Puzzle X Crime: Ein mörderischer Geburtstag

Winter ist Puzzlezeit. Also habe ich mir dieses Jahr die Reihe Puzzle X Crime von Ravensburger vorgenommen. Die Idee klingt spannend: Ein 408-Teile-Bild, das im fertigen Zustand Basis für ein Escape-Room-Spiel bzw. Krimispiel wird. Den letzten Teil hat zudem das Exit-Erfinder-Ehepaar Inka und Markus Brand zu verantworten. Aber, wie ist es denn nun so?

Puzzle X Crime: Ein mörderischer Geburtstag – das Puzzle

Ravensburger ist bekannt für erstklassige Puzzles. Die Stanzung ist perfekt, die Teile sind dick und liegen gut in der Hand. Das Motiv hat seine Tücken, denn die Vorlage von der Schachtel ist am Rand nicht genau erkennbar. Das gibt doch einige kleine Überraschungen, wie was zusammengehört.

Da die Details und die Farben der großen Flächen recht ähnlich sind, dauert es eine Weile, bis die ersten Flächen gelegt sind. Aber es sind nur 408 Teile. Nach meinen Erfahrungen im Vorjahr mit Exit Puzzle: The Circle – London war das aber angenehm schnell lösbar. Das Puzzle stand mit Unterstützung einer Person nach etwa drei Stunden. Genau richtig für einen verschneiten Nachmittag bei einer Tasse Tee.

Das heißt: Das Puzzle dieser Ausgabe ist tipptopp. Da lässt sich nichts Negatives finden. Wer mag, kann übrigens die Rückseiten nach Farben und Zahlen sortieren, was das Zusammensetzen moderat erleichtert. Das ist aber aus meiner Sicht unnötig und versperrt den Blick für das Wesentliche. Denn das Zusammenfügen der Teile ist nur der Anfang des eigentlichen Spiels.

Puzzle X Crime: Ein mörderischer Geburtstag: Das Krimi-Abenteuer beginnt

Denn das fertige Motiv zeigt einen Tatort. Zu sehen ist ein großzügiges Arbeitszimmer mit vielen Details und den eingezeichneten Umrissen einer Leiche. Damit startet Teil 2 von Puzzle X Crime: Ein mörderischer Geburtstag.

Aufgabe der Gruppe ist es, Täter und Motiv zu ermitteln. Denn Eduard Thonbach, Vorstandsvorsitzender der Thonbach AG, ist tot. War es Mord oder ein Herzinfarkt? Im gesamten Arbeitszimmer verteilt sind viele Spuren zu finden. Vom Kuchen auf dem Tisch über das Bücherregal bis zur Schreibtischschublade können die Ermittelnden einiges entdecken. Aber nicht alles muss relevante Hinweise geben. Genau das ist das Problem: Jedes Verfolgen einer unnützen Spur kostet Zeit und macht sich negativ in der Endabrechnung bemerkbar.

Karten und Umschläge

Das Ermitteln funktioniert über Recherche im Raum. Der Ablauf ist vereinfacht wie folgt:

• Rechercheansatz im Raum suchen,
• einen kleinen Saugnapf in dem Bereich des Motivs ansetzen und Puzzleteil herauslösen,
• Zahl auf der Rückseite des Puzzleteils ansehen,
• passende Karte heraussuchen und Anweisungen folgen.

Einige Karten lassen sich mit anderen kombinieren und ergeben eine Kartennummer, sodass nach und nach alle Karten ins Spiel kommen können. Mit Glück passt der Rechercheansatz und es dürfen Umschläge geöffnet werden, die zusätzliche Informationen liefern. Mit Pech ist es vertane Zeit und die Gruppe muss wertvolle Minuten für die Endabrechnung abstreichen.

Der Saugnapf und das Ärgernis

Das klingt in der Theorie geradezu fantastisch. Leider funktioniert es in der Praxis nicht. Das Puzzle ist so gut gearbeitet, dass die Teile sich mit dem Saugnapf kaum sauber herauslösen lassen. Zudem gibt diese kleine Hilfe irgendwann den Geist auf. Anfeuchten und Abwischen helfen, aber nur kurzzeitig. Das ist extrem ärgerlich, denn diese Funktion ist wichtig für den Ablauf.

Die Lösung war für mich, mit breiter Hand das Motiv anzuheben und von unten ein Puzzleteil herauszulösen. Dank der überragenden Puzzlequalität war das leichter, als mit dem Saugnapf herumzuexperimentieren.

Die Zahlen zur Rätselaufgabe

Der spannende Teil des Krimis sind das Suchen von Ansätzen und das Interpretieren der Karten. Unter dem Puzzle sind Bereich des Motivs mit Zahlen gekennzeichnet. Flächen haben jeweils die gleiche Nummer, kleine Details eine eigene. Dadurch lassen sich dann Karten heraussuchen, die Angaben zum Motiv in diesem Bereich machen. So sind Schlüssel zu finden, Unterlagen zu entdecken oder Geheimnisse der Familie des Toten zu ermitteln.

Das ist großartig gelöst. Ähnlich wie bei einem Escape-Room-Spiel gilt es dabei, Indizien richtig zu kombinieren und zu interpretieren. Daraus lassen sich irgendwann Motive ableiten und Täter, Tatwaffe und Motiv herausfinden. Es gibt jedoch keine echten Rätsel, sondern es kommt auf echte Detektivarbeit an.

Der Spaß beim Spiel: Die Aufgaben sind locker leicht machbar – eigentlich

Der Ablauf ist relativ einfach. Das Absuchen des Zimmers ergibt nach und nach viele Hinweise, die sich in Bezug setzen lassen. Dabei kommt es immer auf das Puzzlemotiv an. Während große Flächen meistens wenig Erkenntnisse bringen, können kleine Details nicht immer gut auf dem Bild erkannt werden. Rat: Genau hinsehen!

Klare Ermittlung, wenige Kopfnüsse

Insgesamt bietet die Detektivarbeit ein relativ klaren Handlungsstrang. Unabhängig von der Reihenfolge der Spurensuche lassen sich alle relevanten Erkenntnisse gut miteinander kombinieren. Puzzle X Crime: Ein mörderischer Geburtstag lässt die Ermittelnden nicht allein. Denn Umwege entpuppen sich schnell als solche und wichtige Hinweise führen zu den Umschlägen, die vollgestopft sind mit wertvollen Hinweisen auf die Thonbach AG und die Familie des Toten. Besonders gelungen ist ein Ausflug weg vom Motiv, der sich um Laufe des Spiels ergibt.

So macht das Ermitteln Spaß. Puzzle X Crime: Ein mörderischer Geburtstag bietet eine wirklich gelungene Unterhaltung für Interessierte an einem Krimiabenteuer. Es schlägt den Bogen zwischen Puzzle und Krimispiel und überzeugt durch eine stringente Auflösung und tolles Material.

Neulingen werden mit diesem Crossover aus Puzzle und Detektivspiel sehr viel Spaß haben. Erfahrene Krimi- und Escape-Room-Profis können sich daran ebenfalls versuchen, werden aber eine größere Herausforderung vermissen.

Die Wertung

Es gibt noch eine Wertung. Wer mag, kann diese nutzen, um die eigene Klasse als Hobby-Sherlock zu überprüfen. Aber das ist aus meiner Sicht völlig unnötig. Immerhin: Wer viele nutzlose Spuren verfolgt, bekommt Extra-Zeit aufgebrummt und fällt in der Auswertung zurück. Die Auswertung ist mit einer Drehscheibe machbar, was aber unhandlich ist. Ach ja: eine halbe bis dreiviertel Stunde sollte man nur für den Ermittlungsteil einplanen.

Auch ohne Saugnapf eine runde Sache

Ein echter Nachteil ist der Saugnapf. Das Ding ist aus meiner Sicht einfach unbrauchbar. Da die Lösung mit der Hand unter dem Motiv zumindest funktioniert, ist das zwar verschmerzbar. Aber der Saugnapf ist eigentlich eine wesentliche Spielhilfe, die nicht gut genug ist. Das ist überaus schade, denn sonst ist Puzzle X Crime: Ein mörderischer Geburtstag eine wirklich runde Sache.