Woodwalkers – The Duel

Beim Stöbern in der örtlichen Buchhandlung fallen die Woodwalker-Bücher von Katja Brandis in der Abteilung für Jugendbücher schon auf. Aber deswegen kaufen? Ein Blick auf den Buchrücken: Ein Junge mit Namen Carag ist halb Mensch, halb Berglöwe (Puma) und lebt in einem geheimen Internat für Woodwalker und kann sich in einen Menschen oder Berglöwen verwandeln. Andere Menschen können das auch, sind dann aber andere Tiergestalten – zum Beispiel ein Bison. Okay.

Erst über das Spiel Woodlwalkers – The Duel und den Zufall, das zeitgleich die drei ersten Bände der Woodwalkerreihe des Verlags Magellan in einer großen Geschenkebücherkiste für den Junior lagen, hatte ich die Welt der Woodwalker von der Buchautorin Katja Brandis überhaupt wahrgenommen.

Woodwalkers: vom Buch zum Spiel

Der Spieleautor Kai Haferkamp ist dagegen Spezialist für die Umsetzung von Büchern in die Welt der Gesellschaftsspiele. Er hat die Buchreihe natürlich auch gelesen und einen Aspekt genommen, der sich für ein Spiel gut eignet: Duelle zwischen den Woodwalkers, die außerhalb des Internats verboten sind und Inhalt des Fachs Kampf und Überleben sind. Der Kampf zwischen den unterschiedlichen Tierarten bei diesem Kinderspiel von Magellan kann beginnen.

Los geht es mit dem Zwei-Personenspiel Woodwalkers – The Duel. Wer sich schon mal mit Trading Cards (Sammelkartenspiele) beschäftigt hat, wird sich direkt zu Hause fühlen. Jeder bekommt den gleichen Satz aus 28 Charakterkarten. Aus dem bauen sich beide Seiten ein eigenes Deck, indem sich beide 18 Karten davon aussuchen.

Am Anfang sollte sich keiner den Stress machen, die Karten tiefer zu ergründen. Macht es einfach: Den Stapel mischen und den Zufall entscheiden lassen. In späteren Partien kann sich jeder mit der Zusammensetzung des Decks ausgiebig beschäftigen und das Optimum herausholen.

Wie funktioniert Woodwalkers – The Duel

Auf den Karten sind Tiere abgebildet, die später als Tier oder Mensch gespielt werden können. Denn jede Gestalt hat ihre Vor- und Nachteile im Gelände. In der Tischmitte wird ein Plan ausgebreitet, auf dem sechs Geländekarten in einer Reihe abgelegt werden. Von den 18 ausgewählten Karten hat sich jeder sechs von seinem Stapel gezogen. Jetzt wird ein wenig gegrübelt:

• Welche Handkarte passt besser an den verschiedenen Geländekarten?
• Welche Seite bringt bessere Vorteile?
• Soll sie deswegen mit der Tier- oder Menschenseite angelegt werden?
• Wo passen die verschiedenen Sondereigenschaften der Karten am besten?

Ist das abgehandelt, wird um jede der Geländekarte gekämpft und die Werte der Karten verglichen. Der größere Wert, nach Abhandlung einer eventuell passenden Sondereigenschaft, gewinnt. Bei Gleichstand gewinnt, wer sich verteidigen musste.

Drei Runden für den Sieg bei Woodwalkers – The Duel

So spielen die Kontrahenten drei Runden. In der ersten Runde gibt es noch einen Punkt für die gewonnene Runde. Zwei Punkte in der zweiten Runde und … (genau!) drei in der letzten Runde. Bei Gleichständen, entweder in einer laufenden Runde oder am Ende des Spiels, regeln beide das mit den zehn übrigen Karten. Danach steht fest, wer gewonnen hat. Bei einer Spieldauer von 15-20 Minuten braucht niemand lange nachzudenken: Eine Revanche drängt sich einfach auf.

Spannendes Spiel mit Winkelzügen

Woodwalkers – The Duel ist ein spannendes Spiel nicht nur für die Fans der Buchreihe ab neun Jahren. Die dazugehörende Frage: Muss ich zumindest ein Buch zum Spiel gelesen haben, um den Spirit des Spiels zu verstehen? Es ist nicht nötig, aber das Vergnügen, die verschiedene Charaktere zu erkennen und mit der Bucherreihe zu verbinden, fehlt natürlich. Im Gegenzug erhält man, auch ohne die Bücher zu kennen, ein geschlossenes Sammelkartenspiel und muss nichts mehr dazu kaufen. Zum Kennenlernen dieses Spielsystem super. Die Sondereigenschaften der Karten bieten sich zu unerwarteten Winkelzügen geradezu an. Woodwalkers – The Duel hat alles, um sich unzählige Duelle zu liefern. Wenn, ja wenn, als Hürde nicht die Spielregel wäre. Darüber muss geredet werden.

Woodwalkers – The Duel bietet eine einfache, aber lückenhafte Anleitung

Die Regel ist so aufgebaut, dass jeder der mal einen Groschenroman gelesen hat, es hier genauso machen möchte. Nämlich von oben nach unten und wieder nach oben, auf derselben Seite. Das Format der gefalteten Spielregel bietet sich einfach dazu an. Dem ist aber nicht so. Ständig verfolgt einen mitten im Lesen das Gefühl, da fehlt doch etwas. Wo geht der Satz weiter? Zusätzliche Abgrenzungen würden das Lernen der Regel aus meiner Sicht erheblich angenehmer machen. Dazu, was wird mit den ausgespielten Charakterkarten gemacht? Die Geländekarten (siehe Sieg einer Runde) kommen aus dem Spiel. Charakterkarten auch? Ja! Steht fast am Ende versteckt, in dem Beispiel einer Teilrunde. Wäre diese wichtige Information wenigstens fett gedruckt worden … Eine Kurzspielregel ist deswegen wünschenswert. Zumindest als Download auf der Verlagsseite. Der Kampf mit der Regel könnte so entschärft werden.

Spielerisch schöne Umsetzung

Kai Haferkamp hat wieder mal sein geniales Gespür für die spielerische Umsetzung einer Buchvorlage unter Beweis gestellt. Woodwalkers – The Duel ist eine Empfehlung wert. Die Verfilmung der Buchreihe kann kommen. Der Cast ist abgeschlossen. Im Herbst 2024 ist es wohl soweit!