Reich der Spiele
Reich der Spiele >> Rezension >> Disney Lorcana Trading Card Game

Disney Lorcana Trading Card Game

Disney Lorcana - Sammelkartenspiel - Ausschnitt - Foto von Ravensburger

In Disney Lorcana entführt Ravensburger ins magische Land Lorcana, wo wir als Luminari mit magischer Tinte Abbilder von Disney Figuren und Gegenständen erschaffen, sogenannte “Glimmer”. Diese Glimmer nutzen wir, um in Lorcana verschollene Legenden zu finden und zu sammeln. Denn am Ende gehören nur die zu den größten Luminari, die am meisten Legenden in Lorcana sammeln konnten.blank

Farbenfrohe Karten mit dünner Hintergrundgeschichte

Die Hintergrundgeschichte zum Sammelkartenspiel (im engl. Trading Card Game, abgekürzt TCG) ist so dünn wie die Verpackung der Booster, in denen die Karten stecken. Die Originalität setzt sich beim Regelwerk fort. Erfahrene TCG Spieler erkennen selbst nach durchgezockten Nächten mit entzündeten Augen die Parallelen zu Magic The Gathering, der Ursuppe aller TCG. Auch wenn es bei Magic noch Länder waren, die ich tappe, drehe ich bei Lorcana einfach beliebige Spielkarten auf die Rückseite, um daraus Tinte zu machen, den Stoff, aus dem in Lorcana die Glimmer sind. Das nennt sich in Lorcana “erschöpfen”.

Tinte gibt es übrigens in sechs verschiedenen Farben: Amethyst, Bernstein, Rubin, Saphir, Smaragd und Stahl. Und jede Farbe steht für den Charakter des Decks, zu dem die Karten gehören. Aber egal, welche Farbe man wählt, in Disney Lorcana kämpfen und suchen die einstigen Widersacher, also sowohl Schurken als auch Helden, Seite an Seite. Und manchmal sogar mehrmals in gleicher oder verschiedener Ausführung.

So kann sich im Deck mehrmals Micky Maus befinden –  sowohl als Duplikat als auch in einer anderen  Version. Und Micky Maus agiert gleichgültig neben Bösewichten wie Herzog von Pitzbühl oder Scar. Und auch Rapunzel kriegt keinen Haarausfall, wenn sie neben stumpfen Ganoven wie Jasper oder Horace gegen das gegnerische Deck antritt. Ob dieses Kuddelmuddel wirklich immersiv ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Immer ordentlich Tinte auf dem Füller

Disney Lorcana - Sammelkartenspiel im Booster-Blister - Foto von Ravensburger

Ansonsten braucht es nicht viel, um Lorcana zu spielen. Jeder nimmt ein Deck aus 60 Karten, welches maximal aus zwei Farben bestehen darf und kann in seinem Zug Karten ziehen, Karten zu Tinte machen, Karten ausspielen und Karten nutzen. Zum Ausspielen einer Karte müssen deren Kosten durch Erschöpfen der entsprechenden Anzahl an Tintenkarten im Tintenvorrat bezahlt werden. Lieder können dabei kostenlos gespielt werden, wenn ein Charakter sie singt und dabei erschöpft wird.

“Erschöpfen” spielt auch eine Rolle, wenn ich mit Charakteren erkunden will, um Legendenpunkte zu sammeln oder andere bereits erschöpfte Charaktere auf der Gegenseite herausfordern will. “Herausfordern” ist hierbei die nette Form von “es gibt auf die Omme”, denn Charaktere fügen sich dabei Schaden zu und, wenn der Schaden zu viel wird, werden die entsprechenden Karten verbannt. Das Kampfsystem ist hierbei recht banal, da man nicht wirklich auf die Angriffe reagieren kann. Verhindern lassen sie sich nur, wenn man seine Charaktere nicht erschöpft. Damit das Ganze dann nicht zu seicht wird, gibt es neben den Liedern noch Aktionen und Gegenstände. Hierüber lässt sich dann schon etwas taktieren. Und auch die eine oder andere Überraschung lauert in manchem Deck.

Spielen? Oder doch eher Sammeln?!

Ich war nie klassischer TCG-Spieler, bin keiner und werde vermutlich auch nie einer. In sumpfigen Jahren habe ich ein wenig Magic und Yu-Gi-Oh gespielt und auch Spaß daran gehabt, aber zu einer irgendwie gearteten Karriere in diesen Sphären hat es nie gereicht.

Meine Erinnerung an diese Zeiten sind so trübe wie ein gutes Weizen im Sommer, daher mögen die Leser, die bis hier durchgehalten haben, verzeihen, dass ich den Artikel zum einen nicht mit fancy Fachbegriffen bis zu Chiffrierung verunstalte, noch dass ich aus meinem Fazit einen wissenschaftlichen Artikel für die kartenkloppende Nachwelt schaffe.

Hier urteilt ein Gesellschaftsspieler mit zarten Erfahrungen in der beinahe unendlichen Welt der Sammelkartenspiele. Und dieser hat nur einen ganz feinen Sog aus dem kostbaren und kostspieligen Tintenparadies gespürt, der nicht ausreichen wird, um die Patte für den nächsten Urlaub in Karten, Karten und noch einmal Karten zu investieren. Auch wenn jede einzelne noch so hübsch sein mag.

Maue Starterdecks mit geringem Spielspaß

Disney Lorcana - Sammelkartenspiel - ein Starter mit Inhalt - Foto von Ravensburger

Aber kommen wir zum Spielspaß. Ja, der ist da. Für wenige Minuten, die eine Partie Lorcana dauert, bevor man dann zumeist mühe- und stresslos 20 Legendenpunkte erreicht hat. Viel vom eigenen Deck hat man dabei nicht gesehen. Ein paar Karten macht man zu Tinte, ein paar Karten knallt man in die eigene Auslage und ein paar Karten pöbelt der Gegenspieler dann auf den Ablagestapel. Mit etwas Glück hat man aber die besseren Karten gezogen und die besseren Entscheidungen getroffen. Sofern man bei der geringen Spieldauer wirklich viele Entscheidungen treffen muss. Zumal Karten häufig das gleiche machen – nur dann mal in Grün statt in Orange.

Natürlich besteht auch bei Lorcana die Kunst darin, sich ein dermaßen starkes Deck zusammenzubauen, dass die richtigen Karten zum richtigen Zeitpunkt kommen, um die fiesen Feindeskarten “tintenzukillern”. Dieser Aspekt kommt bei den vorliegenden Starterdecks (Smaragd/Rubin und Bernstein/Amethyst) nicht zum Tragen. Hier will sich der Zauber nicht so ganz entfalten. Es spielt sich irgendwie so runter.

Mir persönlich ist zu wenig Spiel in den Starterdecks.

Das dürfte vielen ziemlich schnuppe sein, denn die den Starterdecks beiliegenden Booster dürften den Reiz des Unbekannten bei vielen entfachen. Kennt man noch aus Kindertagen. Die geheimnisvollen Wundertüten, die Überraschungseier mit ihren Happy Hippos oder halt die Panini Sammelbilder, die gierig unserer Taschengeld frassen und bei denen es rein rechnerisch mit unseren geringen Einkommen unmöglich war, all die Leerstellen zu füllen.

Allerdings wäre früher nie jemand auf die Idee gekommen, die klebbenden Loddars, Rudis oder Klinsis in Sleeves zu packen und für unaussprechliche Summen zu verhökern. Da tauschten die Karten freiwillig oder beim sogenannten “Schnibbeln” den Besitzer.  Dabei nahm man die Karten zwischen Zeige- und Mittelfinger und warf sie in Richtung Wand. Wer näher an der Wand war, gewann alle Karten. Anderswo nannte man das wohl nicht Schnibbeln, sondern Stucken oder Flattern.

Aber ich drifte ab. Fakt ist sicherlich, dass auch bei Disney Lorcana der wahre Reiz aus dem Sammeln entsteht und dem Aufreißen von Boostern, Boostern und noch mehr Boostern. Auf der Suche nach der einen seltenen Karte, die der Sammlung erst Glanz oder beim Verkaufen dem Konto ein hübsches Plus verleiht.

Mega Marketing, tolle Optik, dürftiges Spielmaterial

Damit der Sog möglichst viele erreicht, hat Ravensburger ordentlich das Marketing angekurbelt. Lorcana war und ist ein permanentes Thema. Sogar ein wirklich professionell abgelichtetes Turnier bekannter YouTuber hat man zum Start produziert. Was beinahe schon etwas unterging, da kurz vor Start gefühlt jeder mehr oder weniger wichtige Kanal, der irgendwie nerdig war, strahlend Starter und Booster in die Kamera hielt.

Besser wäre es sicher gewesen, wenn man ein bisschen mehr Geld in die Produktion gesteckt hätte. Die Starter liegen bei knapp 20 € Dafür bekommt man die 60 Startkarten und einen Booster und minderwertiges Begleitmaterial. Die Ablage für die Karten und das Zählen der Punkte sowie die Pappmarker für Legenden- und Schadenspunkte sind echt mies. Die Booster mit 12 Karten sind mit aktuell 6 Euro auch alles andere als günstig. Wer alle 204 Karten des ersten Veröffentlichungssets sein eigen nennen will, muss dabei schon ordentlich in die Tasche greifen. Und vierteljährlich frohlocken die nächsten Sets. Goldgräberstimmung bei Ravensburger.

Optisch sind die Karten natürlich für Disney Fans ein Fest.

Besonders die sogenannten Foilkarten. Die meisten Karten kommen dabei mit passenden Flavortexten daher, die teils Originalzitate aus den Filmen enthalten. Und Dank der großen weiten Disneywelt ist der Fundus an Karten schier unerschöpflich. Somit sind 200 neue Karten pro Vierteljahr leicht stemmbar. Ärgerlich ist es dann nur, wenn, wie zum Start, schon nach kurzer Zeit der Markt leergekauft ist. Das erzeugt zwar ordentlich FOMO, aber FOMO will auch ausgelebt werden.

Disney Lorcana - Sammelkartenspiel für die Kasse präsentiert - Foto von Ravensburger

Geht raus und spielt

Wer sich unsicher ist, ob er mit oder ohne TCG-Erfahrung in Disney Lorcana einsteigen will, dem empfehle ich vor allem das offizielle Turniervideo von Ravensburger, einen Besuch des Ravensburgerstands auf einer der Spielemessen oder das Reinschnuppern in lokalen Spiel- und Sammelkartengeschäften vor Ort. Viele schöne Worte oder bunte Bilder können eben die eigene Erfahrung nicht ersetzen. Hakuna Matata und so! Alles wird gut!

Infos zu Disney Lorcana Trading Card Game

  • Titel: Disney Lorcana Trading Card Game
  • Verlag: Ravensburger
  • Autor: Ryan Miller, Steve Warner
  • Spieleranzahl (von bis): 2-6
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Jahrgang: 2023
  • Video:
    YouTube

    Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
    Mehr erfahren

    Video laden

Werbung
kaufen Prüfen, ob Disney Lorcana Trading Card Game vefügbar ist bei:
Amazon
Spiele-Offensive

Mehr Spiele-Themen entdecken

3 Kommentare

Avatar-Foto
Herr Stehle 7. Oktober 2023 at 16:30

Sehr überraschend, das ein TCG von der Mechanik an DAS erste aller TCGs erinnert. Schade, das sehr einseitig über Lorcana berichtet wird und gar nicht in Betracht gezogen wird ob sich das Spiel mit seiner Art vielleicht an die jüngere Gruppe von Spielern richtet und nicht unbedingt an den mitvierzieger der mit seinen Kumpels an Turnieren teilnimmt, sondern den, der mit seinen Kindern einen leichten und angenehmen Einstieg sucht

Antwort
Avatar-Foto
Thorsten 10. Oktober 2023 at 15:16

Ich vermisse in dieser Rezension leider den Teil der Rezension. Ein TCG anhand seiner Starterdecks zu rezensieren halte ich ehrlich gesagt auch für mehr als fraglich.

Antwort
Avatar-Foto
Patrick 29. Oktober 2023 at 06:35

Beim Lesen des Artikels trotzdem mehrfach gelacht, schöne Wortwahl und Witz. Für mich eine passende Beschreibung meiner eigenen Erfahrungen mit LORCANA. Würde Disney nicht den Namen und das Ambiente liefern, kann sich das Spiel nicht lange im Schrank halten. Trading hin oder her. Soll die Jugend entscheiden, ob der Sammlertrieb ausreichend entfacht wird. ich bezweifle es stark. Danke für den Artikel!

Antwort

Kommentieren