunkte.
Plättchenwahl und Auslage
Wie funktioniert das nun? Während eine Seite ein Plättchen aus der eigenen verdeckten Auslage zieht und bei sich anlegt, sucht die andere Seite das identische Plättchen (Farbe der Häuser unterscheidet sich gemäß Rückseite) heraus. Handelt es sich um ein Auftragsplättchen, nutzen beide Seiten auch einen identischen Marker.
Anders gesagt: Bei Dorfromantik – Das Duell müssen beide das gleiche Plättchen in ihre Auslage anlegen. Wohin sie es legen, bleibt aber jeder Person selbst überlassen. Das bringt den entscheidenden Trick. Denn so sind die Gegenüber bestrebt, sich gegenseitig mit einer optimalen Platzierung zu übertrumpfen. Anfangs gibt es dabei nur wenige Unterschiede, aber nach und nach entstehen zwei sehr unterschiedliche Landschaften.
Zwei neue Auftragstypen
Eine wesentliche Neuerung sind zwei neue Auftragstypen. Es gibt nun Rundumaufträge und Doppelaufträge.
- Rundumaufträge erfordern eine gewisse Anzahl von Plättchen, die um das Auftragsplättchen angrenzend herumliegen.
- Doppelaufträge geben zwei Landschaftsflächen vor, die ausgehend von diesem Teil eine angrenzende Fläche in der Größe von 6 ergeben müssen.
Diese beiden Herausforderungen fügen sich gut in den bekannten Ablauf ein. Die Doppelmarker sind dabei besonders trickreich, da sie etwas mehr Planung erfordern. Beides sind keine großen Änderungen, sind aber gelungen.
Schlanke Wertung und keine Kampagne
Am Ende der Partie folgt die große Auswertung. Es zählen erfüllte Aufträge, abgeschlossene Flächen mit einer Flagge sowie der längste Fluss und die längste Schiene. Das ist alles. Wer mehr Punkte hat, gewinnt bei Dorfromantik – Das Duell.
Erweiterungen in Dorfromantik – Das Duell
In der Box sind bereits zwei Erweiterungsmodule sowie eine kleine Erweiterung für das Original-Brettspiel enthalten. In der Duellversion können beide Seiten mit dem ersten Modul durch große abgeschlossene Landschaftsflächen punkten. Wer im Laufe der Partie zuerst eine entsprechende Größe erreicht, bekommt die Punkte.
Das zweite Modul belohnt das Erfüllen von Aufträgen. Auf einem neuen Tableau werden die Marker platziert. Hin und wieder gibt es einen Sonderauftrag. So kommen unter anderem Schule, Alte Eiche, Kornspeicher sowie Herzen und der Fotograf in die Partie. Der Fotograf bietet eine neue Funktion. Er wird auf ein Plättchen gesetzt und bei jedem neu angrenzenden Plättchen auf dieses versetzt. Dabei hinterlässt er eine „Fotospur“ mit Punkten.
Der Fotograf ist ebenfalls Teil der Mini-Erweiterung für das Original. Dazu gehören außerdem Plättchen mit den neuen Auftragstypen sowie Erfolgskarten und Sonderplättchen.
Der Spielspaß bei Dorfromantik – Das Duell
Das sind die wesentlichen Eckpunkte bei Dorfromantik – Das Duell. Soweit bietet das Legespiel das typische Spielgefühl des Originals. Kein Wunder, sind doch die Regeln fast identisch.
Was allerdings richtig nervtötend ist: die Handhabung.
Eine Seite zieht ein beliebiges Plättchen blind. Da beide Seiten das identische Plättchen legen müssen, kommt es zum großen Herumsuchen. Das zerstört den Spielfluss und ist selbst mit Übung einfach nur furchtbar gelöst. Hier hätte ich mir deutlich elegantere Lösungen gewünscht.
Der Ablauf selbst ist durchaus weiter reizvoll. Aus gleichen Vorgaben etwas mehr als die Gegenseite zu machen, animiert den Wettbewerbscharakter.Allerdings bietet das Design im Basisspiel die Chance, dass die nachziehende Person stest den identischen Zug macht und so ein Unentschieden die Folge wäre. Erst mit den Erweiterungen wird das anders. Eine klare Schwäche.
Ebenso fehlt mir das ruhige und genügsame Aufbauen einer friedlichen Landschaft. Dieser Charakter bleibt hinter dem Gegeneinander etwas zurück. Auch das Belohnungssystem aus dem Original vermisse ich, das innerhalb des Kampagnenmodus‘ einen wesentlichen Faktor für den Spaß beim Plättchenlegen ausmacht. Im Grunde ist sogar das zentrales Element beim Spielen.
Da Dorfromantik seine extremen Stärken zudem vor allem als Solospiel oder kooperative Optimierungsaufgabe hat, bleibt Das Duell aus meiner Sicht nur ein mäßiger Abklatsch. Zwar kämpfen hier zwei Personen gegeneinander, indem sie recht solitär das Beste aus ihren Plättchen machen. Der gewaltige Reiz beim Original ist aber um Meilen verfehlt.
Fast wirkt es wie mit heißer Nadel gestrickt
Es wäre ungerecht, zu behaupten, es wirkt wie mit heißer Nadel gestrickt. Dennoch fallen insbesondere in der Anleitung kleine Ungenauigkeiten auf, die mit etwas mehr Sorgfalt und vermutetet Ruhe vermeidbar gewesen wären. Auch die Erweiterungen fügen sich zwar gut ein, ihnen fehlt aber der Pfiff.
Da war ja noch was: Die Möglichkeit, Dorfromantik – das Duell zu dritt oder viert zu spielen. MIt zwei Spielen. Warum zum Spieleteufel ist diese Mini-Abänderung nicht in der Anleitung abgedruckt? Warum wird die eigentlich typische Kleinschreibung der genannten URL nicht wie zu erwarten auf die Adresse umgeleitet, sondern versandet auf einer Fehlerseite?
Das sind nur einige Beispiele, warum für mich Dorfromantik – Das Duell einen mäßigen Eindruck hinterlässt. Das Spiel funktioniert und lebt vom typischen, bekannten Ablauf. Aber anders als das Original oder sogar das Computerspiel lässt es Seele vermissen. Es ist solide, aber leider nicht fesselnd.
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