Infos zu Sea, Salt & Paper
- Titel: Sea Salt & Paper
- Verlag: Bombyx
- Autor: Bruno Cathala, Théo Rivière
- Spieleranzahl (von bis): 2-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
- Dauer in Minuten: 30-45
- Jahrgang: 2023
Sea Salt & Paper – wäre es ein Filmtitel, manch eine Assoziation läge auf der Hand. Von der pubertären amerikanischen Highschoolkomödie über zwei dauerbekiffte Looser am Strand von Santa Monica, über ein romantisches Piratenabenteuer mit einem liebeskranken Schiffskapitän, der nicht nur flink mit dem Säbel kämpft, sondern auch behende mit dem Stift Gedichte an die von ihm verehrte Dame aus adligem Haus schreibt, bis hin zum Kriegsdrama im zweiten Weltkrieg, in dem eine Gruppe britischer Kadetten die verschlüsselten Botschaften der Nazis mithilfe eines alten Sauerteigrezepts im Bauch eines U-Bootes entschlüsselt. Im vorliegenden Fall ist es aber schlicht ein kleines Kartenspiel von Bruno Cathala und Théo Rivière (Bombyx) und den besonderen Illustrationen von Lucien Derainne und Pierre-Yves Gallard. Ganz ohne fantastischen Plot über Lust, Lunge, Liebe und Leid, dafür aber inzwischen mit einer beeindruckenden Reputation.
Mehr Meer, mächtige Meerjungfrauen und mutige Matrosen
Den Titel Sea, Salt & Paper verdankt dieses Kleinod dabei seinen thematischen Illustrationen, die alle einen Bezug zum Meer haben. Im Deck tummeln sich Pinguine, Fische, Krabben und Oktopusse, es flanieren Matrosen über Schiffsdecks oder starren von Leuchttürmen auf der Suche nach Meerjungfrauen, die von Haien oder Schwimmern gejagt werden. Für die kleinen Geschichten sind die Spieler selbst verantwortlich. Das Spiel von sich erzählt sie nicht.
Regeln kurz und knapp
Flott dargelegt sind auch die eigentlichen Spielregeln: Entweder zieht man zwei Karten vom Nachziehstapel, wählt eine aus und legt sie auf eine der zwei Plätze der offenen Auslage. Oder man nimmt eine Karte aus der offenen Auslage auf die Hand. Hat man dabei ein Pärchen auf der Hand (z. B. zwei Fische, zwei Krabben oder einen Hai plus Schwimmer) spielt man diese Karten aus und nutzt den damit verbundenen Effekt. Dabei kann man bspw. einen weiteren Zug durchführen, eine Karte bei einem Mitspieler stehlen oder einen der offenen ausliegenden Stapel nach einer Karte durchsuchen und auf die Hand nehmen. Außerdem geben Pärchen Punkte – egal ob auf der Hand oder ausgespielt. Einmal ausgespielt, können die Karten aber nicht mehr von Mitspielern gestohlen werden.
Weiterhin sammelt man Karten einer bestimmten Art, z. B. Muscheln oder Oktopusse, da sie mehr Punkte geben, je mehr man von ihnen am Ende des Spiels auf der Hand hat. Und schließlich gibt es noch die mächtigen Meerjungfrauen. Zum einen geben sie Punkte für jede Karte einer bestimmten Farbe im eigenen Besitz. Zum anderen gewinnt man das Spiel sofort, wenn man alle vier besitzt. Was ich in 70 Partien genau einmal erlebt habe. Traumatisches Ereignis.
Stop! Oder doch: Letzte Chance!
Wow! 70 Partien! Spielt man ein Spiel eigentlich nicht 2-3 Mal, bevor man sich die nächsten 5 Spiele für seinen Pile of Shame kauft? Für gewöhnlich ja, aber irgendwas muss Sea Salt & Paper richtig machen, dass man anfangs gerne eine Partie an die nächste hängt.
Das Geheimnis des Erfolgs sind hierbei nicht nur die Origami-Figuren, welche die Karten zieren, sondern schlichtweg die Möglichkeit, eine Runde enden zu lassen. Denn eine Runde endet auf zwei Arten: Entweder ruft ein Spieler STOP und das Spiel ist direkt aus. Oder er nennt die LETZTE CHANCE, bei der jeder Spieler noch einmal dran ist. Wenn aber dann kein Spieler mehr Punkte als der ausmachende Spieler hat, erhält dieser noch jeweils einen Punkt pro Farbkarte, von der am häufigsten vertretenen Kartenfarbe.
Noch einmal zum Mitdenken …
Verstanden? Nein? Kann ich verstehen. Daher ein Beispiel: Am Ende der Partie habe ich drei Pärchen ausgespielt. Zwei Schiff-Pärchen und ein Hai-Schwimmer-Pärchen. Pro Pärchen gibt es einen Punkt. Dann habe ich noch drei Oktopusse gesammelt, die sechs Punkte machen. Außerdem hatte ich noch eine Bonuskarte, die mir für jedes Schiff einen weiteren Punkt gibt. Damit erhalte ich über die Kartenwerte 3 + 6 + 4 Punkte. Macht 13 Punkte. Wenn ich STOP ausgerufen habe, bleibt es bei diesen 13 Punkten. Habe ich aber LETZTE CHANCE ausgerufen und am Ende auch kein Spieler mehr Punkte über Kartenwerte, dann bekomme ich auch noch den Farbbonus. In unserem Beispiel habe ich die meisten Punkte über die Kartenwerte und vier meiner Karten die Farbe gelb, wobei die anderen Farben nicht so oft vertreten sind. Dann bekomme ich zu den 13 Punkten weitere vier Punkte, weil gelb die häufigste Farbe in meinem Besitz ist.
Die Punkte jeder Partie werden nach jeder Runde summiert und wer als erster eine bestimmte Punktzahl erreicht hat, gewinnt die Partie. Es sei denn, jemand kommt mit den vier Meerjungfrauen um die Ecke.
Sea, Salt & Paper – der Dauerbrenner digital und analog
Wie geschrieben: 70 Partien. Größtenteils auf Boardgamearena, aber auch zahlreiche Partien in verschiedenen Konstellationen direkt auf dem Tisch. Dabei macht Sea Salt & Paper am meisten Spaß, wenn man zu zweit spielt. Drei ist auch noch okay. Bei vier Spielern leidet der Spielspaß schon merklich.
Neben den erwähnten Punkten kann Sea Salt & Paper auch mit Kurzweiligkeit punkten. Einzelne Runden sind nicht sonderlich lang, die Möglichkeiten eine Partie für sich zu entscheiden aber vielfältig. Und dann kommt natürlich der Ärgerfaktor dazu. Wenn man einem Spieler eine entscheidende Karte klaut. Wenn man die Partie mit LETZTE CHANCE beendet und zum Entsetzen seiner Mitspieler einen dicken Farbbonus kassiert. Oder wenn man mit zwei Matrosen und der Matrosenbonuskarte mit elf Punkten rauskommt.
Mein Traum: Nur einmal eine enge Partie kurz vor Schluss mit vier Meerjungfrauen für mich zu entscheiden. Vielleicht in den nächsten 70 Partien. Bis dahin an Euch: Ding hier einfach mal anchecken.
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1 Kommentar
Danke, jetzt habe ich den Unterschied zwischen „Stop“ und „Letzte Chance“ auch endlich richtig verstanden. Nach nur zehn Partien. 😉