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Unsolved: Tod auf der Jacht

Unsolved: Tod auf der Jacht - Ausschnitt - Foto von Amigo Spiele

Letztes Jahr habe ich Unsolved: Der Jagd-Unfall rezensiert. Ein interessantes Krimirätsel in Bildern. Autor Frederic Moyersoen hat nun nachgelegt und bei Amigo Spiele den nächsten Teil veröffentlicht: Unsolved: Tod auf der Jacht. Gleiches System, andere Bilder, drei packende Fälle.blank

Für wen ist Unsolved: Tod auf der Jacht geeignet?

Die Ausgabe richtet sich an bis zu sechs Personen ab 16 Jahren. Beides halte ich für wenig zielführend.

Zwar ist der Ansatz als Solospiel hier mutig, aber zwei oder drei Personen sind für mich das Maximum. Mehr Leute am Tisch verzögern nur den Ablauf und bringen wenig neue Erkenntnisse. Zumal durch das genaue Begutachten der Bilder die Karten hin- und hergereicht werden. Je mehr mitmachen, desto schwerfälliger wird die Ermittlung.

Die Altersangabe ist dem Thema geschuldet. Neben Mord spielen auch Drogen, Alkohol und Gewalt eine Rolle. Dennoch wäre eine Angabe ab 12 oder 14 Jahren rein spieltechnisch mehr als ausreichend gewesen. Eltern sollten hier abwägen, wie sie die Altersgrenze in der Familie definieren.

Worum geht es bei Unsolved: Tod auf der Jacht?

Unsolved: Tod auf der Jacht - Ausschnitt des Materials - Foto von Amigo Spiele
Doch, worum geht es eigentlich? Der Titel ist ein typisches Krimiabenteuer. Die Gruppe ermittelt anhand von Karten in drei Fällen. In jedem Fall ist (mindestens) eine Person tot aufgefunden worden.

Die Frage lautet jeweils: Wer hat womit und warum wen umgebracht und welche Indizien beweisen das?

Die Fälle ereignen sich auf einer Jacht auf See. Einige Pärchen sind zu Gast auf dem Boot und vergnügen sich bei Poker, im Pool, mit Drinks und durchaus auch Drogen. Irgendwie scheinen alle verdächtig zu sein, denn die Bilder – und nur die gibt es beim Ermitteln – zeigen vielerlei Ansatzpunkte, die Fälle zu lösen. Alle drei Fälle sind miteinander verwoben, haben aber nur einen indirekten Einfluss aufeinander.

Der Mechanismus: Bilder für drei Fälle

Es liegen 48 gut illustrierte Karten bei. Diese Motive zeigen wichtige Details, was auf der Jacht geschehen ist. Sie verbinden die Ereignisse mehr oder weniger logisch. Zumindest gilt das dann, wenn die Gruppe die Indizien zu deuten weiß. Denn Aufgabe ist es, anhand der Motive die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen.

Nun kommt die Besonderheit der Unsolved-Reihe. Jeder Fall liefert sechs besondere Kapitelkarten mit. Die allein liefern aber wenige brauchbare Erkenntnisse. 30 andere Karten gelten jedoch für alle drei Fälle (bzw. am Ende jedes Falles werden einige Karten aussortiert). Zwar wird schnell klar, welche Karten sich wiederholen, aber dennoch können die Lösungen für die Fälle auch in genau den 30 Karten stecken.

Das Problem ist nur, dass jede Karte für jeden Fall eine Relevanz haben kann – oder auch nicht. Es nutzt also nichts, eine Karte im zweiten Fall als unwichtig einzustufen, nur weil sie im ersten Fall schon wichtig war. So funktioniert Unsolved: Tod auf der Jacht leider nicht. Daher müssen alle bei jedem Fall wieder genau hinsehen, welche Karten zum anfangs noch unklaren Ablauf passen könnten.

Karten diskutieren und auswählen

Unsolved: Tod auf der Jacht - Kartenmotive - Foto von Michael Weber
Unsolved: Tod auf der Jacht – Kartenmotive – Foto von Michael Weber

Der Ablauf funktioniert wie folgt: Eine besondere Karte wird ausgelegt. Diese zeigt – mehr oder weniger klar – das Mordopfer. Dann nehmen sich alle eine Karte vom zuvor gemischten Kartenstapel. Diese Karten werden nun diskutiert. Erklären Sie den Mord? Passen Sie irgendwie dazu? Zeigen sie vielleicht wichtige Informationen?

Während sich alle Notizen machen dürfen, folgt eine wichtige Entscheidung: Einige Karten dürfen ausgelegt werden. Bis zu zwölf Karten dürfen nach und nach maximal liegenbleiben. Die anderen Karten kommen auf dem Ablagestapel. Das heißt: Einige potenzielle Informationen geraten aus dem Blickfeld. Devise: Merken und aufschreiben, was wichtig erscheint. Für mich ist diese Sortierregel übrigens entbehrlich, da durch die Aufzeichnungen theoretisch ohnehin jedes Detail bekannt und gemerkt ist …

Die Auswertung bei Unsolved: Tod auf der Jacht

Sind alle Karten diskutiert, darf die Gruppe ihre Schlussfolgerungen ziehen und die Fragen zum Fall beantworten. Für passende Antworten gibt es zwei Punkte, falsche Antworten bedeuten einen Punktabzug.

Kooperativ oder gegeneinander?

Es gibt zwei Möglichkeiten, den Fall zu lösen. Entweder als kooperatives Spiel. Dann kommt es darauf an, möglichst viele Punkte zu sammeln. Oder es treten Teams gegeneinander an. Dann gewinnt die Gruppe mit mehr Punkten. Aber: Bei der Team-Variante ist die Diskussion über die Motive deutlich schwieriger, weil niemand gern seine Ideen laut erzählen möchte. Für mich ist der kompetitive Charakter allenfalls eine Notlösung, wenn eine Runde partout nicht zusammenarbeiten möchte.

Unsolved: Tod auf der Jacht - die Lösungen - Foto von Michael Weber
Unsolved: Tod auf der Jacht – die Lösungen – Foto von Michael Weber

Wie schwer sind die Fälle bei Unsolved: Tod auf der Jacht?

Ganz klar. Gegenüber dem Vorgänger hatten wir mehr Schwierigkeiten, die Fälle zu lösen. Zwar war der Einstieg noch ganz gut zu meistern. Aber der zweite Fall war für uns deutlich schwieriger. Im Nachhinein waren alle Details auf den Bildern zu erkennen. Aber die Deutung in diese Richtung war durchaus schwierig. Der dritte Fall bewegte sich dann auf dem Niveau des zweiten und bot noch einen interessanten Punkt in der Hintergrundgeschichte.

Machbar, aber nicht unbedingt für Neulinge

Aus meiner Sicht ist die Unsolved-Reihe nicht allzu schwer, aber auch nicht unbedingt für Neulinge geeignet. Warum? Die Ermittlung nur über Bildmotive ist nicht einfach und für viele ungewohnt. Das liegt am fehlenden Kontext. Selbst Personennamen kommen nur auf Bildern zur Anzeige. Eine komplett logische Erläuterung des Tathergangs daraus zu rekonstruieren, ist durchaus schwierig. Dennoch ist die Lösung nicht unmöglich. Wer auf alle Details achtet, findet zumindest gute Ansätze, die Indizien zu deuten.

Unsolved: Tod auf der Jacht ist in meinen Augen noch etwas schwieriger als der Vorgänger. Zwar sind die meisten Motive erfreulicherweise klarer gezeichnet. Ärgerlich sind gerade beim ersten Fall einige nur schwer erkennbaren, aber wichtigen Details. Das Deuten der Bilder ist jedoch nicht so leicht wie bei Der Jagd-Unfall. Amigo Spiele hat auf der Schachtel auf einer Fünfer-Skala zwischen Familien und Profis den Wert vier (eher für Profis) angegeben. Das passt in meinen Augen.

Macht Unsolved: Tod auf der Jacht Spaß?

Unsolved: Tod auf der Jacht - Schachtel - Foto von Amigo Spiele

Bleibt am Ende die Frage nach dem Spielspaß. Ich mag die Reihe. Das Entschlüsseln der vielen Bildhinweise ist eine angenehme Abwechslung. Natürlich erinnert das an Reihen wie Sherlock. Aber Unsolved empfinde ich für meinen Geschmack als fordernder, weil es bis zur Auflösung gar keinen Text, noch nicht einmal einen Kontext gibt.

Es ist ein kleines, aber feines Ermittlungsspiel, bei dem am Anfang eine Leiche steht. Wie es dazu kam, ist nur aus den Bildmotiven abzuleiten. Dass dabei jedes kleine Detail wichtig sein kann, aber nicht muss, macht es umso interessanter. Zum Beispiel ließe sich aus den Karten problemlos noch ein vierter Fall konstruieren. Zumindest gab es bei uns eine entsprechende Theorie, wie die Karten zu deuten sind, die sich jedoch als völlig nutzlos herausstellte. Genau durch solche Aspekte wird Unsolved: Tod auf der Jacht ein gutes Detektiv-Krimiabenteuer. Ach, ja: Die Auflösungen waren spannend und teilweise überraschend.

Infos zu Unsolved: Tod auf der Jacht

  • Titel: Unsolved: Tod auf der Jacht
  • Verlag: Amigo Spiele
  • Autor: Frederic Moyersoen
  • Spieleranzahl (von bis): 1-6
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 16
  • Dauer in Minuten: 135
  • Jahrgang: 2023

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