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Tails On Fire

Trails On Fire - Ausschnitt - Foto von Heidelbär Games

Wenn man an einer Gruppe kartenspielender Menschen vorbeikommt, die alle reihum mit dem Finger auf einander zeigen und dabei unverständlich Zahlen vor sich hinmurmeln, könnte es durchaus sein, dass man gerade Zeuge einer Runde Tails On Fire wird.

Das Spielprinzip von Tails On Fire

Aber warum machen die das und worum geht es bei Tails On Fire von Thomas Sellner (Heidelbär Games)? Im Grunde ist das Spielprinzip ganz simpel. Bis zu sechs Spieler versuchen mit ihren Handkarten, eine der begehrten Feuerkarten in der Tischmitte zu erspielen. Damit das gelingt, muss die ausgespielte Karte eines Spielers noch immer zuoberst auf dem Spielstapel liegen, wenn er wieder an der Reihe ist und – zack – hat er gewonnen.  Das klingt total einfach, wird den Spielern aber durch ein paar Regelkniffe schwer gemacht.

Handkarten passend ausspielen

Zunächst mal die Handkarten. Jeder Spieler hat insgesamt zehn Zahlenkarten zur Verfügung. Von denen darf er aber in jeder Runde nur drei ausspielen. Das Objekt der Begierde, die Feuerkarte in der Mitte, gibt einen Zahlenwert vor. Dieser liegt zwischen Eins und Neun. Um auszuspielen, muss man diesen Kartenwert bedienen und bei jeder Karte, die von Spielern im Uhrzeigersinn darauf gelegt wird, muss sich der Wert um genau eins erhöhen. Man kann auch passen, darf aber wieder einsteigen, falls man nochmal an die Reihe kommt.

Karten von Trails On Fire - Fotos von Heidelbär

Werte verändern

Der Kniff ist, seine Handkarten so zu planen, dass man diese möglichst oft passend ablegen kann und das auch noch so, dass die folgenden Spieler alle nicht mehr ablegen können. Aber wie soll das funktionieren, wenn die Handkarten nur bis Neun gehen? Dafür gibt es die Karte mit dem Wert +1, welche eine Neun wieder zur Eins macht (und ansonsten jeden anderen Kartenwert um eins erhöht). Auch das will in die Planung einbezogen werden.

Das Feuer lodert

Aber das ist noch nicht alles. Jeder Spieler hat zu Beginn bereits ein kleines Feuer, auf das er eine seiner Handkarten offen legen muss. Diese Karte ist also zunächst aus dem Spiel. Gewinnt man am Ende der Runde eine Feuerkarte dazu, legt man diese vor sich ab und legt die Handkarte, mit der man das Feuer gewonnen hat, obenauf. Auf diese Weise ist für alle Mitspieler immer sichtbar, welche Karten derzeit nicht im Kampf um die Feuerkarten dabei sind.

Auch die Karten, die von allen Spielern erfolglos eingesetzt wurden, kommen nicht direkt zurück auf die Hand, sondern erstmal offen vor sich auf den Tisch. Man darf sie erst in der übernächsten Runde wieder verwenden. Auch diese Karten sind also erstmal raus. Und so kommt es, dass nach dem Aufdecken der Feuerkarte erstmal alle planen, welcher mögliche Verlauf unter Einbeziehung der offen liegenden gesperrten Karten gespielt werden könnte. Es kommt aber – wie so oft – meist anders, als man denkt.

Das Feuer wandert

Ein weitere Gemeinheit: Hat man mit einer bestimmten Zahlenkarte ein Feuer gewonnen und hat ein Mitspieler bereits ein Feuer mit genau der gleichen Zahlenkarte vor sich liegen, klaut man ihm das Feuer. Es kommt also noch zu einem wilden Hin und Her, bevor nach der neunten Runde alle Feuer verteilt wurden und der Sieger feststeht. Auf den Feuerkarten sind am Rand unterschiedlich viele Flammen dargestellt. Wer davon die größte Anzahl hat, gewinnt.

Etwas Mythologie und ein Opossum

Warum aber lautet der Titel Tails On Fire? Die Redaktion bei Heidelbär hat dem eigentlich abstrakten Kartenspiel ein Thema verpasst, das sich der Mythologie des mexikanischen Volkes der Huicholes bedient. Nach einer Legende stahl nämlich der böse Leguan eines Tages das Feuer aus dem Dorf und brachte es in seinen Unterschlupf am Gipfel eines steilen Berges. So steil, dass ihn zwar kein Mensch erreichen konnte, wohl aber das Opossum. Und es gelang ihm durch eine List, das Feuer zu stehlen, indem es seinen Schwanz in die Flammen steckte und sozusagen als tierische Fackel das Feuer zu den Menschen zurückbrachte. Was übrigens der Grund ist, warum der Schwanz des Opossums bis heute nackt ist. Passend zu einer weiteren Tradition der Huicholes, ihren Bildteppichen aus farbenprächtigem Garn, sind die Karten ebenso farbenfroh und selbstverständlich mit Opossums gestaltet.

Unnützer Opossumbau bei Tails On Fire

Wer oben bei der Aufzählung der Handkarten mitgerechnet hat, der wird gemerkt haben, dass ich eine Karte unterschlagen habe, die eigentlich bisher in keiner meiner Runden wirklich genutzt wurde. Es geht um den Opossumbau. Der hat eigentlich nur die Funktion, die drei gewählten Handkarten der Runde vom Rest zu trennen. Praktikabler fanden wir es bisher allerdings, die nicht gewählten Karten einfach verdeckt auf Seite zu legen.

Kurzweiliger Jagd auf Feuerkarten

Schachtel von Trails On Fire - Fotos von Heidelbär

Das Spiel von Thomas Sellner ist eine kurzweilige Jagd auf die Feuerkarten. Die Phase zu Beginn, in der die Spieler alle versuchen zu errechnen, welche Handkarten die meisten Chancen bieten zu siegen und wie man den möglichen weiteren Verlauf gedanklich oder mithilfe des Zeigefingers durchgeht, ist schon amüsant. Man muss sich nur irgendwann darauf einigen, wann man anfängt zu legen. Vielleicht wäre hier ein Timer hilfreich, damit das Grübeln sich nicht so hinzieht. Und natürlich spielt auch die Schadenfreude ein Rolle, wenn die Taktik der Gegner nicht aufgeht und man unerwartet doch noch gewinnt, oder man das Feuer eines Mitspielers stehlen kann. So ganz klar wurde uns noch nicht, wann man bewusst passen und dies als Teil der eigenen Strategie einplanen sollte. Aber das werden wir sicherlich noch herausfinden.

Kartenspiel mit grüner Seele

Ich persönlich mag die knallbunte Grafik, aber auch das ist Geschmackssache. Die komplette Backstory zum Kartenspiel Tails On Fire kann man sich übrigens auf der Webseite von Heidelbär durchlesen inklusive einiger Hintergrundinfos zu den Huicholes. Zudem unterstützt man mit dem Kauf die Organisation „Trees for the future“ und pflanzt mit jedem Spiel einen Baum. Ein weiterer guter Grund zum Kauf dieses gelungenen Kartenspiels.

Infos zu Tails On Fire

  • Titel: Tails On Fire
  • Verlag: HeidelBÄR Games
  • Autor: Thomas Sellner
  • Spieleranzahl (von bis): 2-6
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 20
  • Jahrgang: 2022

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