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Einspruch!

Einspruch! - Duell der Anwälte - Ausschnitt - Foto von Giant Roc

Infos zu Einspruch!

  • Titel: Einspruch! Duelle der Anwälte
  • Verlag: Giant Roc
  • Autor: Samuel W. Bailey, Mike Gnade
  • Spieleranzahl (von bis): 2
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 60
  • Jahrgang: 2021

Duell der Anwälte

In diesem Zwei-Personen-Spiel von Samuel W. Bailey und Mike Gnade (Giant Roc) sitzen sich Anklage und Verteidigung (vermutlich im wahrsten Sinne des Wortes) gegenüber und vernehmen Zeugen, um so die Geschworenen von der jeweiligen Wahrheit zu überzeugen und auf ihr Seite zu ziehen.

Jede Partei verfügt dazu über je ein Set von Einflusskarten, den so genannten Prozessstapel, die während der Vernehmungen der Zeugen ausgespielt werden. Sie stehen für den Einfluss, den die Anwälte durch die Vernehmung gewinnen (oder verlieren). Auf den Karten befinden sich Neigungssymbole in unterschiedlicher Anzahl und Symbolik.

Jeder Seite steht eine gewisse Anzahl Zeugen zur Verfügung, die durch die Spielregel festgelegt wird. Zeugen der Anklage geben dieser schon mal einen Vorsprung an Einfluss, ebenso wie die Zeugen der Verteidigung ihrer Seite einen Einflussbonus geben. Der aktuelle Einfluss wird beiden Parteien stets auf einer Drehscheibe angezeigt.

Wie funktioniert Einspruch! Duell der Anwälte?

Einspruch! - Duell der Anwälte - Duellmaterial - Foto von Axel Bungart

Einer der Zeugen wird in die Mitte gelegt und dann legen die Parteien abwechselnd Karten aus ihrer Hand an ihrer Seite des Zeugen an. Ausschlaggebend dabei sind, neben dem möglichst Einfluss erhöhenden Wert, Neigungssymbole am oberen Rand der Karte, welche zueinander passen müssen, damit die Karten angelegt werden dürfen. Manche Karten („Methoden“) können auch ausgelegt werden, um sie zu einem späteren Zeitpunkt zu aktivieren. Dazu muss man in der Regel das Rederecht haben, d. h., der Richter ist einem für den Moment mehr zugewandt als der Gegenpartei. Diese Methodenkarten bieten verschiedene Vorteile wie z. B., dass man sich Karten aus seinem Ablagestapel zurückholen kann, was je nach Spielsituation einen großen Vorteil bedeutet, da einmal ausgespielte Karten eigentlich aus dem Spiel sind.

Da jede Partei grundsätzlich nur fünf Karten zum Beginn des Zuges auf der Hand hat, endet der Zug womöglich nach Ausspielen der fünften Karte jedes Spielers. Damit endet die Einvernahme eines Zeugen, und wer mehr Einfluss auf diesen ausüben konnte (Summe der Werte auf den Karten + ggf. besondere Effekte durch Modifikationen), gewinnt den Zeugen für sich und darf für die Differenz zwischen dem eigenen Einflusswert und dem des Gegners Geschworene beeinflussen.

Wurden alle Zeugen befragt endet eine Partie. Nicht, wer dann die meisten Zeugen beeinflussen, sondern wer mehr Geschworene für sich gewinnen konnte, gewinnt die Partie.

Thema macht neugierig

Einspruch! - Duell der Anwälte - Fallkarten - Foto von Axel Bungart

Einspruch! Duell der Anwälte macht zunächst durch sein Thema auf sich aufmerksam. Ohne, dass ich wusste, was die Spielmechanik zu bieten hat, hat mich der Titel neugierig gemacht, sticht er doch aus dem üblichen Einerlei heraus. Etwas ernüchtert war ich, festzustellen, dass der Mechanismus bereits zuhauf existiert. Spiele wie der Klassiker Caesar & Cleopatra (Kosmos), oder die jüngst erschienenen Thalara (Wredespiele) und Rest in Peace (Blue Cocker) sowie in Ansätzen Revolte in Rom (Kosmos) bieten weder mehr noch weniger. Sicher, die Grafik ist schön, die Karten von guter Qualität, die Spielregel vollständig und verständlich. Ein paar Karten enthielten anfangs noch Fehler, die aber zwischenzeitlich – unaufgefordert – vom Verlag ausgetauscht wurden, soweit man die Kunden erreicht hat. Ob das Thema aber genug ist, um sich von anderen Spielen dieses Genres abzusetzen, ist fraglich.

Worin liegt der Reiz von Einspruch! Duell der Anwälte?

Einspruch! - Duell der Anwälte - Spielkarten - Foto von Axel Bungart

Einspruch! Duell der Anwälte spielt sich ein bisschen asymmetrisch. Eine Art Drafting zu Beginn des Spiels sorgt dafür, dass man sich einen Teil seines (und gleichzeitig einen Teil des gegnerischen) Prozessstapels selbst zusammenstellt. Der Reiz soll darin liegen, dass die Spieler aufgrund unterschiedlicher Kartenverteilung nicht mit gleichen Waffen kämpfen, aber im Resultat die gleiche Chance auf den Sieg haben. Die Variabilität des Spielverlaufs wird dadurch jedoch nur gering beeinflusst. Dafür ist eine andere Mechanik viel zu dominant: Die Neigungssymbole auf den oberen Kartenrändern bestimmen, ob zwei Karten unmittelbar aneinandergelegt werden dürfen. Findet sich wenigstens eine Übereinstimmung (von sechs möglichen), darf man sie anlegen. Das führt dazu, dass sowohl die Auswahl an sich als auch die Reihenfolge des Anlegens der fünf Handkarten im Wesentlichen davon abhängt, ob und wie sie zusammenpassen. Hat man nur drei Karten, die irgendwie zusammenpassen und auch keine Karte, die einem das Ignorieren der Neigungssymbole erlaubt, steht die „Auswahl“ schon fest.

Strafprozessordnung

Einen starken Trumpf (bzw. gleich drei davon) hat jeder Spieler in seinem Veto-Recht – womit man dann aber die deutsche Strafprozessordnung verlässt. Einmal in einer Zeugenbefragung darf man eine Karte des Gegners mittels Einspruchmarker sozusagen pulverisieren. Solang der Gegner noch wenigstens einen seiner drei Marker hat, läuft man immer Gefahr, ein starkes Argument zu verschießen. Hier kann (muss) man tatsächlich strategisch vorgehen und versuchen zu bluffen, um den Gegner seiner Waffen zu entledigen.

Einspruch! - Duell der Anwälte - Schachtel - Foto von Giant Roc

In der Basisversion enthält Einspruch! Duell der Anwälte zwei „Fälle“, in denen sich die Rechtsgelehrten verdingen. Bestimmte Zeugen werden festgelegt und ein Spielziel auserkoren. Zwei weitere Fälle sind mittlerweile erhältlich. Während die Fälle selbst keine Veränderung des Spielablaufs bedeuten, sind die unterschiedlichen Strategien hinsichtlich des Spielziels noch ein Faktor, der eine Veränderung im Ablauf bewirken kann. Daher kann man diese Fälle auch immer wieder spielen. Auch andere Richter, die sich dem einen oder anderen Argument offenener gegenüber zeigen, variieren den Spielverlauf. Dennoch bleiben die Neigungssymbole als A und O der Beweisführung ein Hemmnis.

Vom Hocker gehauen hat mich Einspruch! somit nicht. Die Phasen, in denen man die Reihenfolge seiner Handkarten versucht zu optimieren, haben Grübelpotenzial, was zu Lasten der Spieldauer geht. Dennoch gelingt eine wirkliche Optimierung nur selten. Dabei hofft man womöglich noch auf zusätzliche Effekte, die einem manche Karten ermöglichen. Hat man Glück und darf weitere Karten nachziehen, die wiederum Zusatzeffekte bewirken, kommen sogar so eine Art Kettenzüge zustande. Könnte man das voraussehen, wäre es toll. Kann man aber nicht. Insofern bleibt es sehr zufällig. Und das haben andere Spiele dieser Art besser gelöst.blank

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