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Carpe Diem

Carpe Diem - Foto von Ravensburger

Spieleautor Stefan Feld und Spieleverlag alea sind beide bekannt für eher komplexe Spiele. An zu viel Komplexität krankt Carpe Diem aber nicht. Dass das Spiel nicht in jeder Spielrunde zündet, hat eher andere Ursachen.

Die Spieler sind reiche Patrizier im alten Rom und versuchen, imposante Stadtviertel aufzubauen, um am Ende als Spieler mit den meisten Punkten den Sieg einzufahren. Dazu gilt es nicht nur eindrucksvolle Bauten zu errichten, sondern auch ausreichend Waren zu produzieren.

Spielaufbau von Carpe Diem

Jeder Spieler hat ein eigenes Stadtvierteltableau mit einem individuellen Rahmen. Im Laufe der vier Spielrunden legt der Spieler Bauplättchen auf diesem Tableau ab, die mit mindestens einer vollen Seite an andere Bauplättchen angrenzen müssen. Weiterhin ist zu beachten, dass nur passende Gebäude- und Landschaftsteile oder Wiesen aneinander gelegt werden dürfen. Nach jeder Runde gibt es eine Wertung und am Ende des Spiels zusätzlich eine Schlusswertung.

Neben dem Tableau besitzt jeder Spieler zu Beginn eine bestimmte Anzahl an Siegpunkten. Beim Spiel zu dritt hat der Startspieler z. B. acht Siegpunkte, der zweite Spieler neun Siegpunkte und der letzte Spieler 13 Siegpunkte. Durch diese ungleiche Verteilung soll der Nachteil des letzten Spielers ausgeglichen werden. In der Tischmitte liegt weiterhin ein allgemeiner Spielplan, mit drei Bereichen:

  1. Die Banderolenleiste oben zeigt an, in welcher Reihenfolge die Spieler in der Wertungsrunde werten. Außerdem gibt es am Ende des Spiels Punkte für die Anzahl an Banderolen auf dieser Leiste.
  2. Links ist der Wertungsbereich, auf dem je nach Spieleranzahl eine bestimmte Anzahl an Karten gelegt wird, die für die Zwischenwertung relevant sind.
  3. Rechts ist der Bereich, in welchem die Baukärtchen für die Tableaus ausliegen. Diese befinden sich in 7 Felder die jeweils durch zwei Linien verbunden sind. In jedem dieser sieben Felder liegen vier Bauplättchen.

Spielregeln von Carpe Diem

Die Spielregeln werden im folgenden nicht vollständig dargestellt, sondern nur die wichtigsten Eckpunkte skizziert. Die Spieler platzieren zu Beginn des Spiels ihre Patrizierfiguren auf einem beliebigen Halbkreis vor einem der sieben Baukärtchenfelder. Wenn sie am Zug sind, ziehen sie entlang der Linien zum nächsten Feld und nehmen sich dort ein Baukärtchen, was sie entsprechend der Regeln auf ihrem Tableau ablegen. Entstehen dabei fertige Gebäude oder Landschaften, kann dies einen Effekt auslösen, z. B. dass der Spieler Ware bekommt oder Brunnenkarten ziehen darf. Lediglich die Villen haben keine Soforteffekte, können aber Punkte bei den Wertungen bringen.

Wenn alle Bauplättchen aufgebraucht sind, endet die Runde und es wird gewertet. Dazu legen die Spieler eine ihrer Wertungsscheiben zwischen zwei Karten im Wertungsbereich. Können sie die darauf abgebildeten Kriterien erfüllen, erhalten sie eine Belohnung wie z. B. Siegpunkte. Können sie die Kriterien einer Karte nicht erfüllen, verlieren sie vier Siegpunkte. Anschließend wird der rechte Bereich wieder mit Bauplättchen aufgefüllt. Nach der vierten Runde gibt es neben der normalen Wertung noch eine Schlusswertung. Hier erhalten die Spieler u. a. Punkte für die Schornsteine der Villen und dem Erfüllen von Brunnenkarten. Eine Besonderheit bringen die Rahmen der Tableaus mit. Auf ihnen sind an einigen Stellen Gebäude- und Landschaftsmarker aufgedruckt. Zeigt ein solcher Marker in ein passendes Gebäude oder eine passende Landschaft auf dem Tableau, erhält der Spieler Sonderpunkte in der Schlusswertung.

Anleitung und Spielmaterial

Bezüglich der Anleitung gibt es nichts zu mäkeln. Erfahrene Spieler werden sich recht schnell in Carpe Diem zurecht finden. Auch wenn das Spiel Tiefe mit sich bringt, sind die Spielregeln einfach gehalten.

Das Material ist von der reinen Qualität her ordentlich. Sowohl Spielplan als auch Baukärtchen und Tableaus sind aus stabiler Pappe. Die Waren sind entweder aus Holz (Trauben, Kräuter, Fisch, Huhn) oder Pappe (Brot, Gold). Das Manko liegt hier aber in der Optik. Wenn man einen Euphemismus bedienen will, ist die Grafik „puristisch traditionell“. Manch einer bezeichnet sie schlicht als hässlich und wenig einladend. Dies gilt sowohl für die Karten als auch den Spielplan und die Tableaus.

Spielspaß von Carpe Diem

In der einen Runde kam Carpe Diem richtig gut an. Die Spieler waren schnell im Spiel und konnten nach einer Runde schon einigermaßen gezielt bauen, um nach den Runden und am Ende des Spiels kräftig Siegpunkte zu generieren. Bis man tatsächlich ausgeklügelte Strategien fahren kann, bedarf es aber einiger Durchgänge. Ein Resultat der Tiefe, die man nach dem Studium der Regeln nicht unbedingt erwartet. Aber auch wenn Carpe Diem ein ruhiges Spiel ist, bei dem man das Gefühl hat, die Spieler spielen mehr oder weniger alleine vor sich hin, muss jeder Spieler die Aktionen der anderen Spieler im Auge haben, um bei seinen eigenen Zügen die Bauteile zu sammeln, die für die eigene Strategie förderlich sind, aber dann der Strategie der Mitspieler fehlen. Nicht nur auf die reinen Gebäude und Landschaften sondern auch auf die Wertungen bezogen. Intensiv denkende Taktikfüchse können sich schon mal in ihren Spielzügen verlieren.

In einer anderen Runde hingegen konnte Carpe Diem gar nicht punkten. Das lag zum einen an der Tiefe, aber auch an der Optik, die hier eine Barriere darstellte. Dass die „Farbkleckse“ auf den Bautableaus Gebäude und Landschaften darstellen sollen, muss den Spielern gesagt werden. Das eigentlich thematische Spiel erschien den Spielern abstrakt. Und damit sind Spieler, die gerne thematische und optisch klar gestaltete und darüber auch mit ein wenig Intuition spielbare Spiele mögen, möglicherweise raus aus der Nummer. Was sehr schade ist, wo man in letzter Zeit so viele Spiele um die Ohren gehauen bekommt, die zwar sensationell aussehen, aber soviel Spielerlebnis bieten wie ein Kinderspielplatz ohne Sand und Gerüste.

Fazit: Carpe Diem ist ein tolles Brettspiel

Persönlich gehöre ich zur ersten Gruppe. Ich finde Carpe Diem klasse. Einmal drin im Spiel, verlässt man langsam die Pfade des willkürlichen Bauens und legt sich schon zu Beginn eine Strategie zurecht, wie man an die lukrativsten Wertungskarten kommt, ohne dass man andere Wertungskriterien komplett vernachlässigt. Durch die zahlreichen Wertungskarten und Bauplättchenkarten, die in jedem Spiel neu ausgelegt werden, entsteht auch ausreichend Varianz, damit Carpe Diem auch langfristig immer mal wieder aus dem Regal geholt wird. Ich hätte mich aber nicht beschwert, wenn der „Anstrich“ dem Spielerlebnis entsprechend ausgefallen wäre.

Spielregeln zu Carpe Diem

Infos zu Carpe Diem

  • Titel: Carpe Diem
  • Verlag: Ravensburger, alea Spiele
  • Autor: Stefan Feld
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 45-75
  • Jahrgang: 2018

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