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Cluedo: Verrat in der Villa

Cluedo: Verrat in der Villa - Ausschnitt - Foto von Hasbro

Infos zu Cluedo: Verrat in der Villa

  • Titel: Cluedo: Verrat in der Villa
  • Verlag: Hasbro/Hasbro Gaming
  • Spieleranzahl (von bis): 1-6
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 90
  • Jahrgang: 2022

Cluedo ist so etwas wie die Mutter aller Deduktionsspiele. Jedenfalls fast. Und immer dann, wenn es um die Aufklärung von Verbrechen geht. Cluedo: Verrat in der Villa geht jedoch einen ganz anderen Weg. Irgendwo zwischen Krimispiel und Escape-Room-Spiel sucht Hasbro Gaming für diese Veröffentlichung einen Weg zum Publikum. Das gilt auch für die parallel erschienenen Titel Cluedo: Sabotage auf hoher See und Cluedo: Raub im Museum.

Vorweg: Ich finde Cluedo: Verrat in der Villa von den drei Teilen am besten. Bis zu sechs Personen (auch solo ist es sehr gut zu spielen) können such aufmachen und ein kleines Abenteuer erleben. Dabei sind akribisch Hinweise auszuwerten, Aussagen zu lesen und Rätsel in Räumen zu lösen.blank

Ein klein bisschen Gefühl wie beim Original

Da die bekannten sechs Personen die ständige Begleitung der Gruppe sind, kommt so etwas wie Gefühl wie beim Original auf. Das wird noch unterstützt durch die Villa, in der alles stattfindet. Diese erinnert an den Plan des großen Brettspiels und weckt Erinnerungen an diesen Klassiker. Wenn also Oberst von Gatow oder die Baronin von Porz durch die Räume eilen oder Direktor Grün einen Hinweis hat, macht das alles schon Spaß. Allerdings gibt es auch Schwächen. Dazu zählt nicht nur die Verpackung mit dem Klebepunkt, über die ich mich schon allgemein ausgelassen habe.

Worum geht es eigentlich bei diesem Krimi-Abenteuer?

Die Hintergrundgeschichte ist in dieser Ausgabe relativ wichtig. Alle sechs Figuren werden von Dr. Schwarz in seine Villa eingeladen. Er eröffnet Ihnen, Geld zu wollen, um heikle Wahrheiten über sie unter Verschluss zu halten. Kurz: eine fiese Erpressung. Was passiert? Zack, das Licht geht aus. Als die Gruppe sich wieder etwas Beleuchtung verschafft hat, wird schnell klar, dass einer aus der Runde den Gastgeber ermordet hat. Nur wer? Also ziehen alle sechs Personen durch die Villa, um Beweise zu finden und die Tat aufzuklären.

Cluedo: Verrat in der Villa - Material - Foto von Hasbro

Staffage für kleine Rätsel

Das alles ist bei Cluedo: Verrat in der Villa zwar wichtig, kommt aber nie wo richtig durch. Denn der Mechanismus entkoppelt Geschichte und Personen einerseits und Aufgaben und Rätsellösungen andererseits. Das ist sinnvoll, kostet aber etwas Atmosphäre.

Wie funktioniert der Ablauf?

Wer ein großes Escape-Room-Abenteuer erwartet, wird vielleicht enttäuscht. Dazu sind die Aufgaben zu geradlinig und vergleichsweise einfach. Aber Cluedo: Verrat in der Villas bietet durchaus gute Unterhaltung.

Der Ablauf ist wie folgt: Ein Plan der Eingangshalle der Villa liegt offen. Einige Positionen und Gegenstände sind durch Nummern markiert. Wer an de Reihe ist, setzt seine Figur auf eine der Zahlen. Zu jeder Zahl gibt es eine Karte. Also wird die Karte gezückt und vorgelesen. Mal findet die Runde einen Gegenstand, mal ein Rätsel, mal ein Hinweis oder mal stößt die Karte eine Aussage der beteiligten Verdächtigen an. Dabei kommen nach und nach alle Räume der Villa als Planergänzung auf den Tisch.

Die geradezu unfassbare Leichtigkeit der harten Nüsse

Das ist eigentlich fast alles. Die Rätsel sind natürlich der Schlüssel, um die Story voranzutreiben. Diese erfordern ein bisschen Kombinationsvermögen. Die Antworten liegen meistens auf der Hand oder auf dem Plan. Sie sind recht schnell zu finden, wenn man etwas rätselaffin ist. Der Schwierigkeitsgrad richtet sich eben an Familien.

Echt harte Nüsse entstehen eher durch Ungenauigkeiten. Kommt beispielsweise eine Figur zu früh auf ein Feld, kann es passieren, dass wichtige Hinweise zum Lösen der daraus resultierenden Karte noch gar nicht bekannt sind. Das schafft je nach Vorgehen an einigen Stellen etwas Unmut und Irritation, wie es nun weitergeht. Aber irgendwie lässt der Ablauf die Gruppe in dieser Ausgabe an jeder Stelle früher oder später noch die Kurve bekommen. Bei den anderen beiden Titeln ist das leider nicht immer ganz so einfach.

Rätsel lösen und Gegenstände kombinieren

Die Hauptaufgabe besteht vorerst darin, alle aufgedruckten Zahlen anzusteuern und möglichst viele Infos zu sammeln. Rätsel lassen sich so meistens im Vorbeiflug lösen. Die Gruppemuss nur die Augen aufhalten.

Hin und wieder sind Gegenstände miteinander zu kombinieren. Dabei sind Zahlenreihen auf verschiedenen Karten aneinanderzuhalten. Daraus ergibt sich ein Code, der wiederum eine Zahl einer Karte ist.

Unter die Lupe nehmen

Auch eine Lupe kommt irgendwann ins Spiel. Diese erlaubt es, einige Hinweise und Spuren genauer zu betrachten. Das hat einen gewissen haptischen Reiz, ist aber für Menschen mit Sehproblemen grenzwertig. Denn einige Details sind arg klein gedruckt.

Den Tathergang rekonstruieren

Das ist alles. Die Karten steuern das Vorankommen nach meinem Geschmack etwas zu stark. Echte Kopfnüsse bleiben ebenso aus wie falsche Fährten. Selbst unwichtige Details kommen kaum vor. Alles scheint irgendwie relevant und sehr klar nacheinander anzugehen. Genau an dieser Stelle verschenkt der Verlag sehr viel Potenzial.

Das gilt jedoch nicht für die Rekonstruktion des Tathergangs. Aus all den vielen Beweisen, Aussagen und Indizien müssen alle zusammen Mörder, Waffe und Ort sowie möglichst das Motiv rekonstruieren. Das ist deutlich offener gestaltet als der Rest des Ablaufs. Denn alle müssen schon sehr genau hinsehen und gut kombinieren, um sämtliche Details zu lösen. Dennoch auch hier: am Ende für Rätselprofis keine extreme Hürde. Einsteiger und altersgemischte Runden werden hier aber gut bedient.

Die Lösung ist mit einem Tathergang in einem Umschlag abzugleichen. Entweder hat die Gruppe das Rätsel gelöst und gewinnt oder alle verlieren gemeinsam. Dass mindestens eine Person aus der Runde den Mord an Dr. Schwarz begangen haben muss, ist wie beim Original unwichtig.

Zu wenig kniffelig

Krimirätselspiel Cluedo: Verrat in der Villa - Foto von Hasbro

Alles in allem ist Cluedo: Verrat in der Villa etwas zu leicht, um erfahrene Spielrunden beeindrucken zu können. Die Herangehensweise ist zu einfach: Nummer ablaufen, Karte ziehen, Rätsel lösen, Nummer abgehen, Karte ziehen … Die Aufgaben sind zwar gut in die Geschichte eingebunden, aber es ist eben keine echte Detektivarbeit erforderlich. Das gilt auch für den Gag mit der Lupe. Die passt sehr gut zum Ablauf, ist aber nur für jüngere Detektive spannend.

Durch die zu einfachen Aufgaben und die zu stringenten Abläufe bleibt leider viel von den Möglichkeiten liegen, was diese Marke bieten könnte. Dennoch fügt sich alles harmonisch in die Deduktionsklassikersammlung ein. Ich betrachte diese Ausgabe frei nach Douglas Adams als „größtenteils harmlos“. Aber es wird sicher Runden geben, die in dieser Geschichte richtig aufgehen und viel Spaß haben. Spielekenner werden das aber vermutlich eher nicht sein. Reihen wie Sherlock, Unlock, Unsolved oder auch Exit – Das Spiel bieten da deutlich mehr. Irgendwo in dieser Ecke muss sich auch Cluedo: Verrat in der Villa verorten lassen. Die Konkurrenz bietet jedoch forderndere Aufgaben.

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