Infos zu Würfelhelden
- Titel: Würfelhelden
- Verlag: Amigo Spiele
- Autor: Richard Garfield
- Spieleranzahl (von bis): 2-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
- Dauer in Minuten: 30
- Jahrgang: 2022
Richard Garfield ist ein Phänomen. Mal liefert er wie mit Magic The Gathering oder Robo Rally exzellente Spiele ab, die auch Jahre später noch in der Art unerreicht sind. Die einen oder anderen werden auch King Of Tokyo dazuzählen. Mal liefert er aber auch Titel ab, die komplett an der Masse vorbeilaufen und bei denen man nicht genau weiß, was das eigentlich sein soll. Mit Würfelhelden von Amigo Spiele zeigt er das Potenzial der extremen Reduktion. Aber irgendwie will der Würfel nicht so recht auf die richtige Seite fallen.
Worum geht es bei Würfelhelden
Bösewichte haben das Königreich Therion heimgesucht. Bis zu vier wackere Helden machen sich auf, den Unholden nachzustellen. Vier Familien schicken einen Recken: Die Otter vom Ebersbach, die Bären vom Borbelholzer Wald, die Steinböcke der Berge von Eisenhardt und die Falken vom Aggertal. Theoretisch hat jede Figur noch besondere Waffenkünste, aber in der Partie kommt das nicht zur Geltung.
Mit einem dieser Kämpfer für die Gerechtigkeit ausgestattet gehen 2 – 4 Personen ab 8 Jahren in die Partie. Je nach Würfelglück dauert diese rund 30 Minuten. Den Sieg erhält die Familie zugesprochen, deren Recken die meisten Bösewichte überführt und die meisten Münzen gesammelt hat. Der Weg dorthin führt über Würfel.
Die besonderen Würfel
Alle erhalten ein Tableau mit ihrem Tier und drei weiße Spezialwürfel. Zusätzlich können alle im Laufe der Partie bis zu drei gelbe und drei rote Würfel hinzugewinnen. Diese Zusatzwürfel finden fein sortiert auf dem Tableau Platz. Um den Verlauf zu verstehen, ist ein Blick auf die drei Würfel erforderlich.
Alle Würfel zeigen ein Schwert, zwei Schwerter und drei Schwerter auf jeweils einer Seite. Diese Schwerter sind für die Verfolgung der Bösewichte wichtig. Zusätzlich gibt es je nach Farbe weitere Seiten:
- Jeder weiße Würfel zeigt zweimal je ein Münzsymbol und einmal ein Symbol für einen gelben Würfel.
- Jeder gelbe Würfel zeigt auf den drei weiteren Seiten je eine Münze, ein Symbol für den roten Würfel und ein X.
- Jeder rote Würfel zeigt auf den drei weiteren Seiten zweimal je eine Münze und einmal ein X.
Beim Werfen bringen Münzen Geld ein (ohne Schwerter sogar die doppelte Menge), ein rotes oder gelbes Symbol bringt für die nachfolgende Runde einen entsprechenden Würfel der Farbe. Ein X bedeutet, dass dieser Würfel sofort wieder in den Vorrat verschwindet.
Der Ablauf
In der Mitte liegt ein Stapel mit den Bösewichten aus. Der erste Verbrecher bringt fünf Münzen Kopfgeld, der letzte 15, die dazwischen jeweils zehn. Um diese zu fangen, dürfen alle reihum bis zu dreimal Würfeln (wie bei Kniffel, beliebig Würfe wiederholen).
Am Ende bringen farbige Symbole Zusatzwürfel für die nächste Runde ein. Das steigert die Jagdchancen, solange nicht das gefürchtete X fällt. Münzen bringen Zusatzgeld ein. Die Schwerter aber sind der Jagdeinsatz. Anfangs legt die erste Person ihre Schwerter neben den Steckbrief. Sobald jemand die Anzahl der Schwerter übertrifft, gehen die Würfel zurück und die höhere Summe der Schneiden wandert neben den Steckbrief.
Um den Bösewicht zu fangen und das Kopfgeld zu kassieren, müssen die Schwerter genau eine Runde liegen bleiben. Als Belohnung gibt es die Schwerter zurück und den Steckbrief für die Endabrechnung. Dieses System läuft solange, bis ein tierischer Jäger den letzten Ganoven gestellt hat.
Macht Würfelhelden Spaß?
Ja, das ist alles. Wirklich. Würfeln. Mit etwas Glück viele Schwerter auslegen. Gelbe und rote Zusatzwürfel bekommen, mit einer gewissen Chance wieder verlieren und hin und wieder Zusatzgeld einheimsen.
Das war es. Bämm. Im Jahr 2022. Ich frage ganz vorsichtig: Wo ist das Spiel?
Aber … Da war noch was. Denn die Entscheidungen sind es, die Spaß machen. Sollen die Farbsymbole liegen bleiben? Lohnt es sich, auf Schwerter zu spekulieren? Und wie groß ist das Risiko, die Zusatzwürfel wieder zu verlieren. Denn häufig sind genau die es, die für das Stellen der Bösewichte zwingend erforderlich sind. Logisch: Drei weiße Würfel bringen maximal neun Schwertsymbole. Wer sieben oder acht Symbole übertreffen muss, freut sich über die gelben und roten Würfel.
Ist eine große Schwertanzahl unwahrscheinlich, kann das Gegenteil spannend sein. Mehrere Münzen und keine Schwerter bedeuten doppelte Ausbeute. Damit lässt sich schnell mehr Geld verdienen als bei einem sich über Runden hinziehenden Übertreffen der Schwerter. Denn die meisten Halunken zählen zehn Punkte. Bonus: Wer erst auf Münzen geht, kann später mit Glück immer noch in die meisten Schwerter würfeln.
Zweischneidiges Erlebnis
Aus diesem Grund ist Würfelhelden zweischneidig. Zum einen ist es so extrem reduziert, dass fast nichts passiert. Es gibt keinen Tiefgang, keine besondere Herausforderung. Zum anderen ist es ein knallhartes Zockerspiel, bei dem ein glückliches Händchen über Sieg und Niederlage entscheidet. Das ist jedoch so ansprechend gemacht und schnell erlernt, dass Würfelhelden durchaus als gelungen zu bezeichnen ist.
Übrigens fällt die Regelabweichung zu zweit kaum ins Gewicht. Sie spielt sich ähnlich wie die normale Variante.
Die verpassten Chancen
Als Würfelspiel steht es in einer Linie mit Kniffel oder auch mit Die Siedler von Catan – Würfelspiel. Das wird vielen deutlich zu wenig sein, andere werden eine Würfelorgie nach der anderen spielen wollen. Ich gehöre leider klar zur ersten Kategorie. Für mich ist Würfelhelden ein gutes und schnelles Zockervergnügen, aber zu stark reduziert. Mir ist das Hoffen auf ein Ergebnis zu dröge.
Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Richard Garfield und Amigo Spiele haben hier eine Chance verpasst. So hätte jedes Tier durchaus ein eigenes Würfelset mit Besonderheiten haben können. Das auszubalancieren ist schwierig – zugegeben –, aber hätte dem Verlauf viel mehr Tiefe gegeben. Überhaupt geht die schöne Illustration der Figuren von Dann May unter. Denn das Tableau ist Staffage und für den Verlauf wenig relevant. So ist für mich Würfelhelden ein ordentliches Zockerspiel mit zu wenig Tiefgang und verpassten Chancen auf mehr.
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