Kniffel – For One

Kniffel – For One (Schmidt Spiele) ist genau das, was der Titel verspricht. Es handelt sich um eine Soloversion des vielleicht erfolgreichsten Roll & Write. Nun könnte man meinen, dass ein simples Würfelglücksspiel keine besondere Herausforderung bieten könnte. Aber dann kommt eben Autor Reiner Knizia ins Spiel und schafft ein ganzes Challenge-Heft mit 25 Leveln.

Die Erkenntnis für die schnelle Leserschaft: Kniffel bleibt zwar auch in dieser Ausgabe ein Glücksspiel, bietet aber deutlich mehr Facetten und fordert ein sehr gezieltes Chancenmanagement. Mich konnte es gut unterhalten, aber eben auch nicht unbedingt fesseln.

Worum geht es bei Kniffel – For One?

Auch in der Soloversion bietet der Klassiker die typischen Regeln. Allerdings wäre ein müdes Würfeln um Zahlenwerte, Straßen, Vierer, Chancen und Kniffel schon recht langweilig. Kniffel lebt davon, mehr aus seinem Würfelglück zu machen als die Konkurrenz. Ich habe in meinem Leben sicher mehrere hundert Partien gespielt. Dabei gewinnt eben bei allem Glück immer die Partei, die zufällig ermittelten Würfelaugen am geschicktesten aufs Papier umschreibt, Risiken vermeidet und Chancen wahrt. Genau hier setzt Knizias Solovariante an. Er ändert die Basisregeln moderat, aber fies – und fügt für Hartgesottene einige Herausforderungen ein, die es in sich haben. Am Ende lässt sich ohne Würfelglück nichts holen, aber die Ausbeute durch taktisch kluges Verwerten der ermittelten Werte optimieren.

Die Regeländerungen im Basisspiel

Der grundlegende Ablauf beim Würfelspiel ist kurz erläutert. Alles bleibt bei den bekannten Regeln. Mit kleinen Änderungen:

1. Es gibt 17 weiße und einen gelben Würfel. Pro Versuch darf man weiterhin fünf Würfel werfen und wiederholen, aber diese werden abgelegt. Später lassen sich die übrigen aus dem Vorrat nutzen. Aber: Sobald keine ausreichende Anzahl von freien Würfeln zur Verfügung steht, ist die Runde vorbei und es folgt die Auswertung. Ein fieser Trick, denn so müssen Kategorien auch mal suboptimal gewertet werden.
2. Die Würfelergebnisse werden auf ein Brett mit den bekannten Kategorien verteilt. Die Reihen sind bekannt aus dem Original. Oben alle Augenzahlen, die mit einem bis fünf Würfeln zu werten sind. Unten Dreier- und Viererpasch, kleine Straße (aber nur von 1 – 4!) und große Straße (aber nur von 2 – 6!), Full-House, Kniffel und Chance.
3. Das Ablegen der Würfel: Würfel dürfen in die Kategorien gelegt werden. Sie bleiben dort, bis zu einer Auswertung dieser Reihe. Danach ist die Reihe gesperrt und die Würfel kommen in den Vorrat zurück.

Soweit einfach und klar, aber eben wegen der Würfelanzahl durchaus nicht so locker-leicht umsetzbar. In den Folgerunden lässt man dann je einen Würfel weg und hofft auf ein erstklassiges Ergebnis. Wesentlich spannender ist jedoch das Challenge-Heft.

25 Level für Kniffel-Verrückte: die Herausforderungen des Challenge-Heftes

Das muss man Reiner Knizia lassen. Er findet selbst für das einfachste Glücksspiel irgendeinen mathematischen Kniff, der es zu einer Herausforderung macht. So auch bei Kniffel – For One. In wohldosierten Portionen kommen immer neue Elemente hinzu, die nun zu beachten sind. Das reicht über 25 Level, die aufeinander aufbauen und den Schwierigkeitsgrad ansteigen lassen. Am Ende wartet dann die ultimative Herausforderung.

Das Challengeheft bietet außerdem für jedes Level nach Punkten drei Medaillenränge. Wer wenigstens Bronze holt, darf die nächste Stufe versuchen. Anderenfalls heißt es: Noch einmal, bitte!

Was bringen die Challenges?

Es sind kleine Änderungen des Ablaufs, die das Spiel nach und nach noch verzwickter machen. Die einzelnen Challenge-Bestandteile sind:

• eine dem Level angepasste, häufig reduzierte Würfelanzahl,
• der gelbe Würfel, der seine Wertungsreihe verdoppelt,
• Mindestpunktzahlen für eine zu wertende Reihe (sonst keine Punkte für die Reihe oder je nach Farbe die Partie!),
• Feuerplättchen, die vor der Wertung belegt und damit gelöscht werden müssen (/teilweise in bestimmter Reihenfolge),
• Verdoppelungsplättchen für eine ganze Reihe,
• Multiplikatoren für Reihen,
• Joker für einen Würfel,
• Vorgaben für Würfelwerte an bestimmter Position.

Kniffel – For One: Macht das wirklich Spaß?

Klar, es bleibt alles ein Kniffel, aber jeder Wurf wird durch die Vorgaben zu einer knallharten Optimierungsaufgabe. Wer Glück hat, wird das alles prima meistern. Wer schlecht würfelt, muss umso mehr auf das Platzieren der Würfel achten. Nicht vergessen: Die Würfelanzahl reicht nicht aus, um überall etwas hinzulegen. Der Mechanismus zwingt zu einem schnellen Werten und damit zum Verzicht auf Punkte. Anderenfalls drohen, die Würfel auszugehen.

Nichts für Hasser des Originals

Logisch: Wer Kniffel schon nicht mag, wird mit dieser Solovariante keine Freude haben. Wer aber gern das Glück herausfordert und die Chancen optimiert, der wird über 25 Level hinweg großen Spaß am Roll & Write haben. Ob es danach jedoch reicht, noch einmal von vorn zu beginnen? Mir wäre das selbst als Kniffel-Veteran dann doch etwas zu wenig.

Gutes Material, solides Spiel

Erfreulich ist jedoch etwas anderes: Die Schachtel ist zwar recht üppig, aber das Material ist gut. Dicke Pappe, ein kleines, aber solides Spielbrett und ein Challengeheft in Top-Qualität. Da gibt es fast nichts zu meckern. Die Würfel sind etwas kleiner als beim Original. Das ist verschmerzbar, ich ziehe aber die etwas größeren Exemplare vor. So bleibt am Ende ein klares Urteil: Kniffel – For One ist ein solides und gut gemachtes Solospiel aus der Familie dieses Würfelklassikers.