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Adventure Games – Das Verlies

Adventure Games - Das Verlies - Ausschnitt - Foto von Kosmos

Beginnt jetzt ein neues Zeitalter? Seitdem Escapespiele – nicht zuletzt die des Ehepaars Brandt bei Kosmos – tausende Fluchtwilliger mit auf die Flucht gerissen haben, wird jetzt ein ähnliches Genre wiederentdeckt: das Adventure.

Obwohl, so ganz neu sind ja weder Thema noch Genre. Aber Kosmos startet den Versuch, in die eigenen Fußstapfen zu treten, die sie mit ihren Escapespielen hinterlassen haben. Sie erheben das Genre Adventurespiel zum Ereignis wie Escapespiele.

Escape- oder Adventurespiel (Teil I)?

Eine Schachtel, so groß wie ein Escapespiel. Der Inhalt: geheim – bis auf eine rudimentäre Anleitung. Auch das kennen wir. Die Aufgabe: löst kooperativ Rätsel, erledigt Aufgaben und schließlich: Findet den Weg hinaus aus dem Verlies und aus der Burg. Das Ganze unterstützt durch eine App, die man optional nutzen kann, um sich durch das Verlies und das Spiel führen zu lassen.

Adventure Games - Das Verlies - Auslage - Foto von Axel Bungart

Wie funktioniert Adventure Games – Das Verlies?

Der oder die (bis zu vier) Helden starten in einem Raum, der als Karte auf dem Spieltisch liegt. Er zeigt „Orte“, die die Spieler untersuchen können: Gegenstände, Öffnungen, Personen (auch tote), Türen. Alles was man so untersuchen könnte, ist nummeriert. Man wählt einen nummerierten Ort, liest im Abenteuerbuch nach oder lässt sich den Text nach Eingabe des Zahlencodes von der App vorlesen. Immer wieder kommen neue Räume hinzu, die sich auch verändern können. Dann werden sie ausgetauscht, das ist gut gemacht. Ab und zu findet man (hoffentlich) Gegenstände, die man als Karte erhält. Manchmal ist man aber zu neugierig und verliert Gesundheit. Letzteres ist dann auch mal tatsächlich etwas mehr Adventure als Escape.

Adventure Games – Das Verlies (Phil Walker-Harding, Matthew Dunstan) spielt man in drei Kapiteln, die man nicht in einem Rutsch spielen muss. Nach jedem Kapitel kann man das Spiel unterbrechen („speichern“) und zu einem anderen Zeitpunkt weiterspielen. Sagt die Regel.

Außerdem sammelt man nach jedem Kapitel Punkte. Hat man alle drei Kapitel durchgespielt, gibt es Sonderpunkte. Da es je nach Geschick der Helden verschiedene Endlösungen geben kann, offenbart einem das Ergebnis schließlich, wo man sich als Held einsortieren darf.

Adventure Games - Das Verlies - Material - Foto von Axel Bungart

Escape- oder Adventurespiel (Teil II)?

Vieles an der neuen Spielreihe von Kosmos erinnert tatsächlich an die Escapespiele der eigenen Reihe. Einer der grundlegenden Unterschiede ist, dass man kein Material irgendwie zerstören oder auch nur durch Beschriftung o. ä. unbrauchbar machen muss. Das ist übrigens auch bei der Unlock-Reihe der Space Cowboys so. Dennoch: Wer es einmal gespielt hat, spielt es üblicherweise kein zweites Mal mehr. Während bei Escapespielen die Spieleranzahl nicht festgelegt ist, spielen hier maximal vier Spieler an einem Abenteuer.

Auch typisch für Adventurespiele sind die Gegenstände, die man immer wieder findet (oder auch nicht), an speziellen Orten einsetzen kann oder erst mit anderen Gegenständen kombinieren muss, damit sie etwas Sinnvolles ergeben. Tappt man in eine Falle oder begegnet Lebewesen, die einem nicht sonderlich wohl gesonnen sind, verliert man u. U. Gesundheit. Ganz aus dem Spiel ausscheiden kann man so indes nicht, denn eine Restgesundheit bleibt immer bestehen. Letztlich geht es aber immer nur darum, Rätsel verschiedener Art zu lösen.

Dass in Adventurespielen die verschiedenen Rollen typischerweise mit unterschiedlichen Fähigkeiten ausgestattet sind, findet man hier ansatzweise auch. Der eine ist kräftiger, die andere hat mehr Geschick. Ab und an werden diese Eigenschaften abgefragt, was das Ergebnis der Aktion – für den Einzelnen – verändert. Es gaukelt etwas Varianz vor, hat aber auf das Ergebnis für die Gruppe kaum spürbaren Einfluss.

Adventure Games - Das Verlies - Karte - Foto von Axel Bungart

Gutes Gameplay

Wir haben das Spiel mithilfe der Erklär-App gespielt. Das heißt, dass man sowohl die (kurzen) Spielregeln erklärt bekommt, als auch die Texte vorgelesen werden, die zu den Orten gehören. Will man Gegenstände untereinander oder mit Orten kombinieren, gibt man einfach die Zahlencodes der betreffenden Karten als Kombination ein. Das ist sehr intuitiv und nachvollziehbar. Die App funktioniert hier einwandfrei.

Die Stimme in der App ist menschlich (darf man ruhig erwähnen), angenehm und versucht durch dramatische Betonung ein permanentes Spannungsniveau zu halten – auch wenn’s mal gar nicht so spannend ist. Da die Texte aber mitunter umfangreicher sind, spart man sich eine Menge Atemluft. Sehr vorteilhaft: Alle besuchten Orte werden protokolliert, sodass man nachlesen kann, welchen man schon besucht hat und vor allem, welche Kombinationen man schon probiert hat. Dumm nur, dass diese Historie entfällt, wenn man die App verlässt, um beispielsweise das Spiel zu unterbrechen.

Apropos unterbrechen: Laut Spielregel soll man das Spiel nach jedem Kapitel unterbrechen und speichern können. (Schallendes Gelächter hallt durch die finsteren Gänge!) Da hat man aber tief in die Kiste gegriffen. Das so genannte „Speichern“ bedeutet, dass man das komplette Setup des Spiels mit allem Material mit Handy oder Tablet fotografieren, die benutzen und unbenutzten Karten getrennt in Zippbeuteln verstauen und beim Fortsetzen des Spiels anhand des Fotos wiederaufbauen soll. Foto? Ok. Aber speichern im 21. Jahrhundert kenn ich anders. Zumal, wie gesagt, historische Informationen dann eben nicht mehr abrufbar sind (s. o.).

Wie gut ist Adventure Games – Das Verlies?

Adventure Games - Das Verlies - Box - Foto von KosmosWir haben für die drei Kapitel des Spiels etwas über vier Stunden benötigt. Jedes Kapitel ist mit 90 Minuten angesetzt, insofern lagen wir im Rahmen. Eigentlich wollten wir nur ein Kapitel spielen, waren dann aber von dem Gameplay gefangen. Man befindet sich mitten im Abenteuer und will weiterkommen. Klarer Punkt für das Spiel. Da alles (regel-/technisch) gut funktioniert, die Rätsel teils knackig aber meist lösbar sind und die Story durchgängig und logisch ist (wenn man von kleineren Haarspaltereien absieht: Wie kommt der Gefangene in seiner Zelle an das Fläschchen?), hat uns das Adventure viel Spaß gemacht.

Das Spielgefühl ist zugegebenermaßen nicht viel anders, als bei einem Escapespiel.  Etwas angenehmer ist, dass es weder Zeitdruck gibt, noch Fehlversuche beim Rätsellösen bestraft werden, noch einer aus dem Spiel ausscheiden kann. Daher freue ich mich auch auf das nächste Abenteuer.

Infos zu Adventure Games – Das Verlies

  • Titel: Adventure Games - Das Verlies
  • Verlag: Kosmos
  • Autor: Matthew Dunstan, Phil Walker-Harding
  • Spieleranzahl (von bis): 1-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 3 x 90
  • Jahrgang: 2019

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