Reich der Spiele

Finca

Finca von Hans im Glück

Denkt man an Mallorca, des Deutschen beliebteste Mittelmeerinsel, fallen einem vor allem kleinere Scharmützel um Liegestühle, eimerweise Sangria und andere unschöne Dinge wie zum Beispiel Ballermannkönig Jürgen Drews ein. Weniger bekannt ist, dass zirka drei Viertel der Insel landwirtschaftlich genutzt werden.

Und darum geht es bei Finca, genauer gesagt um den Obstanbau und -vertrieb. Als mallorquinische Bauern versuchen die Spieler, möglichst viele der inseltypischen Früchte zu ernten.

Der Spielplan zeigt zehn Gemeinden, in die die Früchte geliefert werden sollen. Jede Gemeinde hat dabei einen anderen Bedarf. Will die eine Gemeinde genau drei Zitronen, verlangt die andere schon je eine Frucht von jeder der sechs Fruchtsorten, einer dritten mag es egal sein, was sie bekommt, aber vier gleiche sollten es schon sein. Diese Nachfrage geben sogenannte Früchteplättchen wieder. Jeder Spieler erhält Bauernfiguren, die fortan im Spiel die Ernte einbringen dürfen. Dies geschieht auf einem Windrad mit zwölf zufällig angeordneten Windmühlenblättern, die jeweils eine Fruchtsorte zeigen. Nach einem kleinen Vorgeplänkel in dem die Figuren auf beliebige Felder des Windrades gesetzt und die ersten Früchte verteilt wurden, beginnt das eigentliche Spiel. Ab jetzt hat ein Spieler die Möglichkeit eine seiner Figuren zu bewegen und zu ernten, Früchte zu liefern oder ein Aktionsplättchen einzusetzen.

Die Figuren bewegen sich immer im Uhrzeigersinn. Die Zugweite wird hierbei durch die Anzahl aller Bauern auf dem Ausgangsfeld bestimmt. Ein Bauer alleine tippelt also gemächlich ein Feld vorwärts, befände sich eine weitere Figur auf seinem Feld, bekäme er etwas Feuer unter dem Hintern und müsste schon zwei Felder gehen. Auf seinem Zielfeld angelangt bestimmt die gleiche Regel den Ertrag, das heißt, pro Bauer auf diesem Feld gibt es eine Holzfrucht der betreffenden Sorte aus dem Vorrat. Sollten sich im Vorrat nicht mehr genügend Früchte befinden, verlieren alle Spieler ihre Früchte dieser Sorte, bevor der Spieler am Zug normal ernten kann. Früchte bunkern lohnt sich also nicht. Überquert ein Bauer während seiner Bewegung eine Trennlinie bekommt er einen Eselskarren, der für die Lieferung benötigt wird.

Ein Karren kann bis zu sechs Früchte an beliebige Gemeinden liefern und muss danach abgelegt werden. Wird die Nachfrage einer Gemeinde komplett erfüllt, darf man sich das betreffende Früchteplättchen zu sich nehmen. Die Zahl darauf gibt ihren Wert an, je Frucht einen Siegpunkt. Zusätzlich winken Boni, die für ein Set aus allen möglichen Werten vergeben werden. Sollte dies das letzte Plättchen gewesen sein, kommt es noch zu einer Sonderwertung, bei der das sogenannte Finca-Plättchen der Gemeinde verteilt wird. Dieses erhält der Spieler, der bei einer oder zwei bestimmten Fruchtsorten am fleißigsten ausgeliefert hat. Als Zeichen, dass diese Gemeinde nun nichts mehr nachfragt, wird hier eine Holzfinca eingesetzt. Sobald eine je nach Spielerzahl unterschiedliche Menge an Fincas stehen, endet das Spiel.

Die vier Aktionsplättchen erweitern das Bewegen und Liefern. So sind einmal pro Spiel zwei komplette Bewegungen (inklusive Ernten) oder das freie Versetzen einer Bauernfigur im Windrad erlaubt. Ein extra-großer Eselskarren liefert bis zu zehn Früchte. Auch darf einmal eine Frucht weniger als auf dem Früchteplättchen angegeben geliefert werden. Da jedes Aktionsplättchen aber auch zwei Siegpunkte wert ist, sollte der Einsatz wohl überlegt sein. Am Spielende werden naturgemäß die Siegpunkte aller Früchte-, Finca-, Bonus- und nicht eingesetzter Bonusplättchen zusammengezählt und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt das Spiel.

Was an Finca zuallererst positiv auffällt ist die schöne Optik und das reichhaltige Material. Die sechs verschiedenen Holzfrüchte machen einen nicht zu verachtenden Zusatzreiz aus und sehen einfach besser aus als zum Beispiel schnöde Holzwürfel. Aber auch das Spiel überzeugt auf ganzer Linie. Es ist schnell erklärt und lässt sich ohne großes Überlegen sehr schön aus dem Bauch heraus spielen. Die fein abgestimmten Mechanismen lassen aber durchaus auch Spielraum für taktisches Spielen. Das Geschehen im Windrad ist von besonderem Interesse, da jede Bewegung Auswirkung auf die Folgezüge hat. Hier gilt es abzuwägen und ungewollte Vorlagen zu vermeiden. Auch das richtige Timing bei Lieferungen ist wichtig: Warte ich noch und sammle ein wenig oder riskiere ich es, alle meine Früchte oder Eselskarren zu verlieren. Gerade dieses Verknappungselement macht einen Großteil der Spannung aus.

Finca spielt sich allen Besetzungen gleich gut, wobei es zu zweit etwas planbarer wird. So gibt es hier kaum einmal eine Früchteknappheit und auch die Spielsituation im Windrad oder die Nachfrage in den Gemeinden ändern sich weniger schnell. In Viererrunden hängt es vielfach doch sehr vom Zufall ab, ob man die passenden Früchte nun besitzt oder nicht, sodass auch reine Bauchspieler durchaus reelle Siegchancen haben. Finca ist eines der Spiele, die es vermögen viele verschiedene Spielertypen an den Tisch zu bringen und diesen gleichermaßen zu gefallen.

Infos zu Finca

  • Verlag: Hans im Glück
  • Autor: Ralf zur Linde, Wolfgang Sentker
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 45
  • Jahrgang: 2009

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