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Durchmarsch

Durchmarsch - Ausschnitt - Foto von Kendi Games

Kendi Games ist ein junger Verlag, der zum Start drei Spiele im Programm hat. Eines davon ist Durchmarsch: Zieh durch das Ding! von Reinhard Staupe, der sowohl als Spieleautor als auch als Redakteur von Familienspielen mit schnellem Einstieg wie zum Beispiel Würfelland bekannt ist. Kleine Schachtel, Zettelblock, acht Würfel: Durchmarsch ist ganz klar ein Roll & Write. Eines, bei dem Fortunas Lächeln entscheidend ist … und die ewige Frage: Weitermachen oder aufhören?blank

So funktioniert das Roll & Write Durchmarsch

Durchmarsch nutzt einen Can’t-Stop-Mechanismus. Es geht also darum, immer wieder neu zu entscheiden, ob ich weitermachen will oder nicht.

Der Ablauf ist dabei denkbar einfach: Auf dem Zettel finden sich vier Zahlenreihen von 10 bis 1, die ich von links nach rechts ankreuzen muss. So weit, so ähnlich. Anders als von Qwixx und Co gewohnt darf ich dabei aber keine Felder auslassen, ich muss also eine passende Zahl nach der anderen erreichen. Dafür habe ich acht Würfel zur Verfügung. Mit jedem neuen Wurf habe ich einen weniger, aber nie weniger als fünf. Nach jedem Kreuz entscheide ich, ob ich weitermache oder pausiere (sprich erst im nächsten Zug an dieser Stelle weitermache).

Bei einem Fehlwurf muss ich im nächsten Zug in der nächsten Reihe neu starten. Nach Reihe vier starte ich wieder oben in Reihe eins. Und wenn ich dann wieder unten ankomme? Tja, Pech gehabt: Verloren. Schaffe ich es aber, alle Zahlen einer Reihe anzukreuzen, habe ich gewonnen. Und ja, dabei kann man auch in einem Zug „durchmarschieren“. Theoretisch zumindest.

Durchmarsch mit Würfelglück

Ein solcher „Durchmarsch“ kam in unseren Spielrunden bislang nicht vor. Trotzdem ist das Spiel oft gefühlt plötzlich zu Ende. Schließlich weiß ich vorher nie, ob die Würfel passend fallen (bei mir und bei den Mitspielenden). Manchmal endet das Spiel aber auch langsamer und absehbar: Dann, wenn niemand eine Reihe abschließen kann und nach und nach alle ausscheiden. In diesem Fall gewinnt, wer als Letztes noch im Spiel ist.

Doch ob das Spielende nun absehbar ist oder nicht: Ändern würde das ohnehin nicht viel, denn taktisch kann ich nichts ausrichten. Durchmarsch basiert gänzlich auf Würfelglück und Zocken und ist damit alles andere als verkopft. Im Gegenteil geht es darum, auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Dabei hat jeder seine eigene Komfortzone: Volles Risiko oder lieber auf Nummer Sicher?

Can’t stop? Das Spielgefühl bei Durchmarsch

Trotz des Can’t-Stop-Mechanismus kam in unseren Spielrunden nur wenig Can’t-Stop-Feeling und spielerische Stimmung auf. Immer wieder stand mehr das Gespräch im Mittelpunkt und weniger das Spiel (was nicht immer zwingend etwas Schlechtes ist). Das mag in Zockerrunden etwas anders sein, wenn sich alle gegenseitig „reinreden“ und zu einem weiteren Wurf oder dem Pausieren überreden wollen. Dazu fordert die Anleitung sogar explizit auf. Da sich das aber ebenso wenig wie alles andere taktisch nutzen lässt, fehlt hier das gewisse Etwas. Dass es auch bei Roll & Writes mit niedrigem Einstieg und hohem (Würfel-)Glücksfaktor anders geht, zeigen erfolgreiche Longseller wie Qwixx und Noch mal!. Und auch das eingangs erwähnte Würfelland bietet mehr taktische Möglichkeiten und sorgt daher für mehr Spielatmosphäre.

Schade, denn Durchmarsch hätte eigentlich gerade durch das Element des „Reinredens“ Potenzial für ein richtig gutes Spiel, wenn es mehr spielerische Anreize für ebendieses Reinreden gäbe, sei es nun taktischer Natur oder um abzulenken oder zu verunsichern. Da aber so oder so das Würfelglück entscheidet, macht es kaum einen Unterschied, ob mein Gegenüber nun auf meine Zwischenrufe hört oder nicht. Und dabei sind die doch die einzige Interaktion im Spiel.

Downtime bei Durchmarsch

Da nicht alle gleichzeitig an der Reihe sind, ist die Downtime bei Durchmarsch etwas höher. So wirklich störend ist das aber überraschenderweise nicht, denn entweder man verfolgt die Würfelwürfe („Schafft er es, jetzt auch noch die Zwei zu bekommen?“) oder es entsteht eine parallele Unterhaltung in lockerer Atmosphäre. Beides kann angenehm sein und sorgt dafür, dass die Wartezeit nicht zu lang erscheint.

Für wen eignet sich das Würfelspiel Durchmarsch?

Durchmarsch - Schachtel - Foto von Kendi Games

Durchmarsch hat einen sehr niederschwelligen Einstieg, der nur wenig Regellesen erfordert. Die Anleitung unterstützt das zusätzlich, da sie sehr übersichtlich und sympathisch im Tonfall ist. Damit eignet sich Durchmarsch sehr gut für Wenigspielende. Ebenso für Familien mit Kindern, die gerade das Rechnen lernen, denn für die höheren Zahlen (10 bis 7) muss ich immer zwei Würfel zusammenrechnen.

Zur Zielgruppe gehört aber grundsätzlich nur, wer rein glückslastige Spiele mag.

Nicht nur Kenner- und Expertenspielende werden die Taktik hier schmerzlich vermissen, sondern alle, die gerne das Spiel beeinflussen möchten. Taktikfüchse werden mit Durchmarsch nicht glücklich werden.

Positiv erwähnt sei hier noch der Verzicht auf Einschweißfolie und dass die Schachtel trotz (oder dank) der Klebepunkte seitlich sehr gut zu öffnen ist.

Ist Durchmarsch ein gutes Roll & Write?

Durchmarsch ist sicher kein abendfüllendes Spiel und spielt sich eher nebenbei. Es ist rein auf das Element des Zockens reduziert, taktische Möglichkeiten gibt es schlicht nicht. Das muss man mögen. Dennoch, bei aller obigen Kritik: Durchmarsch ist ein nettes, schnelles Spiel für zwischendurch – und mehr kann und will es wohl auch nicht sein. Ob als Einstieg oder Absacker bei einem Spieleabend oder einfach nebenbei kann Durchmarsch vor allem Zocker und Glückspilze unterhalten.

Infos zu Durchmarsch

  • Titel: Durchmarsch
  • Untertitel: Zieh durch das Ding!
  • Verlag: Kendi Games
  • Autor: Reinhard Staupe
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 15

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