Viele Spiele sind ähnlich. Arbeiter einsetzen, Stiche machen oder einfach Würfel werfen. Kodama (Kosmos) ist anders. Nicht spektakulär, aber doch ist das Spielgefühl fremdartig im positiven Sinn. Die Spieler sind Baumhüter. Aufgabe ist, für Wohlfühlatmosphäre zu sorgen, damit die Baumgeister – Kodamas – zufrieden sind.
Spieleerfinder Daniel Solis schafft es damit, dass Spieler entspannt staunen. Denn mit jeder Karte wächst der eigene Baum. Dabei gibt es nur wenige Regeln. So eigenwillig, wie die Bäume durch Astkarten wachsen, ist das schon bemerkenswert. Das macht Spaß. Vor allem ist es ein Spiel für alle, die Bäume mögen, die Natur, Pflanzen und das wilde Wachsen von Irgendwas. Fast schon esoterisch und naturverbunden ist die Stimmung am Spieltisch.
Wie wird Kodama gespielt?
Der Spielablauf ist recht simpel. Über zwölf Runden (= Monate) symbolisiert durch Karten geht es. Am Ende von vier Runden ziehen die Baumgeister in den Baum. Doch der muss zuvor geschaffen werden. Dazu kann jeder Spieler reihum eine der wenigen offen liegenden Astkarten an seinen Baumstamm anlegen. Legeregel: Keine Karte darf tiefer als der Stamm liegen (klar, da ist ja auch Erde) und jede Karte muss den Stamm oder einen Ast so fortsetzen, dass die neue Karte nur eine andere (und keine Symbole) überdeckt. Der Rest ergibt sich durch Details auf dem Ast. So entsteht nach und nach ein völlig schief und krumm wachsender Baum. Das sieht gut aus und wirkt erfrischend anders.
Natürlich gibt es dennoch Punkte. Auf jeder Stammkarte ist ein Symbol abgebildet. Insgesamt gibt es Pilze, Sterne, Wolken, Würmer, Glühwürmchen und Blumen. Diese Symbole wiederholen sich in zufälliger Verteilung und Anzahl auf den Astkarten. Bei jedem gelegten Ast kann der Spieler punkten. Er erhält so viele Punkte, wie seine Symbole auf seiner Karte und zusätzlich auf der davor liegenden und allen weiteren in einer Astreihe liegenden Astkarten bzw. der Stammkarte in ununterbrochener Linie zu finden sind. Ist ein Symbol auf einer angrenzenden Astkarte nicht mehr vorhanden, gibt es keine weiteren Punkte für diese Symbolart. Maximal sind zehn Punkte erlaubt. Sonst darf der Spieler die Karte nicht legen. Klingt schwerer als es ist. Kurz: Einfach von der Astspitze Richtung Baum so lange zählen, bis das Symbol nicht mehr vorkommt.
Die Jahreszeiten haben einen gewissen Einfluss auf die Punktevergabe. Je nach ausliegender Karte können die Spieler Boni ergattern.
Kodamas ziehen ein
Nun ziehen die Kodamas in den Baum. Jeder Spieler hat vier Kodamas, aber nur drei werden im Laufe des Spiels den Baum bewohnen. Also ist Weitsicht gefragt, denn die Baumgeister bieten einen Punktebonus, der durchaus nicht zu verachten ist – wenn der Baumgeist im richtigen Moment in den Baum einzieht. Sonst sind sie störerisch und verweigern eben ihre Gunst. Daher sind die Spieler gefragt, für ihre Baumgeister von Anfang an taktisch Äste zu legen.
Am Jahresende werden alle Punkte zusammengezählt. Sieger ist, wer die meisten Punkte sammeln konnte.
Lohnt sich das Baumgeister-Legespiel Kodama?
Kodama ist wirklich interessant. Der reine Punktemechanismus ist eher unspektakulär. Aber die Kombination mit einem Legespiel, bei dem die Spieler die Form ihres Baumes bestimmen und immer neue Kreationen auf den Tisch bringen – das ist ungewöhnlich. So sind meine Spielrunden bisher sehr fasziniert bei der Sache gewesen, weil dieser „Wildwuchs“ der Bäume einfach schön ist. Dass es letztlich nur um eine simple Punkteoptimierung geht, stört dabei nicht. Einsteiger finden das angenehm und erfahrenere Spieler spielen dennoch gern mit. Zumal die Wahl des richtigen Kodamas zur richtigen Zeit durchaus einen erheblichen Punkteabstand ausmachen kann.
Unterstützt wird die Reise zu den Baumgeistern mit sehr reduzierten, aber dennoch fantasievollen Illustrationen von Kwanchai Moriya. Diese tragen erheblich zur Stimmung bei und unterstreichen, dass Kodama ein sehr eigenwilliges, anderes, fast schon exotisch wirkendes Legespiel ist.
Das Kartenspiel Kodama ist ein sehr zugängliches Spiel, das Einsteiger mit an den Tisch holt. Zudem ist es entspannt spielbar, weil hier bei aller Punkteoptimierung nur wenig Wettbewerb stattfindet. Die Spieler erfreuen sich vielmehr am wilden Wachsen ihres Baums. Das hat fast schon etwas Spirituelles. Natürlich wird es Spieler geben, die Kodama als bloßes Kartenspiel sehen, die Punkte optimieren und das Spielprinzip langweilig finden. Für die ist dieses Hegen und Pflegen des wachsenden Baums jedoch nicht gemacht.
Zum Gesellschaftsspiel gibt es eine App, mit der die Spieler ihre Punkte zählen können. Das ist eine schöne Dreingabe. Allerdings hätte ich mir zumindest einen kleinen Wertungsblock und evtl. Bleistifte gewünscht, denn es gibt einiges zu notieren. Aber ich kann zur Not auch damit leben, dass diese eben fehlen.
Kodama schafft es jedenfalls auf meine Spieleliste für Gruppen, die entspannt und locker Spaß haben möchten und aus den typischen Gelegenheitsspielern bestehen. Das Kartenlegespiel ist leicht, schnell gespielt und durch seinen eigenwilligen Mechanismus und die exotisch wirkenden Illustrationen ein Tipp für das niedrigschwellige Spielen.
Kurze Zusammenfassung der Rezension zum Kartenspiel Kodama
Kodama ist ein exotisch wirkendes Kartenlegespiel. Die Spieler legen mit Astkarten individuell aussehende Bäume. Die Regeln sind überschaubar, das Spiel hat aber durch seine schöne Gestaltung und den etwas anderen Legemechanismus einen Spielreiz, der insbesondere Gelegenheitsspieler anspricht. Ein Tipp für Runden, die leichte, aber stimmungsvolle Spiele mögen.
Infos zu Kodama
- Titel: Kodama
- Verlag: Kosmos
- Autor: Daniel Solis
- Spieleranzahl (von bis): 2-5
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
- Dauer in Minuten: 30
- Jahrgang: 2017
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