Reich der Spiele

Foppen

Kartenspiel Foppen - Foto von Axel Bungart

Ich vermeide es, mich in meinen Spielerunden unbeliebt zu machen. Das gelingt mir am besten, wenn ich gute Spiele mitbringe und blöde weglasse. Aber ob etwas gut ist oder nicht, ist in Testrunden nun mal meist erst das Resultat und nicht die Voraussetzung.

Zum Glück gibt es ja den grünen Friedemann (Friese), der in den letzten Jahren immer wieder mal kurzweilige Kartenspiele kreiert hat. Die sind mittlerweile fast eine Bank, wenn es um Gute-Laune-Spielchen geht.

Eines seiner neuen aus dem Herbst 2018 ist das Stichspiel Foppen (im eigenen 2F-Verlag), was genau genommen gar kein neues Spiel ist, sondern eine Neuauflage seines bereits 1995 erschienen Kartenspiels. Es besteht aus 88 Karten in vier Farben. Alles ist zeitgemäß neu designt, die Anzahl der Karten in den verschiedenen Farben ist unterschiedlich, aber das ist nur eine Randerscheinung.

Wie spielt man Foppen?

Für vier bis acht Spieler ist es das Ziel ist, wie schon bei Futschikato, möglichst als Erster alle seiner zwölf (zu acht: elf) Karten loszuwerden. Wie bei vielen Stichspielen üblich muss die aufgespielte Farbe bedient werden oder man darf (bzw. muss) eine Karte in einer anderen Farbe abwerfen. Ganz und gar unüblich und daher auch eine neue Idee ist es, dass derjenige, der die niedrigste und damit schlechteste Karte ausgespielt hat, beim nächsten Stich aussetzen muss. Somit kann er keine Karte ausspielen und sich dem Ziel nicht nähern. Damit er das (hoffentlich) nicht vergisst, erhält er eine – natürlich grüne – Scheibe, die er für den nächsten Stich vor sich ablegt. Hat man am Ende einer Runde noch Karten auf der Hand, zählen diese als Miese; konnte man alle Karten abwerfen und hat auch keine grüne Scheibe vor sich liegen (0 Punkte), erhält man zehn Pluspunkte.

Das ist schon – fast – alles. Es gibt ein paar 1er-Karten im Spiel, die quasi als Joker dienen und immer gespielt werden dürfen. Sie sind zwar mit dem Wert 1 die niedrigste Karte, nehmen dafür aber immer die ausgespielte Farbe an. Damit liegt man per se schon mal über einer abgeworfenen Karte – wenn sie denn fällt. Das Spiel endet, wenn einer 80 (Minus-)Punkte hat oder insgesamt sechsmal +10 vergeben wurde.

So einfach wie unterhaltsam

Foppen ist wieder so ein Kartenspiel, von dem man denkt: Warum hat das einer nicht schon früher erfunden? Ich bin immer wieder geflasht, wie ein einfaches und so weit verbreitetes Spielprinzip wie das Stichspiel mit ein paar wenigen Handgriffen so manipuliert werden kann, dass es ein komplett neues Spielgefühl erzeugt. Und genau das ist es, was uns in den ersten Partien gleichermaßen verblüfft und fasziniert hat: Wir sind alle auch erfahrene Kartenspieler. Aber dann sitzt man da und wartet darauf, dass sich im Gehirn neue neuronale Verbindungen bilden, weil man die Frage, „Was spielt man jetzt am besten?“, spontan gar nicht beantworten kann. Und auch nach ein paar Runden noch nicht.

Wer ist der Herr der Stiche?

In der Mindestbesetzung von vier Spielern ist es noch schwieriger, Herr über die Stiche zu werden, weil weniger Karten im Umlauf sind und man nicht auf Mitspieler bauen kann, die zufällig nicht mithalten können. Was man dummerweise auch immer wieder vergisst, ist, dass Spieler, von denen man weiß, dass sie eine bestimmte Farbe nicht mehr haben, in einer Runde nicht mitspielen. Dann geht plötzlich wieder ein Stich in einer Farbe durch, obwohl vorher schon jemand (anderes!) abwerfen musste. Das ist eines der bösen Erwachen, die einen ausgefuchsten Kartenzähler wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen.

Die grünen Scheiben, die einen ans Aussetzen in einer Runde erinnern sollen, werden selbstredend häufig übersehen, jedoch zum Glück meist nur von dem, den es betrifft. So haben wir die Scheiben mittlerweile gegen gut zehn Zentimeter hohe und damit überdeutliche Stopp-Schilder aus dem Kinderzimmer ersetzt. Und ob man’s glaubt oder nicht: Selbst daran vorbei versucht man, noch eine Karte abzuwerfen. Doch die Freude über eine ausgespielte, vermeintlich vorteilhafte Farbe mündet dann schnell in Ernüchterung.

Foppen ist bisher in unseren Runden ausgezeichnet angekommen! Die Spielregeln sind eindeutig, die Kartenqualität ist akzeptabel. Die angegebene Spieldauer von 15 Minuten ist absoluter Quatsch, und zu siebt oder acht es ist dann mit einer guten Stunde vielleicht auch einen Tick zu lang. Das hängt aber mehr von den Mitspielern und dem Verlauf ab. Wenn nämlich einer schon bei -79 Punkten hängt und dann plötzlich +10 erhält, geht das Spiel sozusagen in die Verlängerung und der sichergeglaubte Sieg ist wieder weit entfernt. Denn auch das Gegenteil kann eintreten: sich in zwei Runden von -16 auf -87 zu katapultieren. Das Motto ist also: It’s not over till it’s over, und meistens verspricht das Spannung bis zum Schluss.

Warum das Spiel 1995 wenig Beachtung fand (gemessen an den heute verfügbaren Rezensionen), erschließt sich mir nicht. Mein Tipp an alle, die mit Kartenspielen von Friedemann Friese wie Fünf Gurken oder Futschikato etwas anfangen konnten: unbedingt kaufen und spielen! Alle anderen: Ausprobieren!

Infos zu Foppen

  • Titel: Foppen
  • Verlag: 2F-Spiele
  • Autor: Friedemann Friese
  • Spieleranzahl (von bis): 4-8
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 15
  • Jahrgang: 2018

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1 Kommentar

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Hendrik 11. Dezember 2018 at 18:38

Fünf Gurken, Futschikato und Foppen sind echte Highlights bei uns – Foppen spielen wir aber meist nur bis zu 60 Minuspunkten, reicht dann auch.

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