Arttu Tuominen muss irgendwie einen fiesen Charakter haben. Der Autor von Crime Scene Game: Lazio 1356 hat in sein Krimi-Detektivspiel harte Rätsel eingebaut. Und dazu einen Mechanismus, der relativ viel Aufwand beim Lösen beinhaltet.
Infos zu Crime Scene Game: Lazio 1356
- Titel: Crime Scene Game: Lazio 1356
- Verlag: Piatnik
- Autor: Arttu Tuominen
- Spieleranzahl: 1-
- Alter ab: 18
- Dauer in Minuten: 120
- Jahrgang: 2023
Der Titel von Piatnik ist ab 18 Jahren, was etwas zu arg ist, auch wenn die Geschichte, die sich durch den Fall zieht, nicht ohne ist. Mitmachen können beliebig viele Leute. Ich empfehle anders als sonst bei solchen Detektivspielen kein Solospiel, sondern eine kleine Gruppe von wenigstens zwei, höchstens vier Personen. Denn das Lösen der Rätsel ist nicht immer ganz einfach. Mit etwas mehr Input lässt sich einiges leichter Lösen.
Worum geht es bei Lazio 1356
Die Geschichte starte mit einer Anreise zu einem mittelalterlichen Kloster. Sämtliche Passagen sind in der Du-Form verfasst. Entsprechend machst du dich auf den Weg, um merkwürdige Vorkommnisse zu untersuchen. Bei der Ankunft wird aus den Merkwürdigkeiten ein noch merkwürdigerer Mord.
Klar, ab sofort gilt es, den Fall zu lösen. Aberglaube, schaurige Szenen und Teufelszeug versperren jedoch den Weg und müssen durch Logik besiegt und ausgeräumt werden.
Der Mechanismus von Lazio 1356
Crime Scene Game ist eine ganze Reihe, zu der unter anderem auch die Fälle Brooklyn 2002 und London 1892 gehören. Es gibt jeweils mehrere Komponenten, die für den weiteren Ablauf wichtig sind:
- Szenenbild: Ein Bild, auf dem viele kleine Gegenstände in einem Stillleben vereint sind. Ein Raster aus Zahlen unterteilt dieses Bild.
- Storybuch: Das Buch enthält in nummerierten, nicht aufeinander folgenden Kapiteln Sequenzen der Geschichte. Einzelne Wörter der Abschnitte sind für den weiteren Ablauf wichtig.
- Indizienkarten: Auf den Indizienkarten wird der Ablauf vorangetrieben. Hier gibt es Rätsel und weitere Passagen der Geschichte.
- Dokumentkarten: Diese Karten beinhalten Zahlencodes, die zu einem Kapitel im Storybuch führen und dort Zeile und Wortnummer angeben.
- Hinweiskarten: Wer steckenbleibt, kann hier kleine Hilfen finden. Alternativ sind ein QR-Code oder die Komplettlösung von der Webseite des Verlages Fingerzeige.
- Reputationskarten: Wer Hilfekarten nutzt, gibt Reputationskarten ab. Dadurch fehlt am Ende ein wichtiger Hinweis auf die letzte Entscheidung.
- Fallakte: Hier gibt es Zusatzmaterial für Rätsel.
Im Wesentlichen funktioniert der Ablauf wie folgt: Indizienkarten führen zu Rätseln. Rätsellösungen ergeben einen Zahlencode. Der Zahlencode führt zu Wörtern im Storybuch. Diese Wörter sind als Figur auf dem Storybild zu finden. Die Nummer des Rasters gibt die nächste Indizienkarte vor. Fast. Denn die Rätsel müssen zwischendurch gelöst werden.
Die Rätsel bei Crime Master Game: Lazio 1356
Kommen wir noch einmal zu Arttu Tuominen. Ich gehe mal davon aus, dass der Autor sich auch die Rätsel ausgedacht hat. Ich halte mich für einen zumindest halbwegs geübten Spieler von Escape-Room-Spielen und Detektivspielen. Es gibt immer mal wieder anspruchsvolle Kopfnüsse. Aber bei Lazio 1356 habe ich anfangs überhaupt nicht durchgeblickt. Den Autorennamen merke ich mir als fiesen Kerl, der mich malträtieren will.
Schwer zugängliche Präsentation
Woran lag es? Zum einen ist die Anleitung zwar schön und gut. Aber ein, zwei recht wichtige Details hat sie ausgelassen. Das gepaart mit anfangs gleich nicht so einfachen Starträtseln hat mir den Rätselschweiß auf die Stirn getrieben. Es wirkte fast ein wenig so, als wenn Autor und Verlag die ohnehin schon nicht gerade unterdurchschnittlich schweren Rätsel noch weniger zugänglich machen wollten. Aber vielleicht hatte ich in dem Moment nur Pudding im Hirn oder Tomaten auf den Augen.

Crime Scene Game: Lazio 1356 – das Bild steckt voller kleiner Details – Foto von Michael Weber
Ach ja. Tomaten. Viele der abgebildeten Gegenstände sind so klein und teilweise falsch bezeichnet (bspw. Nägel statt Schrauben), dass ein Erkennen zwar notwendig, aber recht schwer ist. Wo zum Beispiel das Pferd sein soll, kann ich selbst nach Aufklärung immer noch nicht erkennen. Da hilft auch keine gute Brille oder eine Lupe.
Qualität der Aufgaben
So oder so: Ich fand die Rätsel eher schwer. Immerhin kam ich nach und nach besser in die Aufgaben hinein und konnte den Gedankengängen besser folgen. Vielleicht lag es nur an mir, vielleicht sind sie auch wirklich schwer.
Neulingen würde ich diesen Fall jedenfalls nicht empfehlen.
Man muss schon sehr genau hinsehen, sehr gut überlegen und wirklich die logischste Herangehensweise suchen. Das ist etwas für erfahrene Runden.
Wie bereits angedeutet: Das ist häufig individuell und von der Tagesform abhängig. Ich fand die Aufgaben durchaus knackig. Allerdings auch nicht unlösbar. Lediglich klarere Illustrationen hätte ich mir gewünscht. Und eine bessere, klarere und mit einem Beispiel angereicherte Anleitung. Am Ende muss jede Lösung ein Dreier-Zahlencode sein.

Crime Scene Game: Lazio 1356 – So wird ein Code geknackt – Foto von Michael Weber
Die geführte Ermittlung bei Lazio 1356
Das System ist etwas sperrig. Hier nachschlagen, da eine Karte ziehen, dann wieder Zusatzmaterial suchen, einen Gegenstand suchen, die Zahl zuordnen, in dem Storybuch den Abschnitt suchen usw. Ehrlich: Ist mir zu viel Administration. Das wünsche ich mir einfacher.
Was dann am Ende herauskommt, ist eine spannende mittelalterliche Detektivgeschichte im Kirchen- bzw. Klostermilieu. Allerdings gibt es faktisch keine Chance, auf den Verlauf der Geschichte einzuwirken. Lediglich ganz am Ende muss man sich für eine bestimmte Option entscheiden. So wirkt die Ermittlung sehr gradlinig und geführt.
Macht Lazio 1356 Spaß?
So interessant ich den Hintergrund von Crime Scene Game: Lazio 1356 finde, es wirkte für mich nicht rund genug. Die Handhabung ist sperrig, der Zugang schwierig und die ersten Rätsel machen es nicht leichter. Das Ermitteln beschränkt sich auf Lösen von Aufgaben, um den nächsten gradlinigen Storyfetzen lesen zu können.
Anders als bei anderen Detektiv- und Krimispielen hatte ich nie das Gefühl, aktiv an der Aufklärung teilzunehmen und mich über Lösungen freuen zu können. Das ist schade, denn Potenzial hat das System durchaus. Es ist nur so verdammt fies am Anfang, dass einige vielleicht gleich gefrustet das Handtuch werfen.
2 Kommentare
Wir sitzen gerade verzweifelt über dem Spiel, auch wir sind Escaperoom-spielerfahren. Ihre Rezension beruhigt uns sehr, da wir wirklich schon an unserem Verstand gezweifelt haben. Selbst mit der Lösung als PDF um wenigstens mal „reinzukommen“ packte mich nur die Wut, wer sich diesen Sch… ausgedacht hat.
Ich habe versucht das Spiel allein in der Skihütte zu lösen. Beim vorhandenen Licht ist das Spielbrett schwer lesbar. Die Story finde ich hat mit den Rätseln wenig zu tun. Die Idde hinter den Rätseln habe ich oft erst mit Reverse Engineering aller 3er Zahlen Lösungen im Textbuch kapiert…. naja auch eine Art von Game mit Titel: Was hat sich Arttu bloss dabei gedacht?