Infos zu Mombasa
- Titel: Mombasa
- Verlag: eggertspiele, Pegasus Spiele
- Autor: Alexander Pfister
- Spieleranzahl (von bis): 2-4
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
- Dauer in Minuten: 75-150
- Jahrgang: 2015
Mombasa, traditionsreiche Hafenstadt im ostafrikanischen Kenia. Die Stadt hat eine bewegte Vergangenheit und ist Namensgeber für ein Strategiespiel, das Alexander Pfister bei eggertspiele/Pegasus Spiele veröffentlicht hat. Bereits im Vorfeld gab es viele Diskussionen, denn Mombasa thematisiert die Kolonialzeit Afrikas. Oder anders: Die Zeit von Kolonialisierung, Landnahme, Plantagengründungen, Ausbeutung, Sklavenhandel. Das Thema abstrahiert aber ganz gewaltig und so spricht sich der Autor vom Vorwurf einer Beschönigung mehr als frei. Im Gegenteil: Die Spielanleitung ergänzt Regeln und Szenario um einen entsprechenden Hinweis.
Worum geht es beim Strategiespiel Mombasa?
Alexander Pfister hat ein kleines Meisterwerk abgeliefert. Denn er schafft es nicht nur, thematisch in übergeordnete Sphären aufzusteigen, sondern auch viele kleine Mechanismen geschickt zu einem runden Ganzen zu kombinieren. Heraus kommt ein Strategiespiel vom Feinsten. Es hat trotz relativ umfassender Spielregeln einen vergleichsweise leichten Zugang, sehr verzahnte Mechanismen, eine gewisse Eleganz und dabei eine enorme strategische Tiefe. Alles in allem macht diese Kombination Mombasa zu einem erstklassigen Spiel, das sehr viel Entscheidungsraum lässt, den Spielern aber erbarmungslos die Konsequenzen daraus vorhält.
Die Spieler sind Anteilseigener an vier afrikanischen Handelskompanien. Um diese zu erreichen, müssen Sie bei der Expansion der Kompanien helfen, die richtigen Plantagenprodukte sammeln, ab und zu die Buchhaltung voranbringen, geschickte Zusatzzüge machen und immer mal wieder einen Diamanten einsammeln. Am Ende sammeln sie so Anteile der Kompanien, Punkte auf mehreren Zählleisten und Punkte aus Barvermögen.
Wie wird das Strategiespiel Mombasa gespielt?
Das alles klingt sehr wirtschaftlich, ist im Spielverlauf aber eher eine Optimierungsaufgabe. Die Einzelkomponenten greifen dabei sehr eng ineinander, sodass jede Aktion (oder Nicht-Aktion) erhebliche Auswirkungen auf die eigenen Siegchancen hat. Die Bedeutung der einzelnen Aktionen ist kaum in Kürze darzustellen. Wesentlich sind diese Komponenten:
- Die Spieler bezahlen mit Karten neue Karten und können überschüssige Punkte in Fortschritte auf Kompanieleisten umsetzen.
- Durch Fortschritt auf Kompanieleisten entstehen zusätzliche Zugmöglichkeiten und Anteile für die Spieler.
- Die Expansion von Kompanien bringt viele neue Ressourcen und steigert den Kompaniewert. Das spätere Verdrängen von Kompanien ist aber extrem aufwendig.
- Diamanten und besondere Buchhaltungsplättchen müssen geschickt gesammelt (und eingesetzt) werden, um Zusatzaktionen zu bekommen.
- Herzstück ist der Aktionsmechanismus. Drei Handkarten werden nebeneinander als Aktionen ausgelegt. Anschließend wandern diese auf zugeordnete Ablagestapel. Vor (!) dem Ablegen kann der Spieler (nur) einen dieser Stapel als Nachschub wieder auf die Hand nehmen. Dadurch sind gespielte Karten nicht so schnell wieder auf der Hand.
- Einige allgemeine Aktionen können nur einmal gewählt werden, sodass die Spieler zusätzliche Aktionssteine auf Kosten anderer Chancen frühzeitig geschickt setzen müssen.
Wie gut ist Mombasa als Expertenspiel?
Die besondere Herausforderung ist tatsächlich, eine Strategie zu entwickeln. Da die Kompanieleisten eine wichtige Rolle spielen, aber jeweils zwei nutzbare Varianten bieten, ist es – nicht zuletzt auch durch die Aktionen der Mitspieler – sehr schwer, die beste Strategie zu finden. Es bedarf etwas Übung, die Ausbreitung der Kompanien, das Voranschreiten auf den Leisten und den Kauf der attraktivsten Karten in einen gewinnbringenden Gleichklang zu bringen. Noch länger dauert es, solche Strategien zu optimieren. Gelingt dies, hauen einem immer noch die Mitspieler die wichtigsten Säulen der eigenen Vorhaben aus dem Gleichgewicht.
Dieser limitierte und sehr abstrahierende Optimierungszwang macht Mombasa zu einem für ein Strategiespiel dieses Kaliebers unglaublich harmonischen Vergnügen. Immer schwingt das Gefühl mit, das Spiel zu beherrschen. Aber eben auch die Erkenntnis, dass am Ende alles schwieriger als gedacht ist.
Das Spielgefühl gleicht einem Optimierungszwang. Da die Punkte zudem aus mehreren Bereichen addiert werden, bleibt immer das Gefühl der Lücke. Autor und Verlag haben die Möglichkeiten so reduziert, dass es bei allen Auswahlmöglichkeiten die angenehm unangenehme Erkenntnis des „zu wenig Züge“ gibt. Ein Fokussieren bedeutet zugleich immer ein Vernachlässigen anderer wichtiger Aktionen. Besonders zeigt sich dies am Kartenlege- und -aufnehmmechanismus. Wer eine starke Kartenkombo spielt, zerreißt diese Einheit und kann sie nur nach und nach aufnehmen. Das bedingt einer vorausschauenden Planung und reduziert die eigene Möglichkeit, obwohl ausreichend starke Karten vorhanden sind. Bei den wenigen zu spielenden Runden, wird es schwer, Kombos zu wiederholen.
Thema und Aktionen sind bei Mombasa eng verzahnt
Plantagenwirtschaft und Expansion sind sehr abstrakt gelöst. Teilweise gleichen Aktionen bei Mombasa – und das ist ein kleiner Kritikpunkt – daher eher einer mathematischen Entscheidungsfindung. Allerdings zählt das große Ganze und das lässt sich durch die sehr feine Verzahnung aller Aktionen nicht immer bis ins Letzte durchkalkulieren. Trotzdem: Die Spieler verlieren auch bei den einzelnen Aktionen nie den thematischen Bezug. So müssen sie sich Runde für Runde erneut entscheiden, mit – möglichst mehreren – Ausbreitungskarten Kompanien zu expandieren und im Wert zu steigern, lieber hochwertige Warenkarten für spätere Aktionen zu kaufen oder besondere Aktionen zu wählen, um das eigene Wohl voranzutreiben. Nicht zuletzt geht es auch um Timingfragen. Denn wer nicht aufpasst, verliert nicht nur die gewünschten Zugmöglichkeiten oder hat zum richtigen Zeitpunkt die falschen Karten gespielt, sondern verliert auch den Anteilsanschluss an sich ausbereitende und damit wertvolle Kompanien.
Für wen eignet sich das Strategiespiel Mombasa?
Mombasa gibt erfahrenen Spielern eine sehr schöne Herausforderung. Das Optimieren der vielen Strategiemöglichkeiten, das Beobachten der Mitspieler und das Verstehen der vielen Zusammenhänge sind Basis für lang anhaltenden Spielspaß. Dieser unterscheidet sich in den verschiedenen Besetzungen allein schon durch die völlig anders laufende Expansion der Kompanien, bleibt aber immer groß. Eine wahrer Punktekampf ist die Variante mit vier Spielern, etwas lufitger wird es zu zweit, ohne jedoch spaßreduziert zu wirken.
Die Regeln sind zwar umfangreich und sehr „kleinteilig“. Einmal gelesen und verstanden entpuppt sich der Spielverlauf jedoch als deutlich einfacher zu handhaben, als die eigene Strategie optimierbar ist. Der relativ leichte Einstieg erlaubt es dann auch, weniger erfahrene, aber aufgeschlossene Spieler an Mombasa heranzuführen. Die Betonung liegt auf „heranzuführen“, denn die klassische Familie wird mit dem Strategiekracher Mombasa ihre Probleme haben. Experten und Anhänger von Strategie- und Optimierungsspielen werden mit Mombasa viel Freude haben. Für einige wird es vielleicht in Sachen Komplexität trotz der vielen Teilmechanismen an der Unterkante sein. Dennoch ist das Strategiespiel eine Herausforderung für die Zielgruppe, die neuerdings gern als Spielekenner bezeichnet wird.
Top-Spiel mit Top-Mechanismen und Top-Ausstattung
Bleibt nur zu sagen: Mombasa ist ein Top-Spiel mit Top-Mechanismen und Top-Ausstattung. In diesem Spiel zeigen sich der Ideenreichtum des Autors, die hervorragende redaktionelle Arbeit und tolles Material. Was gibt es da trotz Verortung in eine in der Realität eher blutige Zeitspanne des Schwarzen Kontinents noch zu meckern? Mombasa ist ein extrem gutes Brettspiel. Fertig.
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1 Kommentar
Das klingt, als wäre das genau ein Spiel für mich. Schade, dass die Optik für meinen Geschmack weit hinter der spielrischen Qualität hinterherhinkt und mich bisher mehr abgeschreckt als eingeladen hat.