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Finish Line

Finish Line - Ausschnitt - Foto von Queen Games

Rennspiele – Autorennen, (antikes) Wagenrennen, Radrennen und auch Pferderennen – gehören zu meinen Lieblingsspielen. Bei manchen geht es turbulent und spannend wie in einem richtigen Rennen zu. Manche, wie Fette Autos, sind eher speziell und lassen etwas an Dynamik vermissen.blank

So wird Finish Line gespielt

Finish Line (Dan Glimne, Queen Games) hört sich zunächst mal spritzig an. Je sieben Pferde laufen zu Rennbeginn los. Wobei … Laufen tun sie gar nicht. Es liegen sieben Pferdekarten hintereinander aus. Auf ihnen platzieren 2-4 Spieler einen von drei Würfeln, die sie bei jedem Wurf werfen dürfen.

Finish Line - Pferdekarten | Foto: Axel Bungart
Finish Line – Pferdekarten | Foto: Axel Bungart

Erwürfelte Hufeisen bringen die Pferde einen Platz nach vorne, Peitschenhiebe und der Unbill der Gegenspieler spülen sie weiter nach hinten oder gar ganz aus dem Rennen. Manche Würfel bleiben eine Zeit lang auf den Pferden liegen, bis noch ein zweiter dazu kommt. Sie sind dann aber gerne Ziel der Angriffe von Gegnern, die die Würfel stehlen können. Mit weiteren Würfeln kann man (zusätzliches) Geld auf die Pferde setzen, womit man womöglich aber schon einen Teil eines Geheimnisses preisgibt.

Finish Line - Würfel | Foto: Axel Bungart
Finish Line – Würfel | Foto: Axel Bungart

Ihr Einsatz bitte

Denn noch vor jedem Rennen, setzen die Spieler geheim auf die Pferde, d. h., sie notieren auf einem Wettbogen, wer ihrer Meinung nach siegen wird und wer auf die Plätze kommt. Dazu steht ihnen anfangs ein fiktives Vermögen von 1.000 Euro zur Verfügung. Siegquoten dienen als Multiplikatoren für die Einsätze. Das ist das eigentliche Herzstück von Finish Line, dessen Rennen nur Mittel zum Zweck sind. Aber immerhin können die Spieler den Rennausgang aktiv beeinflussen.

Finish Line - Wettbogen | Foto: Axel Bungart
Finish Line – Wettbogen | Foto: Axel Bungart

Während des Rennens kann es tatsächlich zu einem munteren Bäumchen-Wechsel-Dich kommen. Besonders dann, wenn die Spieler auf verschiedene Pferde gesetzt haben. Im letzten Drittel des Spiels kommen weitere Würfel hinzu, die das Feld noch mal gehörig aufmischen können. Da jeder benutzte Würfel aber aus dem Spiel genommen wird, findet das Rennen bald sein natürliches Ende.

Wenn die Platzierungen feststehen, kommt es zur Auswertung der Wetten. Die Pferde bringen unterschiedliche Siegquoten, je nachdem, von welchem Platz aus sie gestartet waren. Wer vom letzten Platz gestartet ist, kann mit einer Siegquote von 20:1 im letzten von drei Rennen aus einem kleinen ein großes Vermögen machen.

Ist Finish Line ein gutes Rennspiel?

Würfel können in einem Rennspiel ein gehöriger Showstopper sein, wenn es um Dynamik und Rennatmosphäre geht. Auf Finish Line trifft das nicht unbedingt zu. Es ist gut gelöst, dass jeder Spieler in seinem Zug nur drei Würfel hat, von denen er nur einen verwenden kann. Das geht schnell und die Entscheidung liegt oft auf der Hand (bzw. dem Tisch). Leider bedeutet das aber auch häufiger, dass ein Spieler auf den drei Würfeln nur „Nieten“ vorfindet, also Würfel, die entweder aufgrund der aktuellen Spielsituation nicht zu verwenden sind oder ohnehin nichts anzeigen. Das ist dann schon ärgerlich und angesichts der eher beschränkten Einflussmöglichkeiten unnötig. Einen Ersatzwurf sieht die Regel leider nicht vor.

Die (nicht) wundersame Geldvermehrung

Die Pferde haben zum Teil Kennzeichnungen mit Buchstaben, die sie als Favoriten (F) oder Sprinter (S) definieren. Diese Pferde reagieren besser auf Hufeisenwürfel oder können nicht so leicht attackiert werden. Somit bewegen sie sich im Allgemeinen schneller durchs Feld als andere. Die Spannung eines Rennens hängt nun im Wesentlichen davon ab, wie viele von diesen Pferden sich unter den zufällig gewählten Galoppern befinden und von wo sie starten. Gibt es nur ein oder zwei Pferde mit F oder S, und liegen diese zu Rennbeginn eher im Vorderfeld, kann man fast sicher davon ausgehen, dass alle auf diese Pferde setzen. Das nimmt dem Spiel einen wesentlichen Anreiz: die Konkurrenz. Dann geht es nur noch um die Höhe des gesetzten Betrages.

Finish Line - Rennpferd mit Würfeln | Foto: Axel Bungart
Finish Line – Rennpferd mit Würfeln | Foto: Axel Bungart

Ideenlose Würfel

Zwei schwarze Würfel im Spiel haben besondere Eigenschaften. Mit ihnen kann man ein Pferd zum Beispiel sofort disqualifizieren, was einen Rennverlauf durchaus im positiven Sinne auf den Kopf stellen kann. Eine andere Seite der beiden Würfel zeigt 500 Euro. Wählt ein Spieler diesen aus, heißt das für den in Spielreihenfolge nächsten Spieler, dass er am Spielende 500 Euro verliert, die der Zugspieler sich gutschreiben kann. Außerdem muss der betroffene Spieler im nächsten Zug aussetzen. Hier fragt man sich, ob dem Autor die Fantasie ausgegangen ist, mit den Würfelseiten etwas Sinnvolles anzustellen. Zum einen wäre es, wenn überhaupt, angemessen, den Würfel einem Spieler seiner Wahl aufs Auge zu drücken – mutmaßlich dem in Führung liegenden. Zweitens bestraft man den Folgespieler doppelt, weil er auch noch aussetzt. Und schließlich sind 500 Euro mehr oder weniger am Spielende belanglos. Peanuts. Das ist nicht gelungen.

Unvollständiger Wettbogen

Unübersichtlich wird es zuweilen auf dem Wettbogen. Ein Feld für die Zusatzbeträge von Würfeln auf den Pferden gibt es nicht; sie muss man irgendwo addieren. Wer nicht sein ganzes Geld gesetzt hat, findet ebenfalls keinen Platz, um den Rest zu notieren. So muss man das im Kopf behalten. Und auch die 500-Euro-Beträge, die man sich im Laufe des Spiels notiert hat (+ oder -), muss man im Kopf verrechnen. Es fehlt schlicht ein Summenfeld, in dem man alles ordentlich notieren könnte. Das sind ein paar Schlampigkeiten, die unnötig sind und dem Spielgefühl nicht guttun.

Laut Spielregel liegt der Maximalgewinn nach drei Rennen bei rund 20 Mio. Euro. Das ist natürlich utopisch, doch kann man tatsächlich auch nach einem verpatzen Rennen wieder mit etwas Glück und mutigen Wetten ins Spiel zurückfinden. Als einziger auf einen Außenseiter zu setzen, der eine gute Quote verspricht, ist in den meisten Fällen jedoch zum Scheitern verurteilt, weil schon nur zwei Gegenspieler jede Chance wahrnehmen werden, das Pferd von den lukrativen Plätzen fernzuhalten. Gäbe es hier noch einen Kniff, würde das Spiel deutlich gewinnen. So fehlt ihm leider das gewisse Etwas.

Finish Line - Schachtel - Foto von Queen Games

Der schwedische Autor Dan Glimne ist einer der bekanntesten Autoren in Schweden. Dort wurde sein Ostindiska Kompaniet 1992 Spiel des Jahres. Sein in Deutschland wohl bekanntestes Spiel dürfte Batavia (Queen Games 2008) sein.

Hier geht’s zur Spielregel

Infos zu Finish Line

  • Titel: Finish Line
  • Untertitel: The Dice Action Game
  • Verlag: Queen Games
  • Autor: Dan Glimne
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 30
  • Jahrgang: 2023

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