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Vienna (Queen Games)

Cover Vienna - Ausschnitt - Foto von Queen Games

Vienna ist der fünfte Teil der bei Queen Games veröffentlichten City-Collection von Stefan Feld. Das Spiel führt uns ins Wien der Nachkriegszeit, genauer gesagt, in die Zeit des kalten Krieges, der Spionage und Schwarzmärkte. Wer möchte, kann während des Spiels das berühmte Harry-Lime-Thema aus dem Film „Der Dritte Mann“ abspielen, um sich auch akustisch in die damalige Zeit zu versetzen.blank

Vienna und die geheimen Informationen

Bis zu vier Spieler sind Köpfe von Geheimdienstorganisationen, die in Wien ihre Agenten einsetzen, um geheime Informationen zu erhalten. Das funktioniert über drei Phasen pro Runde in denen wir Karten geschickt nutzen, um möglichst passende Bestechungsmittel (Ressourcen) zu erhalten, Agenten einzusetzen und unsere gesammelten Informationen im Wert zu steigern.

Das Ganze spielt sich auf einem großen Spielplan ab, der aufgrund der Fülle an dargestellten Informationen zunächst etwas unübersichtlich wirkt. Es sind zahlreiche Gebäude mit unterschiedlich farbigen Hintergründen abgebildet. Jedes Gebäude trägt außerdem eine Flagge der alliierten Besatzungsmächte (plus Österreich), ein Siegel mit Symbol und es führen zwischen den Gebäuden Straßen zu Plätzen, auf denen die Geheiminformationen eingesammelt werden können. Da braucht es ein wenig Zeit, bis man den kompletten Überblick hat.

Viel Platz erforderlich

Vienna - Material und Plan - Foto von Queen Games

Da wir in meinen Runden nur die Vollversion des Spiels getestet haben, gehe ich auch nur auf diesen Spielablauf ein. Das Spiel benötigt, wie eigentlich alle Spiele der City-Collection, erstmal recht viel Platz auf dem Tisch. Der große Spielplan hat nämlich noch drei kleinere Geschwister, auf denen die Ressourcen (Karten, Aufträge, Bestechungsmittel) gebunkert werden, einen für Zusatzmaterial, das im Spielverlauf gekauft werden kann und noch einen weiteren Plan, auf dem die unterschiedlichen Geheiminformationen auf Fortschrittsleisten im Wert gesteigert werden. Außerdem werden dort auch die Runden in Form eines Agenten abgetragen, der über das Dach des Gebäudes läuft. Alles grafisch sehr ansprechend durch Lukas Siegmon gestaltet. Jetzt benötigen wir aber auch noch Platz für unsere Spielertableaus, die das Herz der Agentenzentrale sind. Es handelt sich um Schreibtische mit drei Schubfächern für Karten und Platz für Aufträge, Zusatzplättchen und ausgespielte Karten.

Der Ablauf beim Agentenbrettspiel Vienna

Dann werden noch zufällig Geheiminformationen auf den Plätzen des Plans verteilt und es kann losgehen. In der ersten Phase des Spiels erhalten wir alle je drei Karten, auf denen unterschiedliche Effekte für die zweite Phase (Aktionsphase) abgebildet sind. Wir entscheiden geheim, welche Karte wir in welcher Aktionsphase nutzen wollen, und legen sie auf die jeweiligen Felder unseres Schreibtischs.

Die Karten sind alle nach dem gleichen Prinzip aufgebaut. Der untere Teil stellt eine geöffnete Schublade dar und wird als erste Aktion in eines der drei verfügbaren Fächer des Schreibtischs geschoben, wo sie von nun an für die Spieldauer gültig ist, sofern sie nicht einer anderen Karte Platz machen muss. Wie bereits beschrieben, ist der Platz auf drei Karten beschränkt, irgendwann müssen wir uns also auch von liebgewonnenen Karten trennen. Die abgebildeten Effekte wirken sich auf unterschiedliche Aktionsphasen aus. Oben links auf den Karten erhalten wir ein abgebildetes Bestechungsmittel (Tabak, Wein, Schokolade, Illustrierte oder Kaffee) als zweite Aktion. Also alles, was damals auf dem Schwarzmarkt begehrtes Zahlungsmittel war.

Vienna - Figuren - Foto von Queen Games

Als dritte Aktion können wir einen Agenten auf den Plan ein- oder versetzen. Dazu benötigen wir aber zwei der Bestechungsmittel, die dem gewünschten Zielgebäude farblich entsprechen. Es heißt also vor dem Einsetzen erstmal sammeln. Haben wir mit unseren Agenten alle Straßen, die zu einem der Plätze dazwischen führen, besetzt, erhalten wir die dort liegende Geheiminformation und die Punkte, die der Platz wert ist. Mit dem Feld oben rechts auf der Karte schieben wir Geheiminformationen auf dem separaten Spielplan einen Schritt weiter und machen diese so wertvoller. Außerdem triggert das Verschieben zu gewissen Zeitpunkten den Agenten, der sich dann auf dem Hausdach auf das Spielende zubewegt. Die letzte Phase des Spiels ist nur die Weitergabe des Startmarkers an den nächsten Spieler.

Vienna bietet die Feld-typischen Kettenzüge

Wie bei Stefan Feld-Spielen üblich, kann man auch hier durch geschicktes Platzieren der Karten schöne Kettenzüge durchführen, mit denen ich in Aktion 2 Bestechungsmittel erhalte, die ich dann zum Einsatz der Agenten in Aktion 3 nutzen kann, um eine Geheiminfo zu erhalten, die ich dann mit der richtigen Karte in Aktion 4 wertvoller mache. Aber wie das mit Kartenglück oder -pech so ist, selten hat man alle passenden Symbole auf den Karten, weswegen die Überlegung, wo ich welche Karte hinlege, schonmal etwas Zeit kosten kann. Die Effekte in den offenen Schubladen begünstigen häufig den Einsatz der Agenten in bestimmten Gebäudetypen, in dem man dann weniger Ressourcen zahlen darf oder sonstige Boni erhält.

(Zu) mächtige Effekte

Die Ikonographie ist nicht immer selbsterklärend, daher liegt dem Spiel ein Glossar bei, das sämtliche Symbole, Karten und Aufträge erläutert. Da bleiben dann keine Fragen mehr offen. Wir haben in unseren Runden aber festgestellt, dass es einige dieser Effekte gibt, die sehr mächtig sind und den Besitzer unverhältnismäßig bevorteilen. Wenn man immer fünf Punkte bekommt, nur weil man seinen Agenten zu einem anderen auf den Plan stellt, ist das schon ein großer Vorteil. Klar, der Platz ist begrenzt und man muss sich spätestens ab Runde 4 immer von einer Schublade verabschieden und sie gegen eine neue eintauschen, aber es gab Mitspieler, die diese Karte dann bis Spielende konsequent behalten haben und nur noch auf solche Züge gegangen sind.

Zusätzliche Komponenten

In der Vollversion gibt es zwei zusätzliche Spielkomponenten, die das Ganze noch taktischer machen. Zum einen die Aufträge, von denen jeder Spieler zu Beginn bereits einen zugelost bekommt und von denen immer vier offen auf dem Spielplan liegen. Auf unserem Schreibtisch haben wir Platz für drei Aufträge und können uns mit dem Erfüllen bis zum Spielende Zeit lassen.

Es gibt immer zwei einfache und zwei schwere Aufträge zur Auswahl. Nehmen wir einen einfachen, erhalten wir eine Münze und für die schweren zwei. Zur Erfüllung müssen wir immer die abgebildeten Bedingungen erfüllen, also z. B. die dargestellten Geheiminformationen besitzen. Stellt man dann in Phase 3 seinen Agenten auf ein Gebäude, dessen Flagge der auf dem Auftrag abgebildeten entspricht, ist der Auftrag erfüllt und gibt entweder Geld und/oder Siegpunkte.

Vienna - Schachtel - Foto von Queen Games

 

Das verdiente Geld dient wiederum dazu, in bestimmten Phasen Zusatzmaterial einkaufen zu dürfen. Das passiert immer dann, wenn unser Agent auf dem Dach ein Feld betritt, auf dem ein Einkaufsplättchen liegt. Dann darf man sich z. B. einen Beistelltisch kaufen, der Platz für eine vierte Schublade und Auftrag bietet. Oder eines von drei Schreibtischplättchen, die für eine Karte mehr in der Startphase sorgen, für jeden erfüllten Auftrag drei Punkte bringen oder mit denen man Bestechungsmittel wie Geld einsetzen kann. Zweimal betritt der Agent auf dem Dach nämlich auch Felder mit Zahltagplättchen. Dann müssen wir alle unsere auf dem Plan befindlichen Agenten mit Geld bezahlen können, andernfalls müssen wir sie in den Vorrat zurücknehmen. Und schließlich können wir noch die Geldkassette erwerben, in der wir Münzen bis zum Spielende bunkern können. Diese sind dann Am Ende je zwei Punkte wert.

Vienna ist eine Neuauflage von La Isla

Vienna ist eine Reinkarnation von La Isla, das 2014 bei alea erschienen ist und die Spielmechanik ist bis auf kleine Unterschiede die gleiche geblieben. Ich finde die Umsetzung des Spionagethemas gelungen und empfinde die Vollbesetzung zu viert als die beste.

Wenn man den Ablauf einer Runde erstmal raus hat, spielt sich Vienna auch recht flüssig, auch wenn man natürlich beim Einsatz der Agenten schon länger überlegen muss, wenn man aus einem Zug das Maximum an Ertrag herausholen möchte. Daher sollte man in der Vollversion inklusive Aufbau der üppig vorhandenen Materialen zu Beginn ruhig 2 Stunden einplanen. Die sind aber gut investiert, denn dieses gehobene Familienspiel bietet trotz der einfachen Regeln einiges für Vielspieler und Freunde von strategischen Entscheidungen.

Vienna in der Classic Edition oder Deluxe Edition?

Vienna - Deluxe Edition - Foto von Queen Games

Mir lag die Deluxe Edition zum Test vor, die sich von der Classic Edition durch einige Acrylkomponenten unterscheidet. Obwohl die Agentenfiguren hübsch aussehen, sind sie etwas unpraktisch in der Handhabung, denn von der Seite lässt sich die Spielerfarbe nicht gut erkennen. Dafür bietet die Deluxe Version ein Aufbewahrungssystem aus schön gestalteten Pappschachteln statt Plastiktütchen, in der das gesamte Material passgenau verstaut werden kann.

Infos zu Vienna (Queen Games)

  • Titel: Vienna
  • Verlag: Queen Games
  • Autor: Stefan Feld
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 14
  • Dauer in Minuten: 60-90
  • Jahrgang: 2023

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