Istanbul - Choose & Write - Ausschnitt - Foto von Pegasus Spiele
Reich der Spiele Rezension Istanbul: Choose & Write

Istanbul: Choose & Write

von Axel Bungart
3 Minuten Lesedauer

Infos zu Istanbul: Choose & Write

  • Titel: Istanbul - Choose & Write
  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor: Rüdiger Dorn
  • Spieleranzahl (von bis): 1-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 30-45
  • Jahrgang: 2023

Istanbul (Rüdiger Dorn, Pegasus) – Weltmetropole und außerdem ein Spiel mit einem aus einzelnen Tafeln zusammengestellten Basar, auf dem Händler um Waren feilschen und diese gegen Rubine eintauschen, Glücksspiel betreiben und ihre Gehilfen von Ort zu Ort jagen. Das Brettspiel ohne Spielbrett, aber mit Brettspielcharakter.

In Istanbul Choose & Write (gleicher Autor und Verlag) wird das Quasi-Spielbrett jetzt aber noch mal reduziert, und zwar so weit, dass man von einem Flip & Write sprechen könnte. Typische Merkmale wie aufzudeckende Karten, Bleistifte und Pläne, auf denen alle etwas einzeichnen, sind eindeutige Merkmale dafür. Warum es aber dennoch Choose & Write heißt (und auch nicht ganz zu Unrecht), und was das taugt, erfahrt Ihr hier und jetzt.

Istanbul - Choose & Write - Spielplan - Foto von Axel Bungart

Istanbul bleibt Istanbul

Der Wiedererkennungswert zum Original ist gleich da: Der Spielplan aus Papier, den jeder Spieler erhält, zeigt Abbildungen von Orten die, wenn auch nicht identisch, in der Aufmachung sofort an die Orte des Basars erinnern, den man bei Istanbul mit den einzelnen Ortstafeln zusammenstellt.

Wie es sich für eine ordentliches (…) & Write gehört, gibt es reichlich Karten: Palast- und Rubinkarten, Gilden-, Waren- und Karawanenkarten und das Herz des Spielemechanismus: die Ortskarten.

So spielt man Istanbul – Choose & Write

Von den Ortskarten bekommt jeder Spieler eine auf die Hand, zwei weitere werden offen ausgelegt. Hier offenbart sich nun auch der Unterschied zu einem herkömmlichen Flip & Write. Während bei letzterem typischerweise eine Karte gezogen und aufgedeckt wird, die allen Spielern die gleiche Option eröffnet, hat der aktive Spieler die Auswahl zwischen seiner Handkarte und den beiden offenliegenden. Eine davon spielt er aus und führt damit die Aktion durch. Die Folge ist dann wieder ähnlich. Er selbst darf den Ort nutzen, den die Karte zeigt, oder einen daran angrenzenden. Das dürfen auch die Mitspieler, müssen dafür aber ein Aktionssymbol streichen, sofern sie noch eines haben. Folgen sie dem aktiven Spieler nicht, erhalten sie im Gegenzug ein neues Aktionssymbol für einen späteren Zug.

Istanbul - Choose & Write - Ortskarten - Foto von Axel Bungart

Durch den Besuch der Orte erhält man Waren, Geld, teilweise Rubine und andere Karten oder kann Aufträge erfüllen, für die es die begehrten Rubine gibt. Bis auf die Karten alles nur fiktiv, also gemalt: Für jede Ware oder Münze malt man einen Punkt aus, gibt man das Gut ab, streicht man den Punkt durch. Auch Rubine sind nur ausgemalte Kreise.

Eine besondere Funktion haben die Gildenkarten. Wer eine solche Karte erhält und sie ausspielt, darf eine Aktion machen, ohne dass es einem die Mitspieler gleichtun. So gewinnt man einen Zug gegenüber der Konkurrenz. Allerdings zahlt man für die Gildenkarten einen Geldbetrag, wenn man sie ausspielt. Beim Choose & Write sind es zehn Rubine, die eingesammelt haben muss, wer gewinnen will.

Wie gut ist Istanbul – Choose & Write?

Ob nun Choose- oder Flip & Write – der Unterschied ist nicht wichtig und genau genommen kaum wahrnehmbar. Wichtig ist viel mehr, dass das Original eine schöne Adaption erfahren hat, die funktioniert und ihre Reize hat. Manche Optionen – z. B. der Ausbau des Wagens, die Begegnungen, die Gehilfen – sind entfallen. Die Spielpläne der Spieler wirken auf Anhieb ein bisschen zu klein geraten, aber bei genauem Hinsehen braucht es nicht mehr Platz. Da man immer nur Kreise ausmalt bzw. diese durchstreicht, reicht das Platzangebot.

Istanbul - Choose & Write - Sultanspalast - Foto von Axel Bungart

Das Spielmaterial ist qualitativ sehr gut. Die Karten sind schön gezeichnet, wären aber noch logischer wenn man die roten Pfeile (Symbol für etwas abgeben) hinter das Symbol dafür gesetzt hätte, was abzugeben ist (Ware/Geld) und nicht vor das Symbol für das, was man erhält. (So wie bei der Karte „Großer Markt“.) Auf den Karawanenkarten ist das besser gelöst: Hier gibt es weiße Pfeile für etwas, was man erhält, was eindeutiger ist. Ansonsten ist aber ein fehlerfreies Spielen mit der reichlich bebilderten und übersichtlichen Spielregel gewährleistet.

Why to choose Choose & Write

Flip-&-Write-Spiele zeichnen sich häufig dadurch aus, dass sie mit deutlich reduziertem Materialaufwand ein vergleichbares Spielgefühl vermitteln wie das Original. Das ist auch hier gut gelungen. Istanbul ist auch mit Bleistift und Block eine gelungene Hatz nach den Rubinen, die oft sehr knapp ausgeht. Es verliert etwas den Optimierungscharakter dahingehend, dass man keine Zugwege plant und damit auch die Sammelstelle Brunnen entfällt, bei der man regelmäßig einen Zug verlor. Auch gibt es einen geringeren Glücksanteil wegen der fehlenden Würfel. Natürlich geht dadurch das Haptische und auch das Optische aufgrund der kleinen Ausmaße des Spielplans (Basar) ein Stück weit verloren.

Angesichts der Spielpläne und der Kartenauslage mit Nachzieh- und Ablagestapeln ist der Platzbedarf für Istanbul Choose & Write nicht wesentlich geringer als der des Originalspiels. Als Unterwegsspielchen im Zug eignet es sich demnach nicht, wogegen auch das Schachtelformat spricht. Das entspricht zwar dem eines typischen Zweipersonenspiels, enthält aber immer noch so viel Luft, dass zwei Paar Socken weniger in den Koffer passen.

Wer reist wie durch Istanbul?

Istanbul - Choose & Write - Schachtel- Foto von Pegasus Spiele

Was schließlich zu der Frage führt, für wen diese Variante nützlich wäre. Hätte ich die Wahl (und die habe ich), würde ich bei der Frage nach einer Partie Istanbul sicher zum Original greifen. Einzig der Zeitaufwand ist bei Choose & Write etwas geringer. Und es spielt sich zu zweit deutlich besser als das große Spiel. Doch gegen das Kennerspiel des Jahres 2014 steht die Bleistift-Variante vom Spielgefühl etwas zurück.

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2 Kommentare

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Matze 21. Juni 2023 - 13:04

Ein wirklich überflüssiges Spiel, wenn man Istanbul kennt. Aber ich mag euren Bildausschnitt ganz oben 🙂

Antworten
Axel Bungart
Axel Bungart 21. Juni 2023 - 15:19

So ist für jeden was dabei. 😉

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