Infos zu Pandoria Merchants
- Titel: Pandoria Merchants
- Verlag: irongames
- Autor: Jeffrey D. Allers, Bernd Eisenstein
- Spieleranzahl (von bis): 1-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
- Dauer in Minuten: 30-90
- Jahrgang: 2020
Pandoria Merchants von Bernd Eisenstein und Jeffrey D. Allers im eigenen Verlag Irongames (2020) ist die Roll & Write-Version von Pandoria. Das kam bei seinem Publikum offenbar so gut an, dass es ihm ein Spin-Off als Roll & Write wert war.
Aus Pandoria wird Pandoria Merchants
Obwohl das Ganze „nur“ eine Ansammlung von Spieler- und Spielfeldbögen ist, erkennt man auf den ersten Blick, dass es sich um einen Pandoria-Ableger handelt: Die Grafiken auf den Spielbögen entsprechen fast 1:1 denen des Brettspiels. So finden sich Pandoria-Kenner schnell zurecht. Wie dort geht es darum, die Spielfläche mit Ressourcen zu bemalen, diese Ressourcen vollständig zu umbauen, damit die daraus entstandenen Gebiete abzuschließen, um schließlich die Ressourcen zu gewinnen.
Doch damit hat es sich fast schon mit den Übereinstimmungen. Logischerweise geben hier Würfel den Takt vor. Zwei Symbolwürfel werden in jedem Spielzug geworfen; deren Ergebnisse werden vom aktiven Spieler aneinander grenzend eingezeichnet, was angesichts der simplen Figuren auch Doppellinkshänder hinkriegen. Wiederum angrenzend daran wird ein Arbeiter eingezeichnet (Initialen des Spielers).
Ein bedeutender Unterschied besteht bei der Wertung eines Gebiets: Anders als beim Brettspiel bleiben angrenzende Arbeiter weiter auf dem Plan und können so von weiteren Gebietswertungen profitieren, bis alles um sie herum gewertet wurde. So gewonnene Ressourcen werden auf ähnlichen Skalen wie beim Brettspiel abgetragen, nehmen aber jeweils nur fünf Waren auf. Dafür gibt es bei Merchants eine zusätzliche Ware: Werkzeug. Sie dient aber nur als Tauschware für andere Ressourcen (2:1).
Wird ein Pasch gewürfelt, kommen bei Pandoria Merchants Artefakte ins Spiel. Sie gibt es beim Brettspiel nur als Erweiterung. Artefakte werden in die Gebiete eingezeichnet und können so von angrenzenden Arbeitern bei einer Wertung eingesammelt werden. Man benötigt sie, um Relikte zu erwerben.
Siegpunkte erhält man, wenn die eigenen Ressourcenskalen überlaufen, was wegen der geringen Lagerkapazität von fünf schneller erreicht ist, als einem lieb ist. Außerdem durch die Wertung bestimmter Gebiete und – am ergiebigsten – durch den Kauf von Relikten und Monumenten. Je nach Spielerzahl endet das Spiel, wenn bestimmte Teile des Spielplans ausgefüllt wurden. Es gewinnt, wie gehabt, wer die meisten Siegpunkte erzielen konnte.
Spielregeln mit Lücken
Leider kenne ich das Brettspiel Pandoria nicht. Spielerisch macht Pandoria Merchants aber durchaus Lust darauf. Und ein bisschen wäre es fast der bessere Weg gewesen, das Spiel kennenzulernen. Denn die Spielregel wirft durch Ungenauigkeiten und Lücken einige Fragen auf, die Spieler des Brettspiels sich nicht gestellt hätten. So wurden die Ressourcenleisten gar nicht erklärt und auch nur ungenau angedeutet, dass man die vier Zählsteine dort platzieren muss. Hier mal ein „jeweils“ vergessen, dort ein „höchste“ nicht erwähnt, und schon wird aus der Spielregel in Teilen ein Rätsel. Für solche Nachlässigkeiten ist das Spiel mit allen Komponenten aber zu komplex, als dass man es ignorieren könnte.
Glücklicherweise hat Bernd Eisenstein mittlerweile nicht nur eine deutlich verbesserte Spielregel auf seiner Website zum Download gestellt, sondern dazu auch eine Spielzugübersicht und eine Spielplanerklärung. Damit sollten auch Pandoria-Neulinge auf Anhieb zu einem regelgerechten Spiel finden.
Doch auch (oder gerade) bei regelgerechter Spielweise fühlt sich ein Spielzug auch nach mehreren Partien immer noch hakelig an. Nach dem Einzeichnen der Symbole und Arbeiter darf man zunächst seine Karten einsetzen (zaubern), Gebäude, Relikte oder Monumente erwerben und erst dann wird ein soeben abgeschlossenes Gebiet gewertet. Das bedeutet, dass einem diese Ressourcen erst im nächsten Spielzug zur Verfügung stehen. Ich weiß nicht wie oft es uns passiert ist, dass man alle Käufe etc. zurückdrehen musste, weil man das Gebiet schon vorher gewertet hatte. Diese Reihenfolge ist einfach nicht intuitiv. Als letztes darf man sich noch eine neue Karte kaufen. Dazu muss man aber wenigstens ein Gebiet abgeschlossen haben, in der Solovariante sogar zwei. Hat man also kein Geld und auch keine Gebiet abgeschlossen, das einem Geld bringt, kann man keine Karte kaufen. Hat man keine Karten, kann man weder Gebäude bauen, noch Zaubersprüche bewirken. Damit entfallen schon mal die einfachsten Optionen. Das kann sich in den ersten Runden einer Partie arg zäh auswirken. Was die Spielreihenfolge betrifft, helfen zumindest die mittlerweile herunterladbaren Spielzughilfen.
Spielplan wird zum Wimmelbild
Je mehr sich das Spielfeld füllt, desto mehr ähnelt es einem Wimmelbild. Die Übersichtlichkeit leidet sehr darunter. Man mag sich noch so viel Mühe geben, die Symbole sauber einzuzeichnen und möglichst vor dem Einzeichnen zu überlegen, wo man sie hinmalt, um Korrekturen zu vermeiden. Dennoch verliert sich ab und an ein Arbeiter, weil er schlicht in den ihn umgebenden Symbolen zu gut getarnt ist. Farbige Markierungen für die Arbeiter (anstelle der empfohlenen Initialen) mögen da besser herausstechen.
Das Erscheinen der Artefakte ist komplett dem Zufall überlassen. Da sie nur ins Spiel kommen, wenn ein Pasch gewürfelt wird, kann die Ausbeute der Artefakte und der durch sie zu erwerbenden Relikte extrem gering ausfallen. Im Spiel zu mehreren spielt das eine untergeordnete Rolle. Aber in der Solopartie erhalten die virtuellen Trolle alle Punkte für Relikte, die man selbst nicht erwerben konnte. Die ohnehin schon strengere und daher sehr anspruchsvolle Soloversion wird somit ein kaum zu lösendes Abenteuer.
Spiel mit Spaßbremsen
Pandoria Merchants funktioniert in der Mehrspielerversion regeltechnisch gut (wenn man die neue Regel herunterlädt). Bei der Soloversion stört mich zum einen der Zufallsfaktor, der den Pseudogegner u. U. sehr stark macht. Noch mehr stören mich die schweren Bedingungen, unter denen man eine Partie siegreich bestreiten soll. Ich finde nicht, dass das ausgewogen oder gelungen ist. Die stark abgespeckte Familienversion habe ich nicht getestet. Insgesamt dauert eine Partie schon ab drei Spielern und erst recht in voller Besetzung eine ganze Spur zu lange, da die Spieler nach 45 Minuten genau dasselbe machen wie nach fünf Minuten. Zwar verbessert man im Laufe des Spiels durch den Bau von Gebäuden die Chance auf mehr Punkte, aber dadurch alleine baut sich zu wenig Spannung auf.
Das und vor allem der fehlende Überblick über den Spielplan sind es auch, die den Spaß an Pandoria Merchants etwas trüben. Wirklich warm geworden bin ich damit nicht. Doch letztlich bieten Eisenstein/Allers ihr komplettes Spiel nicht nur als Original im Shop, sondern auch kostenlos zum Download auf der Homepage von Irongames an. Mag das auch ein cleverer Marketinggag für das Brettspiel sein, fällt mir das Meckern dennoch schwer. Demnach sind meine Kritikpunkte, so berechtigt sie sein mögen, auch mehr ein Hinweis an die Autoren, dass ich hier die Leidenschaft vermisse, die ich sonst von Spielen von Irongames kenne.
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