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Wolfgang Warsch über Fuji

Brettspiel Fuji - Foto von Feuerland Spiele

Gemeinsame Flucht vor dem tödlichen Vulkan

Wolfgang, nach deinem Erfolg bei der diesjährigen Kür zum Spiel des Jahres mit einigen Nominierungen und der Auszeichnung Kennerspiel des Jahres für Die Quacksalber von Quedlinburg: Gibt es da von außen eine spürbare Erwartungshaltung an deine Neuheiten?
„Zumindest für mich keine direkt spürbaren. Aber mir ist natürlich bewusst, dass meine Neuerscheinungen mehr im Fokus der Spieler und Medien stehen werden, als es noch letztes Jahr gewesen wäre. Ich will mir da selber auch nicht zu viel Druck machen, denn mir ist bewußt, dass man so einen Erfolg nicht bewusst wiederholen kann. Sollte ich es in den kommenden Jahren schaffen mit einem meiner Spiele wieder nominiert zu werden, wäre das für mich wieder ein enormer Erfolg.“

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Ein neues Spiel von dir ist Fuji. Kannst du bitte kurz schildern, worum es geht und was Aufgabe der Spieler ist?
„Man spielt Abenteurer am Weg zur Spitze des größten Vulkans in Japan, den Fujiyama. Als dieser plötzlich ausbricht, muss man gemeinsam vor dem Lavastrom flüchten. Um das Spiel zu gewinnen, müssen es alle Spieler gemeinsam ins sichere Dorf schaffen, ohne dass dabei einer von ihnen von den Lavamassen verschlungen oder tödliches Opfer der Erschöpfung wird.“

Fuji ist also ein kooperatives Spiel. Mit welchen Mitteln setzt du die Aufgabe spielerisch um? Welche Mechanismen sind treibend für das Spielerlebnis?
„Das Spiel ist würfelgetrieben. Jeder Spieler würfelt verdeckt hinter seinem Sichtschirm mit seinen Würfeln. Um sich fortbewegen zu können, muss man gewisse Würfelbedingungen erfüllen, die auf den Landschaftskarten zu sehen sind, welche den Weg zum Dorf bilden. Allerdings gibt es hierbei Einschränkungen: Man kann sich bis zu maximal drei Landschaftskarten vorwärts bewegen. Je weiter ich mich vorwärts bewegen will, umsomehr schränkt es mich in meinen folgenden Aktionen ein. Außerdem kann ich meine angepeilte Landschaftskarte nur dann tatsächlich erreichen, wenn ich in der abgebildeten Würfelbedingung (z. B. ‚habe die höchste Summe an Würfeln, die eine blaue Seite zeigen oder eine 4‘) besser bin, als meine beiden Nachbarn. Jedoch ist zwischen ihnen und mir insofern nur eingeschränkte Kommunikation möglich, dass ich NIE Zahlen nennen darf. Und selbst wenn meine Würfelsumme höher ist als die meiner Nachbarn, kann ich immer noch mehr oder weniger Ausdauer verlieren (abhängig davon, um wieviel meine Würfelsumme höher ist, als die meiner Nachbarn), die mich im weiteren Verlauf des Spieles in meiner Handlungsfreiheit einschränken kann.“

Wie schwer war es, die vielen kleinen Bestandteile zu einem großen Ganzen zusammenzufügen? Gab es Probleme, Irrwege? Kooperative Elemente und gleichzeitig ein Stück Geheimhaltung erfordern sicher eine intensive Spieleentwicklung?
„Die erste Testpartie vor etwa drei Jahren verlief gleich überraschend gut, sodass mir gleich klar war, dass ich da unbedingt dranbleiben muss. Allerdings erfuhr das Spiel im laufe der kommenden Monate und Jahre noch viele Veränderungen, bis es endlich in der Version vorlag, die ich dann Feuerland Spiele zeigte. Irrwege gab es eigentlich nie, jedoch Probleme, die das Spiel nicht komplett rund gemacht haben, ich aber lange Zeit in Kauf nahm, da ich keine Lösung dafür fand. Diese kamen mir dann alle erst letztes Jahr, als ich nach einer längeren Pause mich wieder dem Spiel widmete.“

Hast du einen Tipp für Spieler, die sich das erste Mal an Fuji wagen? Gibt es Fettnäpfchen oder besonders wichtige Details?
„Da immer alle aktiv am Spielgeschehen beteiligt sind, muss jeder Spieler immer fokussiert sein. Ist er das nicht oder zieht er sich gerne in eine passive Rolle zurück, kann es schnell gefährlich werden. Da dein Würfelergebnis (das nur du siehst) nicht nur wichtig für dich ist, sondern auch essenziell bzw. gefährlich für deine beiden benachbarten Mitspieler, kann eine kleine Unaufmerksamkeit schnell nach hinten losgehen.
Meine Tipps für das erste Spiel: Ein Re-roll kann deinen Würfelwurf eventuell verbessern, aber auch für deine Mitspieler gefährlich werden. Wenn du ihn nicht unbedingt brauchst, ist es oft besser, darauf zu verzichten. Außerdem darf man die Werkzeuge nicht unterschätzen. Ohne den gezielten und korrekt getimten Einsatz dieser wird es sehr schwer werden, das Spiel zu gewinnen. Man darf nicht davor zurückschrecken, diese von Anfang an zu verwenden, wenn es brenzlig wird. Sobald nämlich ein Mitspieler zu weit zurückfällt, ist das restliche Spiel oft bis zum Schluss an der Kippe.“

Fuji erscheint in Deutschland bei Feuerland Spiele. Der Verlag steht eher für Veröffentlichungen auf Kennerniveau oder darüber. An welche Zielgruppe richtest du dich mit Fuji? Wer wird damit Spaß haben und wervermutlich nicht?
„Das Spiel ist an der Grenze Familienspiel/Kennerspiel angesiedelt. Die Regeln sind nicht allzu schwer zu erlernen, jedoch wird von den Spielern einiges an Denkvermögen verlangt. Bei dem Spiel muss sehr viel kommuniziert werden. Man muss sich bewusst sein, dass man sich nie kurz einmal zurücklehnen kann, um die anderen machen zu lassen. Dafür gibt es aber keine Wartezeiten, wodurch eine Spielzeit von 30-40 Minuten realistisch ist (sofern man nicht vorher stirbt). Wer also nicht gerne mit anderen Spielern interagiert, für den wird das Spiel wohl weniger Reiz haben. Und auch wer nichts mit Spielen mit eingeschränkter Kommunikation was anfangen kann (wie z. B. The Game), wird hier wahrscheinlich auch nicht auf sein neues Lieblingsspiel stoßen. Ich hoffe jedoch, dass alle anderen damit ein schönes Spielerlebnis haben werden.“

Webseite zum Spiel Fuji

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1 Kommentar

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Dirk Janßen 20. Oktober 2018 at 10:24

Würfel, Kommunikation, Planen und auch noch ein Vulkan … das klingt nach dem nächsten Warsch-Spiel, dass in die Sammlung passt. Und wenn es dann noch auf der erhabenen Grenze zwischen Familien- und Kennerspiel liegt… Werde ich in Essen gerne mal antesten. Herr Warsch scheint einen Lauf zu haben.

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