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Tangram City

Tangram City - Ausschnitt - Foto von Korea Boardgames

Neben den komplexen Kennerspielen, die Uwe Rosenberg in regelmäßigen Abständen auf den Markt bringt, hat er auch eine Vorliebe für eher abstrakte Legespiele mit Puzzleelementen. Der aktuelle Vertreter dieser Gattung ist Tangram City, bisher nur auf Englisch (das Spiel selbst ist sprachneutral, nur die Regel ist Englisch) bei Korea Boardgames erschienen.blank

Fernöstliche Geschichte

Passend zum Verlag hat der Autor zwei fernöstliche Komponenten in das Spiel eingebaut. Zum einen das Puzzle-Prinzip des chinesischen Tangram, bei dem man ein Rechteck in unterschiedliche Teile schneidet und versucht, diese so zu legen, dass man wieder ein möglichst geschlossenes Ganzes erhält. Zum anderen die Philosophie des Yin und Yang, also des Zusammenbringens zweier Gegensätze in ein harmonisches Gleichgewicht.

Eine Hintergrundstory wäre eigentlich nicht nötig, aber man hat trotzdem eine auf die Rückseite der Schachtel gepackt. Eine nicht näher bezeichnete Königin möchte von ihren Stadtplanern perfekt ausbalancierte Städte erbaut bekommen. Da das Rechteck als ideale geometrische Form für einen Festungsbau angesehen wird, wetteifern die Planer darum, innerhalb dieser Vorgabe die Harmonie zwischen Natur und Gebäuden herzustellen.

So funktioniert Tangram City

Also erhält jeder der maximal fünf Baumeister ein 7 x 7 Felder großes Stadttableau, auf dem bereits ein kleines Startfeld aufgedruckt ist. Dieses ist auf der einen Seite des Spielplans rot (Stadt) und auf der anderen Seite grün (Landschaft). Mit welcher Seite er in das Spiel geht, bleibt dem persönlichen Geschmack des Baumeisters überlassen. Alle Tangram-Plättchen für die zu bauenden Gelände haben eine rote und eine grüne Seite und jeder Baumeister verfügt über das gleiche Set von 23 Teilen.

Möglichst schnell ein zusammenhängendes Rechteck bauen

Welche davon in jeder der insgesamt sechs Runden verbaut werden, geben Karten vor, von denen vier je Runde auf die Mitspieler aufgeteilt werden. Je nach Spielerzahl  müssen sich Spieler auch schonmal eine Karte teilen. In jedem Fall kennt jeder Mitspielende damit ein Plättchen, das in der Runde verbaut werden muss und kann grob vorplanen, wo er oder sie es einsetzen möchte. Eine Karte liegt zu Beginn der Runde immer offen aus und mit dieser starten alle Spieler ihre Bebauung. Danach spielen die Baumeister reihum ihre Karten aus und geben damit immer die Plättchen vor, die alle gleichzeitig einbauen müssen. Wo die Plättchen auf dem Plan eingesetzt werden und mit welcher Seite, bleibt aber jedem selbst überlassen. Man sollte nur zusehen, möglichst schnell ein zusammenhängendes Rechteck zu bauen, weil dieses zum Rundenende gewertet wird.

Die lästigen Dreiecke

Tangram-Plättchen sind aber leider in den seltensten Fällen einfach nur rechteckig, sondern enden vielfach in lästigen Dreiecken, die man nicht immer lückenlos aneinanderbauen kann. Schon gar nicht, wenn man auch noch die harmonische Aufteilung auf grüne und rote Plättchen im Blick haben muss. Sofern also am Ende einer Runde unschöne Lücken übrigbleiben, hat man noch die Möglichkeit, diese mit einem von sechs eigenen dreieckigen Brunnenplättchen zu füllen. Als netter Nebeneffekt vervollständigen die farblich neutralen Brunnen auch noch angefangene rote oder grüne Vierecke. Vereinigen sich allerdings ein grünes und ein rotes Dreiecke zu einem Viereck, zählt dieses zu keinem Landschaftstyp dazu.

Punktewertung und das Yin-und-Yang-Prinzip

Am Ende jeder Runde wird das größte zusammenhängende Rechteck jedes Baumeisters ermittelt und gewertet. Ein 5 x 5 großes Rechteck bringt uns beispielsweise 25 Punkte ein. Dabei ist die Farbzusammenstellung egal, die wirkt sich nur auf die Endwertung aus.

So puzzeln wir uns durch fünf reguläre Runden, fluchen über die Teile, die uns die Karten vorgeben und grübeln über die beste Anordnung auf dem Stadtplan. Man weiß ja jederzeit, was man noch an Plättchen im Vorrat hat und welche Teile man noch auf dem Plan unterkriegen muss. In der sechsten und letzten Runde sind nur noch drei Karten und entsprechend drei Plättchen übrig. Diese können jetzt – sofern möglich – noch von den Baumeistern in beliebiger Reihenfolge eingebaut werden, ein letzter Brunnen darf gesetzt werden und dann folgt die Endabrechnung.

Je größer aber die Differenz zwischen roten und grünen Plättchen, umso weniger Punkte erhält man dafür.

Noch einmal wird das größte Rechteck gewertet. Wer jetzt ideal gebaut hat, sieht eine sieben mal sieben Felder große Festung vor sich und erhält die maximal möglichen 49 Punkte. Und zusätzlich gibt es nochmal 15 Punkte als Bonus obendrauf, weil man alle Teile verbauen konnte. Dann werden alle roten und grünen Quadrate auf dem Plan gezählt und wenn man genau gleich viele hat, erhält man noch mal 20 Bonuspunkte für die perfekte Harmonie.

Je größer aber die Differenz zwischen roten und grünen Plättchen, umso weniger Punkte erhält man dafür. Ab einem Unterschied von 5 Quadraten gibt es schon keine Punkte mehr. Um das besser im Auge behalten zu können, ist auf jedem Spielertableau eine kleine Wertungsskala aufgedruckt, auf der wir ein winziges rotes Gebäude oder ein grünes Bäumchen entsprechend der vollständig verbauten Quadrate nach vorne ziehen.

Macht Tangram City Spaß?

Empfehlenswert ist es, die Balance bereits während der Partie dauernd zu ermitteln. Macht man das erst am Ende, stellt man oft fest, dass die Differenz der Gebäude in beiden Farben doch größer ist, als man dachte.

Tangram City - Schachtel - Foto von Korea Boardgames

Tangram City funktioniert in jeder Besetzung gleich gut, weil jeder der Baumeister solitär vor sich hin puzzelt und es keine Interaktion zwischen ihnen gibt. Auch solo funktioniert das Spiel bestens. Aufgrund des detailreichen Designs der Städte und Landschaften mit Gebäuden, Straßen, Seen und Plätzen auf den Plättchen führte in meinen Testrunden das Zählen von vollständigen Quadraten häufig zu mehrmaligem Nachrechnen. Es bietet sich an, alle Tableaus in einer bestimmten Ordnung, z. B. von links oben nach rechts unten durchzuzählen. Auch sind die Marker für Gebäude, Bäume und die Punkteskala sehr klein geraten, sodass man sie leicht versehentlich verschiebt.

Wer Spiele mit solitärem Charakter liebt, dem bietet Tangram City eine Menge Spielspaß. Ich ziehe es jedenfalls den zuletzt veröffentlichten abstrakten Legespielen von Uwe Rosenberg (beispielsweise Framework) vor. Vielleicht findet sich ja noch ein deutscher Verlag oder Vertriebspartner, der es in sein Programm aufnimmt.

Infos zu Tangram City

  • Titel: Tangram City
  • Verlag: Korea Boardgames
  • Autor: Uwe Rosenberg
  • Spieleranzahl (von bis): 1-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 30
  • Jahrgang: 2023

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2 Kommentare

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Markus Nußbaum 4. Februar 2024 at 14:31

In meiner Ursprungsrezension hatte ich ja den Wunsch geäußert, das das Spiel einen deutschen Verlag bekommen sollte und ich wurde erhört. HUCH! hat sich das Spiel gesichert und wird es 2024 herausbringen, allerdings mit einer Änderung. Um Menschen mit Rot/Grün-Schwäche das problemlose Spielen zu ermöglichen, wurden die Stadtseiten der Plättchen von Rot in Schwarz geändert.

Antwort
Michael Weber
Michael Weber 5. Februar 2024 at 21:11

Das sind doch gute Neuigkeiten. Immerhin ist es bei uns Spieletipp gewesen. So finden Interessierte es (doch noch) im regulären Handel.

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