HCM Kinzel hat wie einige andere Verlage eine eigene Reihe von Escape-Room-Spielen. Diese trägt den Titel Trapped und ist etwas Besonderes: Das Material wird in der Regel komplett und sofort ausgelegt und nach Anweisung im Raum platziert. Damit eignet sich diese Reihe als Ausstattung für ein echtes Escape-Room-Erlebnis. So funktioniert auch Bankraub, das sich nach Angaben des Herstellers an Experten richtet.
Infos zu Trapped: Bankraub
- Titel: Trapped: Bankraub
- Verlag: HCM Kinzel
- Spieleranzahl: 2-6
- Alter ab: 8
- Dauer in Minuten: 60-120
- Jahrgang: 2021
Die Altersangabe ist dennoch überraschend niedrig angesetzt: ab 8 Jahren. Das liegt an der Einstufung der Escape-Abenteuer als Familienspiel. Somit können hartgesottene Rätselexperten einen Bogen um die Reihe machen. Die Rätsel sind zwar spannend inszeniert, aber nicht besonders kompliziert zu lösen. Das bertrifft auch die angegebene Dauer: 60 – 120 Minuten benötigen Profis kaum für die Lösung.
Worum geht es bei Trapped: Bankraub?
Beim Szenario Bankraub übernehmen alle die Rolle eines Teams, das in eine gerade mit Gold belieferte Bank eindringen möchte. Logisch: Nur wenn sie gemeinsam die Sicherheitsmaßnahmen umgehen und die Codes für den Tresorraum und die Schließfächer finden, können die Bankräuber auch erfolgreich sein. Das Problem: Je länger sie benötigen, desto eher lohnt es sich abzubrechen. Denn die Polizei ist schon alarmiert und offenbar gab es auch noch eine Schießerei …
Die Rätsel: einfach, aber genial gemacht
Die Rätsel sind mir für ein Experten-Level eine Spur zu einfach. Da die meisten Aufgaben nicht nacheinander, sondern parallel lösbar sind, ergeben sich irgendwann so etwas wie Routineabläufe, die Schlussfolgerungen aus dem Material erleichtern. Denn trotz der eher nicht zu schwierigen Anforderungen, kann die Verpackung der Aufgaben, also das beiliegende Material überzeugen. Es ist einfach wunderbar, sich zuerst durch einen Stapel von Papier zu kämpfen, sich einen Überblick zu verschaffen und die ersten Ideen für Lösungen zu finden.
Ein Bankraub benötigt eine Bank
Bankraub ist Programm. Es gibt Pläne des Bankgebäudes, verschiedene Überwachungskameras mit unterschiedlichen Funktionen, einen Überwachungsraum, die Tresorschließfächer und Schlüssel. Dazu kommen noch überraschende Hinweise, geschredderte Dokumente und vieles mehr. Das passt hervorragend zusammen und ist erstklassig umgesetzt. Das Material ist umfangreich und erlaubt durch erkennbare Funktionen die Lösungen. Nicht vergessen: All das soll theoretisch im Raum platziert werden, um eine besondere Atmosphäre zu schaffen.
Das Decodieren
Alle Materialien tragen auf der Rückseite mehrere Hinweiscodes. Diese lassen sich in einem Lösungsbuch nachschlagen. Dort gibt es immer detailliertere Kurzhilfen, wie die Bankräuber vorgehen sollten. Wenn alle Stricke reißen, gibt es auch die zum Material passende Lösung. Damit lässt diese Ausgabe niemanden im Regen stehen. Wer nicht weiter weiß, findet eine Etappenlösung. Aber: Die Antworten sind geschickt codiert. Es ist eine besondere Decodierhilfe erforderlich, um die Passagen korrekt lesen zu können. Das kennen erfahrene Escape-Room-Spezialisten bereits aus anderen Reihen, ist hier aber besonders gut gemacht.
So kommen die Bankräuber ans Ziel
Das Spannungsfeld für die Bankräuber besteht nun darin, zunächst alle Aufgaben zu sichten und aus jedem Teilbereich einen Code zu generieren. Die Codes führen dann zum Ziel – wenn alles klappt. Die Rätsel und Aufgaben sind dabei anfangs nicht einfach zu verstehen. Halten sich alle aber strikt an Einzelmaterialien, kommen sie schnell den benötigten Antworten näher – für mich deutlich zu schnell.
Macht Trapped: Bankraub Spaß?
Ich bin etwas hin- und hergerissen. Die Umsetzung und das Material von Trapped: Bankraub sind toll, geradezu vorbildlich. In diesem Bereich würde der Titel eine Top-Wertung erzielen. Aber es gibt zwei andere Bereiche, die dem entgegenstehen.
Wenig Atmosphäre
Zum einen ist das die Atmosphäre. Diese ist etwas von der Runde abhängig, aber wird vom Material nur mäßig erzeugt oder unterstützt. Das ist mir zu wenig. Der Zeitdruck ist eher für eine unwichtige Wertung wichtig. Es kommt daher wenig Druck auf, keine Hektik und hat man die Rätsellogik erst einmal grundlegend verstanden, sind die Aufgaben zwar thematisch interessant, aber weder besonders atmosphärisch noch sehr kniffelig.
Wenig Anforderung
Zum anderen ist gerade der niedrige Schwierigkeitsgrad ein Manko. Die Einordnung als Expertenspiel ist irreführend. Das mag für Achtjährige gelten, aber sicher nicht für Kenner von Escape-Room-Spielen. Die Lösungswege sind zu deutlich und leicht erkennbar. Das ist in anderen Reihen besser gelöst. Das gilt auch für das familientaugliche Escape The Room – Das Geheimnis der Sternwarte oder die Familienszenarien der Reihe Escape Room – Das Spiel. Etwas fordernder ist aus meiner Sicht der Nachfolgetitel Trapped: Kunstraub, der ironischerweise „nur“ als Fortgeschrittenen-Titel deklariert ist.
Gutes Escape-Room-Spiel, aber nicht für Experten
Alles in allem bietet Trapped: Bankraub keine Anforderung, die einem Expertenstatus gerecht wird. Für Familien, Jugendliche und ältere Kinder ist es ein tolles Szenario, das ohne Escape-Room-Erfahrung zu meistern ist. Aber: Da alle Materialien wie in einem echten Escape Room sofort ausliegen und zu sichten sind, kann es etwas dauern, den richtigen Ansatz zu finden. Dann aber „flutscht“ es und Trapped: Bankraub wird zu einem recht einfachen Golddiebstahl aus dem Tresorraum. Wer mehr davon möchte, findet mit Trapped: Kunstraub ein Szenario, das mit anderen Rätsellogiken Herausforderungen setzt.