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Martyn F. über die Entstehungsgeschichte seines Spiels Cities

Cities von Emma Games

Vom Silvesterfrust zum fertigen Spiel

Sylvester 2007: “Was sollen wir denn spielen?” Ja, was kann man spielen, wenn man mit acht Leute zusammen ist und nicht in zwei Gruppen spielen möchte? Der große Dalmuti, aber “dass haben wir schon so oft gespielt.” 6 Nimmt ist mit acht Spielern zu glücksabhängig für unsere Runde. Schwierig …

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01. Januar 2008: Vielleicht sollte mein nächstes Spiel ein Spiel für mehr als sechs Personen sein. Ein Spiel, in dem jeder Spieler für sich eine Stadt baut, aber man doch das Gefühl hat, gemeinsam zu spielen. Wir reden darüber, wie das Spiel aussehen könnte und was gut funktioniert, wenn viele gemeinsam spielen wollen.

14. Januar 2008: Die erste Versuche, ein Spiel aus meiner Idee zu machen. Ich fange an, mit verschiedenformigen Plättchen à la Blokus. Dass heißt, die Plättchen sind keine Plättchen, sondern nur papierene Figuren. Es kostet mir ungefähr eine Stunde, die Figuren in Microsoft Excel zu “basteln” und auszudrucken. Und schon nach zehn Minuten Spielen ist deutlich, dass es so nicht funktioniert. 🙁
Also die “Plättchen” anpassen. Eine halbe Stunde später scheitert auch der zweite Versuch. Dies wiederholt sich noch zweimal, bis den fünfte Versuch etwas bringt. Die “Plättchen” sollen nicht verschieden sein, sondern quadratisch. Sieht vielleicht weniger hübsch aus, aber funktioniert viel besser. Oder eigentlich: Funktioniert erstmals, weil die anderen Versuche gar nicht funktioniert haben. Ich schreibe die Spielregel in Kurzform auf und nenne den Prototypen Building.

04. Februar 2008: Die Grundregeln sind da. Die Spieler bauen quadratische Plättchen an ihre eigene Stadt an. Jedes Plättchen hat vier Felder, auf der die Spieler Touristen platzieren können. Touristen auf verschiedenfarbige Felder bringen auf verschiedene Weise Punkte. Building funktioniert und macht auch Spaß.
Am Abend teste ich das Spiel zusammen mit meiner Frau. Und drei Tage später mit einigen Freunden. Es gefällt allen gut. Ich bin zufrieden mit dem Spielmechanismus.

28. Februar 2008: Nach mehreren Testrunden ist deutlich, dass das Spiel richtig gut funktioniert und keine Fehler hat. Jetzt fange ich mit der nächsten Testphase an: Gibt es Spielregeln, die nicht unbedingt nötig sind?
Ja, die gibt es. Die Spieler haben drei Touristen für die Parks, drei für die Sehenswürdigkeiten und drei für die Terrassen. Aber die Spieler können doch selbst entscheiden, wie sie die Touristen verteilen? Strich! Das war schon die erste überflüssige Spielregel.

03. März 2008: Alle überflüssigen Spielregeln sind verschwunden. Jetzt will ich testen, ob es Spielregeln gibt, die ich ändern sollte. Erstmal die Anzahl von Touristen. Bis jetzt haben wir mit neun Touristen gespielt. Ich teste mit acht, sieben, sechs und fünf Touristen. Und entscheide mich für sieben Touristen. Das bringt mehr Spannung, weil es dann einen Mangel geben kann und die Spieler besser planen müssen. Mit sechs oder fünf wären es zu wenig Touristen.

Cities - Schachtelgrafik von Emma Games04. März 2008: Und dann der wichtigste Bestandteil: Die Wertung. Jedes schöne Spiel kann man verpfuschen – mit einer schlechten Wertung! Und da ist ja noch richtig was zu holen. Ich spiele alleine viele Variante und entscheide mich dann nicht für eine Variante sondern für zwei. Ein einfachere und eine schwierige Variante.

16. März 2008: Es ist wieder Zeit, das Spiel mit anderen Leuten zu testen. Ich sehe, dass es deutlich besser funktioniert und noch immer viel Spaß macht. Aber ich bin mit der Wertung noch immer nicht völlig zufrieden. Im Laufe des nächsten Monate ändere ich die Wertung noch dreimal, bis ich richtig zufrieden bin.
Letztendlich gibt es in Cities (so heißt das Spiel inzwischen) drei Spielestufen, damit jeder Spieler die für ihn passende wählen kann. Zusätzlicher Vorteil: Spieler können einfach anfangen und erst später die schwierigeren Stufen (mit mehr Spielreiz!) spielen.

01. Mai 2008: Erst will ich sicher sein, dass mir kein besseres Thema zu dem Spielemechanismus einfällt. Dann ist es Zeit, mein Grafiker an die Arbeit zu setzen. Ich erkläre, wie das Spiel aussehen soll, und er fangt an zu arbeiten. Wir überlegen einige Male gemeinsam und es entstehen richtig schöne Bilder zu meinem Spiel.

12. Juni 2008: Für wie viele Spieler soll Cities herausgebracht worden? Zwei, vier oder acht? Ich brauche aber viel Material (24 Plättchen von fünf mal fünf Zentimeter und sieben Spielfiguren pro Spieler). Und die Plättchen müssen aus Pappe gemacht werden, weil Spielkarten zu einfach verrutschen und nicht gut liegen bleiben. Mit mehr als vier Spielern würde Cities nicht in die Schachtel passen, die ich für mein Spiel Wadi genutzt habe. Schwierig, schwierig …
Ich überlege gemeinsam mit meinem Vertrieb. Der Grundgedanke war, ein Spiel für acht Spieler zu entwickeln. Aber, dann müsste Cities richtig teuer werden. Ich selbst finde Spiele nicht teuer, im Vergleich zu einem Abend im Kino sind Spiele sogar richtig günstig, aber das ist eine andere Sache. Hauptpunkt ist, dass das Spiel aus Sicht vieler Käufer wahrscheinlich zu teuer wäre.
Also entscheide ich mich für vier Spieler. Als Autor finde ich das richtig schade, weil man Cities einfach mit mehr Leuten spielen kann und dies auch die Grundidee des Spiels war. Als Verlag muss ich aber auch die finanzielle Seite im Auge behalten. Cities ist in dieser Form deutlich billiger für Leute, die es nur zur zweit, dritt oder viert Spielen wollen. Und Spieler, die Cities richtig gerne mit mehr als vier Personen spielen wollen, haben immer noch die Möglichkeit ihre Nachbarn zu überzeugen, auch ein Cities anzuschaffen. 🙂

10. Oktober 2008: Cities wird innerhalb weniger Tage produziert. Und ich hoffe, es wird ein schönes, tolles Spiel für viele Spieler sein. Ein Spiel mit einfachen Spielregeln, einem niedrigen Einstieg und trotzdem genügend Spielreiz für Familien und auch für Vielspieler. Ob das gelungen ist, höre ich gerne von Ihnen.
Webseite von Martyn F.

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