Als Rezensent erhält man manchmal Spiele, auf die man von allein nie gekommen wäre. District Noir (von Nao Shimamura und Nobutake Dogen/Game Factory) ist so eines. Mal findet man schnell heraus, warum so ein Spiel bisher unter dem eigenen Radar geblieben ist. Nicht so bei District Noir, welches kurz gesagt ein sehr schönes kurzweiliges Spiel ist. Und da bin ich dann richtig froh, dass es noch andere Radare gibt.
Wie wird District Noir gespielt?
Das Spiel besteht aus einem Satz Karten. Zahlenkarten von 5 bis 8, die es so oft gibt, wie die Zahl besagt, Bonus- und Maluskarten sowie drei Gebäudekarten. Die Regeln sind denkbar simpel: Jeder Spieler erhält fünf Karten und hat in einem Durchgang sechs Aktionen. Das bedeutet, die Spieler legen abwechselnd entweder eine Karte in eine gemeinsame Kartenreihe oder sie müssen zu einem beliebigen Zeitpunkt fünf Karten aus dieser Reihe nehmen (was dann die sechste Aktion ist). Diese Karten legt man offen vor sich aus. Liegen mehr als fünf Karten in der Reihe, bleibt der Rest liegen. Man darf aber nur einmal pro Durchgang nehmen. Danach muss man bis zum nächsten Durchgang warten.
So versucht man, Mehrheiten an den Zahlenkarten zu erhalten, also z. B. mindestens vier der sieben 7er-Karten. Wem dies gelingt, der erhält den Wert der Kartengruppe als Siegpunkte gutgeschrieben (bei den Siebenen also sieben Punkte). Außerdem gibt es noch Punkte für ein Set aus 5-6-7-8. Verkürzt werden kann das Ganze, wenn es einem gelingt, die drei Gebäude zu erhalten.
Ist das spannend?
Wenn man die ebenso kurze wie fehlerfreie und eindeutige Anleitung liest, ohne District Noir zu kennen, denkt man: „Das ist alles?“ Ja, tatsächlich. Schon bald wird einem klar, was die Krux ist. Es gibt nur wenige Karten, von denen man sich gerne trennt.
Bei jeder Karte, die man auslegen muss, überlegt man, ob man sie sofort auslegt oder später. Oder ob man sie sozusagen als Köder opfert. „Man muss uch jönne könne“, wie man im Rheinland sagt, was so viel heißt wie, man muss sich in Verzicht üben.Im Grunde will man die „guten“ Karten so spät wie möglich spielen, damit der Gegner vielleicht schon seine Nehmen-Aktion durchführt und man danach mehr oder weniger beruhigt warten kann, bis das liegt, was man gerne hätte.
Doch auch das geht nicht so einfach. Denn man darf eben immer nur die fünf zuletzt gelegten Karten nehmen. Die Karten, die am Anfang der Reihe liegen, rutschen damit langsam aber sicher aus der Auswahl raus. Auch das kann man durch geschicktes Ablegen forcieren.
Daraus entwickelt sich ein spannendes Duell, das über maximal vier Runde geht und nach guten zehn Minuten vorbei ist. Aber nur, damit man gleich ein oder zwei Revanchen anhängen kann.
District Noir ist kurz und bündig
Dass die Story von District Noir bei diesem eigentlich abstrakten Kartenspiel keine Rolle spielt, soll nicht stören. Das Design der Karten kann man nicht als atmosphärisch bezeichnen, da sie grafisch fast auf Schattenbilder reduziert sind – was nebenbei gesagt den Hut der Frau auf den Siebenen einem Stahlhelm ähneln lässt. Egal, man guckt sowieso nach Zahlen und bestenfalls nach Farben und nicht nach Stahlhelmhüten. District Noir ist in wenigen Minuten erklärt und weckt von der ersten Karte an den Bluffer und Fallensteller in beiden Kontrahenten. Das ist nicht nur knifflig, sonder vor allem sehr gelungen!
Hier geht’s zur Spielanleitung.
Infos zu District Noir
- Titel: District Noir
- Verlag: Game Factory
- Autor: Nao Shimamura, Nobutake Dogen
- Spieleranzahl (von bis): 2
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
- Dauer in Minuten: 15
- Jahrgang: 2022
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