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Jolly Roger

Jolly Roger - Foto von Heidelberger Spieleverlag

15 Mann auf des toten Mannes Kiste – yo-ho-ho – und ne Buddel voll Rum! Diese Zeilen aus dem Roman „Die Schatzinsel“ von Robert Louis Stevenson sind in meinem Gedächtnis untrennbar mit der Begrifflichkeit von Piraten verbunden. Das Buch und das zugehörige Hörspiel waren seinerzeit erste Berührungspunkte mit diesen verwegenen Gesellen. Heutzutage sind Piraten hierzulande ja schon eher Lifestyle. Aber auch als thematischer Aufhänger für eine Vielzahl von Gesellschaftsspielen unterschiedlichster Coleur sind sie immer wieder ein dankbares Thema.

Wie wird das Kartenspiel Jolly Roger gespielt?

Beim Kartenspiel Jolly Roger von Frederic Moyersoen (Heidelberger Spieleverlag) befinden sich alle Spieler gemeinsam auf einem Piratenschiff und wollen natürlich Beute machen. Zentrales Element sind dabei Spielkarten die es in drei verschiedenen Ausführungen gibt: Crewkarten, Zielkarten und Beutekarten.

Anfangs wird eine von der Spielerzahl abhängige Anzahl von Crewkarten an die Mitspieler verteilt. Dadurch wird auch gleich festgelegt, wer am Anfang des Spiels den Posten des Kapitäns übernehmen wird. Der frischgekürte Kapitän legt nun auch gleich noch fest, wer als seine rechte Hand, als Quartiermeister, fungiert. Unabhängig davon werden die Crewkarten im Spiel als Kampfkarten benötigt. Jede Crewkarte zeigt neben einer gewissen Anzahl von Piraten auch die Fertigkeit, die diese perfekt beherrschen. In den meisten Fällen ist das eine der Nachfolgenden: Kanonen, Säbel oder Navigation. Manchmal haben Crewmitglieder aber auch mehr als eine Fertigkeit.

Nachdem die Führungsrolle geklärt ist, bestimmt der Kapitän das Ziel für die aktuelle Runde: Festung, Handelsschiff, Siedlung, Piratenhafen oder Schatzinsel. Die ersten drei Ziele locken mit viel Beute, im Piratenhafen können Crewkarten nachgezogen und auf der Schatzinsel die eigenen Schätze verbuddelt (umgedreht) werden.

Natürlich wird anfangs ein Ziel angesteuert, wo sich vermutlich viel Beute machen lässt. Der Quartiermeister organisiert den Angriff und sammelt die dazu nötigen Piraten indem er die Spieler animiert, Crewkarten auszuspielen. Dabei geht er mit gutem Beispiel voran und spielt die erste Karte. Die Mitspieler können nun nachziehen und eine oder mehrere Karten ausspielen. Anschließend wird die Zielkarte aufgedeckt und die einzelnen Fertigkeitswerte verglichen. Sind die Fertigkeitswerte der Crewmitglieder gleich oder höher als die der Zielkarte, war der Angriff erfolgreich. Auf der Zielkarte ist auch die Anzahl der Beutekarten vermerkt, die im Erfolgsfall geplündert werden. Als Erster nimmt sich natürlich der Kapitän eine der Karten. Die restlichen Beutekarten werden durch den Quartiermeister möglichst gleichmäßig unter der Mannschaft verteilt. Dabei kann es, insbesondere beim Spiel mit vielen Mitspielern, natürlich passieren, dass Spieler bei der Verteilung leer ausgehen. Die erhaltenen Beutekarten bleiben offen vor den Spielern liegen. Alternativ zu einer Beutefahrt kann auch die Schatzinsel oder der Piratenhafen angesteuert werden. Egal wohin es ging, am Ende jeder Runde kann der aktuelle Kapitän eine Bestrafung anordnen, um die Moral der Mannschaft hochzuhalten. Ob der Quartiermeister diese dann am vom Kapitän vorgesehenen Delinquenten ausführt, bleibt ihm überlassen. Verweigern darf er eine Bestrafung jedoch nicht.

Meuterei beim Piratenschiff Jolly Roger

So kommt es, wie es kommen muss. Einige Mitglieder der Mannschaft fühlen sich zu hart oder ungerecht behandelt oder gar bei der Verteilung der Beute übergangen und schreien laut: Meuterei!

Eine Meuterei geht immer von einem Crewmitglied aus, richtet sich gegen den aktuellen Kapitän und kann zu beliebiger Zeit vor einer Aktion des Quartiermeisters stattfinden. Die Spieler spielen Crewkarten, entweder um die Meuterei oder den rechtmäßigen Kapitän zu unterstützen. Anschließend wird die Anzahl der Crewmitglieder auf den ausgespielten Karten verglichen, und diejenige Seite mit den meisten Crewmitgliedern gewinnt. Alternativ kann die Meuterei auch durch eine Halsabschneider-Karte beendet werden. Wem diese gilt, kann der ausspielende Spieler bestimmen. Ist die Meuterei erfolgreich, wird der erste Meuterer neuer Kapitän und bestimmt wieder einen neuen Quartiermeister. Offen liegende, also nicht vergrabene, Beutekarte der Verlierer werden eingesammelt und neu verteilt und das Spiel geht weiter. Nach zehn Spielrunden ist aber Schluss und der Spieler mit dem meisten vergrabenen Geld gewinnt das Spiel

Lohnt sich das Piratenspiel Jolly Roger?

Jolly Roger ist ein semikooperatives Karten- und Funspiel. Die Grafik ist klasse, auf den Karten steht teilweise recht viel Text, trotzdem sind sie selbsterklärend. Vom Verlag ist eine Mindestspielerzahl von vier Spielern vorgegebenen worden. In dieser Besetzung funktioniert das Spiel zwar, macht jedoch weder Sinn noch Spaß. Erst ab acht teilnehmenden Spielern steigt der Spielspaß deutlich an.

Allerdings balanciert dieses Spiel wie auch andere Spiele dieses Genres (z. B. Die Werwölfe von Düsterwald, bei denen man auch eine größere Anzahl an Mitspielern benötigt) immer auf einem schmalen Grad. Um seinen kompletten Reiz entfalten zu können, wird in jedem Fall die tatkräftige Mithilfe aller Spieler benötigt. Das ist bei Jolly Roger wörtlich zu nehmen, denn alle Spieler müssen sich darauf einlassen und während des gesamten Spiels auch durchaus konfrontativ und emotional agieren können. Das muss man wissen, können und vor allem auch aushalten, da Jolly Roger ansonsten nicht funktioniert. Insofern kann es von mir nur die Empfehlung einer Probepartie geben, um herauszubekommen ob man mit dieser Art von Spiel etwas anfangen kann.

Jolly Roger – Spielanleitung

Infos zu Jolly Roger

  • Titel: Jolly Roger
  • Verlag: Heidelberger Spieleverlag
  • Autor: Frederic Moyersoen
  • Spieleranzahl (von bis): 4-10
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 30
  • Jahrgang: 2015

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