Infos zu Masters Of Crime: Stillleben
- Titel: Masters Of Crime: Stillleben
- Verlag: Kosmos
- Spieleranzahl (von bis): 1-6
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 14
- Dauer in Minuten: 150-210
- Jahrgang: 2023
Böse sein. Ein Verbrechen begehen. Ein Museum ausrauben. Willkommen bei Masters Of Crime: Stillleben. Die neue Reihe von Kosmos untertitelt der Verlag mit „Ein immersives Thriller-Erlebnis“. Das trifft es ganz gut, denn als kriminelles Team kann man schon einmal Gefahr laufen, geschnappt zu werden. Doch fangen wir von vorn an.
Was ist die Reihe Masters Of Crime?
Noctis Spiele hat die Krimireihe erfunden. Die Namen der beteiligten Spieleerfinderinnen oder -erfinder fehlen leider auf der Schachtel. Zur Serie gehören aktuell bereits Titel wie Masters Of Crime: Vendetta, Masters Of Crime: Inkognito und Masters Of Crime: Tiefenrausch.
Idee der Reihe ist, die Gruppe in eine Mischung aus Escape-Szenario und Kriminalfall zu verstricken. Dabei planen alle Beteiligten zum Beispiel ein Verbrechen. Wie bei einem Escape-Room-Fall kommt es natürlich zu Hindernissen, die per Logik und Wissen zu überwinden sind. In diesem Fall werden Codes abgefragt, die sich durch das Studieren der bereits bekannten Spielmaterialien (alles kommt nach und nach in die Partie) oder – und das ist wichtig – per Internetrecherche oder Telefon finden lassen.
Je nach Vorgehensweise entsteht so eine Art Szenensammlung, die nach der Planung durch Durchführung erläutert. Dabei wird deutlich, ob die Planung bis ins letzte Detail funktioniert hat oder nicht.
Wichtig: Ein Internetzugang ist erforderlich!
Bereits während der Planungsphase sind die Codes auf der Webseite zu den Spielen einzugeben. Das heißt: Ein Internetzugang ist zwingend erforderlich. Auch ein Telefon kann nicht schaden …
Die Besonderheiten von Masters Of Crime: Stillleben
Bei der Ausgabe Stillleben handelt es sich um das Szenario eines Kunstraubes. Die Gruppe aus bis zu sechs Personen – weniger intensivieren den Spaß – soll ein Gemälde aus der Bachmann Galerie in Amsterdam stehlen. Der Auftraggeber ist unbekannt, lockt aber mit viel Geld. Aufgabe ist es, eine schlagkräftige Crew aus Charakteren zusammenzustellen. Diese sollten über die erforderlichen Kompetenzen verfügen, den Raub auch wirklich durchziehen zu können.
An der Stelle entstehen bereits bei der Einführung zum Fall zwei Probleme: Es ist nicht klar, welches Bild gestohlen werden soll. Und es gibt zwar eine Liste mit potenziellen rekrutierbaren Leuten, aber die Gruppe kennt nicht Aufenthaltsort und Aussehen. So stehen neben Auskundschaften der Galerie auch die Suche nach Teammitgliedern und das Feilen an einem Plan auf der To-do-Liste.
Drehbuch für einen Ganovenfilm
Nach und nach entsteht so ein filmreifes Drehbuch, das sich in Form von Durchführungskarten in einem besonderen Kartenstapel bildet. Zuvor besucht die Gruppe Orte, spricht mit Personen, entscheidet sich für Optionen – und verzichtet dabei zugleich auf andere Möglichkeiten.
Das alles funktioniert über Karten. Nach und nach kommen Orte in die Partie. An den Orten können Entscheidungen für getroffen werden, die zum Lesen von Karten, zum Hinzufügen von Karten in den Durchführungsstapel oder zum „ungesehenen“ Abwerfen von weiteren Karten führen. Dadurch gewinnt die Story an Tempo, zugleich schränken sich jedoch die Optionen ein.
Das Problem: Rätsel oder Codes
Während der Vorbereitung stößt die Gruppe auf zu lösende Probleme. Dabei geht es um Zugangswege, Fluchtstrecken, Überwachungskameras und Sicherheitsleute. Natürlich muss auch erst das Gemälde gefunden werden. Ach, ja, die Crew fehlt ja auch noch.
Aber ein gutes Mastermind hat für jede Herausforderung eine Lösung. Diese Lösung ist auf einer eigens eingerichteten Internetseite zu überprüfen. Das ist spielentscheidend, da es dadurch Anweisungen gibt, welche weiteren Karten in die Partie kommen.
Zusätzlich gibt es jede Menge Objekte, die nach und nach zu öffnen und auszuwerten sind. Es fühlt sich fast so an, als ob alle live dabei sind, einen echten Kunstraub zu planen. Dabei hilft übrigens ebefalls das Internet. Es gibt immer wieder Hinweise auf Suchphrasen oder Webseiten, aus denen sich spielrelevante Informationen ableiten lassen. Diese Verknüpfung ist gelungen, wenn auch sanft integriert.
Dann folgt der Kunstraub – erfolgreich oder nicht?
Am Ende sind alle Arbeiten abgeschlossen, das Team gefunden und ein genialer Plan fertig. Masters Of Crime: Stillleben belohnt die Gruppe dann durch das Durchspielen der Durchführungskarten. Die filmreifen Szenen werden per Text dargeboten. Auch dabei kann es noch zu weiteren Hindernissen kommen. Je schlechter der Plan, desto eher droht ein Erwischtwerden auf frischer Tat … Klappt alles, müssen nur noch die Flucht und am Ende die Übergabe erfolgreich sein.
Macht Masters Of Crime: Stillleben Spaß?
Die Herangehensweise ist nicht neu. Die Reihe Trapped von HCM Kinzel geht in eine ähnliche Richtung und Trapped: Kunstraub wirkt an einigen Stellen fast wie eine Blaupause für die Grundidee. Dennoch bietet Stillleben durch die Verknüpfung mit Online-Medien neue Akzente. Das entstehende Drehbuch ist das Salz in der Suppe. So genial der beste Plan wirkt, muss er eben in der Praxis auch klappen. Das ergibt sich erst durch das Abarbeiten der Durchführungskarten.
Kritik an Stillleben
Was mir nicht gut gefallen hat, sind im Wesentlichen drei Punkte. Zwei davon sind grundlegend, eins ist – hoffentlich vorübergehend – technischer Natur:
- Die Schriftgröße auf den Karten ist arg klein. Dadurch passt viel Text auf die Karten, aber selbst mit Brille kann es für einige Menschen eng werden.
- Es gibt zwar jede Menge Entscheidungsspielraum, aber letztlich ist der Schwierigkeitsgrad auch in den Rätseln eher durchschnittlich. Gut gelungen ist hier allerdings die Online-Hilfe, die bei Denkblockaden Tipps und Lösungen bereithält.
- Aktuell erzwingt ein Objekt den Aufruf einer bestimmten Webseite. Diese wird jedoch nicht auf die passende Seite des Entwicklers umgeleitet. Dadurch fehlt eine relevante Information. Das ist extrem ärgerlich, weil damit ein größeres Rätsel verbunden ist. Allerdings ist das möglicherweise ein temporäres Problem. Lösung: Einfach die nächste Karte aufdecken. Betroffene werden durch diesen Tipp wissen, was zu machen ist.
Dass die Lösungen nur über die Webseite zu verifizieren sind, ist zwar eine nette Verknüpfung mit digitalen Medien, aber aus meiner Sicht zugleich überflüssig. Das wäre auch über Hilfekarten oder Ähnliches realisierbar gewesen. Ich bin ein großer Freund davon, dass ein fertiges Gesellschaftsspiel alles Wichtige in der Schachtel enthalten muss. Aber: Erfreulich ist, dass sich das Spiel auf der Webseite so auch auf den Ausgangspunkt zurücksetzen oder der Fortschrit für Unterbrechungen „speichern“ lässt. Denn eine Partie kann je nach Runde bis zu 3,5 Stunden dauern.
Sterne und Alarmsignale
Im Laufe der Partie sammelt die Gruppe für gute Aktionen Sterne und für gefährliche Schritte Alarmsignale. Diese fließen in eine Endbewertung ein. Wer mich kennt: Aus meiner Sicht ist diese absolut entbehrlich. Aber an irgendetwas orientieren sich Spielefans eben gern, um ihre eigene Leistung zu messen.
Tolle Idee, gelungene Umsetzung
Master Of Crime: Stillleben hat mir Spaß gemacht. Die Idee ist spannend: Plane einen eigenen Raub. Dass dabei jede Menge Beobachtungen, Recherchearbeit und eben Entscheidungen bei der Teamauswahl zu treffen sind, macht den gewissen Reiz aus. Schön ist, dass jede Entscheidung zwei Konsequenzen hat. Zum einen fallen andere Möglichkeiten weg. Zum anderen fließen die Pläne in die Durchführung und damit in die Erfolgsbewertung ein.
Obwohl mir die Lösungen bzw. die Entscheidungen an den meisten Stellen etwas zu einfach war, konnte mich Masters Of Crime. Stillleben überzeugen. Der Ablauf war eingängig, es gab viel zu tüfteln und rätseln. Es fühlte sich wirklich fast so an, als ob ein echter Kunstraub vorzubereiten ist.
Ohne zu „spoilern“ gebe ich gern zu, dass es bei der Durchführung meines Plans dann doch ein Problem gab. Fast wäre es ein Debakel geworden. Aber am Ende konnte meine Crew mit dem Gemälde flüchten und beim vereinbarten Übergabepunkt erscheinen.
Übrigens muss auch dieser Treffpunkt ähnlich wie bei einer Schnitzeljagd durch eine Internetrecherche erst ermittelt werden. Genau deshalb ist Masters Of Crime: Stillleben so gelungen. Trotz des stringenten Handlungsfadens erfordert das Spiel, Informationen zu ordnen und dabei die kleinsten Details im Blick zu behalten. Wer das mag, hat viel Spaß.
Werbung
Nach neuen Spielen schauen bei:
Amazon
Spiele-Offensive