Yedo ist ein Brettspiel aus der Kooperation von eggertspiele mit Pegasus. Thematisch angesiedelt in einer Welt des japanischen Shogunats am Anfang des 17. Jahrhunderts. Schauplatz ist die alte japanische Hauptstadt.
Jeder Spieler stellt einen Clan dar, welcher durch die Erfüllung von Aufgaben Siegpunkte sammeln will. Diese Aufgaben gibt es in vier Schwierigkeitsstufen als jeweilige Kartenstapel. Jeder startet bei Yedo mit einer Handvoll. Jede der Aufgaben erzählt eine kleine Geschichte aus dem Kontext dieser Welt und wer sich darauf einlassen mag, wird ganz wunderbar in eine dichte Atmosphäre gezogen, die dem Spiel einen besonderen Reiz gibt!
Ob es nun darum geht, eine Speisekarte oder den Aufenthaltsort einer besonderen Person auszuspionieren, einen Rivalen zu beseitigen oder Waren in Robin-Hood-Manier umzuschichten oder gar den Shogun selbst umzubringen, all das wird mit viel Liebe zum Detail erzählt. Selbst wer das nicht immer lesen mag, spätestens ab der dritten Partie passiert das ohnehin nicht mehr, wird durch die Aufgabenstellung in diese Welt gezogen. Wer dafür nicht offen ist, kann enttäuscht werden von Yedo, es bietet aber eine Möglichkeit, das Spiel als Abenteuer zu erfahren.
Das Spiel Yedo selbst geht über elf Runden. In der ersten Phase einer Runde wird versteigert. Aus sieben Bereichen kann gewählt werden, im Spiel zu zweit oder dritt werden diese zu dreien zusammen gefasst. Hierbei sind neue Aufgaben zu erhalten, weitere Handlanger, die in der zweiten Phase des Spiels in den Bezirken der Stadt unterwegs sein werden, Geishas, bestimmte Räume als Ausbau des eigenen Palastes, Waffen sowie Bonus- und Aktionskarten. In der zweiten Phase stellen alle Spieler abwechselnd ihre Handlanger in die sieben Bezirke der Stadt auf, um dort aus zwei oder drei Aktionsmöglichkeiten auszuwählen oder eine Aufgabe zu erfüllen. Die Plätze hierfür sind limitiert, nicht jeder wird immer alle Wunschorte erreichen können. An bestimmten Orten können die Spieler auch untereinander handeln, das passierte durchaus, eher aber nur in den Partien mit der Maximalspieleranzahl von fünf und über den Waffenhandel hinaus wurde kaum mit anderen Karten getauscht. Bestimmte Aktionsmöglichkeiten wurden kaum genutzt, das Anschauen und Vorsortieren von Aufgaben-, Aktions- oder Bonuskarten versprach wenig Nutzen, da keine Sicherheit besteht, auf selbige dann auch vorzeitig zu zugreifen.
Die Aufgaben sind unterschiedlich strukturiert, für manche genügt es, einen Handlanger in einem bestimmten Bezirk stehen zu haben, für andere sind Kombinationen aus Figuren in verschiedenen Bezirken, zusätzlich eine oder mehrere Waffen und/oder bestimmte Räume im eigenen Palast sowie Geishas nötig. Je nach Schwierigkeit und Aufwand gibt es dafür Geld in unterschiedlicher Höhe, Siegpunkte oder Aktions- oder Bonuskarten. Sie sind die wichtigste Quelle für Geld und Punkte, über die Bonuskarten am Ende sowie in bestimmten Bezirken können Geld oder Punkte auch erworben werden. Die Aufgaben bieten jeweils zwei Ergebnisse, wer über den ersten Teil noch weitere Bedingungen hinaus erfüllt, bekommt eine zusätzliche Belohnung. Entfernt erinnert dieses System der Aufgaben an das Spiel Die Fürsten von Florenz, jeder versucht gern solche Aufgaben zu erfüllen, deren Bedingungen sich teilweise decken, bei Yedo ist es allerdings um einiges vielschichtiger und umfangreicher.
Der Glücksmoment im Spiel führte zu einigen Diskussionen. Manche Ereigniskarte kann einen deutlich härter treffen, als andere Spieler, ohne dass es dabei den vermeintlich führenden treffen muss, welcher ohnehin im Spielverlauf nur schwer zu erkennen ist. Wenn bestimmte Waffen einfach nicht greifbar sind, geht viel Zeit für die Erfüllung verloren. Wer zueinander passende Aufgaben erhält, hat es ungemein leichter. Viele Aktionskarten geben wenig Nutzen. Wer sich nicht früh um die Bonuskarten kümmert, ist am Ende sehr dem Zufall ausgeliefert. Ich kann die Kritikpunkte verstehen, ich halte sie für aushaltbar, sie bringen das Spiel nicht in eine unerträgliche Schieflage.
Schwerer wiegt die Frage nach der Spielzeit. Zu zweit und zu dritt bewegt sie sich um die zwei Stunden, das ist auch schon ordentlich, jeder kommt aber schnell genug wieder an die Reihe. Bei vier oder fünf Spielern kann es grenzwertig werden. Wenn da den Grüblern nicht genügend auf die Finger geklopft wird, führt die explodierende Spielzeit in die Gefahr der Ödnis und Langeweile, wobei dieser Aspekt natürlich auf sehr viele anspruchsvollere und komplexe Spiele zutrifft. Am Ende ist es immer Sache der Spielrunde, der Rücksichtslosigkeit von Extremoptimierern Grenzen zu setzen. Aber wir fragten uns schon, ob Yedo nicht auch gut mit nur sieben oder acht Runden auskäme, statt der vorgegebenen elf, zumal der Spannungsbogen schon abflacht, da oftmals sämtliche Räume, Geishas und Zusatzfiguren schon verteilt sind und sich die Entscheidungsräume verkleinern. Da, wo die Spielzeit in kleiner Runde stimmt, ist der Wettbewerb natürlich nicht so hoch und somit geht etwas Spannung verloren.
Yedo hat eine ganz wundervolle Ausstattung und Materialfülle! Der alte Grafikerhase Franz Vohwinkel zieht mal wieder alle Register. Wer seinen Stil mag, hat viel Freude an den vielen Details! Unter dem Strich kann ich Yedo empfehlen, es vermittelt eine schöne Stimmung, die Entscheidungs- und Aktionsmöglichkeiten sind schnell eingängig und wer etwas anspruchsvollere Kost bei gehobenem Zeitaufwand, welcher auf der Schachtel nicht verschwiegen wird, sucht, ist bei diesem Spiel gut aufgehoben!
Infos zu Yedo
- Titel: Yedo
- Verlag: eggertspiele, Pegasus Spiele
- Autor: Thomas Vande Ginste, Wolf Plancke
- Spieleranzahl (von bis): 2 - 5
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 14
- Dauer in Minuten: 120 - 180
- Jahrgang: 2012
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