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Willys abenteuerlicher Reise, Teil 7: Reich der Spiele

Willy on Tour

Ein kleiner, grüner Meeple on Tour

„Guten Tag, mein Name ist Willy. Ich bin ein abenteuerlustiger Meeple und der Dirk von spielmonster.de sagt mir, dass ich bei euch viele neue Eindrücke bekommen könnte.“ Willy? Welcher Willy? Ich stehe an meiner Tür und wundere mich, was da für ein grünes Männchen steht. Genauer ein Meeple. Die moderne Version des Pöppels. Okay, Dirk ist ein langer Weggefährte, den ich seit 17 Jahren zumindest virtuell kenne. Also will ich mal nicht so sein und bitte ihn hinein. Also, den Willy.

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Der grüne Meeple Willy kommt gut an

Ich frage ihn, wo genau er herkommt. „Ursprünglich komme ich von Simone. Die ist verantwortlich für den Blog die-besten-familienspiele-gesellschaftsspiele.de. Die Idee: Ich soll möglichst viel von der Spielewelt sehen und immer wieder Station bei einem Blog oder einem Online-Magazin machen. Meine ganze Geschichte kannst du übrigens hier nachlesen. Aber, hast du vielleicht bitte einen Tee? Die lange Reise hat mich durstig gemacht …“ Noch immer bin ich etwas irritiert von diesem kleinen grünen Männchen. Aber ebenso auch fasziniert. Also koche ich Wasser auf, reiche ihm einen kräftigen Assam und dann kommen wir langsam ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass der kleine Meeple tatsächlich jede Menge Fragen hat. Und ein echtes Anliegen. Denn sein ausdrücklicher Wunsch ist es, eine möglichst lange Reise zu machen. So lang, dass er seine Geschwister Milly, Lilly und Billy damit übertrumpfen kann. Grinsend sagt er zu mir: „Du bist übrigens schon Station Willy-007.“ Ich hebe nur die Augenbrauen und versuche noch immer aus diesem kleinen Schelm schlau zu werden. Mir liegen ein paar Sachen auf der Zunge. Aber so schnell bin ich nicht, denn schon prasseln seine Fragen auf mich ein.

Willy on Tour - Gruppe der Wandermeeple

Fragen von Willy an Reich der Spiele

Schon brabbelt Willy los und ich, der ich normal selbst der Interviewer bin, sehe mich plötzlich in der Rolle des Befragten wieder. Ich nehme noch einen Schluck Tee und hole tief Luft, denn ich ahne, dass es spannend wird.

Das Reich der Spiele scheint ziemlich groß zu sein. Kommst du eigentlich noch zum Spielen?
„Ähm. Ja, klar. Aber es stimmt schon. Die administrative Abwicklung der ganzen Sache nimmt viel Raum ein. Immerhin haben wir über 40 Leute, die an Reich der Spiele mitarbeiten. Da sind viele Dinge abzustimmen.“

Welche denn?
„Also. Ich versuche mal, das im Ablauf darzustellen. Zuerst bin ich verantwortlich für den Kontakt zum Verlag, der ein Spiel veröffentlicht. Dieser fragt bei uns an, ob wir seine Veröffentlichung vorstellen wollen. Klar, die wollen ja, dass wir die Spielewelt da draußen darauf aufmerksam machen. Dann kommt das irgendwann bei uns an. Wie viele andere auch. Immer, wenn die Stapel größer werden …“

Das muss ja paradiesisch sein …?
„… Ähm, na, ja. Grundsätzlich schon. Aber immer dann, wenn die Stapel zu groß werden, verschicke ich die Spiele an unsere Rezensenten. Die müssen sich dann damit beschäftigen. Ich behalte also kaum welche hier. Vorher gucke ich mir natürlich viele etwas genauer an.“

Das heißt, du gibst alle Spiele weg? Das könnte ich nicht …
„Ja, genau. Ich kann das inzwischen ganz gut, wir machen das ja schon seit über 17 Jahren.“

17 Jahre? Das ist ja länger, als ich lebe! Warum hast du angefangen?
„Ich habe damals zusammen mit Gerlinde unser Reich der Spiele gegründet, weil wir nach längerer Pause Gesellschaftsspiele für uns wiederentdeckte haben. Da ich damals Musikrezensionen verfasste, hatte ich Lust, das auch für Spiele zu probieren. Am Anfang war es etwas holprig und Reich der Spiele sah halt aus wie ‚Webdesign a la 2001‘. Aber inzwischen sind wir enorm gewachsen, arbeiten semiprofessionell und haben uns einen kleinen Status erarbeitet. Ohne die Unterstützung der Verlage wäre das nicht möglich gewesen. Wir hatten damals das Glück, zur ‚1,5ten‘ Generation der Webseiten über Spiele zu gehören, waren also früh dran und konnten ein weitgehend unbekanntes Feld beackern, ohne dass es viel Konkurrenz gab. Es waren damals vielleicht zehn, 15 bekanntere Rezensensionsseiten. Wenn überhaupt. Heute würde ich so etwas nicht mehr wagen. Es gibt unfassbar viele Blogs, zu viele, die versuchen, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Sicher wirst du noch einige davon kennen lernen.“

Oh, ja, ich bin schon gespannt. Aber, erzähl bitte weiter, das war doch noch nicht alles mit dem Wegschicken?
„Nein, in der Tat. Denn wenn die Rezensenten ihr Päckchen bekommen haben, müssen die ihre Gesellschaftsspiele natürlich ausgiebig ausprobieren. Erst danach können Sie eine Rezension schreiben. Dazu müssen Sie …“

Ein Traum. Den ganzen Tag spielen …
„… Moment, Willy. Die spielen natürlich nicht den ganzen Tag. Die müssen ja auch Geld verdienen oder ihre Kinder hüten. Und vor allem müssen sie sich oft auch mit echten Gurken beschäftigen. Also Veröffentlichungen, die wirklich schlecht sind. Oder langweilig, weil sie wenig Neues bringen. So manche Freundschaft in Spielegruppen von Rezensenten stand schon auf der Kippe, weil ständig Mist auf den Tisch kam. Aber unsere Leute sind ‚Kummer‘ gewohnt. Also beißen sie sich durch. Sobald sie ihren Text in unser System eingegeben haben, kommt die Arbeit für Axel und mich. Axel ist unser Chefredakteur. Er prüft die Texte und verbessert sie. Ohne seine Hilfe wäre es kaum machbar, so viel Artikel zu managen. Danach lege ich Hand an. Ich ergänze Fotos, passe ggf. Strukturen an und terminiere die Veröffentlichung im Voraus. Das ist aber nicht alles. Dann verfasse ich noch kurze Hinweise für unsere Social-Media-Seiten auf Twitter, Facebook Instagram sowie manchmal Pinterest. Damit uns die Leute finden. Und ganz am Ende trage ich unregelmäßig die Rezensionen bei Luding ein und benachrichtige natürlich die Verlage über die Veröffentlichung. Das gehört zu einem professionellen Auftreten natürlich dazu. Glaub mir, bei der ganzen Arbeit, kommt das Spielen zu kurz.“

Puh, das hätte ich nicht gedacht. Das klingt ja wirklich nach anstrengender Arbeit. Warum machst du das alles denn überhaupt?
„Tja, Willy. Einmal angefangen, ist es erst wie eine Sucht. Dann wird es anstrengend, aber die Webseite ist gewachsen. Sie ist wie ein Kind für mich. Dann habe ich Verantwortung für unser ganzes Team. Die vertrauen darauf, dass es weiter geht. Und nicht zuletzt sind da unsere Leserinnen und Leser. Das sind sehr, sehr viele. Ich möchte einfach, dass wir diesen Menschen weiter die neuesten Trends vorstellen, von Veranstaltungen berichten, die Klasse von Spielen einordnen und nicht zuletzt Information und Unterhaltung bieten. Mal mehr, mal weniger gut.“

Verdienst du denn damit Geld?
„Es ist kein Geheimnis, dass wir Werbeinnahmen haben. Dennoch decken die Einnahmen nicht im Ansatz unsere Kosten und den Aufwand. Wir versuchen semiprofessionell zu arbeiten. Professionell nach außen, aber aus der Motivation eines Hobbys heraus. Das Geld ist daher Nebensache. Es ist gut, dass es da ist, so sind Hosting, Versandkosten, technische Entwicklungen und viele andere Kosten leichter zu stemmen. „

Hast du bei so viel Arbeit überhaupt noch Spaß am Spielen? Und welches sind deine spielerischen Lieblinge?
„Also, die Arbeit an Reich der Spiele verleidet natürlich schon hin und wieder den Spaß am Spielen. Aber insgesamt ist Spielen schon noch mein Hobby. Natürlich. Lieblingsspiele? Hm. Also ich wäre vermutlich immer sofort bereit, eine Runde Zoff im Zoo und Die Sieben Siegel/Wizard Extreme zu spielen. Das sind für mich Klassiker, wenn auch beide Kartenspiel inzwischen unter dem Radar der Masse laufen. Und sonst bin ich recht offen. Inzwischen spiele ich lieber leicht zugängliche Familienspiele mit schöner Ausstattung und etwas Pfiff. Aber echte Favoriten habe ich nicht so sehr.“

Hast du eigentlich eine spielerische Macke? So etwas wie: Figuren bemalen, Karten in Hüllen packen oder Erweiterungen in der Spielschachtel der Basisversion lagern?
„Da muss ich überlegen …“

Ja, bitte …
„… Nein, nicht so sehr. Früher war das anders. Da habe ich auch noch Spiele gesammelt. Erweiterungen in der Schachtel des Originals sind allerdings bei vielen Spielen sinnvoll. Ich habe zum Beispiel rund fünf Erweiterungen von Carcassonne in die Originalschachtel gesteckt. Du weißt, das mit den Meeples …“

Oh, ja. Meine Großfamilie hat da ihre Wurzeln!
„Genau. Allerdings würde ich es heute nicht mehr so machen. Wenn mal ein paar Neulinge kommen und ich Carcassonne auspacke, sind alle Plättchen ungetrennt. Dann dauert das Spiel zu lange. Und das Aussortieren ist schwierig.“

Kannst du dich auch über etwas richtig ärgern? Beim Spielen und vielleicht bei anderen aus der Szene?
„Oh, ja. Beim Spielen nerven mich Grübler. Ich sage immer: Spielfluss, es soll ja Spaß machen. Wer zu lange überlegt, strengt die anderen nur an. Natürlich muss man immer wieder mal alles durchdenken. Aber notorische Dauergrübler meide ich. Und in der Szene gibt es eine unschöne Entwicklung zu immer mehr Selbstdarstellung. Da halten Leute Spielschachteln in die Kamera, sagen ‚Wow‘ oder ‚Kaufen‘ und meinen, das wäre etwas, womit die Menschen was anfangen können. Das ist meiner Meinung nach aber weder eine Hilfe für Interessierte noch besonders unterhaltsam. Informativ schon gleich gar nicht. Die Masse von Formaten hat jedenfalls meiner Meinung nach nicht dazu geführt, dass es mehr Qualität gibt. Im Gegenteil.“

Und das Gegenteil: Gibt es denn Leute, die du aus der Spieleszene gern mal treffen würdest?
„Ich habe ja schon viele in den fast 18 Jahren kennengelernt. Viele sind wirklich super und verstehen vor allem auch den Unterschied zwischen sachlicher, harter Kritik und persönlichen Anfeindungen. Aber inzwischen sind mir Veranstaltungen wie die Spielemesse in Essen zu groß. Es ist zu laut, zu viel Verkauf, zu voll, zu wenig Miteinander.“

Ich glaube, ich habe jetzt einiges von dem, was Reich der Spiele und dich ausmacht, verstanden. Das waren viele Informationen. Ich werde dir noch etwas über die Schulter schauen, um noch mehr Eindrücke zu gewinnen. Danach werde ich meine Reise fortsetzen. Nun kommst du noch einmal ins Spiel. Wohin schickst du mich?
„Ich muss das entscheiden? Ich dachte, du stehst auf Abenteuer und suchst dir selbst ein Ziel?“

Nein, ich bin mutig genug, die Reise anzutreten aber nur ein kleiner, grüner Meeple. Daher benötige ich Unterstützung bei der Vorbereitung. Hast du eine Idee?“
„Hm. Aber klar. Ich schicke dich zu einem sympathischen Kollegen. André von spieltkult.de. Der hat bestimmt auch einiges zu erzählen. Er ist ein ganz besonderer Typ, das wirst du bald feststellen. Positiv spielebekloppt würde ich das nennen. Grüß ihn bitte ganz nett von mir und vergiss am Ende Deiner Reise bitte nicht Simone zu sagen, dass diese Aktion super ist. Ach, Willy: Ich drücke dir die Daumen, dass du weiter herumkommst, als deine Geschwister. Ihr habt euch am Ende bestimmt jede Menge zu erzählen.“

Abschied von Willy

Nachdem ich mich um Willys Reiseroute gekümmert habe, packt er irgendwann seine Sachen. Doch so einfach lasse ich ihn nicht losziehen. Zuerst hole ich noch mein Carcassonne mit den Erweiterungen heraus. Willy bekommt glasige Augen, lächelt mich nur still zufrieden an und setzt sich an den Tisch. Ich baue die Plättchen auf und wir spielen. Zwei Stunden lang zockt er mich gnadenlos ab. Null Chance, gegen diesen Top-Spieler. Klar, wenn nicht er, wer soll dann denn Spezialist für das Legespiel sein. Nicht, dass ich sonst bei diesem Spiel gewinnen würde. Ich bin kurioserweise bei allen Spielen notorischer Dauerverlierer. Beeindruckend, wie er immer wieder fiese Züge ersinnt: Meeple hier, In die Stadt gebaut da, Baumeister dort. Der Kerl kann es. Das erinnert mich schlagartig daran, dass wir mal einen seiner Vetter interviewt hatten – Carl K. Sonne. Willys Augen werden noch feuchter und er liest sich am Monitor alles durch. Dann wischt er sich über das Gesicht, grinst und sagt: „Das nächste Mal möchte ich dann interviewt werden. Vielleicht, wenn ich meine Reise erfolgreich beendet habe.“ Danach verabschieden wir uns und er tritt seine nächste Etappe an. Auf zu Willy – 008. Hm. Bei mir 007. Das hat fast etwas von James Bond. Kurz überlege ich: Ist Willy etwa gar ein Agent? Nein, das kann nicht sein. Der verspielte Meeple ist einfach zu grün hinter den Ohren. Dafür aber wissbegierig und freundlich. „Viel Spaß auf deiner Reise, Willy“, rufe ich ihm nach. Er dreht sich um, winkt freundlich und macht sich auf den Weg nach Hagen.

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