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SPIEL ’23: Robin de Cleur zum Erfolg des Messekonzepts

Robin de Cleur | Quelle: Privat

Neue Standorte und alte Verkehrsprobleme

„Neue Wege beschreiten“ war das inoffizielle Motto der SPIEL ’23. Der Ausrichter ist neue Wege gegangen und hat damit die Besucher auf sanfte Weise ebenfalls zu neuen Wegen gezwungen. Über viele Jahre war es möglich, sich bei einem Verlag zu verabreden, ohne zu wissen, in welcher Halle an welcher Standnummer man ihn fand. Man wusste einfach, wo er war.

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Bei der SPIEL ’23 war (fast) alles anders. Die Verlage wurden nach den Zielgruppen neu sortiert und auf die Hallen verteilt. In den Hallen 5 und 6 waren Verlage mit (überwiegend) Familien- und leichten Kennerspielen. In Halle 3 fanden sich die anspruchsvolleren Kenner- und Expertenspiele. Dazu kamen die Hallen 2, 3 und 4, die hauptsächlich Anlaufpunkt für Rollenspieler sowie Sammelkarten- und Tabletop-Spieler waren. Ziel war aber auch eine Durchmischung der Aussteller hinsichtlich deren Größe, sodass sich auch in den Hallen 5 und 6 zwischen den großen Playern kleinere Verlage und private Anbieter wiederfanden, die so vom Anziehungseffekt der namhaften Verlage profitieren sollten.

Was hat die Neuordnung bewirkt und wie ist das Konzept bei Verlagen und Besuchern angekommen? Dazu haben wir mit Robin de Cleur, seit 2022 Director Communications beim Friedhelm Merz Verlag, gesprochen. Auf unsere Fragen hat er uns geantwortet. Am Ende werfen wir noch einen Blick auf die Verkehrsituation bei der Anfahrt zur Messe.

Das Interview nach der Spiel ’23

Robin, wie ist aus Sicht der Veranstalter das neue Konzept aufgegangen?

„Wir sind sehr zufrieden, wie das neue Hallenkonzept funktioniert hat. Die Besucher haben sich deutlich besser verteilt, als es in den vergangenen Jahren der Fall war. Im Vergleich zu 2019, wo es fast kein Durchkommen an vielen Stellen gab, konnte man sich in diesem Jahr deutlich besser bewegen, bei einer ähnlich hohen Besucherzahl. Jede Halle war gut besucht. Die Durchmischung von kleinen, mittleren und großen Ständen kam sehr gut an und führte auch dazu, dass viele Aussteller deutlich besser wahrgenommen wurden. Die allermeisten Aussteller waren sehr zufrieden mit dem Besucherfluss und auch die Besucher haben das Konzept in den meisten Fällen gut angenommen.“

Gab es etwas, das man positiv oder negativ herausstellen kann?

„Vor allem die gute Durchsetzung in allen Hallen war für uns sehr positiv. Für uns heißt es jetzt zu schauen, dass wir Engstellen für 2024 noch besser vermeiden und einige Aussteller noch passender positionieren.“

Wie haben das die Besucher aufgenommen, wie die Aussteller?

„Viele Besucher fanden das neue Konzept hilfreich und sinnvoll. Es gibt sehr viele Rückmeldungen in diese Richtung in Foren und Social-Media-Kommentaren, die uns natürlich sehr freuen. Natürlich waren nicht alle 100 % zufrieden, aber neue Konzepte müssen sich natürlich auch entwickeln und kennengelernt werden.

Von Seiten der Aussteller haben wir ebenfalls sehr positives Feedback erhalten. Viele haben uns gesagt, dass sie anfangs skeptisch waren, nun aber sehr froh sind, dass es so gut funktioniert hat.“

In welcher Form wird das Konzept im kommenden Jahr fortgeführt?

„Es hat sich gezeigt, dass diese Strukturierung der Halle sinnvoll und hilfreich ist. Daher werden wir es nun vor allem feinschärfen und mit dem Feedback optimieren. Viele Aussteller würden die Position gerne so halten und auch ausbauen. Einige wenige waren nicht komplett zufrieden mit ihrem Standort, diese werden wir nun näher betrachten.“

Wie es um die Parksituation der Spiel steht

Die Verkehrssituation an den Messetagen (morgens) ist anlassbezogen immer ungünstig. In diesem Jahr wurde aber sehr deutlich und umfangreich die chaotische Parksituation rund um die Messe bemängelt.

Es wurden offenbar widersprüchliche und unnötige Umleitungen insbesondere zu P10 kritisiert. Auch der Shuttleservice soll zeitweise mangelhaft gewesen sein. Man sollte davon ausgehen können, dass die Messebetreiber ausreichend Erfahrung haben, dass eine adäquate Verkehrsleitung gewährleistet ist.

Welche Möglichkeiten habt Ihr als Veranstalter, auf die Messebetreiber Einfluss zu nehmen, um die Situation zu verbessern?

„Wenn während der Messezeiten wichtige Bahnstrecken gesperrt sind, erhöht sich das ohnehin heftige Verkehrsaufkommen natürlich noch einmal. Auf die Bahn haben wir leider keinen Einfluss. Dass zeitgleich ein Oktoberfest stattfand (Anm. d. Red.: Gemeint ist das RÜ Oktoberfest), das ebenfalls Parkplätze und Verkehr gebunden hat, kam erschwerend hinzu.

Die Messe Essen hat den P10 als wichtigsten Parkplatz ausgezeichnet, da auch deutlich mehr Aussteller – ohne die die Messe nicht stattfinden könnte – vorab einen Parkplatz reserviert haben. Daher war klar, dass es zusammen mit den Besucher-PKW rund um die Messe zu voll wird. Das ist dann auch eingetreten.

Die Shuttles wurden am Donnerstag durch einen Unfall auf der Autobahn behindert, hier hat die Messe Essen schnell mit der Stadt reagiert und für eine Passage gesorgt, wodurch der Verkehr besser abfloss. Aber auch die Shuttles sind durch das extreme Verkehrsaufkommen an PKW um die Messe herum betroffen.

Weder die Messe Essen noch wir können hier wirklich etwas tun. Je mehr Menschen mit dem Auto zur Messe kommen und direkt vor Ort parken, desto schwieriger wird die Parksituation und die Verkehrsführung für alle, die Straßen sind nun einmal begrenzt.“

Werden für die Shuttles ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt?

„Die Messe Essen setzt sehr viele Shuttles ein und stellt viele Parkplätze zur Verfügung. Die Mittel sind hoch, aber ohne eine hohe Nutzung des ÖPNV ist es schwierig.“

Hallenkonzept aufgegangen

Unsere eigenen Erfahrungen und viele der Stimmen, die wir wahrgenommen haben, bestätigen überwiegend die Aussagen von Robin de Cleur. Das „Verkehrsaufkommen“ innerhalb der Hallen war an den meisten Stellen deutlich entspannter. Lediglich in Halle 3 gab und gibt es wohl noch eine zu starke Agglomeration, die dort zu keiner Entlastung geführt hat. Der Versuch, die Besuchermassen zu steuern, ohne ihnen dabei konkret Wege aufzuerlegen, darf mit Abstrichen aber wohl als strategischer Erfolg betrachtet werden.

Ein Blick auf die Verkehrssituation

Was in den Hallen zu einer Verbesserung geführt hat, vermisst man weitgehend auf den Straßen davor. Und hier ist auch kein Bemühen erkennbar, das zu ändern. Viel mehr hat nach Aussagen Betroffener die teilweise chaotische Leitung hin zu Parkhäusern, die bereits gefüllt waren oder von Parkhäusern weg, in denen noch Platz gewesen wäre, die Lage noch verschlimmert. Wenngleich man das nicht dem Veranstalter anhaften kann, scheint jedoch eine noch deutlichere Kommunikation im Vorfeld der Messe über das zeitgleiche RÜ Oktoberfest nicht ausreichend stattgefunden zu haben.

Die Verkehrsdurchsagen über Lautsprecherwagen waren schon für Deutsche kaum verständlich. Dass die Durchsagen nur in Deutsch vorgenommen werden, ist bei einer Messe mit internationalem Publikum schon ideenlos bis fahrlässig.

Einbindung des ÖPNV

So wünschenswert die auch von de Cleur angesprochene vermehrte Nutzung des ÖPNV ist, so sehr ist auch künftig damit zu rechnen, dass Besucher ihre Wagenladungen von neuen Spielen nicht in Bussen und Bahnen transportieren werden.

Dazu fehlen finanzielle Anreize, mit denen die Fahrt zur Messe mittels ÖPNV durch verbilligte Kombitickets gefördert wird. Es fehlt an Koordination und einer Kooperation zwischen Messe, Veranstalter und den Essener Verkehrsbetrieben, sowie der Einbeziehung des Shipping-Services, mit dem man Pakete von Spielen während der Messe nach Hause schicken kann. Alle diese Komponenten sind – mit koordiniertem Vorgehen – womöglich dazu geeignet, die Motivation der Anreise per Bus und Bahn zu steigern und zu einer spürbaren Verbesserung zu führen.

Auch wenn es nicht erste Aufgabe des Veranstalters ist, könnte eine Diskussion mit der Messe und anderen Institutionen über mögliche Lösungswege für infrastrukturelle Probleme die Situation verbessern. Im eigenen Interesse und vor allem im Interesse der Besucher.

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