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Bericht zur Spielmesse 2017 in Essen

Die Spielemesse 2017 in Essen - Foto von Axel Bungart

Angespielte Neuheiten, Eindrücke und ein neuer Besucherrekord

Oohhh, wie war das schööön, oohhh, wie war das schööön … Und heute ist Sonntag. Heute trifft mich der Nach-Spielmesse-Blues. Ein Stapel von neuen Spielen türmt sich im Keller. In Gedanken bin ich noch auf meiner, auf unserer Messe.

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Drei Tage (und ein bisschen) spielen liegen hinter mir. Das Bisschen ist der Messemittwoch, an dem ja auch schon ein bisschen gespielt wurde. Es war wieder voll, es war wieder aufregend und ein bisschen auch wie immer. Aber das heißt nichts Schlechtes. Unser eingespieltes Testerteam ist durch alle Hallen geschlendert und hat Eindrücke aufgefangen, Eindrücke von Spielen, von Spielern und vom ganzen Drumherum.

Unser erster Eindruck war, dass es zwar voll war und auch das Gedränge auf den Straßen rund um die Messe erdrückend war. Aber schlimmer als letztes Jahr würde ich es nicht mehr einschätzen. Ist das gut oder schlecht? Keine Ahnung. Vielleicht waren wir dieses Jahr auch einfach pünktlicher vor Ort. Doch auch das ist ja eine Erkenntnis: Wer früher kommt, kommt früher rein.

Spiel 17: Nicht erst bei Los geht’s los

So war es denn auch noch deutlich vor 10 Uhr, als sich am Donnerstag die Pforten offiziell öffneten. Unser Wunschstand – Schwerkraft mit Klong! – war leider schon belegt, also haben wir uns bei Kosmos niedergelassen. Man darf aber mittlerweile behaupten, dass der Kosmosstand seinen ihm lange anlastenden Ruf des ewigen Belegtseins endgültig abgeworfen hat. Wir starten dann auch gleich mit einem meiner Listenpunkte: Das Fundament der Ewigkeit von Michael Rieneck. Gleich erkennt man auch die Handschrift von Michael Menzel. Alles ist klasse gezeichnet, eindeutig symbolisiert, das Spiel spielt sich rund und nicht zu kopfbelastend. Ein Jörg spielt mit uns, sodass wir in Vollbesetzung spielen. Das Spiel sagt allen zu. Der fremde Jörg reiht es in die Liste der drei Ken-Follet-Verspielungen als leichtestes ein.

Das Fundament der Ewigkeit - Foto Axel Bungart

Wir lassen uns vom Strom der Menschen weiter durch Halle 3 ziehen. Offenbar haben viele ihre Tour d’Essen in einer der hinteren Hallen begonnen, denn es lässt sich ganz ordentlich schlendern. Freie Tische sind allerdings Mangelware, egal wo. So betreten wir erstmals Halle 2. Argh! Ist das warm hier. Da scheint wohl einer am falschen Rädchen gedreht zu haben. Wir entblättern uns, soweit das zulässig ist.

Ein bisschen Glück haben wir bei Lookout Spiele. Aber nur ein bisschen, denn die angepeilten Nusfjord oder Riverboat sind leider auf absehbare Zeit besetzt. Das ist schade, so begnügen wir uns mit Bärenpark. Man baut einen kleinen Zoo, der mit der Zeit immer größer wird und puzzlet alles so zusammen, dass möglichst keine Lücken bleiben. Ein bisschen Patchwork oder Cottage Garden (oder Indian Summer) steckt darin. Mehr ist es nicht. Keiner von uns sprudelt vor Begeisterung. Ich würde es aber noch mal spielen. Der junge Erklärbär bei Lookout drückt jedem von uns noch großzügig eine Bonuskarte in die Hand. Vier Aufkleber darauf für vier gespielte Spiele bescheren einem dann ein … ja, was denn eigentlich? Er weiß es nicht so genau. Ein Spiel jedenfalls nicht. Wenn wir wollen, können wir es erfragen. Wollen wir aber nicht, denn, und da sind wir wieder bei den Mythen, Lookout mausert sich langsam zum neuen Kosmos. Hier einen Platz an einem Tisch (= Spiel) der Wahl zu erhalten, ist quasi unmöglich. Dazu noch später.

An diesem Tag sind wir nicht so sehr erfolgreich, was unsere Ausbeute an Testspielen angeht. Darum testen wir erstmal den Grillstand zwischen den Hallen 2 und 3. Eine recht lange Schlange schreckt uns nicht ab. Es geht auch schnell voran. Die Damen und Herren an der Ausgabe sind flink! Und das Grillsteak schmeckt bestens. Ein erstes Fachsimpeln mit vollem Mund, und schon geht’s weiter. Nur keine Zeit vertrödeln.

Da ich mich von der Gruppe kurz absetze, komme ich leider zu spät, um bei eggertspiele eine Partie Reworld mitzuspielen. Ich schaue zu und lese mir währenddessen die Spielregeln durch. Es ist beeindruckend, wie es Wolfgang Kramer und Michael Kiesling immer wieder schaffen, eine Spielregel so zu schreiben, dass man sie nach einmaligem Lesen (auch bei Lärm) verstanden und verinnerlicht hat. So richtig überzeugt sind meine Freund vom Spiel zwar nicht, aber vielleicht auch deswegen, weil man ihnen die zweite Phase des Spiels nicht so gut erklärt hat, dass sie sich in der ersten Phase spielerisch darauf hätten einstellen können. Chance vertan.

Reworld - Foto Axel Bungart

Wir versuchen unser Glück bei Hans im selbigen, und siehe da: Ein freier Tisch für Majesty. Meine To-Play-Liste schrumpft. Das Spiel ist verblüffend schnell erklärt. Es spielt sich gut. Man nimmt sich Karten für seine Auslage, die einem Geld und damit Punkte bringen. Manche bekommt man umsonst, für andere zahlt man. Eingängig, schön, unterhaltsam. Das könnte ein Kaufkandidat werden. Leider kostet es auf Messe rund 30 EUR, was ich als zu viel empfinde.

Kreuz und quer durch die Hallen auf der Spiel 17

Etwas ziellos geht es noch einmal quer durch die Hallen. Zwischendurch versperrt uns eine Schlange den Weg. Wo die wohl anstehen? Bei den Heidelbergern natürlich. Gibt’s da was umsonst? Meine Güte, solche Schlangen sind sogar für Messebesucher überraschend. Bis in die etwas abenteuerlichen Hallen 6-8 treibt es uns schließlich. Hier finden wir Eurogamer nicht mehr so richtig viel, aber die ausgefalleneren Stände und das Zubehör, dass man dort kaufen kann, sind mal ein gute halbe Stunde wert. Am Stand von Rubrand kaufen wir Eselskarren für Istanbul, die ein Verrutschen der Würfel auf der Unterlage künftig verhindern sollen. Endlich mal so eine Schablone für ein nicht so ausgefallenes Spiel.

Ein zufälliger Blick auf das Ranking von Boardgamegeek offenbart eine kleine Überraschung: Auf Platz 1 thront derzeit Azul (Plan B).

Azul - Spieletipp in Essen - Foto Axel Bungart

Wir schließen den Tag mit der Erweiterung von Peloponnes (Irongames) in Halle zwei ab. Das ist mal eine größere Erweiterung für das tolle Spiel von Bernd Eisenstein. Und es verändert eine Menge. Mehr Katastrophen, mehr Krieg (auch untereinander) und mehr Punkte. Das gefällt und ist dann auch – gekauft.

Tag zwei auf der Spiel 17 – auf der Suche nach Spielen

Der Freitag startet fast wie der Donnerstag. Wir erhalten gleich einen freien Tisch bei Queen Games und spielen Merlin. Das steht nicht auf meiner Liste, wieso weiß ich nicht. Ein runder Spielpan mit Figuren die sich im Kreis schwindelig laufen, unter ihnen Merlin. Wie das Spiel zu seinem Name kam, erschließt sich mir nicht, aber immerhin ist es vielfältig und es läuft gut. Beides Attribute, die auf ein Spiel von Stefan Feld typischerweise zutreffen (hier zusammen mit Michael Rieneck verantwortlich).

Wir zweigen wieder in Halle 2 ab, in der es heute lange nicht mehr so warm ist, was wir einhellig begrüßen. Fast hätte ich Wanted (Galakta) übersehen, das mir schon auf der Neuheitenshow aufgrund seiner schönen Aufmachung aufgefallen war. Ein einfaches, schnelles Spiel, wie der Erklärer verspricht. Jeder hat sechs Karten (und es werden auch tatsächlich nicht mehr), es gibt fünf Gebäude, die man besuchen kann. Ist man alleine dort, kriegt man sofort Geld, aber trifft man jemanden, muss man sich duellieren. So ging es mir auch mehrfach. Wir ballern (mit Würfeln und Karten): 7:7. Wir ballern noch mal: 7:7. Wir ballern weiter: 7:7. Und noch mal. Dann endlich gehen meinem Gegner die Bullets aus und ich strecke ihn nieder. Die anderen sehen in der Zeit zu (oder fern oder in ihr Handy …). Sehr einfach, auch auf den zweiten Eindruck schön, aber offenbar irgendwie noch nicht ganz ausgereift, was die Entscheidungsfindung im Duell angeht.

Spielkarten von London - Foto Axel Bungart

Noch ein Spiel fällt mir ein, das mir in der Neuheitenshow auffiel: London (Osprey Games). Ich kann gleich mitspielen, meine Kollegen gucken mir über die Schulter. Ein bildschönes Artwork mit Abbildungen aus dem historischen London. Man sammelt Karten, spielt sie vor sich aus, und zwischendurch wertet man sie. Sehr einfach, denke ich, zumal die charmante Engländerin, die das Spiel erklärt, die in dem Spiel vorkommende Armut (die man nicht haben sollte), relativiert. Am Ende unterliege ich mit jeder Menge Armut drei Italienern mit rund 100 Punkten Unterschied. Ernüchtert finde ich, dass 45 EUR für die tollen Karten vielleicht doch ein bisschen viel Geld sind. Meine beiden Feunde spenden Trost. Oder war es Häme?

Von guten und schlechten Erklärern auf der Spielemesse 2017

Ein Tipp aus der WhatsApp-Gruppe sagt: Agra. Also spielen wir nach kurzer Wartezeit Agra bei Quined Games. Hey, und der Autor himself, Michael-the-Kopftuch-Keller, erklärt es uns. Mit am Tisch sitzt ein uns Unbekannter, der bereits direkt davor eine Partie gespielt hat. Zu Beginn bittet er Kopftuch-Keller darum, nicht nur die Mechanismen zu erklären sondern auch das ganze Drumherum und das Spielziel. Naja, denke ich da noch, das ist ja wohl das Mindeste. Das Spiel ist übrigens opulentest ausgestattet, mit einem schräg ansteigenden Extra-Spielbrett und Spielsteinen, die entsprechend angeschrägt darauf prima stehen. Das ist sehr spektakulär und auffallend. Etwas schräg ist aber leider auch die umfangreiche Erklärung von Michael K. und mir dämmert es, warum mein fremder Nachbar darum bat, das Spiel zu erklären und nicht nur die Regeln. Selten habe ich nach einer Erklärung (auf Deutsch) so keine Ahnung gehabt von dem, was ich machen soll. Und ich bin nicht der Einzige. So stellen wir so viele Fragen, dass man sich die Erklärung auch hätte sparen können. Nach ein paar Runden (ohne den Autor) erfragen wir am Nebentisch, was überhaupt das Ziel ist. Aber die können uns das nur vage erklären. Offenbar hat auch dort keiner den echten Durchblick. Nach einer weiteren Runde haben wir genug „gespielt“ und ziehen weiter. Vielleicht gar kein schlechtes Spiel, wenn man nur wüsste, was zu tun ist.

Die Mittagspause verbringen wir an diesem Tag in der Galeria im Stehen. Ein Würstchen mit Pommes ist manchmal das Beste, was man essen kann. Ganz überrascht sind wir, dass es ein bisschen versteckt sogar einen Stand gibt, der von den üblicherweise schweineteuren Getränkepreisen abweicht. 1,50 EUR für 0,33 l sind ein fairer Preis im Gegensatz zu den sonst üblichen 3,50 EUR für 0,5 l. Also trinken wir auf den guten Preis!

Nach der Hirnmarter suchen wir etwas Einfacheres und werden bei Amigo Spiele fündig. Druids heißt das Kartenspiel, das Wizard-Kennern und anderen Stichspielern keine Probleme bereiten dürfte. Erklärbärin Bettina ist daher auch sehr dankbar dafür, dass wir wissen, was ein Stich(spiel) ist. Ich empfehle ihr natürlich meinen Blog auf Reich der Spiele „Was ist ein Stichspiel?“. Zusammen mit Cassandra und Martin spielen wir zu fünft. Das Spiel macht Spaß, weil man die gewohnten Denkbahnen bei Stichspielen verlassen muss. Das würde ich wieder spielen.

Anschließend spielen wir noch eine Runde Icecool, das Kinderspiel des Jahres 2017. Das macht aber wohl erst mehr Spaß, wenn man es ein bisschen geübt hat und die kleinen Figuren gezielter durch die Räume schießen kann.

Der offizielle Teil des Messetages endet danach. Im Laufe des Abends habe ich noch die Gelegenheit Klong! zu spielen. Deckbuilding gepaart mit einem Rein-Raus-Wettrennen im Verlies einer Burg. Das macht Spaß, ist recht stimmungsvoll und auch von der Spieldauer erträglich. Der erste Spieler, der den Rückzug antritt, zieht die anderen meist ungewollt hinterher, damit die noch lebend das Tageslicht erreichen.

Abschließend gibt’s noch ein Queendomino, damit ich das auch mal gespielt habe, und dann ab in die Heia.

Tag drei auf der Spiel 17 – die Rückkehr der Spieletester

Die lange Wand von Asmodee - Foto Axel Bungart

Der letzte Messetag. Es schwingt schon morgens immer ein bisschen Wehmut mit, wenn man die Halle betritt. Auch wenn wir schon sehr viel von unserer Liste haben erledigen können, verhindert es doch nicht das Gefühl, dass man irgendwie nie alles gesehen hat, was interessant gewesen wäre. Nun gut, einen Tag gibt es ja noch und so starten wir an diesem Morgen in Halle 1. Wenn man die Halle betritt, glaubt man, bei den Asmodee-Festspielen zu sein. Rund ein Drittel der ganzen Halle 1 ist von Asmodee-Ständen belegt. Zusätzlich zu dem großen Stand in Halle 3. Ein rundes elektronisches Display schwebt über einem der Stände, eine Videowand sorgt für Aufmerksamkeit, und die längste Standfront der Messe schreit: Hier ist Asmodee!

Bei Lookout ergattere ich tatsächlich einen leeren Tisch. Da auf allen anderen Tischen bereits ein Spiel liegt, frage ich, ob und was an diesem Tisch gespielt werden könne. Die Dame an der Ausgabe versteht mich nicht, weil sie englisch, ich deutsch. Auch der zweite Versuch auf (meinem durchaus verständlichen) Englisch schlägt fehl. Noch bevor sie einen deutschsprachigen Kollegen einschaltet und ich von ihm eine lustlose und zudem unbefriedigende Antwort erhalte, ist der Tisch besetzt. Mir schwillt so ein bisschen der Kamm.

Bei Northstar in Halle 2 fragen wir zum gefühlt elften Mal nach dem Promopack für Evolution. Schon in den vergangenen Tagen hat man uns von einem auf den anderen und schließlich auf Samstag vertröstet. Aber dieser Samstag war damit wohl nicht gemeint, denn weder das Promopack ist da, noch der Lieferant, noch der verantwortliche Mann am Stand, noch seine Telefonnummer, und überhaupt weiß niemand, wo er ist und wann er zurückkommt. Immer freundlich diese Amerikaner. Aber leider inkompetent.

Da kommt uns der nächste gerade gelegen: Randall Hoyt aus New Hampshire. Er überredet uns zu seinem Road Hog (Jolly Roger Games/Ultra PRO), was so viel wie Verkehrsrowdy heißt. Wir müssen uns mit unserem farbigen Autochen durch eine Menge weißer Autochen schlängeln, die eine mehrspurige Straße verstopfen. Daily traffic jam. Man spielt Karten aus, kann dadurch fahren, andere behindern oder verschieben, Staus entstehen und verschwinden lassen. Das Spiel ist nicht nur recht schnell und witzig sondern auch Randall biegt mein Minuten altes Bild vom freundlich-inkompetenten Amerikaner wieder in die richtige Richtung. Thanks, Randall!

Wir kommen am Stand von Klask vorbei. Das war bereits im letzten Jahr neu und erfreut sich offenbar schon jetzt einer großen Fangemeinde. Ernst gemeintes Angebot: Wer sich das Wort KLASK für zwei Tage auf seine Stirn „tätowieren“ lässt und damit auf der Messe herumläuft, erhält ein Spiel gratis. Wenn das mal kein Angebot ist!

Weiter geht’s in einem weiten Bogen durch die Hallen 6-8. Hier ein Kartenhalter, dort eine Aufbewahrungsbox, auch wer ausgefallene Würfel braucht, findet hier sicher das Passende – dafür sind dieses Hallen das Nischenmekka. Der Plan, wieder in Halle 3 zu gehen, erweist sich als Schnapsidee, denn die Besucherwelle ist mittlerweile im hinteren Teil angekommen, wo wir uns jetzt einen Weg bahnen müssen. Das ist teilweise kaum möglich, so voll ist es.

Gold Armada - Foto Axel Bungart

Dennoch schaffen wir bis zum Stand von Tactic, wo wir das Familien- (oder eher Kinder-)spiel Gold Armada spielen. Es dauert nicht lange, worüber wir einigermaßen froh sind. Ein paar Stände weiter finden wir MS Bator, das mit seinem sehr großen dreidimensionalen Passagierschiffsaufbau anlockt. Ein Deduktionsspiel, das uns die sympathische Polin auf Englisch erklärt. Nach ein, zwei Runden haben wir das Spielprinzip verstanden. Wir sollen anhand unserer eigenen Charakterkarten ermitteln, welche der 13 davon übrig ist. Zwei Mitspieler, Chris(tian) und Seb(astian) leisten uns spielerisch Gesellschaft. Nach zwanzig Minuten ist zumindest einer der beiden so begeistert, dass wir nicht weiterspielen müssen. Seine Kaufentscheidung steht fest, unsere Zurückhaltung auch. Nettes Spiel, aber mehr Drum und Dran als Drin.

Noch mal finden wir einen freien Tisch in Halle 3: Bei Abacusspiele spielen wir Century – Die Gewürzstraße. Ein Teil einer Trilogie, bei der es um das Sammeln von Karten geht, die wir dazu brauchen, um Gewürze zu sammeln und umzutauschen. Wieder mal eine Art Deckbuildung, einfach, bekannt, nichts Neues. Das Material ist sehr schön mit ein paar Plastikschälchen, in denen man die Gewürze aufbewahrt; spielt sich flott, aber nicht spannend genug, um es öfter zu spielen.

Später bleiben wir bei Bezier hängen und spielen Palace of Mad King Ludwig. Das kommt uns bekannt vor, denn so ähnlich hieß doch schon mal ein Spiel, das es auch auf  Deutsch gab. Das Spiel funktioniert auch sehr ähnlich. Das Material ist jetzt bunter. Zu bunt eigentlich, denn mit jedem neuen Teil wird es nicht nur bunter sondern leider unübersichtlicher. Außerdem sind die kleinen Teile doch sehr fummelig. Dennoch ist der Spielablauf an sich ganz ordentlich. Am Nebentisch spielt man Werewords, das mit einer App und Tablet unterstützt wird. Ein offenbar sehr spaßiges Kommunikationsspiel, bei dem die Mitspieler ein Wort erraten müssen, das nur einer kennt. Zu einem Spontankauf kann ich mich aber leider nicht durchringen.

Demospiel in groß für Exploding Kittens - Foto Axel Bungart

Endspurt auf der SPIEL ’17

Da sich die Messe dem Ende entgegenneigt, erlauben wir uns den Luxus, ca. eine halbe Stunde auf einen freien Tisch bei Plan B und Azul zu warten. Das Spiel zieht einen ja rein optisch nicht direkt in seinen Bann. Es erinnert ein bisschen an Küchenfliesen aus den 60er-Jahren. Ein abstraktes Spiel zudem, was nicht jeden anspricht. Wir spielen zu viert mit einer jungen Dame. Zwischendurch haut‘s mich einmal punktemäßig so zurück, dass ich mit dem Spielausgang nichts mehr zu tun habe. Das kann wohl passieren und scheint mir nicht ein Qualitätsmerkmal des Spiels zu sein, wenn es auch ansonsten durchaus zu überzeugen weiß.

Damit beenden wir auch unsere Messe für 2017. Wie immer mit eineinhalb Tränen im Auge, denn jetzt ist erst mal wieder mehr nach der Messe als vor der Messe. Neue Trends habe ich nicht wirklich gesehen. Deckbuilding ist in immer mehr Varianten zu sehen, was zum einen schön ist, weil es das dröge Dominion-Prinzip mit anderen Mechanismen verbindet und damit zum Teil thematischer wird. Zum anderen strapaziert es aber die Technik und man wünscht sich mehr neue Ideen.

Ein Minitrend war für mich dieses Jahr ein rundes Spielbrett. Das habe ich öfter gesehen, und es ist fürs Auge immer gleich eine Abwechslung zum Mainstream. Wenn dann das Design auch noch das Spiel unterstützt, kann man es schon mal als gelungen bezeichnen.

Gerne fahre ich auch dieses Jahr nicht nach Hause. Und wenn man sieht, wie viele Spiele hier Abend für Abend aus der Halle geschleppt werden, dann spürt man, dass die Spiele leben – worüber sich die Branche freut und wir Spieler sowieso. Übrigens: Tatsächlich kommen mir jetzt, da ich am Ausgang warte, einige entgegen, die nicht nur ein Klask in der Hand sondern auch noch das Wort auf der Stirn tragen. Mission erfüllt.

Wieder neuer Besucherrekord auf der SPIEL ’17

Der Merz Verlag freut sich mit 182.000 Besuchern über einen neuen Besucherrekord. Trotzdem hat sich die Lage organisatorisch spürbar entspannt. Der Veranstalter hatte im Vorfeld für mehr Parkplätze und höhere Transfertaktung gesorgt, was (nach dessen Darstellung) die Verkehrslage erheblich entspannt hat. Das entsprach zumindest auch meinem Eindruck. Mit der weiteren Ausdehnung der Messefläche verteilte sich das Publikum soweit, dass man nicht ständig das Gefühl hatte, weder vor- noch zurückzukommen. Von Stoßzeiten abgesehen. Die Toilettenschlangen waren einigermaßen überschaubar und auch die Wartezeit an den Snackpoints vertretbar. Man erwartet ja keine Wunder.

Freuen wir uns auf das nächsten Jahr – auf die SPIEL ’18 vom 25.-28.10.2018 in Essen.blank

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